KAPITEL 4
DIE MENSCHLICHE SELBSTSTEUERUNG   ETHIK

Damit deutlich wird, worum es in diesem Kapitel geht, machen wir uns zunächst klar, mit welchen Begriffen Menschen seine Thematik umschreiben:
Menschen bezeichnen ihre Selbststeuerung bzw. ihre Selbststeuerungsprogramme und -ursachen mit Begriffen wie Moral, Lehre von Gut und Böse, Ethik, Sitten, Bräuche, Politik, Gesetze, Verhaltensvorschriften, Normenkatalog, Präferenzsystem, Ich, Es, Über-Ich, Konventionssammlung, Gewissen, Motivationen, (konditionierte) Appetenzen und Aversionen.
Wir werden in diesem Kapitel einen Blick auf die vorherrschenden ethischen Konzeptionen und biologischen Antriebe der Menschheit werfen und die Entwicklung der menschlichen Selbststeuerung besprechen. Das heißt, wir werden besprechen, wie die menschliche Ethik aus biologischen Wurzeln entstanden ist und wie sie sich innerhalb der Kultur verändert hat. Dabei werden wir die biologischen und kulturellen Entwicklungsprinzipien vergleichen. Wir werden die ethischen Konzeptionen und ihre Veränderbarkeit kritisch bewerten und mit dem konstruktiven Hedonismus vergleichen. Dabei wird die Bedeutung der Verwissenschaftlichung und der Ziele (Emotionalität?!) sowie die Bedeutung innerer Widersprüche in gängigen menschlichen Ethiken im Vordergrund stehen. Wir machen den Hedonismus zum Maßstab, weil er den natürlichen biologischen menschlichen Bedürfnissen entspricht und (trotz massiver Anfeindungen fast aller Ideologien) von ca. 80 % der Menschen vertreten wird.
Die Schwächen der menschlichen Selbststeuerung sind die wichtigste Ursache (das größte Problem?) für jegliches Leid auf diesem Planeten. Wir werden uns deshalb im Folgenden besonders mit den grundsätzlichen Fehlern der menschlichen Selbststeuerung beschäftigen und nach Abhilfe suchen.

ZUSAMMENFASSUNG
Die konstruktiven Ziele der menschlichen Selbststeuerung sind höchstmögliche Lebensqualität und längstmögliche Selbsterhaltung. Beide Ziele erreicht die Menschheit z. Zt. in viel geringerem Maße als es möglich wäre.
Lebensqualität ist nicht das Hauptziel der realen menschlichen Selbststeuerung. Stattdessen wird sogar das Schönste und Wertvollste, was es im Universum gibt, die Fähigkeit, angenehme Gefühle empfinden zu können, systematisch zerstört.

Die meisten ethischen Konzeptionen bieten unklare Definitionen für „Lebensqualität“ oder streben gar keine an. Es wird für die Mehrheit weder hohe Lebensqualität im Sinne der Mehrheit, noch im Sinne des gesunden Menschenverstandes, noch im Sinne irgendeiner ethischen Konzeptionen erreicht.
Wir stellen noch einmal die wichtigsten Gründe dafür, dass die emotionsfähigen Lebewesen auf diesem Planeten viel weniger Lebensqualität erleben als möglich wäre zusammen (vergleiche Kapitel „Der Weg aus der Krise“).

1. Die Natur hat angenehme Gefühle nicht erschaffen, um Menschen und Tieren Glück zu bescheren, sondern um die Arterhaltung zu sichern.
2. Sie hat sogar unangenehme Gefühle (Antilebensqualität?) geschaffen, weil auch diese der Arterhaltung dienen können.
3. Sie hat das Gewöhnungslernen geschaffen, welches bewirkt, dass die meisten Reize, die (angenehme) Gefühle erzeugen, an Wirkung verlieren, wenn sie häufig wahrgenommen werden.
4. Eine völlig konfliktfreie Lebensführung ist in komplexen Gesellschaften auch bei optimaler Selbststeuerung grundsätzlich unmöglich.
5.
Äußere Einflüsse (Naturkatastrophen, Unfälle, Mutationen usw.), die Menschen nicht oder nur wenig beeinflussen können, verursachen Leid.
6. Die meisten Menschen suchen in der Regel unmittelbare Triebbefriedigungen. Für das Überleben in der ursprünglichen natürlichen Umgebung des Menschen reichten solche Vorgehensweisen und Motivationen meistens aus, heute nicht mehr.
7. Die Erhaltung und Höherentwicklung des Lebens und der Lebensqualität sind ohne Belastungen (Selektion, Zwänge, Einschränkungen, Kontrolle, Frustrationen usw.) zumindest bis heute nicht möglich.
8. Menschen steuern sich selbst teilweise irrational.
Die menschliche Selbststeuerung enthält zum Teil Werte, die schon für sich genommen falsch gewählt oder falsch gewichtet sind. Außerdem sind die Werte so gewählt, dass sie sich teilweise widersprechen. Dadurch führen sie zu vermeidbaren, destruktiven Konflikten, die Lebensqualität unnötig vermindern.

Die Ursachen für diese Probleme liegen u. a. in der Entstehung der menschlichen Selbststeuerung (Details s. u.). Alle vorherrschenden menschlichen Selbststeuerungsprogramme sind aus moralähnlichem =(moralanalogem) Verhalten bei Tieren und aus religiösen Ethiken entstanden. Alle Ethiken beruhen auf biologischen Wurzeln (Antriebe, Rituale, Gene usw.). Alle sind durch Lernen, Verstand, (technische) Umweltbedingungen usw. schon in der Natur und (noch mehr) in der Kultur verändert worden. Dabei galten und gelten in Natur und Kultur die gleichen Grundprinzipien der Evolution.
Schon die biologischen (vor allem aber die kulturellen) Programme sind alle zum Teil in sich widersprüchlich, wenig veränderlich, überwiegend unwissenschaftlich entwickelt und enthalten z. T. antihedonische Ziele. Eine zum Teil sehr rationale Verwissenschaftlichung der Selbststeuerung (Ethik) fand zwar, vor allem in Philosophie und Naturwissenschaften statt, ihre Verbreitung wurde jedoch von Konkurrenzideologien (vor allem von Religionen) stets behindert. Deshalb befindet sich die heutige menschliche Selbststeuerung auf einem ähnlichen Entwicklungsstand wie die Wissenschaft im 17. Jahrhundert.
Religionen (Ideologien) sind Gifte für Vernunft, Wissenschaft und Lebensqualität (und umgekehrt). Gifte wirken allerdings bei entsprechender Auswahl und Dosierung manchmal als heilende Medikamente.
Alle z. Zt. vorherrschenden religiösen Ethiken unterdrücken nicht nur (teilweise) konstruktive Lust, sondern z. B. auch destruktive Exzesse der Lust. Sexuelle Exzesse z. B. werden seit Jahrzehntausenden (leider i. d. R. mit bedauerlicher Übertreibung und unspezifisch) bekämpft. „Das Große Fressen“ dagegen wird gelegentlich sogar mit (priesterlichen) Weihen versehen und die rührseligen runden Resultate verteidigt, solange sie nicht rollig werden.
Ethische Konzepte, die exzessive Lust zulassen, konnten früher nicht überleben, weil (wenn) die menschliche Art die Wirkungen exzessiver Lust langfristig nicht überlebt (Selektion).

Zurzeit charakterisiert eine Mischung aus Gefühlen, Werten, Zielen usw. die menschliche Selbststeuerung, die die Bezeichnung „Chaosethik“ verdient. Die wichtigsten Steuerungsprinzipien sind und/oder entstammen neurotischen und psychotischen Störungen, religiösen Programmen, biologischen Antrieben, humanistischen Idealen, rationalen Überprüfungen, und verschiedenen Ideologien, wie z. B. Kapitalismus, Marxismus, Hedonismus und Aufklärung.
 
Beispiele für unnötige, destruktive Konflikte, die auf, widersprüchlichen gleichzeitig angestrebten Zielen beruhen, liegen u. a. bei folgenden Grundkonflikten vor:
-Sterbehilfe (Konflikt zwischen verabsolutierter Nächstenliebe + Schmerz und Schöpfungstabu + Tötungstabu)
-Abtreibungsproblematik (Konflikt zwischen Nächstenliebe + Tötungstabu und Eigenliebe + Selbstbestimmung + gesellschaftlicher Verantwortung usw.
-genetische Selbststeuerung (Konflikt zwischen Selbsterhaltung + Lebensqualität und Humanität + Schöpfungstabus usw.) (nähere Erläuterungen siehe unten).

Dass verschiedene, zum Teil gegensätzliche, verabsolutierte Werte trotz offensichtlicher Nachteile gleichzeitig in verschiedensten Mischungen wirken dürfen, beruht ganz wesentlich auf einer Überverherrlichung von Idealen wie Nächstenliebe, Freiheit, Gleichheit, Humanität usw.
Diese Überverherrlichung ist eine der wichtigsten Ursachen für eine der größten Perversionen der Menschheit: Die Entwicklung von Aversionen =(Ablehnungen, Ängste) gegenüber prohedonischen Reizen, wie z.B. Scham bei Nacktheit, und Appetenzen gegenüber antihedonischen Reizen, wie z. B. Rauchen einschließlich Altkanzlern, die es unterstützen, usw.).
Einfacher ausgedrückt: Menschen lieben Vieles, was destruktives Leid oder Tod verursacht und fürchten Vieles, was sie glücklich machen und ihr Leben verlängern kann.
Alle Überverherrlichungen beruhen auf einem extrem wichtigen Grundphänomen. Es ist die pendelartige Überreaktion auf starke (insbesondere traumatische) emotionale Erlebnisse. Diese Erscheinung bestimmt seit es Menschen gibt entscheidend die Entwicklung der menschlichen Ethik und auch jegliche tierische Selbststeuerung. Wir haben an anderer Stelle beispielhaft die Überreaktionen der Deutschen auf den nationalsozialistischen Wahn (Kriegstrauma usw.) genauer beschrieben.
Die gesamte Aufklärung (einschließlich Kommunismus) sowie Teile der christlichen Ideologie und verschiedener anderer Religionen können als meistens grundsätzlich konstruktive, aber mehr oder weniger übertriebene Reaktion auf menschliche Unterdrückung und Ausbeutung verstanden werden.
Am stärksten wird weltweit die Freiheit überverherrlicht (Liberomanie). Wir empfehlen: Mehr singen! „Einigkeit und Recht und Freiheit sind des Glückes Unterpfand!“

Alle vorherrschenden Ethiken enthalten einige antihedonische Ziele, z. B. auch destruktive unangenehme Gefühle. So wird oder wurde beispielsweise immer mal wieder Selbstkasteiung, Askese, puritanischer Verzicht auf Sexualität, Tanz, Feiern usw. verherrlicht. Das Erleben nicht konstruktiver unangenehmer Gefühle wird des Öfteren verherrlicht, verharmlost und zur unveränderlichen gottgewollten Notwendigkeit erklärt.
Auch menschliche Schwächen und Fehler werden verherrlicht. Sie definieren den Menschen. Wer sie nicht hat, wird häufig als unmenschlich abgelehnt. Wörtliches Zitat eine Sprecherin des WDR: „Ein perfekter Mensch, was für eine grauenhafte Vorstellung!“ Wir betrachten einige besonders „grauenhafte“  Beispiele:
-Schrankenwärter, die nie mehr vergessen, die Schranken hinunter zu lassen
-Vergewaltiger, die nie mehr vergewaltigen
-Klitoralbeschneider ohne infektiöse Rasierklingen und Gehirne, aber mit Beschneidungstabus
-Politiker mit qualifizierter Ausbildung und Charakter usw.
Selbstperfektionierung wird öffentlich verteufelt, aber heimlich angestrebt. Solche Tendenzen finden sich nicht nur in Religionen, sondern auch bei Philosophen, z. B. diversen Existenzialisten, Vertretern der Stoa usw. Des Weiteren wird fälschlich behauptet, dass unangenehme Gefühle unverzichtbare Voraussetzungen für das Erleben angenehmer Gefühle sind (Kontraste) (s. u.).

Die Verherrlichung des Leidens und des Verzichts (u. a. auf Perfektion) ist ein wichtiges Hilfsmittel zur Kontrolle, Ausbeutung und Beherrschung des Volkes durch Fürsten und insbesondere Kirchenfürsten. Gegen scheinbar (angeblich) von Göttern verordnetes Leid haben Menschen Jahrzehntausende lang viel weniger angekämpft als gegen das von menschlichen Herrschern  (Parasiten) oder von der Natur ausgehende Leid.
Natürlich hilft die Beschönigung des Leidens auch, mit unvermeidbarem Leid umzugehen. Sie vermindert Selbstmordmotivation und erhöht Lebensmotivationen und wirkt dadurch arterhaltend.
Ein weiteres Motiv für die Verherrlichung menschlicher Schwächen liegt im Rangordnungsverhalten. Nichts kann dem Status und Selbstwertgefühl besser dienen, als Mitmenschen, deren Fehler die eigenen noch übertreffen.
Die Verherrlichung von Verzicht und Spendenbereitschaft dient oft auch dem Genuss (Verzicht auf Verzicht) jeglicher (auch religiöser) Führer. Am effektivsten wirkt der Verkauf eines nicht nachweisbaren himmlischen Paradieses an die ordinären Massen zum Zwecke der Erlangung eines irdischen Paradieses für elitäre (Ver)führer. Hier wurden, besonders in den letzten 2000 Jahren, Billionengewinne für eine Ware erzielt, die dem Verkäufer niemals gehörte und deren Auslieferung in keinem Fall nachgewiesen werden konnte. Die verantwortlichen Händler werden von Millionen verehrt, die einen              ebay-Verkäufer, der ihnen Waren im Wert von 50 € nicht liefert, am liebsten lynchen würden. Das liegt u. a. daran, dass die Händler (wie jede Glücksspielorganisation) einen (meist geringen) Teil ihrer Einnahmen an Bedürftige ausschütten (vgl. Bill Gates, diverse Königshäuser, [staatliche] Lotterien, [selbst]wohltätige Spendensammelorganisationen usw.).
Das Prinzip Hoffnung
Trotz aller oben beschriebenen Schwächen der menschlichen Selbststeuerung stellt die Entwicklung der menschlichen Ethik im Durchschnitt und langfristig gesehen eine schwankende, aber konstruktive Höherentwicklung dar. Dass liegt vor allem daran, dass sich trotz aller Widerstände eine Verwissenschaftlichung des Denkens und Handelns und eine Verschmelzung der Kulturen allmählich durchsetzen. Ideologien (insbesondere Religionen) und die wissenschaftliche Nutzung eines tieferen Weltverständnisses (insbesondere der [genetischen] Selbstkenntnis) bringen sich gegenseitig um. Nachdem die Religion die wissenschaftliche Medizin und Biologie über Jahrtausende vergiftet hat, wird sie nun selbst allmählich von den Naturwissenschaften erstickt.
Über die grundsätzliche (ethische) Höherentwicklung sollten auch extreme Schwankungen (Reprimitivierung) nach unten (Hitler, Stalin, Khomeini, fundamentalistische Strömungen aller Art usw.) nicht hinwegtäuschen. Dennoch ist ein nahezu totaler Zusammenbruch des gesamten Systems durch Selbststeuerungsfehler nach wie vor möglich.

DIE MENSCHLICHE ETHIK
Wir stellen noch einmal die wichtigsten Schwächen der menschlichen  Selbststeuerung (Ethik)  zusammen: 
Die menschliche  Selbststeuerung (Moral, Wertvorstellungen, Rechtsprechung usw.) ist weitgehend unwissenschaftlich entwickelt, in der Regel bezüglich der Handlungsanweisungen zu unspezifisch, zu unharmonisch, zu heterogen, in sich widersprüchlich sowie häufig ohne klare Ziele und Definitionen.
Wegen all dieser Schwächen werden wir im Folgenden die Mischung aus ethischen Konzeptionen, die die menschliche Selbststeuerung charakterisiert, trotz der angesprochenen Verbesserungen, als Chaosethik bezeichnen.

DIE MENSCHLICHE CHAOSETHIK

Im Folgenden wollen wir uns vor allem mit Beweisen dafür beschäftigen, dass die Grundprinzipien der menschlichen Selbststeuerung teilweise irrational und inkonsistent sind. Es geht also konkreter darum, dass ethische Konzepte sich wenig an dem Ziel Lebensqualität orientieren und dass viele ethische Ziele destruktive Gefühle und Verhaltensweisen sind oder erzeugen.
Wir widmen uns zuerst vermeidbaren Konflikten, die das Verbot der Verwissenschaftlichung von Ethik erzeugt:
Alle religiösen Ethiken sind teilweise fehlerhaft, mystisch (≈geheimnisvoll, unklar), hyperpluralistisch (=vielfältig) und inkonsistent (=in sich widersprüchlich), weil sie von Menschen, wie Buddha, Moses, Jesus, Mohammed, Luther, Calvin, ungezählten Vorgängern usw., verändert (nicht wirklich geschaffen) wurden, die es (noch) nicht besser wussten und konnten. Religiöse Ethiken bleiben weitgehend unverändert und mystisch, weil dies religiöse Schriften fordern. Alle Religionen und fast alle Ideologien fordern dies, weil die Erfahrungen der vorangegangenen Jahrmillionen gezeigt haben, dass die meisten Neuerungen weniger konstruktiv als destruktiv waren. Auch hier ist kein Schöpfer an der kollektiven Bewahrungs- bzw. Antiinnovationsneurose beteiligt. Bis heute hat sich in keinem Selbststeuerungsbereich (auch nicht bei der [natur]wissenschaftlichen Theoriebildung) die Bereitschaft zur kritischen, aber toleranten, und objektiven Prüfung aller neuen Ideen durchgesetzt. In der christlichen Religion ist es sogar ein göttliches Gebot, sich kein klares Bild von Gott und damit vom Wesen der Welt zu machen, geschweige denn von Veränderungen. Der Philosoph Giordano Bruno wurde nach über 7 Jahren Haft verbrannt, nachdem er seine Behauptung, die Sterne seien entfernte Sonnen, nicht widerrief. Wyclif, Bruno, Hus, Luther, Zwingli, Calvin usw. lieferten Verbesserungen (Updates), die religiöse Programme genauso nötig hatten, wie Microsoft-Programme.
Bzgl. der Updates kann man jedoch sagen: Bei Bill Gates, z. B. mit Windows 2000 und -XP, voran, bei Johannes, Pius, Paul usw. geht's daneben, oder  es ging, z. B. mit Wojtyla, sogar rückwärts zu den relativ wenig entwickelten warmen und kalten Polen.
Die Entmystifizierung der Physik, die mit Kopernikus, Galilei, Bacon usw. wieder begann, ist trotz dieser Widerstände zu ca. 90% abgeschlossen.
Die Entmystifizierung der Ethik, die hedonisch (=auf Lebensqualität bezogen) bedeutsamer ist, ist zu ca. 40% abgeschlossen. Die destruktive Vielfalt (Pluralismus) zeigt sich in der Verabsolutierung vieler, sich z. T. widersprechender Grundwerte, wie Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Gerechtigkeit, Ehrlichkeit, Gott nicht ins Handwerk pfuschen, Lebenserhaltung, Nächstenliebe usw. Diese inneren Widersprüche wollen wir an einigen Beispielen genauer verdeutlichen: 

Innere Widersprüche menschlicher Ethiken
Wir machen zunächst etwas deutlicher, was wir mit ethischer (ideologischer) Inkonsistenz meinen:
Verschiedene (teils auch gleiche) Menschen haben zu verschiedenen (teils auch gleichen) Zeiten verschiedene Ziele und Wertsysteme. Diese sind in sich und untereinander zum Teil widersprüchlich, schwammig, undurchdacht, unklar, biegsam, ungeordnet und unwissenschaftlich. Für die Mehrheit ist es sogar ein besonders hoher ethischer Wert, die „heiligen ethischen humanen Werte“ nicht zu verwissenschaftlichen (mathematisieren, vermarkten, auf logische oder pragmatische Schwächen hin zu prüfen), sondern spontan, emotional, intuitiv zu handeln, zu bewerten und zu urteilen. Dieses Problem wird durch die zurzeit wütende ideologische Pluralismusneurose (Relativismusmanie) noch verstärkt. Dabei geht es um irrationale ideologische Vielfalt, die unten und im Kapitel 6 „Irrationalität“ genauer erläutert ist.


Beispiele für durch Chaosethik entstehende Konflikte

Wir widmen uns zunächst religiösen Ethiken: Wir stellen einige religiöse Werte (Dogmen) voran, an denen wir beispielhaft die innere Widersprüchlichkeit religiöser Ethiken verdeutlichen werden:
- Zölibat
- Aufruf zur Vermehrung
- Verbreitung bzw. Erhaltung der katholisch-christlichen Ideologie
- Ablehnung der Homosexualität
- Nächstenliebe
- Schöpfungstabu
Viele wichtige Beispiele für vermeidbare innere Widersprüche in religiösen Ethiken entstehen aus der Unvereinbarkeit des Gebotes der Nächstenliebe mit vielen anderen religiösen Ge- und Verboten. Nächstenliebe lässt sich z. B. häufig nicht vereinbaren mit Tötungstabu, Selbstschöpfungstabu, Organspendetabu, Sterbehilfetabu, Abtreibungsverbot, Monogamie, Scheidungstabu, Vermehrungsgebot, Feiertag heiligen, kein Bildnis machen, Feindesliebe, Abwertungen von Frauen, anderen Religionen und so weiter. Von kirchlicher Prachtentfaltung und kriegerischen Aktivitäten wollen wir an dieser Stelle lieber schweigen! Verdeutlichen wir das ganze noch an einigen konkreteren Beispielen. Wer seinen Nächsten liebt wie sich selbst, muss, um dieses Gebot zu erfüllen, in bestimmten Situationen töten, ehebrechen, stehlen, lügen usw.
Unangenehme Gefühle (Selbstvorwürfe, Gewissensbisse usw.) nachdem man einen sadistischen Mörder getötet hat, der gerade im Begriff war, den eigenen Lebenspartner zu töten, werden jungen Menschen einprogrammiert (ankonditioniert), auch wenn sie destruktiv wirken können. Entsprechendes gilt für Menschen, die unwissentlich mit ihrer eigenen Mutter geschlafen haben (Ödipuskonflikt) und für Milliarden andere menschliche Tragödien.
Das verabsolutierte religiöse Tötungstabus führt (wieder im Verbund mit dem Schöpfungstabu) dazu, dass Eltern eines siamesischen Zwillings sich gegen ärztlichen Rat der Tötung eines dieser Kinder widersetzen, auch wenn sie dadurch beide Kinder töten. Dieser reale Fall ist unten näher erläutert.

Ein besonders fatales Beispiele, das wir schon einige Male aufgegriffen haben, ist das folgende: Nächstenliebe ist eines der wichtigsten Motive für technische und medizinische Hilfe. Diese bewirkt, dass „Gott ins Handwerk gepfuscht wird“, indem sein Schöpfungswerk, die menschliche Erbinformation, verändert wird. Damit schafft sie ungeheure Qualen und finanzielle Belastungen, die auch wieder mit dem Gebot der Nächstenliebe absolut nicht vereinbar sind (naive Scheinhumanität?).
Der Schiffbruch des Kannibalismus
Das ethische Chaos wollen wir zudem an einem authentischen Beispiel aus dem 19. Jahrhundert verdeutlichen. Einige englische Schiffbrüchige in einem Rettungsboot hatten, während ihrer 3-4 wöchigen Odyssee ein Besatzungsmitglied getötet und gegessen. Anderenfalls wären alle verhungert. So dagegen wurden alle anderen halbtot gerettet. Trotzdem wurden die Täter später zum Tode verurteilt. Sie, insbesondere der Vorgesetzte, hatten ihre Tat als Pflicht zur Rettung der restlichen Besatzung aufgefasst, nicht als Mord. Deshalb hatten sie auch ehrlich über die Vorgänge berichtet. Die Urteilsbegründung der Richter hatte auch ganz entsprechend wenig mit der Tötung, aber sehr viel mit dem Kannibalismus zu tun. Vielleicht wollte man auch nur Gott sein alleiniges Recht auf überlebenswichtige Entscheidungen zurückgeben. Zur Perfektionierung des Chaos wurden die Täter schon nach einem halben Jahr Haft begnadigt. Zur weiteren Perfektionierung endeten beide (aufgrund von Gewissenskonflikten?) im Alkoholismus. Zur endgültigen Perfektionierung haben seitdem fast alle Menschen, die (z. B. in vielen Kriegen) aus Not oder Rache kannibalische Tötungen vollzogen, darüber geschwiegen. Man hatte also nichts erreicht außer dem Wichtigsten: nicht mit dem Ekelkannibalismus konfrontiert zu werden.
Aus der Sicht einer rationalen Ethik ist Kannibalismus (nicht die Tötung) natürlich nahezu völlig unkritisch. Die dominierenden „tierlieben“ Religionen dagegen erzwingen, dass nur Maden und Bakterien menschliche Leichen verspeisen dürfen.
Halten wir also resümierend fest: In der menschlichen Chaosethik wird das Verbot des Kannibalismus über das religiöse! Tötungstabu gestellt. Der Grund liegt wieder einmal in der visiomanen grausamen Vorstellung menschenfresserischer Aktivitäten. Das unendlich grausamere Verhungern der restlichen Besatzung (oder auch ungezählter kannibalisch aktiver Soldaten, z. B. deutscher und japanischer im 2. Weltkrieg) ist ein weniger spektakulärer Vorgang, den man zudem „gewissenhaft“ (oder gewissenlos?) wie üblich recht gut unter „gottgewollt“ abheften kann.
Das Zölibat steht im Widerspruch zum Aufruf zur Vermehrung und zur Verbreitung bzw. Erhaltung der katholisch christlichen Ideologie.
Ganz anders die Ablehnung der Homosexualität. Sie ist schon in vorreligiöser Zeit zur Erhaltung von Arten entstanden und dient auch heute innerhalb einer Religionsgemeinschaft zu deren Erhaltung. (Religions)Gemeinschaften, die Homosexualität verbieten, wuchsen und wachsen stärker als vergleichbare Konkurrenzgemeinschaften ohne dieses Tabu. Gleichzeitig steht die Tabuierung der Homosexualität aber im Widerspruch zum Gebot der Nächstenliebe. Homosexualität und Zölibat vermindern die Vermehrungserfolge betroffener Gemeinschaften. Das geschieht allerdings nur in geringen Maßen und wir wissen (beim Zölibat!) nicht genau, ob es überhaupt als negativ bezeichnet werden kann. Dennoch gilt grundsätzlich: Es ergibt sich ein Widerspruch, wenn Homosexualität verboten wird, Vermehrung, Zölibat und Geschlechterisolation (s. u.) jedoch zum Gebot gemacht wird.
Wahrscheinlich bewirkt gerade die Tabuisierung der Homosexualität deren Erhaltung und Zunahme. Sie zwingt Homosexuelle in Ehen und führt dadurch oft zur Vermehrung. Auf diese Weise werden zumindest die angeborenen Ursachen der Homosexualität des Öfteren weitergegeben. Doch haben Religionen weitere Tricks zur Förderung der verhassten Homosexualität:

Ein weiterer typisch religiöser Widerspruch entsteht durch die sexualfeindlich motivierte Trennung der Geschlechter in Schulen, Klöstern, Gefängnissen, Internaten, Vereinen, beim Militär usw.
Ob Gott und Allah wohl auch zwei getrennte Himmel haben, damit alle 72 (nach Otto Waalkes sogar nur 2) Jungfrauen (nur!) ihre Authentizitätsneurosen befriedigen können? Andernfalls müsste die Jungfrau Maria vor dem Josephshospital für Implantationschirurgie einen Jungfernhäutchen-Großhandel eröffnen.
Alle Trennungen dieser Art fördern die Entstehung homosexueller Gefühle und sexueller Fehlentwicklungen, die gerade von manchen religiösen Kräften bekämpft werden.

In ganz besonders große und häufige Konflikte gerät der gute Christ, wenn es um die von Jesus geforderte Liebe zu Feinden geht. Die bringt ihn in Widerspruch mit den meisten religiösen Geboten, ja mit seiner gesamten Ideologie. Seine Feinde sind nämlich häufig auch Feinde seiner Religion. So hat man Feinde der eigenen Religionen zu allen Zeiten verfolgt und umgebracht. Noch heute bildet man, z. B. im Münsterland, kleine lügende Landwehren (auf westfälisch: lüggern Lütke Landwehr), die unkeusche, feindliche Biologielehrer mit Lügengerüchten verfolgen.
Die mangelhafte wissenschaftliche Begründung und Analyse der angesprochenen Normengefüge, insbesondere aber des Zölibats, ergibt sich schon aus dessen Entstehung. Es ist eine emotionale und im Sinne des Katholizismus irrationale Überreaktion auf das ausschweifende Lustleben der katholischen Priester im Mittelalter. Im Sinne des Hedonismus ist diese Überreaktion rational, da Minderungen katholischer Macht für den Hedonismus konstruktiv wirken können. Das päpstliche Vermehrungsverbot für katholische Priester hat insofern etwas Masochistisches an sich, als es auch die Mehrung katholischer Macht und die Verbreitung des Glaubens behindert.
Leider hat die betroffene Kultur eher mit einer teilweise antihedonischen Spaßgesellschaft auf diesen (fast alle) Fehler des Katholizismus reagiert, statt mit konstruktivem Hedonismus.
Die geistlose, zeitgeistliche raumzeitliche Stammzellkriminalität
Die Krönung der doppelmoralischen Verlogenheit haben deutsche Parlamente bei ihrer gesetzlichen Regelung der Stammzellnutzung vollzogen. Hier kommt es auf jeden Zentimeter und jede Sekunde an. Wenn embryonale Stammzellen 50 cm westlich der deutsch-belgischen Grenze vor 2007 gewonnen wurden, dürfen mit ihrer Hilfe in Deutschland forschende Lebensrettungsversuche vorgenommen werden. Später und 50 cm östlich führen sie in den Knast. Was hat das mit Logik, Würde, Gerechtigkeit und Lebensqualität zu tun?
Ist es die alte Herrenrasse, der man keine Stammzellen entnehmen darf, weil diese heilig oder gefährlich sind? Nein! Die Verbote gelten mit antirassistischer Korrektheit auch für jeden Immigranten. Die einzige Logik, die sich in dieser Lösung finden lässt, ist die Logik der absoluten Faulheit von Kompromissen. Ein Mix, bei dem dem bischöflichen Mixer genauso schlecht wird wie dem bushhöflich mixenden Forscher. Nur gut, dass Edgar Wallace das „M“ in Mixer nicht mehr in marxistischer Tradition auf den Kopf (Füße) stellen kann.
Abschließend widmen wir der Nächstenliebe noch einige Sätze, weil sie nicht nur formal als nahezu optimaler Konfliktdünger genutzt wird, sondern auch ein ausgezeichnetes Beispiel für Werte darstellt, die schon für sich allein genommen (rein inhaltlich) sehr fragwürdig sind.
Auf diesem Planeten sind es meistens nicht die Nächsten, sondern die Fernsten (in den Entwicklungsländern usw.), die Hilfe besonders nötig haben. Trotzdem halten sich die Liebenden weitaus überwiegend (bestimmt nicht christlich, aber biblisch wörtlich) an ihre nahen Nächsten, während die fernen Nächsten allenfalls als übernächste dran kommen. Vielleicht lieben ja die reichen Nächstenliebenden am meisten ihre Allernächsten (Rassismus, Ignoranz, Egoismus, Bequemlichkeit usw.).
Treue
Ganz besonders delikate Masochistenkonflikte erzeugen Menschen, wenn es um die Probleme von Treue und Polygamie geht. Wir beleuchten beispielhaft Promiskuität =(häufiger Sexualpartnerwechsel) und Prostitution:
Milliardenfach erleben Menschen, dass ihr Partner ihre völlig berechtigten Sexualbedürfnisse (meist religionsbedingt) nicht befriedigen kann oder will. Bei fast allen anderen Bedürfnissen (z. B. sportlichen oder angeberischen) lassen die menschlichen Verhaltensregeln Ersatzbefriedigungen zu. In der Sexualität dagegen strebt man wie üblich nach der Perfektionierung der Konflikte und Frustrationen.
Eine wissenschaftliche Untersuchung, Ursachenforschung und objektive Bewertung des Treueproblems erspart man sich dabei seit Jahrzehntausenden, ja man bekämpft sie sogar.
Sexuelle Ersatzbefriedigungen mit Prostituierten, Geliebten usw. werden nahezu weltweit (oft radikal) tabuisiert (Monogamomanie?). Trotzdem erstreben, erhalten und nutzen die meisten (besonders männliche) Wesen diese Befriedigungsmöglichkeiten (mit Frauen!, Freuden und Grauen). Einige haben (solange sie nicht erwischt werden) Spaß bei der Sache. Andere quälen sich mit  Schuldgefühlen und sonstigem Stress. Bei Aufdeckung der Übeltaten kommt es schon mal zu Beseitigungen der Übeltäter (Frei nach Jimmy Hendrix: „Hey, Jo! Where do you go with that gun in your hand?“).
Eifersucht und Treueverherrlichung werden (wie fast alle Normen) unkontrolliert, unreflektiert und unbewusst verinnerlicht (=internalisiert) und verabsolutiert. Konflikte mit dem Ehrlichkeitsideal und Schöpfungstabu entstehen so, wie so oft, zwangsläufig. Sexualität darf nicht zur Ware werden.
Menschen, besonders Frauen, die ihren Sexualpartner häufig wechseln, werden verspottet oder sogar verteufelt (Blondinenwitze usw. [s. o.]). In Literatur und Film wird deutlich sexualfreundliches Verhalten meistens mit Kriminalität, Boshaftigkeit und psychischen Störungen gekoppelt. Obwohl es Millionen Menschen gibt, die (z. T. sogar in Ehen) gemeinschaftlich den Partnerwechsel genießen, wird solches Verhalten in fast allen literarischen und filmischen Darstellungen mit Scheitern gekoppelt (von Stammtischen, Kaffeekränzchen, Gartenzäunen, Kanzeln usw. schweigen wir hier lieber). Mit diesen papstfreundlichen Methoden wird Treue (Sexualfeindlichkeit?) suggestiv und manipulativ bewahrt und geschaffen. Die Konsumenten (Manipulierten) werden sich (wie üblich!!) meistens dieser Lernvorgänge nicht bewusst und können sich später oft trotz besserer Argumente von irrationalen Sexualtabus (allem Irrationalen) nicht distanzieren. Auch die angesprochene Heterogenität (Zusammenleben von Freunden und Feinden der Treue) verstärkt Frustrationen und Konflikte.
Genauere Analysen zu Ursachen, Sinn und Unsinn von Treue und Untreue finden sich in Kap. X
Ein weiteres Riesenproblem schaffen Menschen sich beim Umgang mit einer ihrer Lieblingsabsolutnormen, der Ehrlichkeit.
Ehrlichkeit
Die irrationale Forderung nach absoluter Ehrlichkeit führt zu Konflikten mit Nächstenliebe und Lebensqualität. Der absolut ehrliche Mensch muss zum Beispiel seinen Partner -und dadurch auch sich selbst- mit Kritik an Dingen (Verhalten), die der Partner nicht ändern kann, frustrieren. Er kann sich nicht mit Notlügen gegen ungerechtfertigte Forderungen wehren. Zum Glück waren Kopernikus, Galilei, Darwin und unzählige Opfer von Inquisition und Folter nicht immer ehrlich. Ohne konstruktive Anonymität und Lüge wäre wissenschaftliche und ethische Höherentwicklung gegen (religiöse) Dogmen noch weniger und langsamer möglich gewesen als es auf diesem Planeten ohnehin schon der Fall war. Dies ist ein Beispiel für konstruktive Wirkungen von Freiheit, Anonymität und Unehrlichkeit.
Mit unserem nächsten Beispiel wenden wir uns den nicht nur südwestlichen Landstrichen Makabriens zu.
Kannibalismus bei Flugzeugabsturz
Bei einem weltbekannten Flugzeugabsturz in den Anden ernährten sich Überlebende von den Leichen anderer Flugpassagiere. Diese hedonisch-objektiv bekanntlich völlig unkritische Verhaltensweise führte bei ihnen und anderen Menschen (Presse usw.) zu erheblichen Konflikten und Vorwürfen (Gründe siehe oben). Ohne diesen Kannibalismus hätte mancher der Flugpassagiere wohl nicht überlebt. Der Verzicht auf das menschliche Fleisch wäre einem Selbstmord, das Einfordern des Verzichts einem Mord, gleichgekommen. Beides hätte gegen starke religiöse Normen verstoßen. Dennoch wurden von religiösen Seiten mit vegetarischer Eminenz die entsprechenden Forderungen nach Verzicht (nachträglich) gestellt. Die Krönung dieser Irrationalität liegt in einer Aussage, die man in diesem Zusammenhang häufig aus religiösen Kreisen hört. Diese Aussage lautet sinngemäß: „Wenn die Menschen (Flugpassagiere, zusammengewachsene Zwillinge [s. o und s. u.] usw.) ohne menschliche Eingriffe (Kannibalismus, Operation usw.) sterben, wird das wohl Gottes Wille gewesen sein.“ Hier hilft das antihedonische Selbstschöpfungstabu sehr makaber hedonistisch, den großen Konflikt zwischen verschiedenen, sich widersprechenden religiösen Forderungen zu lösen: Die Gewissensbisse, die auftreten, wenn Menschen aufgrund des Kannibalismustabus sterben müssen oder wenn beide Zwillinge (s. u.) aufgrund der Passivität sterben, werden aus himmlischste gemildert (Gott zugeschustert). Auf jeden Fall gilt für viele Millionen Menschen die fatalistische Devise:
Lieber unglücklich oder tot, als die Aufgaben eines nicht existierenden Gottes konstruktiv selbst übernehmen.
Eingefleischte Atheisten vertreten allerdings den Standpunkt, dass Gott das einzige religiöse Wesen ist, das den Abgestürzten usw. den Konsum von Menschenfleisch (wie auch noch manche andere Fleischeslust) nicht verübelt, sondern empfohlen hätte. Das liegt wohl daran, dass nicht Gott, sondern seine irdischen Vertreter vom Fleisch fallen, wenn der fleißchige Verkauf der fleischgewordenen Himmelreichflugtickets abflaut.
Als nächstes betrachten wir ein besonders päpstliches Selbstquältabu, das Scheidungstabu.
Scheidungstabu und Lebensqualität
Auch wenn in einer Partnerschaft völlig klar ist, dass die Lebensqualität beider Partner (und ihrer Kinder) durch eine Trennung erhöht wird, erleben beide Konflikte, wenn destruktive Scheidungstabus in ihre Köpfe manipuliert wurden.
An dieser Stelle wollen wir noch einmal verdeutlichen, wie auch irratonale Werte in einer Welt des allgegenwärtigen Chaos extrem konstruktiv wirken können. Mathematisch und logisch gesprochen heben sich zwei negative Wirkungen auf oder verkehren sich gemeinsam sogar ins Gegenteil. Das negative Scheidungstabu hat nämlich bei der Befreiung von der noch negativeren religiösen (katholischen) Unterdrückung eine erhebliche Rolle gespielt. Hätte der Papst seinerzeit Heinrich dem 8. in England nicht die Aufhebung seiner Ehe verweigert, so hätte sich die englische Kirche nicht vom Papst losgesagt. Diese Trennung (Protest) hat später noch viele Protestanten befördert (z. B. gen Himmel und Hölle sowie auf Throne und in Parlamente) und so erheblich zur Demokratisierung und damit noch später weltweit zur Industrialisierung, Liberalisierung, Aufklärung usw. beigetragen (Näheres im Kap. „Geschichte“).
Wie die negative päpstliche (leonisch innozente) Geldgier ohne Ablass diverse Reformatoren dazu bewegt hat, ebenfalls Millionen Menschen von hochunchristlicher negativer katholischer Ausbeutung zu befreien, haben wir ebenfalls an anderer Stelle genauer erläutert. Dieses Beispiel zeigt allerdings, dass nicht immer zwei negative Wirkungen zu positiven Konsequenzen führen müssen. In diesem Fall waren auch 30 Jahre grauenhaftester Kriegsaktivitäten die Folge. Minus mal minus gibt nur bei einfachen und/oder reinen Systemen plus. Alle komplexen (und damit alle sozialen und kulturellen) Systeme bestehen aus zahlreichen Untersystemen und damit aus zahlreichen Plus- und Minuszeichen. Ihr komplexes Zusammenwirken ist für menschliche Geister nicht vorhersagbar. Dennoch ist es wahrscheinlich grundsätzlich durchschaubar. Die beschriebenen Plus- und Minus-Interaktionen lassen sich übrigens auch als dialektische Prozesse oder als binäre Informationsverarbeitungen (Computer usw.) auffassen und beschreiben.
Ein paralleles Beispiel für das Zusammenwirken solcher alternativer Kräfte liegt bei der Informationsübertragung durch inhibitorische und exzitatorische Synapsen vor. Hier geht es um geistige (auch emotionale) Prozesse vor allem im Gehirn (Näheres im Kap. X).     
Kommen wir nun zum bitteren Ende:
Der Tod
Im Zusammenhang mit Sterbehilfe, Abtreibungsproblematik, Notwehr und Krieg lassen Chaosethiken eine Entscheidung zwischen Leben und Leben beziehungsweise zwischen Leben und Lebensqualität ohne erhebliche Gewissenskonflikte nicht zu. Selbst Menschen, die ihren Folterer in Notwehr töten, haben vielfach lebenslang Gewissensbisse. Viele sind so sozialisiert, dass sie selbst einen Massenmörder, der gerade im Begriff ist, die ganze Menschheit auszulöschen, nicht töten könnten.
Sie erwerben andererseits trotz des massiven Tötungstabus die Fähigkeit, Hunderttausende sterben zu lassen, z. B. weil sie aus religiösen Motiven Organspenden verweigern.
Auch das passive „diskrete“ Wegschauen beim (Hunger)tod von Millionen ist unter „Menschen“ sehr beliebt. Solche (übrigens wieder z. T. göttlich fatalistischen) indirekten Tötungsmethoden durch unterlassene Hilfeleistung sind nur in besonderen Fällen verpönt und in der Regel überhaupt nicht strafbar.
Im Falle des Krieges entstand in Soldaten häufig ein Konflikt zwischen Tötungsauftrag und Tötungshemmung, da es fast nie eine wirkliche Berechtigung gab, den Kriegsgegner zu töten. Diese Berechtigung, bzw. die Pflicht zu töten, bestand jedoch oft gegenüber den (Ver)führern (besser Unfairführern) vieler Soldaten und Völker, die meistens egoistisch oder manisch Tötungshemmungen mit Lügenpropaganda zu überwinden versuch(t)en. Wenn Menschen, wie z. B. Angelina Jolie genau diesen Standpunkt öffentlich vertreten geraten sie sogleich in noch öffentlichere Kritik. Weniger Kritik ernte(te)n die, die  den Verführen Bewunderung, übertriebene Nächstenliebe und Gehorsam schenk(t)en.

Widmen wir uns, um das Gleichgewicht zu waren, nun einigen inneren Widersprüchen in den Selbststeuerungsprogrammen ganz anderer Ideologien:  
Innere Widersprüche grüner Politik (Ethik)
Grüne Politik ist grundsätzlich antirassistisch, also ausländerfreundlich und in diesem Bereich auch sehr liberal. Diese Politik führt z. B. in Deutschland zu einem relativ starken Zustrom von Ausländern und einer in der Grundtendenz konstruktiven Durchmischung der Völker. Je größer die Gruppen, die Ausländer in Deutschland bilden, jedoch werden, desto stärker schotten sie sich i. d. R. von der deutschen (inländischen) Urbevölkerung und diversen konstruktiven Entwicklungen (Frauenachtung, Sexualfreundlichkeit usw.) ab. Sie bilden zunehmend eigene Subkulturen, die eigene Sprache, Bräuche, Ideologien usw. bewahren. Zu diesen Bräuchen und Ideologien können Frauenfeindlichkeit, umweltfeindliches Verhalten, rassistisches und antidemokratisches Denken usw. gehören. Da die Nachkommenzahl der zugewanderten Ausländer relativ stärker ansteigt, als die der Urbevölkerungen in den Industrienationen, nimmt auch der Einfluss mancher destruktiver Bräuche und Ideologien allmählich zu. Diese Ideologien stehen z. T. im Widerspruch zu Ideologien der Grünen, wenn nicht sogar der westlichen, demokratischen, relativ emanzipierten Welt. Solche Entwicklungen werden bei den Grünen (Demokraten) auf Dauer zu Stimmenverlusten, vielleicht sogar zu ihrer selbstverursachten Abwahl, führen. Damit ist auch die grüne (westliche) Ideologie (Emanzipation, Demokratie, Freiheit, hedonistisches Denken, Antirassismus usw.) bedroht. Freiheit und Antirassismus sind grundsätzlich überwiegend konstruktive Ideale. In Überdosis verordnet erweisen sie sich, wie z. B. im oben beschriebenen Fall, als destruktiv und selbstvernichtend. Die Revolution wird von ihren archaischen Adoptivkindern gefressen.
In ähnlicher Weise vernichtet auch der liebevolle Verzicht auf Zwänge, insbesondere den, die deutsche Sprache zu lernen, „grüne“ Werte, z. B. Bildung, Umweltbewusstsein usw. Wie es sich auswirkt, wenn Deutsch zur einzigen Fremdsprache an „deutschen“ Grund- und Hauptschulen wird, haben wir an anderer Stelle genauer erläutert. Die ganze Problematik verdeutlichen wir dennoch nochmals am Umgang der Niederländer mit ihren Einwanderern. Dieses Geschehen wollen wir ausnahmsweise einmal in Gedichtform betrachten:
Die Zukunft der EU.
In Holland, das ist jedem klar, Rassismus oft recht schwächlich war.
Drum ließ man alle Rassen rein und jeden wie er wollte sein.
Die Sprache ließ man sie bewahren, mit ihresgleichen nur sich paaren.
Wer aber dann nach Arbeit suchte, fast immer nach der Suche fluchte.
So wurd manch kolonialer Bürger zum Dieb, wenn nicht sogar zum Würger.
Ja einer übertrieb das noch am Beispiel Theodor van Gogh.
Weil man so was nicht leiden kann, stieg der Rassismus etwas an.
In anonymen Subkulturen entstand nun alles, sogar Huren.
Denn grad beim Thema Frauenachtung stieß man auf geistige Umnachtung.
Jedoch die Arbeitsplatzverwehrung schuf Zeit zur großen Volksvermehrung.
Nicht nur die Zahl stieg langsam an, nein auch so mancher andre Wahn.
Wer sich nicht freiwillig vermördert, der wurd mit Kindergeld gefördert.
Der liebe Holländer, oh Graus, er starb sich langsam selber aus.
Zum Trost auch nebenan wie dumm?, bracht Leidkultur sich selber um.
Es war zwar noch nicht ganz vorbei, doch siegte die Fundampartei.
Die führte alte Sitten ein. Man sprach erneut vom schwulen Schwein.
Bei Rindern konnte Freude sprießen. Sie dürfen Kehlschnitt voll „genießen“.
Nur Schweine, die Muslime ächten, vermissen dieses „nette“ Schächten.
Beliebter wurd`auch Ehrenmorden von Kaaba bis zu fernen Fjorden.
Ja mehr noch dieser Ehrenmord stieg reziprok zum Frauensport.
Durch klitorale Schnibbelei wurd manches Weib ganz vögel-frei
von übler, böser Sinneslust, doch darauf stieg auch leicht der Frust.
Die Frau war nun zwar lustlos treu, doch Er genoss Fremdvögelei.
Jetzt endlich unterm Minarette, war man viel wen`ger nett im Bette.
Die Gattin wurd islamisch prüde, der Gatte -nur zum Ausgleich- rüde.
Doch wurd`er nicht in Haft geschafft, denn alles wurde schleierhaft.
Und altbewährte Zwangsvermählung wurd neu genutzt zur Jugendquälung.
Ähm-Bayern rief noch „Kruzifixer, ein Kopftuchsieg ist nix für Mixa.“
Doch der Fundam erhielt den Ruhm, den einst genoss das Christentum.

Die Rassentoleranz ganz sachte, sich selbst das Lebenslicht ausmachte.
Weil hier die Freiheit zu sehr blühte, die Lebensqualität verglühte.

Hätt´man die Sprache aufgezwungen, wär vielmehr Liebe rausgesprungen.
Man hätt´viel weniger geweint und freundschaftlicher sich vereint.


Fundam = fundamentalistischer Islam

Während viele Holländer sehr schnell aus den beschriebenen Fehlern gelernt und entsprechende Korrekturmaßnahmen eingeleitet haben,
fischte ausgerechnet Joschka, der sonst wirklich Komplimente verdient, in Deutschland u. a. in Form der Visa-Affäre for westrussian compliments. Und tatsächlich müssen wir ein „Kompliment“ aussprechen: Als Folge wurden viele miese deutsche Zuhälter von teilweise noch viel mieseren osteuropäischen aus ihrem geliebten Job komplimentiert.
Interessanterweise erweisen sich die destruktiv erscheinenden Meidungswünsche bzw. Integrationszwänge, die konservative Parteien (zum Teil aus rassistischen Motiven) fordern (aber in Deutschland kaum durchsetzen können), in diesem Fall als teilweise konstruktives Medikament. Dabei erscheinen zwei Aspekte betrachtenswert:
1. Der Zwang zur Integration vermindert antihedonische Heterogenität. Z. B. wirkt es sich äußerst destruktiv aus, wenn in manchen deutschen Grundschulen tatsächlich! 70 Prozent der Kinder kaum ein Wort Deutsch, dafür aber acht verschiedene andere Sprachen sprechen (s. o.).
2. Die deutsche (westliche) Ethik ist ein unreifer Brei, eine Mischung aus rationalen und irrationalen Elementen. Dennoch ist sie dem entsprechenden islamischen, besonders dem fundamentalistischen, Brei im Durchschnitt deutlich überlegen. Frauenfeindlichkeit,
  Ehrenmorde, Racheverherrlichung, Schächten, Schweinefleischaversionen, extreme Sexualfeindlichkeit, klitorale Beschneidung, manchmal tödliche Pilgerfahrten nach Mekka, fünfmal-tägliches Beten, festgelegte Fastenzeiten, antiwestliche Terrorverherrlichung usw. sind tendenziell Normen, Denkmuster und Verhaltensweisen, die unreife, antihedonische, bekämpfenswerte ethische Rückschritte darstellen. Umgekehrt enthält auch die islamische (jede andere) Ethik (Ideologie) konstruktive Elemente, die die westliche Welt übernehmen müsste. Dazu gehört z. B. eine Einschränkung von Freiheit, die allerdings konstruktiv sein müsste, was sie in islamischen Staaten oft nicht ist. Gefängnisse wirken weder konstruktiv, wenn sie in Erholungsheime mit Drogenkonsum, Dachterrasse und Presserummel verwandelt werden, noch wenn sie als Folterkammern missbraucht werden. Die westliche Toleranz und übertriebene Freiheitsliebe (Schmusesozialisation, Nächstenliebeneurose) sind der Humus, auf dem -auch in westlichen Ländern- Kriminalität fundamentalistische Intoleranz, Antiliberalismus und Terror gedeihen können.
Die westliche Freiheitsliebe arbeitet seit einiger Zeit an einem qualvollen, langsamen erfolglosen Selbstmordversuch (s. o.).

Nach so viel negativer Kritik am Islam ist es Zeit, ein Wort zu seiner Entlastung zu verlieren:
Es hat auf der Erde niemals vollkommen unberechtigte Rebellionen und völlig falsche Ideologien gegeben. Dies gilt, obwohl der islamische Fundamentalismus, insbesondere die Taliban in Afghanistan, sich Anfang 2000 extrem weit von rationalen ethischen Werten entfernt haben, auch für den islamischen Terror. Er ist z. T. als eine übertriebene Reaktion auf westliche und sowjetische überschnelle Zwangsreformen, Ausbeutung und Misshandlung der arabischen Welt zu verstehen. Dem Schah z. B. halfen verschiedene wirtschaftliche und politische westliche Interessengruppen in seinen Ausbeutersattel. So gesehen muss es sogar verwundern, dass terroristische fundamentalistische Gruppen innerhalb des Islam dort eine Minderheit darstellen. Sie verdanken, wie meistens, ihre Existenz und ihr Wachstum der Massenarmut, die westliche Mächte weltweit erheblich mitzuverantworten haben. Endlich, seit Ende des 20. Jahrhunderts, beginnen einige westlich globalisierte Politiker zu bemerken, wie massiv sie sich selbst durch derlei Egoismen schaden. Die fundamentalistischen Patriarchen aller Länder werden dafür (insbesondere, wenn es um ihren Umgang mit ihren Frauen geht) wohl noch Jahrhunderte brauchen.  
Interkontinentale Inkonsistenz
Um zu verdeutlichen, dass ethisches Chaos und Irrationalität überall auf der Welt zu finden sind, betrachten wir ein Beispiel aus dem fernen Osten:
In Südostasien ist der Wert Konformität (nicht gegen bestehende Normen verstoßen) so verabsolutiert, dass andere Werte wie Freiheit, Lebensqualität und Leben oft auf der Strecke bleiben. Z. B. wurde die Freiheit chinesischer Studenten, Freiheit zu fordern, in den neunziger Jahren blutig zerschlagen. Allerdings wäre ohne diese Gewalt China möglicherweise in ein ähnliches parasitäres Chaos (Korruption, Zwangsprostitution, Drogenmissbrauch an allen Ecken und Enden usw.) gesunken wie die Sowjetunion (Russland) und einige Nachbarländer nach Gorbatschow.
Der real existierende Chaotismus
Um das real existierende ethische Chaos zu perfektionieren, begnügen sich viele Menschen nicht mit der hochkreativen Schöpfung phantastischer Widersprüche. Sie kombinieren sie perfektionistisch mit Denkfehlern und irrationalen Werten. Auch dafür wollen wir Beispiele betrachten: Ein häufig genannter irrational verabsolutierter Wert ist die Erhaltung beziehungsweise Bereitstellung von Arbeitsplätzen.
Humane Sterbehilfe wird in vielen Ländern aus „menschlichen“ Gründen bekämpft. Sie würde zum Verlust von Hunderttausenden von Arbeitsplätzen in der Altenpflege führen.
Wesentlich „rationaler“ erscheint dagegen die Argumentation der Kämpfer für die Erhaltung von Arbeitsplätzen in der Rüstungsindustrie. Rüstungsgüter sichern, schaffen und erhalten Arbeitsplätze durch die Vernichtung von Millionen von ärmlichen Menschenleben wie die Pest. Der „humanitäre“ und ökonomische Höhepunkt wird überall da erreicht, wo vormals arbeitslose Soldaten die Waffen nutzen, um Hungerleider, Behinderte und waffenfeindliche Arbeitslose zu töten oder wenigstens (mit „guter“ Mine zum bösen Spiel) ein bisschen zu zerlegen. Dadurch können nämlich die Beiträge zur Entwicklungshilfe und Arbeitslosenversicherung für Spitzenmanager (der Rüstungsindustrie) gesenkt und Arbeitsplätze im medizinischen Sektor usw. geschaffen werden. Beim Zerlegen begnügt man sich meist nicht mit Ohren (siehe unter Charles Taylor (=das totalitäre liberianische Diamantenkarlchen) in deutscher Aussprache: „Karl Teilohr“).

Zusammenfassung
Abschließend fassen wir noch einmal einige wichtige Beispiele innerer Widersprüche in (un)menschlichen Ethiken zusammen:
Der Aufruf zur Vermehrung bei Überbevölkerung fördert Hunger, Seuchen, Kriege usw., was z. B. dem Gebot der Nächstenliebe und dem Tötungstabu widerspricht. Entsprechendes gilt für die
Tabu(is)ierung von Kondom und Antibabypille. Sie fördern die Verbreitung von Infektionskrankheiten, Überbevölkerung, unerwünschten Schwangerschaften usw.
Die krankhaft übertriebene Unterscheidung zwischen materiellen und ideellen Werten vernichtet Lebensqualität. Dass diese Werte schon deshalb keine übertriebene Unterscheidung verdienen, weil sie ineinander überführbar sind, haben wir u. a. unten näher diskutiert
Übertabu(is)ierung des Tötens verhindert sinnvolle, vertretbare Abtreibungen und Sterbehilfen.
Unterdrückung des weiblichen Geschlechts und Übertabuisierung der Scheidung (= Überverherrlichung der Monogamie [≈Einehe]) vermindern Lebensqualität zum Beispiel in Partnerschaften.
Scheinbares „Gott nicht ins Handwerk pfuschen“ führt zu genetischer Selbstzerstörung, unterlassener Hilfeleistung, Unterdrückung wertvollen wissenschaftlichen Fortschritts usw. (Beispiele s. u.).
Die Hypertrophie der Freiheit führt z. B. zu unterlassener Hilfeleistung und blühendem Parasitismus u. a. durch zu hohe Anonymität.
Alle diese Ver- und Gebote widersprechen u. a. dem Gebot der Nächstenliebe.

Hyperheterogenität
Als nächstes wollen wir die mögliche Eskalation von Konflikten durch Konfrontation ideologisch verschiedener Individuen und Gruppen, die u. a. auf dem Humus der Hyperfreiheit wachsen thematisieren (Ideologien hier immer = jegliche Glaubenslehren).
Als Einstieg betrachten wir einige Beispiele:
Papst und Pornographie, Mohammedaner und Emanze, Mohammedaner und Hindu, Christ und Jude, alle Religionen und alle Sekten,
Schlampe und Reinlichkeitsfimmler,
Heinofan und Michael Jackson Fan,
Grüner und Republikaner,
Scientologe und Katholik,
Kurde und Türke,
Mensch mit Niveau und Kulturbanause,
Choleriker und Phlegmatiker allerdings noch viel schlimmer Choleriker und Choleriker bzw. Sadist und Sadist,
Sanguiniker und Depressive,
Sensibelchen und Haudegen,
Prüderist und Sexualathlet,
Neurotiker und jeder Andere oder noch schlimmer ebenfalls Neurotiker,
Astrologe und Astronom,
Raser und Schleicher,
Extravertierter und Introvertierter,
Langschläfer und Frühaufsteher,
Dummkopf und Intellektueller,
Sportler und Stubenhocker, Naturfreund und Disco-Freak,
Ehrlicher und Lügner, Lügner und Lügner,
Verantwortungsbewusster und Schleimscheißeropportunist,
Krimineller und Antikrimineller,
Wasserratte und Wasserscheuer, Bergfrau und Strandläufer,
Hausmaus und Unternehmungsfreak,
strenger Vater und Laisse-faire-Mutter,
Umweltschützer und Umweltverschmutzer,
Pfarrer und Zuhälter, Mönch und Nutte -
Tierschützer und Tierquäler+manche Jäger, Viehhändler, Haustierhalter, kosmetische Industrie, medizinische Forschung, 
Säufer und Antialkoholiker, Drogenkonsument+(Dealer) und Eltern,
Ruhestörer und Früheinschläfer, 
Flughafenbetreiber, AKW Betreiber, Bordellbesitzer, Diskothekenbesitzer und andersdenkende Anwohner.

Pluralismusneurose  Relativismusmanie
Viele Menschen glauben heute, dass es eine richtige oder wenigstens bestmögliche Ethik oder Ideologie nicht gibt und suchen deshalb auch gar nicht danach. Gründe dafür sind ihr Freiheitswahn, die Überverherrlichung des Mystischen und die Erkenntnis, dass alle bisher getesteten Ideologien und Ethiken, wie Nationalismus, Marxismus, alle Religionen usw. mehr oder weniger gescheitert sind. Die meisten Ideologien und Ideologen haben enttäuscht, versagt oder sogar bewusst betrogen. Der Schluss: „Es gibt keine bestmögliche Ethik.“ ist dennoch logisch unzulässig (vgl. Popper und Kritischer Rationalismus u. a. im Kap. Philosophie).
Erstens ist das Testverfahren völlig ungeeignet und unwissenschaftlich, weil es viel zu viele Variablen gleichzeitig untersucht und außerdem nur wenige Untersuchungen vorlegt.
Zweitens ist die Erklärung, dass menschliche Dummheit, Charakterlosigkeit usw. das Scheitern bei der Suche, Entwicklung und Auswahl nach der bestmöglichen Ideologie verursachen, sehr viel plausibler (s. u.). Nun sind natürlich menschliche Schwächen Teil (z. B. Ursache) menschlicher Ethiken. Da diese Schwächen jedoch beeinflussbar sind, können auch alle Ethiken verbessert werden.

Wir verdeutlichen den pluralistischen Wahn der zurzeit durch manche menschlichen Geister geistert noch einmal an Hand einer kleinen Geschichte:
Stellen wir uns einmal vor, ein leicht Betrunkener fährt nach Hause.
Er kennt seine Adresse auf dem Planeten Marx, in Schlaraffien, 4711 Glückstein Paradiesweg 7, Ecke Himmelreichallee, findet aber den Weg nicht mehr. Zu seinem Unglück trifft er auf dem Weg auf 11 Menschen namens Epikur, Moses, Jesus, Buddha, Mohammed, Innozenz IV., Luther, Bentham, Marx, Hitler und Stalin. Die weisen ihm den Weg, wobei einige ihm noch mehr zu trinken geben, oder sein Auto gegen einen Panzer tauschen, oder ihm die Augen so blau schlagen, dass er nur noch rot und braun (Blut und Boden) sieht und sogar zeitweise bis auf seinen nach Osten ausgestreckten rechten Arm gar nichts mehr sehen kann. Dank dieser Hilfen gerät er in zehn Sackgassen, stürzt zwei Abhänge hinunter, verursacht einen schweren Verkehrsunfall, fährt einige Häuser, Ausländer und Kinder platt und verzweifelt existentialistisch an sich selbst, allen Wegbeschreibungen und der Menschheit. Keine Sekunde kommt er auf den Gedanken, sein Haus sei nicht wunderschön, könne nicht mehr existieren oder es gäbe nicht einen kürzesten und angenehmsten Weg dorthin. Der konstruktive Hedonismus entspricht ziemlich genau diesem Weg (genauer dem besten möglichen Navigationssystem), aber nicht einem Weg reinster Freude ohne jegliche Anstrengungen und Leid.
Viele Millionen gebildete Menschen glauben an einen chaotischen (nicht nur ethischen) Pluralismus (Relativismus), der genau dem Glauben an das Verschwinden des Hauses und dem ewigen Wandern auf halb finsteren Irrwegen in unserer kleinen Geschichte entspricht. Aus der (ethischen) z. T. geisteswissenschaftlichen Geisterbahn, in der sich die Menschen befinden, seit es sie gibt, gibt es einen Ausweg!
Zu allem Überfluss erweist sich der Pluralismus (Relativismus) auch noch selbst als eine teilweise irrationale, intolerante und dogmatische Heilslehre. Er praktiziert oft gegenüber allen Gegnern die Intoleranz und die Unterstellung einer geistigen Vernebelung, die er an anderen Ideologien kritisiert. Obwohl er behauptet, die Richtigkeit keiner Ideologie sei beweisbar, tut er doch vielfach so als sei er die richtige.

Die Zielsetzungen der menschlichen Chaosethik lassen sich resümierend auf die Formel bringen:
Lieber immer frei, gleich, brüderlich, ehrlich, gerecht, authentisch, bibelkonform, tot, tugendhaft, diszipliniert, pünktlich, usw. als glücklich.

Um Missverständnissen vorzubeugen erinnern wir nochmals daran, dass die Veränderungen der menschlichen ethischen Konzeptionen in den letzten Jahrhunderten auch zu Verbesserungen im Sinne des konstruktiven Hedonismus geführt haben. (Abschaffung oder Verminderung von: Menschenopfern, Aberglaube, Frauenbenachteiligungen, Animismus usw.).
Diese ethische Aufwärtsevolution fand zunächst sehr langsam statt, weil Neuerungen fast immer blockiert wurden. An diesem Prinzip hat sich bis heute wenig verändert (vgl. Dogmatismus im Kap. X ). Seit Jahrmillionen charakterisiert und steuert die Menschheit ein eklek(tizis)tischer, pluralistischer ethischer Brei. In den letzten Jahrhunderten hat das pluralistische Chaos seinen Höhepunkt erreicht. Die Vielfalt und Gegensätzlichkeit hat nochmals zugenommen, weil alle Typen verschiedener menschlicher Gruppen sich immer mehr vereinig(t)en und konstruktive, wissenschaftliche ethische Grundsätze und Begründungen sich unter das z. T. irrationale Chaos misch(t)en. 
Ideelle und materielle Werte

Ein weiteres bedeutendes ethisches Problem erwächst der Menschheit aus der oben schon kurz angesprochenen völlig verschiedenen Bewertung ideeller und materieller Werte.
Erläuterungen:
Menschen unterscheiden zwischen ideellen Werten und Systemen, wie Seele, Denken, Gefühl, Relationen, Würde usw., die viele gerne aufwerten, sowie materiellen Systemen, die sie gerne, aber z. T. ungerechtfertigt, abwerten.
Ideelle Werte im Sinne der folgenden Diskussion sind vor allem solche, die mit Menschen und ihren Emotionen (Leben, Liebe, Partnerwahl, Sexualität usw.) in Zusammenhang stehen. Mit diesen mehr oder weniger heiligen Werten darf nicht umgegangen werden wie mit materiellen Werten. Man darf mit ihnen nicht Handel treiben und nicht beiläufig oder gar abfällig über sie reden. Dabei spielt es oft keine Rolle, ob dieser Verzicht antihedonische Konsequenzen hat. Natürlich ist der Handel mit ideellen Werten objektiv nicht besser oder schlechter als der Handel mit materiellen Werten, wenn das ethische Ziel Lebensqualität heißt. Wie merkwürdig Religionen mit dieser Problematik umgehen, zeigt beispielhaft die Bewertung von Freudenhäusern durch die Kirchen. In den ersten Jahrhunderten n. Chr. bekämpfte und vernichtete das katholische Christentum den relativ liberalen Umgang mit Prostitution in der Antike teilweise. Am Ende des Mittelalters verteidigte die katholische Kirche die inzwischen allgemein halbwegs tolerierten Bordelle gegen die evangelische Kirche (vgl. Kapitel Sexualität). Danach mühten sich (u. a. aufgrund der Zunahme von Syphilis usw.) beide (alle Religionen) um massive generelle Sexualfeindlichkeit. Heute werden alle wegen ihrer übertriebenen Sexualfeindlichkeit (Starrheit) teilweise bekämpft. Dennoch dürften (u. a. dank des Zölibats) mehr katholische als evangelische Priester Bordelle und Prostitution (einschließlich Zuhälterei) finanziell unterstützen und mittels geschlechtsspezifischer Sexualfeindlichkeit erhalten.
Wie abwegig und destruktiv die künstliche Unterscheidung ideeller und materieller Werte ist, ergibt sich aus der Tatsache, dass sie ineinander überführbar sind.
Dies erläutern wir wieder an Beispielen: Der mit Geld zu bezahlende Rettungshubschrauber (ein materieller Wert) rettet ideelle Menschenleben. Der (ideelle) Wunsch, Gutes zu tun, ist eine wichtige Quelle technischen oder medizinischen Fortschritts (z. B. CT, CD und Hubschrauberentwicklung). Letzterer ist u. a. mit der Entwicklung medizinischer Geräte verbunden, welche wiederum Leben retten und Lebensqualität schaffen (aber auch vernichten [Kampfhubschrauber, Heino?]) können. Trotzdem bewerten Nachrichtensprecher (naiv?) und visioman, stellvertretend für die Allgemeinheit, einen Unfall mit 50 Millionen Euro Sachschaden als weniger schlimm, als einen Unfall mit einem Schwerverletzten, von Toten ganz zu schweigen. Wenn man den Durchschnittsbürger vor die Wahl stellt ein Menschenleben zu retten oder den Verlust von 100 Milliarden € zu verhindern, wählt er die Option: „Menschenleben retten“. Das gilt auch, wenn er weiß, dass durch den finanziellen Verlust 1000 000 Menschen verhungern müssen (übrigens wieder ein Beispiel für unvereinbare ethische Wertvorstellungen). 
Ursachen für die übertriebene Polarisierung
ideeller und materieller Werte:
Die Entdeckung des eigenen Geistes durch den Menschen vor ca. 100000 bis 4 Millionen Jahren führte zu einer teilweise arroganten Selbstüberschätzung und zu einer Überschätzung des Geistigen (vgl. Kap. Philosophie). Geblendet von der großartigen Erkenntnis des großartigen eigenen Denkens und Fühlens, entstand ein übertriebener Leib-Seele-Dualismus und Tendenzen zu irrationaler Abwertung der toten Welt und der meisten restlichen Lebewesen. Diese Überschätzung des Geistigen schlug sich auch in religiösen Auffassungen nieder. Im Christentum z. B. gilt der Mensch als Ebenbild des höchsten geistigen Gutes, nämlich Gottes. Die menschliche Emotionalität gilt als Geschenk Gottes. Dies wurde ein wenig durch den Animismus (=Beseeltheit) und Seelenwanderungstheorien (von denen besonders einige Tiere, z. B. indische Kühe und ägyptische Katzen profitier[t]en) ausgeglichen. Um die bedrohliche Außenwelt –insbesondere den eigenen Tod- ungefährlicher und beeinflussbar oder steuerbar zu machen, wurde und wird der Außenwelt eine gott- oder menschenähnliche Beseeltheit unterstellt. Bäume, Berge, Stürme, Meere, die Sonne, Tiere, der Mond usw. erhielten eine Seele, um sie beeinflussbar zu machen.
Mit Geschenken Gottes Handel zu treiben, verstößt gegen religiöse (zumindest christliche) Gebote. Lieber vierzig Jahre mit einem spontan, zufällig, intuitiv (von Gott) ausgewählten Partner unglücklich zusammenleben, als gegen das Scheidungstabu verstoßen bzw. unter Berücksichtigung wissenschaftlicher und prohedonischer Regeln einen zu suchen, mit dem man glücklich (gewesen) wäre. Solche Regeln beinhalten, sich darüber klar zu werden, wer man ist, wer zu einem passt, was beide glücklich macht (Reize) und wodurch beide glücklich werden (Handlungen) (vgl. Kapitel 5 Partnerschaften und Beziehungen, wo wir verdeutlichen, wie die Gesellschaft ihre Mitglieder vor entsprechenden Kenntnissen bewahrt.).
Eine ähnliche Problematik tritt im Zusammenhang mit Organspenden auf (vergleiche Kapitel X.). Aus indifferenten Gründen, die mit Begriffen wie Würde und Pietät umschrieben werden, verweigern viele, vor allem religiöse, Menschen Organspenden -auch ihrer Verwandten-, selbst wenn sie dadurch die Lebensqualität und das Leben eines Empfängers vernichten, also sogar gegen ein Gebot der eigenen Religion verstoßen. Dies ist ein weiteres schönes Beispiel für innere Widersprüchlichkeit fast aller vorherrschenden Ethiken. Die wahren -meist unausgesprochenen- Hauptgründe für die Organspendefeindlichkeit liegen im „Gottspieltabu“ und in der diffusen, grauenvollen Vorstellung, dem Verwandten oder Freund in der Zukunft im Himmelreich, Nirvana, in ewigen Jagdgründe usw. ohne Herz, Leber, Hand usw. zu begegnen. Dass nach religiöser Auffassung nur die Seele des Verwandten ins Himmelreich gelangen soll, wird
-wohl aus Sicherheitsgründen– nicht angemessen berücksichtigt.
Unterlassene Hilfeleistung und durch Nichteingreifen verursachtes Leid sind unter Menschen weit weniger verpönt und strafbar, als aktives strafbares Handeln. Dies gilt auch dann, wenn die antihedonischen oder tödlichen Effekte des Ersteren viel größer sind, als die des Letzteren. So kostete z.B. die sehr humane Behandlung Hitlers, Zurwehmes und ungezählter Mörder, Kinderschänder, Klitoralbeschneider, Landminenhersteller usw. unzählbar viele Menschenleben, ohne dass über die Bestrafung der meisten Verantwortlichen auch nur nachgedacht wurde. Hitler war vor seiner Machtergreifung wegen eines Putschversuchs – nach einigen Vorstrafen – zu einer fünfjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Er wurde aber bereits nach 7 Monaten recht angenehmer hesslicher und dadurch leider nicht kampfloser Haft, dank einer braun gesengten Sau (Richter), entlassen. Keiner kam auch nur auf die Idee, den für diese Entlassung verantwortlichen (zunächst mitleidigen?, später mitleidenden) Richter zur Verantwortung zu ziehen.
Aus den z. T. oben genannten Gründen (Schöpfungstabu, Statusverlust, Fatalismus, Bilderrätsel [Du sollst dir kein Bildnis machen!]) wehren sich religiöse Kräfte auch gegen eine rationale Verwissenschaftlichung von Ethik.
Die meisten Menschen stehen heute mit der gleichen Ablehnung, Dummheit, Indoktriniertheit und Arroganz vor Mitmenschen, die rationale Ethik, kontrollierte Sterbehilfe, eingeschränkte Abtreibungsfreiheit, konstruktive genetische Selbststeuerung, Sexualfreundlichkeit usw. fordern, wie ihre Vorgänger vor Mendel, Galilei, Darwin, Bruno, vielen Ärzten usw. Anders ausgedrückt:
Die meisten der heutigen Tabus gegenüber Sexualität, Sterbehilfe, Abtreibungen, Geburtenregulation, konstruktiver genetischer Selbststeuerung, Stammzellforschung, rationaler Ethik, prohedonischer Ausbildung, Emanzipation, Kosmopolitisierung usw. sind die modernen Äquivalente zu Inquisition, Kannibalismus, Menschenopfern usw
.

Die Verherrlichung der menschlichen Schwächen (errare humanum est) Antiperfektionismus
Obwohl die Menschen die destruktivste Nichtparasitenart auf dem Planeten sind, empfinden und definieren sie sich selbst üblicherweise als das Gute an sich (menschlich = gut).
Wie ist ein solcher Kardinalfehler möglich?
1. Selbstschutz und Selbstaufwertung
Antiperfektionismus führt dazu, dass die eigenen – insgesamt im Durchschnitt immer stärker zunehmenden - Schwächen an negativem Wert verlieren. Schwache Mitmenschen (Partner, Verwandte, Kollegen usw.) bleiben liebenswert oder heben das Selbstwertgefühl. Figuren wie Goofy, Lupo, Obelix, Dick und Doof, „Dorftrottel“ usw. schaffen die Möglichkeit, sich gut (ranghoch) zu fühlen, weil es geistig Unterlegene gibt. In Schimpansengruppen, denen man das rangniedrigste Mitglied (den Prügelknaben) entzieht, können erhebliche Störungen der Sozialordnung auftreten.
2. Perfekt sein ist ein religiöses Tabu (Antielitismus).
Wer sich selbst oder andere in bestimmten Bereichen perfektioniert, spielt Gott und macht sich unerlaubt Gott ähnlich. Auch dieses Tabu haben fast alle Menschen (Atheisten eingeschlossen) meist unbewusst übernommen (=internalisiert =verinnerlicht). Es verdankt sich allerdings ganz wesentlich auch einer Überreaktion auf den drittreichlichen Herrenrassenwahn.
3. Gruppenkonformitätszwänge
Seit mindestens 10 Millionen Jahren besteht für Gruppenmitglieder, die nicht den Normen entsprechen, die Gefahr, benachteiligt oder sogar aus der Gruppe ausgestoßen zu werden. Dies war für den Ausgestoßenen i. d. R. über kurz oder lang tödlich. Deshalb hatten und haben fast alle Menschen angeborene und erworbene Anlagen, die Furcht vor dem Alleinsein und den Wunsch nach sozialem Kontakt auslösen. Menschen tun daher sehr viel, um gruppenkonform zu sein oder zumindest zu wirken.
Dabei kann der Verstoß gegen Normen anderer Gruppen aus verschiedenen Gründen (territoriale Aggression, Innovationsappetenz usw.) durchaus Spaß machen und Beifall bescheren. Innerhalb der eigenen Gruppe(normen) hat er jedoch meistens üble (fatale) Folgen. Bezüglich der Normen: „menschliche Schwäche = gut“ und: „Perfektsein ist schlecht“ ist jedoch die gesamte Menschheit (insbesondere die christliche) die Gruppe. Diese Norm gilt deshalb interkontinental, wenn auch keineswegs wirklich bei allen Menschen. Um sie zu erfüllen, spielen z. B. weltweit häufig Prominente eine Bescheidenheit vor, die manchmal gar nicht angemessen ist. Dies ist ein schönes Beispiel für überwiegend konstruktive Lügen. Menschen verteufeln leider Lügen i. d. R. pauschal und absolut. Da gruppenkonformes Denken das (un)menschliche Verhalten (Selbststeuerung) ganz wesentlich und grundsätzlich bestimmt wollen wir ihm die nächsten Abschnitte widmen:

Die schleimigen Opportunisten
Ca. 80 % der Menschen schwimmen zu ca. 80 % im schleimigen Hauptstrom der Konventionen und Normen ihres Kulturkreises. Sie verhalten sich häufig angepasst, unkritisch, mehr oder weniger verantwortungs- und charakterlos, opportunistisch, passiv.
Typische Denk- und Verhaltensmuster:
- ein bisschen religiös (gläubig) sein oder scheinen, aber nicht oder wenig „mit der Kirche am Hut  haben“ -
- bei ertrinkenden Kindern gaffend, voller Betroffenheit solange zuschauen und warten, bis die Feuerwehr kommt und das inzwischen tote Kind birgt.
Dies geschah früher besonders häufig, wenn noch andere Zuschauer da waren, denen man die Verantwortung zuschieben konnte.
Heute geschieht es zusätzlich, weil man die anderen Zuschauer in ihrem Schmerz nicht allein lassen will. In Zukunft wird es nachlassen, weil man für die traumatisierten anderen Zuschauer psychologische Unterstützung holen muss. Die Fähigkeit, solche deprimierenden Erlebnisse und die eigene Hilflosigkeit (mangelnde Hilfsbereitschaft?) zu verarbeiten, wird nämlich auch gerade von der Menschheit ertränkt.
- die Partei wählen, die dem Portemonnaie am besten dient
- auf Kritik reflexartig mit Gegenkritik, Selbstverteidigung und Ausreden reagieren, ohne zu prüfen, ob die Kritik berechtigt ist, ohne die Kritik anzunehmen, ohne sich zu Fehlern zu bekennen, ohne sich zu entschuldigen oder sogar für die Kritik zu bedanken. Stattdessen versuchen viele Menschen, - besonders Vorgesetzte, wie z. B. Schuldirektoren, aber auch Unterschichtler mit Minderwertigkeitsgefühlen, wenn es irgend geht, den unfehlbaren Allwissenden zu spielen. Die Größe eines Menschen erkennt man aber gerade daran, dass er Kritik und Hilfe anzunehmen versteht, sich angemessen zu Fehlern bekennt und daraus lernt. All diese Abwehrreaktionen und jegliche Ablehnung von Selbstkritik werden durch alte biblische Weisheiten erzeugt und gefestigt. Trotzdem kehrt kaum jemand mit dem Balken im eigenen Auge vor der eigenen Tür ins eigene Glashaus. Das heilige konservative kantige Grundprinzip lautet: Alle Fehler und Verbrechen, die andere Menschen haben und verüben, darfst du auch haben und verüben.
- immer so tun, als wisse man schon; Verständnisfragen nicht stellen, um sich nicht zu blamieren, auch wenn man dabei blöd bleibt
- andere nicht konstruktiv kritisieren, sondern anschleimen, sich aber stets zum Ehrlichkeitsideal bekennen
- viel reden und wenig zuhören
-die emotionale (intuitive, aus dem Bauch heraus) Entscheidung und das Mystische heilig sprechen
- Intellektuelle (so genannte verkopfte) Menschen ablehnen und als gefühllos abstempeln, obwohl diese häufig empfindungsfähiger sind als Emotiomane (=Gefühlsüberverherrlicher) und obwohl natürlich Intellekt und Emotionalität sich nicht ausschließen, wenn auch manchmal gegenseitig behindern. Es kann sich z. B. unmittelbar sehr positiv auf das Wohlbefinden auswirken, viele Seiten der menschlichen Gesellschaft nicht zu kennen. Emotionalität (Motive) ist sogar eine Voraussetzung für intellektuelle Entwicklung. Deshalb sind gefühlskalte oder gestörte Menschen selten Intellektuelle, aber immer genetisch verändert und (oder) fehlsozialisiert.
- in der Sexualität im Hauptstrom schwimmen; d. h., vier bis zehn Minuten maximal drei verschiedene Stellungen und eventuell noch Oralsex, die meisten anderen –mit abwertendem Unterton als Techniken bezeichneten- sexuellen Verhaltensweisen ablehnen, sich zum freien Umgang mit der Sexualität bekennen, sich über Spiegel im Schlafzimmer lustig machen, das freie Sprechen über Sexualität meiden und bemängeln, ein absolut künstliches Schamgefühl als natürlich bezeichnen
- das Mystische verherrlichen. Die Bekämpfung der Entmystifizierung erklärt sich aus dem Wunsch nach Bewahrung des Reizes des Unbekannten und aus dem Tabu in heilige, religiöse Bereiche einzugreifen. Gott spielen ist tabu. Mystisch bleiben muss vor allem alles, was mit Menschen und mit dem Schöpfungsakt zu tun hat (s. o.).
- Rache üben
- Verbrecher mit deutlichen geistigen Defekten entschuldigen, Verbrecher mit geringen Defekten jedoch schuldfähig sprechen und voller Rachegefühle bestrafen, obwohl in beiden Fällen die Gesellschaft mittels genetischer Selbstvernichtung und/oder destruktiver Sozialisation die Defekte erzeugt (hauptschuldig ist). Insbesondere ist fast allen Menschen nicht bekannt, dass die Fähigkeit zur vernünftigen, altruistischen Selbstkontrolle nicht aus dem Nichts entsteht oder angeboren ist. Diese Fähigkeit muss vielmehr größtenteils erworben werden.
Die gleichen Menschen, die jeden Verbrecher voller Rachegefühle verteufeln, wissen nicht, wie, wann und warum sie jungen Menschen die Fähigkeiten zur konstruktiven Selbststeuerung, die sie bei jedem Verbrecher selbstverständlich fordern, hätten vermitteln müssen.
Beide (alle!) Verbrechertypen s. o. verdienen gleichviel Verständnis, Hilfe und Entschuldigung. In beiden Fällen verdienen aber noch mehr alle von ihnen bedrohten Lebewesen angemessenen sicheren Schutz vor ihnen (insbesondere vor vielen Spitzenmanagern, -politikern, -sportlern, spitzen Priestern usw.). Bei diesen Herrschaften kann man sich allerdings und ohnehin nicht immer ganz sicher sein, dass man ihnen die notwendige Selbststeuerungsfähigkeit nicht vermittelt hat.

- gepflegt und sauber sein (vgl. Hygienomanie ≈Sauberkeitswahn)
- angeben, Niveau haben, besser sein als Unterschichtler, Schmuddelkinder, Gammler, Schuhverkäufer usw., unschädliches Rülpsen, Schmatzen, Gähnen, Furzen tabuieren, häufig tödliches Händeschütteln, ins Ohr Flüstern, Anhusten jedoch nicht unterdrücken oder sogar verherrlichen
- nicht belehrt werden wollen (Antibelehrungsneurose und Antimanipulationsmanie)
- jeden so lassen, wie er ist („Nimm mich so, wie ich bin!“)
-lieber aus freier Entscheidung zum kinderschändenden Alkoholiker werden, als durch Manipulation zum unmanipulierbaren, selbstbestimmten, kritischen, verantwortungsbewussten Menschen  
- glauben, dass Letzteres gar nicht geht
- immer „man selbst zu sein“ verherrlichen (≈ Authentizitätsneurose)
- nie gezwungen werden wollen (Liberomanie): („Jeda muss selba wissen, was er macht.“ “Das kommt doch imma ganz drauf an.“)
- die Würde wahren, sie aber niemals exakt definieren
- Materielles abwerten- Ideelles aufwerten (s. o.)
- Anonymität schaffen, bewahren und nützen, um parasitieren zu können- („Jeda ist sich selbst der Nächste.“). Dass naiver, parasitärer Egoismus sich auf die emotionale Gesamtbilanz aller Beteiligten, also oft auch des Egoisten, negativ auswirkt, ist besonders den Egoisten kaum bekannt. Die prohedonische massive, systematische Förderung des Gegenteils (Altruismus), die früher von Religionen durchgeführt wurde, verschwindet mit zunehmender Abwertung der Religionen durch an sich konstruktive, kritische oder aber auch gleichgültige Menschen immer mehr.
- dumm und dogmatisch klare Entscheidungen und Bewertungen suchen und wählen -komplexe und differenzierte, also anstrengende Meinungen, Meinungsbildungen und Entscheidungen, meiden. Lehrer,
Politiker, Künstler, Nachbarn usw. sind entweder „gut“ oder „Scheiße“. Genau zu differenzieren ist schwierig und anstrengend.
-
sich selbst grundsätzlich positiv bewerten, kleine Fehler aber eingestehen und ebenfalls positiv bewerten 
- das analytische Zerlegen der Seele und des Körpers (vgl. Organspendeproblematik usw.) ablehnen, obwohl es das wichtigste Hilfsmittel und notwendige Basis für (ganzheitliches) Verständnis und Selbsthilfe ist. Letzteres wird allerdings tatsächlich leider von vielen Analytikern vernachlässigt (Fachidiotie).
- Authentizität, Selbstverwirklichung, Ehrlichkeit, Treue, Gerechtigkeit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Bescheidenheit, Selbstdisziplin, Zuverlässigkeit, Freiheit und so weiter höher bewerten als Lebensqualität bzw. all diese Ideale mit Lebensqualität gleichsetzen und absolut setzen 
- nicht wie ein Tier z. B. dumm, schmutzig, sexuell leidenschaftlich und polygam usw. sein. Emotional und intuitiv (wie Säugetiere!) ist Mensch gerne, weil er irrtümlich glaubt, Schimpansen seien dies weniger. Das - eher typisch menschliche - perfektionierte Denken manchmal verherrlichen, manchmal aber auch verteufeln (s. o.). Beispiele für diese Emotiomanie:
„Nur die Liebe zählt.“ Partner kommen und bleiben zusammen, obwohl sie ein Leben voller Konflikte Streit, Schläge, Alkoholismus usw. führen, weil sie glauben, Liebe könne alle Probleme überwinden, Trennung bzw. Scheidung sei tabu, noch mal so einen Partner (soviel Liebe [Hiebe?]) zu finden, sei unmöglich. Letzteres resultiert vor allem aus einer extremen Verherrlichung der Monogamie. Antihedonische Programmierungssprüche besonders für Jugendliche und Kinder: „Du, Du, Du allein“. „Ohne dich kann ich nicht leben.“ „Nothing compares to you.” “ „”You`re the only one for me.“ and so on, verhindern die Erkenntnis, dass meistens der 2. 3. 4. oder 10. usw. Partner der beste und geliebteste ist bzw. geworden wäre.
Worte aus dem Tierreich, dem Weiblichen und dem Sexualbereich sind die wirkungsvollsten
Mittel für verbale Beleidigungen. Dabei wäre das Wort „du Mensch“ („du Herr“?), das üblicherweise das Gegenteil ausdrückt, zurzeit leider wesentlich besser für diese Funktion geeignet.
-
das unmittelbare sichtbare Leid bekämpfen und abwenden, auch wenn dabei mittelbar und langfristig größeres Leid entsteht (Visiomanie) - Beispiel: Überbehüten und Überverwöhnen von Kindern macht diese zu mehr oder weniger lebensuntüchtigen, unzufriedenen erwachsenen Nörgelprofis. Liebevolle Pflege und medizinische Hilfe für genetisch veränderte Tiere und Menschen hilft den unmittelbar sichtbaren Betroffenen, vernichtet aber tausendfach mehr Lebensqualität in den Nachfolgegenerationen.
Die (humane?) Nahrungsmittelversorgung der verhungernden Kinder in Afrika führt ohne gleichzeitige technische und wissenschaftliche Emanzipation (=konstruktive Selbststeuerung) zu vielleicht viel schlimmeren Folgen (z. B. Kriege, Seuchen, noch mehr Hunger usw.) der Überbevölkerung.

-
unsachlich, spontan, intuitiv, emotional diskutieren - Dabei werden Konflikte meistens verstärkt und noch stärkere aversive Gefühle im Gesprächspartner geweckt.
-Normen unreflektiert und unkritisch übernehmen und nicht gewichten - Häufige Programmierungssprüche:
“ Das tut man nicht.“ „Das gehört sich nun mal nicht.“ „Das ist ja nun mal auch Gesetz.“ „Aba die anderen machen es doch auch.“ „Aba selba.“
- alles Humane für unvereinbar mit Vermarktung, Verwissenschaftlichung und Zerlegung halten (s. o.)
- die reine, triebhafte, animalische Sexualität herabwürdigen oder verteufeln - Sexualität also immer unlösbar mit Liebe und Zärtlichkeit koppeln – (Programmierungs)sprüche: „Ich mach es doch nicht wie ein Tier.“ „Wie kann man nur mit einem wildfremden Menschen schlafen?“ „Das hat doch nichts mehr mit Gefühl zu tun.“ „Er hat mich nur sexuell ausgenutzt.“ „Du kannst mich doch noch gar nicht meinen!“, wenn ein Partner schon nach drei- bis zehnwöchiger Bekanntschaft auch Sex will.
- ein bisschen Sport gut finden, aber nicht betreiben
- unmittelbare Triebbefriedigung (Gratifikationen) suchen und nicht aufschieben können

Damit haben wir einen Eindruck vom Chaos der menschlichen Selbststeuerung gewonnen. Um unser Ziel zu erreichen, dieses Chaos und seine Folgen zu verringern, genügt es aber nicht, die Problematik zu kennen. Besonders wichtig für eine Therapie ist in der Regel das Studium der Ursachen der Erkrankung. Wir haben bereits einiges zu Entstehung des krankhaften ethischen Chaos gesagt, wollen es aber im Folgenden genauer betrachten und systematisch ordnen.

GRÜNDE FÜR DIE IRRATIONALITÄT MENSCHLICHER ETHIKEN
Zunächst verschaffen wir uns eine Übersicht:

Um eine rationale konstruktive Ethik zu entwickeln, müssen folgende Bedingungen erfüllt sein: Es müssen möglichst viele Informationen, optimale Informationsverarbeitung (Intelligenz) und charakterlich-emotionale Gesundheit vorliegen. Keine dieser Bedingungen wurde oder wird in der menschlichen Gesellschaft voll erfüllt. Wie kommt das? Am besten lässt sich die Problematik verstehen, wenn wir die wesentlichen Züge der Entwicklung und Entstehung der Ethik betrachten.
Die menschliche Ethik ist bekanntlich aus
moralanalogem Verhalten bei tierischen Vorfahren entstanden. Diese war an der Arterhaltung und nicht am Glück der Tiere oder Menschen orientiert. Die wichtigste Aufgabe der Menschheit liegt also darin, ihre Selbststeuerungsprogramme auch (besser vor allem) an dem Ziel „Lebensqualität“ zu orientieren. Damit haben Menschen und ihre Vorfahren tatsächlich schon vor mindestens 10 Millionen Jahren begonnen. Dabei haben sie viele Fehler gemacht, die auf intellektuelle und emotionale Mängel zurückgehen. Dass es ihnen an Intelligenz und Wissen fehlte ist banal und klar, interessanter ist die Betrachtung ihrer Emotionalität (Motive).
Die meisten Veränderungen menschlicher Selbststeuerungsprogramme gingen von (herrschenden) Einzelpersonen oder Gruppen aus. Dabei war das Ziel in der Regel nicht die Lebensqualität der Menschheit, sondern die Lebensqualität einzelner Menschen oder Gruppen (meistens der herrschenden). Manche Veränderungen gingen aber auch von ursprünglich ganz gewöhnlich erscheinenden Durchschnittsmenschen aus. Jesus, Luther, Marx und so weiter zählten nicht zu den regierenden Machthabern ihrer Völker. Sie hatten wahrscheinlich das Wohl der Menschheit im Auge, bauten aber einige intellektuelle Fehler in ihre Steuerungsprogramme ein, weil sie unterinformiert waren oder formale Fehler (Denkfehler) machten. Alle Ideologiestifter litten aber, wie fast alle anderen Menschen, auch unter emotionalen Barrieren und Fehleinschätzungen. Die wichtigste bestand in der Verhinderung der optimalen Zielbestimmung (Glück, Lebensqualität). Die Ziele aller Religionen (Ideologien) sind und waren nur teilweise hedonistisch (am Glück der menschlichen Gesamtheit orientiert). Da dies zwar das Ziel der Mehrheit, aber allenfalls zum Teil das Ziel der Ideologen ist, kann man behaupten, die Chefideologen hätten keine Fehler gemacht. Da aber alle Ideologien vermeidbare innere Widersprüche (besonders in Wertsystemen) aufweisen, sind auch alle fehlerhaft (u. a. selbstschädigend).
Ein Grund für solche (die meisten) Fehler liegt in der oben schon angesprochenen Überreaktion auf intensive Gefühle, bzw. stark wirksame Reize (traumatische Konditionierungen, propagandistische Begeisterung, Orgasmen usw.). Dies kann Individuen ebenso treffen wie Gruppen jeder Größe. Wir betrachten einige Beispiele:
Luther wurde Mönch, weil er ängstlich bei einem Gewitter dies zu werden schwor, wenn sein Herr ihn verschonte.
Karl Popper löste sich mehr als vollständig (dogmatisch!) vom Marxismus, Dogmatismus und jeglicher Gewalt, nachdem er beobachtet hatte, dass linke Extremisten und Polizisten sich gegenseitig auf der Straße verprügelten oder sogar töteten. Dies steht im Widerspruch zu seiner eigenen Theorie, dem Kritischen Rationalismus (vgl. Kap. Philosophie).
Das französische Volk glänzt(e) mit unübertrefflicher Protestbereitschaft (Streik, Randale, leichte Gesetzesverstöße usw.), seit es erfolgreich die Bastille erstürmt und seinen König samt K und K-Monarchin (Kuchen- und Kaffeetante) geköpft hat.
Reinhardt Mey lehnt es (leider!) prinzipientreu, wie Millionen andere ebenfalls sehr sympathische Mitmenschen, ab, als Werbefigur Millionen einzunehmen. Er lehnt (mit Recht!) jegliche suggestive Ausbeutung und Manipulation ab. Dass er stattdessen besser pragmatisch das Geld nehmen und damit diese Manipulation bekämpfen oder es noch besser Karlheinz Böhm spenden könnte, sieht er offenbar nicht.
Reinhardt Mey lehnt ebenso jegliche Form von Gewalt ab, weil er 1945 als Kind das drittreichliche, grauenhafte, traumatisierende Abschlachten von Menschen in Berlin miterleben musste. Das Gewalt manchmal (als einziges mögliches Mittel!) dazu dient, noch viel größere Gewalt (destruktives Leid) zu verhindern, kann und will er scheinbar nicht sehen.
Die Reaktionen des deutschen Volkes auf seine jüngere Geschichte haben wir schon mehrfach erwähnt. Ähnliche Symptome (z. B. Ultraantibiologismen, insbesondere auf allen genetischen Ebenen) treten übrigens in abgeschwächter Form weltweit auf.
Kollektive Hyperkonditionierungen und Generalisierungen spielen also für die Entwicklung der Menschheit eine kaum überschätzbare Rolle.
Deshalb? werden sie in den meisten Ausbildungsinstitutionen mit lautem Gebrüll totgeschwiegen.
Alle Religionsstifter haben die ursprünglich biologisch hedonistischen Ziele z. T. übernommen, z. T. verändert, und häufig unterdrückt, aber niemals die Lebensqualität im Sinne des konstruktiven Hedonismus zum einzigen Ziel ihrer Ethik erhoben.
Die meisten Religionsstifter haben dennoch hohe Lebensqualität in ihrem Sinne für ihre Schäfchen in den Mittelpunkt gestellt. Die meisten religiösen Führer dagegen haben ihre eigene Lebensqualität in den Mittelpunkt gestellt.
Prohedonischer verhielten sich, zumindest näherungsweise, einige Philosophen und Wissenschaftler. Sie waren die konstruktivsten Veränderer menschlicher Selbststeuerung. Zu ihnen zählen Epikur, Locke, Voltaire, Bentham, Mill, Smith, Nobel, R. Koch, Popper und so weiter.
Warum konnten sich solche ethisch wie auch intellektuell besonders guten Menschen wenig durchsetzen? Dogmatische konservative Kräfte haben stets bestehende Selbststeuerungsprogramme gegen Veränderungstendenzen verteidigt. Die meisten Führer haben dies getan, um die Möglichkeiten parasitären Machtmissbrauchs zu bewahren.
Warum waren sie damit über Jahrhunderttausende erfolgreich? Die Macht gerät und geriet meistens und immer wieder in die Hände ehrgeiziger, status- und machtorientierter Egoisten. Das ist einer der bedeutsamsten Kardinalfehler der menschlichen Selbststeuerung.
Ein weiteres wichtiges Motiv für die Bewahrung alter überholter Selbststeuerungsprogramme und die Vermeidung jeglicher Verwissenschaftlichung ist Angst. Diese Angst bezieht sich sowohl auf mögliche negative Folgen irgendwelcher Neuerungen als auch auf die möglichen Strafen unfehlbarer Götter, die doch unumstößliche Wahrheiten offenbart haben sollen.
(Unfehlbarkeit sogar bei Päpsten). Eine Veränderung oder Verwissenschaftlichung verstößt somit gegen eines der stärksten irrationalen Tabus der Menschheit, nämlich - Gott spielen.

Betrachten wir nun die Hauptgründe für die ethische Irrationalität etwas detaillierter:

Wir erinnern uns: Die dominierenden ethischen Konzeptionen sind inhaltlich z. T. fehlerhaft, weil ihre menschlichen Schöpfer (Moses, Jesus, Mohammed, Luther, Buddha usw.) meistens menschlich recht gut - bzw. gutwillig - aber wissenschaftlich und intellektuell weniger qualifiziert und informiert und wenig detailbewusst waren (sind). Sie konnten die Begründungen für ihre ethischen Vorschriften beim besten Willen nicht auf den Stand des 21. Jahrhunderts bringen. Die Mehrheit der heute lebenden Menschen will sie nicht auf diesen Stand bringen. Alle religiösen Ethiken sind deshalb mehr oder weniger mystisch, inkonsistent, schwammig, unklar und pluralistisch. Diesen Charakter haben fast alle modernen Ethiken von ihren religiösen Vorgängern übernommen, auch wenn zum Teil Verbesserungen und erhebliche Innovationen (=Neuerungen) hinzugetreten sind. Doch die neuen Mischungen verursachen aufgrund ihrer Heterogenität manchmal sogar noch zusätzliche Probleme (Konflikte).

Juristische teilweise Verwissenschaftlichungen von Ethik wurden - außer z. B. in sozialistischen Ländern – nur dann zugelassen, wenn religiöse Ethiken das Fundament blieben. Die Erhaltung von Chaosethiken mit sich widersprechenden, verabsolutierten Werten wie Würde, Freiheit, Gleichheit, Ehrlichkeit, Brüderlichkeit, Treue, Gerechtigkeit, Leben, Nächstenliebe, Pflichtbewusstsein, Zuverlässigkeit, Selbstbestimmung, Selbstdisziplin, Bibelkonformität usw. wird mit (Selbst)betrug, Flamme und Schwert verbal oder blutig verteidigt und die mystische Unklarheit heilig gesprochen. 
Ein besonders wichtiger konkretere Grund für die Irrationalität menschlicher Selbststeuerung ist der Umgang der Menschen mit Freiheit:
Die Verabsolutierung der Freiheit
führt dazu, dass Leben und Lebensqualität von vielen Millionen Menschen zerstört werden, wenn zum Beispiel Aids-Infizierte nicht einmal gezwungen werden, sich selbst anonym über den eigenen Gesundheitszustand zu informieren. Die Freiheit von einer Million Betroffenen ist Menschen wichtiger als das eigentlich doch so heilige Leben von einer Milliarde noch nicht Betroffener, die möglicherweise in der Zukunft aufgrund der allgemeinen Aids-Verbreitungsfreiheit und –freude an Aids sterben werden. Merkwürdig ist, dass in anderen Bereichen (Ebola, Schweinepest, Tollwut, Tropenkrankheiten, Vogelgrippe usw.) mit häufig tödlicher Konsequenz Quarantänemaßnahmen usw. durchgesetzt werden. Die Menschendevise „Lieber tot als freiheitlich eingeschränkt!“ reicht zur Erklärung dieser Erscheinung nicht aus. U. a. kommen visiomane Effekte hinzu (vgl. Visiomanie im Kapitel Irrationale Konventionen). Visiomanie - wörtlich übersetzt Sehwahn – bedeutet, dass Menschen meistens nur dann emotional erregt und motiviert werden können, wenn sie entsprechende Reize optisch wahrnehmen können. Da der Aids-Infizierte über viele Jahre optisch unverändert bleibt, wird er anders behandelt als z. B. ein Leprakranker oder infizierte Tiere. Ein ökologisches Beispiel für Visiomanie und hypertrophe Freiheit:
Der Mord an ca. 50 Millionen Menschen und ca. 50 Billiarden Tieren und Pflanzen durch Umweltverschmutzung erregt weniger spontanes Aufsehen, als der Messerstich eines Geisteskranken in den Rücken einer weltberühmten Tennisspielerin, Monica Seles. Weitere Beispiele finden sich im Kapitel   „Irrationale Konventionen“.
Der menschliche Umgang mit Freiheit ist dadurch gekennzeichnet, dass Freiheit möglichst für alle und immer gewährt, geschaffen und genutzt werden muss. Der überdehnte Freiheitsspielraum fördert Perversionen wie Kriminalität, Korruption, Terrorismus, Drogenkonsum, Stierkampf, Hahnenkampf, Pitbullkillermaschinen usw.
Die Liberomanie führt zu antihedonischer Heterogenität. Je weiter die Verschiedenheit der Menschen über einen bestimmten Wert steigt, desto mehr unnötige destruktive Konflikte werden erlebt. Beispiel: Die Erziehung nach der Devise „Erlaubt ist, was gefällt“ führt in ein destruktives Chaos. Menschen mit verschiedenen Geschmäcken und Anschauungen in Bereichen wie Kunst, Musik, Sexualität, Erziehung, Möblierung, Architektur usw. können und müssen intensive vermeidbare Probleme miteinander erleben (nähere Erläuterungen in den  Kapiteln 6 und 9).
Ein ethisch interessantes Beispiel für antihedonische Liberomanie ist der Kantsche kategorische Imperativ. Dieser lautet sinngemäß und vereinfacht: Jeder soll sich so verhalten, dass man seine Verhaltensweisen sinnvollerweise von allen verlangen könnte. Diese Formulierung ist zu offen, formal und freiheitlich, um wirklich konstruktiv zu sein. Wenn Sadisten, Masochisten, Nationalsozialisten und Stalinisten ihr Verhalten zur Maxime (=allgemeiner Leitsatz) des Verhaltens aller machen, sieht es für die Menschheit äußerst übel aus.
Man fragt sich, wie ein kluger Mann wie Kant zu einer so merkwürdigen Konstruktion kommen konnte:
Ein Grund liegt darin, dass es diesen Gedanken schon früher gegeben hatte. Der wichtigste Grund aber liegt in gewissen Grundannahmen seiner Philosophie und Religion, insbesondere im erkenntnistheoretischen Rationalismus. Er glaubte, dass in Menschen bestimmte (positive) Moralvorstellungen angelegt seien, wie die anderen a priorischen Erkenntniskategorien, gute Moral = reine Vernunft =(göttlich?) angelegt (Details im Kap. Philosophie).
Ähnliche rationalistische Ansätze, die, wie z. B. der Deismus, die Existenz fundamentaler religiöser Prinzipien betonen, finden sich sogar in der Religionsphilosophie. Danach kann ein guter Gott (Geist) samt seiner guten Ethik auch ohne (biblische) Offenbarung in menschliche Seelen schlüpfen.
Weshalb aber dennoch megatonnenweise Böses in und durch die Welt schlüpft, konnten weder Kant noch irgendein Religionswissenschaftler beantworten. Leibniz hat es bekanntlich vergeblich versucht (vgl. Theodizee).
Wir haben die (primär biologischen!) Ursachen (insbesondere arterhaltende Erfolge von Parasitismus) an anderer Stelle zusammengefasst.
Damit verlassen wir die dunkle und/oder dämmrige Seite (hinterm Mond) der Ethik und kommen zu einer unserer wichtigsten Aufgaben, der Suche nach der bestmöglichen Ethik (Selbststeuerung).

KONSTRUKTIVE ETHIK
Dem Thema „konstruktive Ethik“ haben wir ein ganzes Kapitel gewidmet (konstruktiver Hedonismus siehe auch oben), deshalb gehen wir im Folgenden nur noch einmal auf die wichtigsten Aspekte ein. Wir beginnen mit der Definition des zentralen Begriffes dieser Ethik, der „Lebensqualität“.

Was ist Lebensqualität?
Dieser Begriff wird in der menschlichen Gesellschaft sehr unterschiedlich und strittig (von Askese bis Exzess) definiert. Wir betrachten hier zusammenfassend die wichtigsten Definitionsvorschläge des konstruktiven Hedonismus:
Grundsätzlich ist hohe Lebensqualität ein Phänomen oder Zustand, in dem alle empfindungsfähigen Systeme (Lebewesen) das höchste mögliche Glück, d. h. konkreter, möglichst viele angenehme Gefühle und wenig unangenehme Gefühle erleben. In einer nahezu idealen Gesellschaft existieren unangenehme Gefühle nur noch in seltenen Ausnahmefällen. Ihre Funktionen sind fast vollständig durch rationale Selbststeuerung ersetzt. In der menschlichen Gesellschaft gibt es jedoch konstruktives Leid. Das ist solches Leid, das ein höheres Maß an angenehmen Gefühlen nach sich zieht, als es selbst an unangenehmen Gefühlen darstellt. Leid kann nur dann konstruktiv sein, wenn es dem Erleben angenehmer Gefühle dient. Zum Beispiel kann das unangenehme Besteigen eines Berges oder Absolvieren einer Ausbildung große Freude nach sich ziehen und der Selbsterhaltung dienen.
Die meisten Menschen halten die hier angesprochene Messbarkeit von Gefühlen für unmöglich, obwohl sie täglich tausendfach stolz beobachten, wie ihre Intuition ihnen exakte Verrechnungen von zahllosen Gefühlen vorführt.

Eine sinnvolle ethische Selbststeuerung hat die höchste mögliche Lebensqualität aller beeinflussbaren empfindungsfähigen Systeme (die meisten Tiere und Menschen) zum einzigen Ziel. Sie lässt nur konstruktives Leid zu.
Nun wird ein kritischer Leser die berechtigte Frage stellen, wieso wir den Konstruktiven Hedonismus für die wahrscheinlich beste ethische Konzeption halten. Wir haben das im entsprechenden Kapitel ausführlich erläutert, wollen aber dennoch kurz noch einmal auf diese Problematik eingehen.  
Jede Erkenntnis, Aussage, Messung oder Entscheidung ist probabilistisch (≈„wahrscheinlichkeitshaft“)(s .K. Popper, Schrödinger, Heisenberg). Alle Aussagen zu Naturwissenschaften, Ufos, (Aber)Glauben, Spiritismus, jeglicher (Meta)physik unterscheiden sich also aus menschlicher Sicht nur in der Wahrscheinlichkeit ihrer Richtigkeit. Auch der Glaube an Methoden und Erkenntniskriterien (Reproduzierbarkeit, Experimente, Logik, Mathematik, sinnliche Wahrnehmung) ist ein Glaube. Dasselbe gilt auch für die Inhalt, Ziele und Werte ethischer Konzeptionen (Glück, Liebe, Hoffnung, Gefühle, Selbsterhaltung usw.). Wenn zwei Menschen, z. B. Papst und Marx, sich bzgl. ihres Glaubens an diese formalen und/oder inhaltlichen Erkenntnisprinzipien und Werte deutlich unterscheiden ist eine Einigung unmöglich. Dennoch versucht man es immer wieder, selbst wenn die einzige mögliche Verständigung in der gemeinsamen Erkenntnis liegt, dass man sich nicht einigen kann. Das (ineffektive Streitgespräche, Talkshows und auch reale Kämpfe) liegt oft daran, dass man sich seiner Grundprinzipien (Axiome, Normen) nicht besonders klar bewusst ist.
Das eigentliche Problem entsteht, wenn wahrscheinlich falsche (meistens unwissenschaftliche, metaphysische) Aussagen zur Grundlage für Entscheidungen gemacht werden: kollektive Sektenselbstmorde, Kondomtabu, Privateigentum ist Diebstahl, Inquisition, Rassismus usw. Der Kampf gegen derlei Aktivitäten ist, im Gegensatz zu Nina Hagens Ufo-Kuriositäten, viele ([Maisch]bergeweise) Sendungen wert.
Gefühle
Da das Gefühl im Mittelpunkt jeder konstruktiven Ethik steht, werden im Folgenden alle menschlichen Emotionen – unter besonderer Berücksichtigung ihrer Entstehung – vorgestellt und analysiert (siehe unten unter „Die menschlichen Gefühle“). Dies ist besonders wichtig, weil finstere konservative Mächte die biologische Herkunft und das Wesen ihrer Gefühle nicht kennen (wollen), falsch einschätzen und verteufeln. Sie versuchen, sich arrogant von Tieren abzuheben und als etwas Besonderes, Gottgeschaffenes zu betrachten. Deshalb schaffen sie für menschliche Gefühle und Handlungen häufig andere Begriffe als für die Tierwelt. Sie bezeichnen sich z. B. als „schwanger“, Tiere als „trächtig“. Weitere Beispiele: „stillen“ statt „säugen“, „Motivation“ statt „Trieb“ „Statusdenken“ oder „Angeben“ statt „Rangordnungsverhalten“, „Zärtlichkeit“ und „Streicheln“ statt „ursprüngliche Fellpflege“, „Wunsch nach sozialem Kontakt“ statt „Herdentrieb“ usw. Die geistige Verwandtschaft von Tier und Mensch wird heute von manchen Religionsführern, Philosophen, Hyperantinationalisten und Psychologen mit der gleichen dummen Arroganz geleugnet, wie zu Darwins Zeiten die körperliche Verwandtschaft.
Menschen benutzen Tiernamen für Beleidigungen!
Dass die gesamte Gegenwart ohne die Kenntnis der Vergangenheit nicht verstanden werden kann, wird den meisten Menschen nicht bewusst gemacht oder wird sogar, besonders bzgl. der tierischen (besonders der tierpsychologischen) Vergangenheit, geleugnet.
Um zu erkennen, dass nicht nur der Körper, sondern auch der Geist des Menschen schimpansenähnlich ist, ist der menschliche Geist zu schimpansenähnlich.


Harmonisch homogener Fortschritt

Die Erfahrungen der letzten Jahrhunderttausende haben auf allen bewohnten Planeten gezeigt, dass ethische Konzeptionen (=Selbststeuerungsprogramme) nur dann erfolgreich sind, wenn sie konsistent = ohne innere Widersprüche, wissenschaftlich fundiert, veränderlich, harmonisch homogen fortschreitend und systemerhaltend sind. Mit harmonisch homogen (=gleichmäßig, gleichförmig) fortschreitend ist gemeint, dass meistens jede Form von Fortschritt überall in etwa gleichzeitig prohedonisch entwickelt und genutzt werden muss. Es darf z. B. nicht geschehen, dass man Milliarden Menschen missioniert und ernährt, ihnen aber sinnvolle Selbstkontrolle ihrer Geburtenrate vorenthält bzw. verbietet. Ein weiteres Beispiel ist wirtschaftlicher und industrieller Fortschritt, ohne die Berücksichtigung und Bekämpfung seiner Folgen wie Umweltschäden, Entfremdung von der Natur usw. Die einzelnen Entwicklungen des Fortschritts müssen in einer bestimmten harmonischen zeitlichen Reihenfolge stattfinden. Diese Reihenfolge wird von den Kriterien Lebensqualität und Lebenserhaltung bestimmt.
Auf ähnliche Weise wirken die Gene eines Lebewesens in sinnvollen harmonischen Reihenfolgen (Kausalnetzen) zusammen. Vereinfacht gesagt aktiviert oder inaktiviert ein Gen das andere (bzw. mehrere) in festgelegten Reihenfolgen (=Information). Würde die Aktivierung der Gene so „gut“ gesteuert, wie die menschliche Gesellschaft, so würde kein lebensfähiger Fetus entstehen.
Ein schönes Bild für die zeitliche Harmonie, von der wir gerade sprechen, sind auch viele menschliche Spiele. Das Ziel (der Sieg) kann nur dann erreicht werden, wenn die richtigen Züge in der richtigen Reihenfolge gemacht werden. Sehr deutlich wird das z. B. bei Schach, Skat und Solitär.
Die menschliche Selbststeuerung kann als konstruktiv bezeichnet werden, wenn sie folgende konkretere Kriterien erfüllt:
1. Die Grundwerte (Axiome) sind sinnvoll gewählt (sinnvoll =prohedonisch und systemerhaltend). Erfolgreich und konstruktiv sind nur Systeme (Ethiken), die nur einen absoluten ethischen Wert nämlich Lebensqualität haben. Die Richtigkeit der Wahl dieses Wertes ist, wie die Wahl jedes Axioms, Wertes und jedes Regelsystems, z. B. der Logik, nicht beweisbar.
Axiome sind Grundaussagen, die (z. Zt.!?) nicht weiter begründet werden können.
Der Begriff Lebensqualität muss wissenschaftlich und objektiv definiert werden (s. o. und im Kap. Konstruktiver Hedonismus).
Die Forderung nach Lebensqualität beinhaltet natürlich automatisch die Forderung nach Erhaltung des Systems. Wer nicht lebt, kann auch nicht glücklich sein.
2. Alle anderen Werte müssen ebenfalls exakt definiert, gewichtet und hierarchisch geordnet werden. Es entsteht eine Wertepyramide, in der jeder Wert mindestens einem höheren Wert untergeordnet ist. Die Werte müssen so geordnet werden, dass die Zahl innerer Widersprüche möglichst niedrig ist. Mathematisch gesprochen muss Ethik ein Ein– oder Zweiaxiomensystem sein. (Axiom 1: Lebensqualität  Axiom 2: Systemerhaltung). Freiheit, Gerechtigkeit, Ehrlichkeit usw. sind nur dann sinnvolle Handlungsziele, wenn diese Werte und zugeordnete Handlungen der Lebensqualität aller Beteiligten dienen. All diese Werte müssen in der jeweiligen Einzeldosis und Mischung zusammengestellt und angestrebt werden, dass höchste Lebensqualität aller Beteiligten erreicht wird. An dieser Stelle wird deutlich, dass auch in einer Gesellschaft, die eine konstruktive Ethik gewählt hat, ständig irgendwelche Probleme und Frustrationen auftreten und Konflikte gelöst werden müssen. Der konstruktive Hedonismus unterscheidet sich in diesem Problembereich nur dadurch von anderen ethischen Konzeptionen, dass er klare durchdachte Lösungsregeln angibt. Dies erspart viele (zusätzliche) (Gewissens)konflikte und Frustrationen. Eine Beseitigung aller Probleme (Zwänge, Leid usw.) kann (zumindest der heutigen Menschheit) keine Selbststeuerungskonzeption liefern.
In einer rationalen Ethik gelten die Regeln der Logik und Mathematik. Nach diesen Regeln muss in jedem einzelnen Konfliktfall sachlich und objektiv entschieden werden, welche Handlungen allen betroffenen emotionsfähigen Wesen die höchstmögliche Lebensqualität bringen. Diese Problematik ist im Kapitel X  genauer an Beispielen erläutert.
Einer konstruktiven Ethik müssen die Regeln der empirisch wissenschaftlichen Erkenntnisgewinnung zugrunde liegen. Mystische, metaphysische, idealistische Spekulationen wirken sich in der Ethik meistens destruktiv aus.
Eines der größten Probleme aller philosophischen, insbesondere ethischen, Konzeptionen entsteht aus dem Konflikt zwischen dem Streben nach Wahrheit (vollständiger, korrekter Informationsverbreitung und Erkenntnisgewinnung) und nach Lebensqualität. Beide Bestrebungen erscheinen befürwortenswert, doch sind sie nicht immer miteinander vereinbar. Wir haben u. a. im Kap. „Soziale Interaktionen“ verdeutlicht, dass selektive Verbreitungen von Informationen sowohl Lebensqualität schaffen als auch vernichten können. Sogar mystische Spekulationen und Lügen können Lebensqualität erhöhen.
Wir befürworten grundsätzlich und tendenziell die Verbreitung möglichst umfassender realitätskonformer prohedonischer Informationen. Das tun wir schon deshalb, weil wissenschaftlicher und technischer Fortschritt zur Verbesserung von Lebensqualität genutzt werden kann. Wir sind uns jedoch sicher, dass es zahllose Einzelfälle gibt, in denen es prohedonisch ist Informationen zumindest regional und vorübergehend nicht oder nur selektiv zu verbreiten. Mit anderen Worten: Der Sinn und Zweck des Universums darf nicht in der kompletten genauen Spiegelung der Welt in alle (menschlichen) Köpfe liegen, sondern im Glück (Lebensqualität, angenehme Gefühle). Es müss(t)en alle Informationen die in der jeweiligen Situation am meisten (wahrscheinlichsten) der Lebensqualität dienen übertragen werden. Weil Menschen genau dies oft nur schlecht können, ist der Konflikt zwischen Wahrheit und Lebensqualität viel schwieriger zu lösen als z.B. der zwischen Freiheit und Lebensqualität (vgl. Kap. Philosophie).   

Ethik muss zeitlich variabel sein. Wenn Lebensbedingungen und Menschen sich zeitlich ändern, muss sich auch ihre Ethik ändern. Sie muss also u. a. stets dem neuesten wissenschaftlichen und technischen Stand angepasst werden. Das wollen wir wieder an einigen Beispielen deutlich machen:
Im Jahre 20 nach Christus war der Aufruf zur Vermehrung ethisch vertretbar. Im Jahre 2000 ist er zumindest regional antihedonisch.
Im 19. Jahrhundert war die Unterdrückung von Sexualität in Europa wegen der Gefahr der Übertragung von Infektionskrankheiten mit Einschränkungen ethisch vertretbar. Im Jahr 2000 war sie wegen der Verfügbarkeit von Antibabypillen, Kondomen, Wissen, Antibiotika usw. weitgehend antihedonisch. Die z. T. völlig verlogene Verteufelung war schon immer antihedonisch. Die Verteufelung (jegliche Selbststeuerung!) muss spezifisch erfolgen, also z. B. gegen Krankheitserreger, nicht gegen die Sexualität.

3.2 Ethik muss räumlich variabel sein.
Wenn Lebensbedingungen und Menschen räumlich verschieden sind, müssen auch ihre Ethiken verschieden sein. In Kanada und auf dem Mars ist der Aufruf zur Vermehrung ethisch vertretbar. In Indien und China sind sie eine Gefahr, wenn nicht sogar ein Verbrechen. Daher kann auch die Vermehrungsbekämpfung in China nicht ein Verbrechen sein. Wenn z. B. in Entwicklungsländern Kondome, Antibiotika und Informationen weniger zur Verfügung stehen als in Europa, können für die betroffenen Menschen nicht die gleichen ethischen Regeln gelten, wie für nicht betroffene.
Die meisten Menschen lehnen die räumliche und zeitliche ethische Variabilität ab. Sie fordern gleiche Ethik für alle und immer (ein „schönes“ Beispiel für Isomanie [=Gleichheitswahn]). Dies beruht darauf, dass Werte wie Gleichheit, Freiheit, Gerechtigkeit usw. verabsolutiert und über die Lebensqualität gestellt werden.
(Noch befremdender erscheint den Meisten die noch wichtigere Einsicht, dass alle Selbststeuerungsaktivitäten nicht die Erfüllung irgendwelcher Normen und Gebote, sondern die bestmögliche Zukunft zum Ziel haben sollten.).
 So erhalten HIV-Infizierte nahezu gleiche Rechte –oder zumindest gleiche Möglichkeiten- auf sexuelle Freizügigkeit wie HIV-negative Menschen oder Raucher und Blaumacher auf Krankenversicherungszahlungen und Lohnfortzahlungen, wie Menschen mit rationaler Selbstkontrolle und Charakter. Raucher gleichen allerdings (mit Ausnahme „vorbildlicher“ Altkanzler [Schmidtchen Schleicher mit den elastischen Normen]) „freundlicherweise“ die medizinischen Mehrkosten, die sie der Gemeinschaft aufdrücken, durch ihren vorzeitigen Tod im Schnitt aus.
Ganz anders geht (ging?) man mit dem „armen, kleinen“ deutschen Blaumacher um. Die Krankheitsdauer der Deutschen hat sich in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts verdreifacht. Dies muss wohl als logische Folge der gleichzeitigen Verdreifachung der Kosten im Gesundheitswesen gedeutet werden. Politische Versuche, Blaumacher (Dauerkranke?), wie es in Japan ohne Proteste geschieht, zur Kasse zu bitten, wurden in Deutschland immer wieder erfolgreich unterdrückt. Sozialer Wahn und Gerechtigkeitswahn sind deutschen Gesetzgebern und Gewerkschaften wichtiger als Lebensqualität und in diesem Falle sogar wirkliche Gerechtigkeit. Niemand hat in diesen Kreisen offenbar Probleme damit, dass verschiedene Formen von Parasitismus (wie Blaumachen) von der Gemeinschaft finanziert werden. Den Beweis für die Richtigkeit dieser Behauptungen haben die Blaumacher im einundzwanzigsten Jahrhundert selbst erbracht: Mit zunehmender Arbeitslosigkeit bewirkte die Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes eine merkwürdige Gesundschrumpfung der „blauen Krankheitsdauer“. Allerdings gingen auch viele Menschen (keiner weiß wie viel Prozent) trotz Krankheit zur Arbeit.
Wenn sich zudem das Blaumachen gegen parasitäre Ausbeuter richtet, verliert es (wie manchmal Schwarzarbeit usw.) den parasitären Charakter mehr oder weniger. Wir erinnern an dieser Stelle an „Gewerkschaften“, die von Arbeitgebern geschaffen wurden, um die Mindestlöhne (u. a. bei Postzustellern) niedrig zu halten.
Dass zeitliche und räumliche ethische Variabilität wesensgleich sind, wird im Kapitel 11 verdeutlicht.
Kommen wir damit zurück zu allgemeinen ethischen Problemen. Als nächstes wollen wir uns mit dem, was für alle Selbststeuerungskonzepte am wichtigsten ist, beschäftigen, mit der Emotionalität und damit mit einer genaueren Definition des Begriffes "Lebensqualität" beschäftigen. Wir wollen das tun, weil wir damit einer genaueren Definition des Begriffes "Lebensqualität" näher kommen und weil nach unserer Auffassung nur die Emotionalität dem Leben und Universum Sinn gibt.

DIE MENSCHLICHEN GEFÜHLE
Angenehme Gefühle entstehen bei der Befriedigung (bzw. Ausführung der zugehörigen Handlungen) folgender arterhaltender Antriebe und Motivationen mit angeborenen Anlagen:
Nahrungsaufnahme, Sexualität, Liebe, Verliebtheit, Rangordnungsverhalten, (Konditionierungslernen?), Imitation (=Nachahmung), rationales Problemlösen, Neugier, Spiel, Aggression und aggressive Begeisterung, Altruismus, Jagd, Körperpflege =(Zärtlichkeit, Streicheln), Säugen, Brutpflege, Lachen und Lächeln, Ausscheidungen, wie Urinieren und Kotabgabe, Ökonomisierungsleistungen wie Schlittschuhlaufen statt Gehen,
Einstellungen von Homöostasen wie Temperatur, pH, Druck, Strahlung usw. (Homöostase = dauerhafter Gleichgewichtszustands, wie z. B. der Körpertemperatur bei Säugetieren).
Eine (fast?) vollständige Auflistung findet sich unter
„ÜBERSICHT ÜBER EMOTIONEN MIT ANGEBORENEN ANLAGEN“.
Diese Gefühle können in zahllosen natürlichen Mischungen auftreten, für die die Menschen ebenso viele Umschreibungen entwickelt haben: Liebe im weiteren Sinne, Liebe zur Natur, Freude, Partystimmung, Siegestaumel, Begeisterung, Jubel, Euphorie, Fanatismus, Rausch, Genuss, Hoffnung, Ehrgefühl, Hass, Mitleid; Neid usw.
Gleichzeitige Kombinationen von intensiven angenehmen Gefühlen mit intensiven unangenehmen Gefühlen sind unter natürlichen Bedingungen selten. Wenn sie auftreten, werden sie meistens als intensiv unangenehm empfunden.
 
Unangenehme Gefühle
, die auf angeborenen Anlagen beruhen: Angst, Schmerz, Trauer, Eifersucht, Einsamkeit, Ekel, Hunger, Unwohlsein durch Schlafentzug, Frustrationen usw.
Die meisten unangenehmen Gefühle beruhen auf der Frustration (Nichtbefriedigung, Reizentzug) der oben vorgestellten angenehmen Gefühle.

Neben diesen klar umschriebenen Gefühlen (Übersicht) und zugehörigen Verhaltensweisen gibt es einige Sonderformen und Mischformen und (oder) solche, die erheblich durch Lernprozesse mitgestaltet werden. Beispiele: Horror, Abenteuer, Flegelhaftigkeit, Dogmatismus, Treue, Freundschaft, Wieder(ver)lieben bei Trennungen, Raromanie = (Seltenheitswahn), Heteromanie = (Verschiedenheitswahn), Isomanie = (Gleichheitswahn), Liberomanie = (Freiheitswahn), Gerechtigkeitswahn, Helfersyndrom
Die Freude an Horror, Abenteuer, Gefahr, Widerstand gegen bestehende Vorschriften usw. bewirkt im Verbund mit Innovationsappetenz (≈Neugier), Ökonomisierungslust, Neugier, Aggression und Rangordnungsverhalten die Entdeckung neuer Entwicklungsmöglichkeiten für die Art. Dies fördert biologische und kulturelle Höherentwicklung und schafft Konkurrenzvorteile.
Wer an dünnen oder morschen Ästen eines Baumes zieht oder auf sie klettert, lernt, welche wann brechen. Wer dies und ähnliche Lernerfahrungen nicht erlebt (warmduschende Muttersöhnchen aus der Familie der Weicheier) oder solche Erfahrungen verhindert (überbehütende Hätschelglucken), erlebt oder schafft im Durchschnitt verminderte Lebensqualität.
Dogmatismus, Indoktriniertheit, Orthodoxie
Alle drei Begriffe beinhalten die Bewahrung und Beibehaltung des Bestehenden, enthalten also ein emotionales Element der Angst vor Neuem und Veränderungen, aber auch ein angenehmes Element der Sicherheit und Geborgenheit.
Diese Eigenschaften wirken den im vorherigen Abschnitt beschriebenen entgegen. Menschen – besonders ältere – haben oft den Wunsch nach klaren Entscheidungen und der Erhaltung bewährter Normen (vergleiche unten [stabilisierende Selektion], Erläuterungen in Kap. 2 und 3).
Treue
1. Sexuelle Treue schützt in modernen Kulturen vor Infektionskrankheiten, vermindert aber auch nützliche genetische Verschiedenheit (=Variabilität). Sexuelle Treue beruht beim Menschen wahrscheinlich in nicht sehr starkem Maße auf angeborenen Anlagen. Deshalb müssen Menschen ständig durch Lernzwänge (mehr oder weniger vergeblich) nachhelfen, um das ideologisch gewünschte Treueniveau zu erreichen. Sexuelle Untreue (≈Polygamie, Promiskuität) beruht auf stärkeren angeborenen Anlagen. Menschliche Sozialisationen richten sich fast immer gegen Promiskuität (
Partnerwechsel) und verherrlichen Treue (Ursachen und nähere Erläuterungen im Kap. „Sexualität“).
2. Treue in Mutter-Kind-Beziehungen schützt die Nachkommenschaft.
3. Treue (Zuverlässigkeit, Vertrauen) zwischen Freunden steht in engem Zusammenhang mit Altruismus und dient der Erhaltung der Gruppe durch gegenseitige Hilfe.
Alle Formen der Treue beruhen u. a. auf der Bildung, Ausschüttung und Wirkung des Neurotransmitters Oxytocin, ein Botenstoff im Gehirn. 
Freundschaft
In Gruppen lebende Individuen von Säugetieren und Vögeln kennen sich persönlich und können deshalb persönliche Freundschaften bilden. Diese Freundschaften (insbesondere gegenseitige Hilfe) fördern die Überlebensfähigkeit der Gruppen in der Konkurrenz mit anderen, weniger altruistischen Gruppen. Deshalb hat die Natur (Evolutionsprinzipien) alle freundschaftlichen Verhaltensweisen mit angenehmen Emotionen verknüpft. Mit dem Verlust von Freundschaften sind ebenso unangenehme Gefühle verbunden, wie angenehme mit dem Erleben der Freundschaft. Freundschaft ist stammesgeschichtlich jung. Trotzdem existieren für sie angeborene Grundlagen die durch Lernprozesse weltweit gefördert werden.
Weshalb dennoch parasitäre Motivationen und Verhaltensweisen in Natur und Kultur dominieren, haben wir an anderer Stelle erläutert.
Wieder(ver)lieben bei Trennungen
Wenn Partnerschaften zwischen Partnern, die sich geliebt haben, von einem Partner aufgekündigt werden, erwachen oft im anderen „eingeschlafene“ Liebesgefühle für diesen Partner erneut. Sinn und Ursachen dieser merkwürdig erscheinenden Reaktionen sind im Kapitel „Partnerschaften“ näher erläutert.

Raromanie = Seltenheitswahn
Die meisten Säugetiere erleben „angeborene“ Freude bei der Wahrnehmung und beim Besitz arterhaltender Seltenheiten. Dies können seltene Früchte, Wasserstellen, Partner, Gebiete, Werkzeuge, Schlafplätze usw. sein. Diese ursprünglich überwiegend arterhaltende Motivation hypertrophierte in menschlichen Kulturen antihedonisch oder wurde aufgrund veränderter Lebensbedingungen auch in ihrem ursprünglich nützlichen Ausmaß schädlich. Ein Beispiel ist das Robbenschlachten für die Angeberei feiner Damen mit seltenen Pelzen, aber auch die Überbewertung von und Sucht nach Edelmetallen, Delikatessen, Luxusschlitten, Schmuck, Palästen, Pyramiden usw.
Heteromanie = Verschiedenheitswahn
Menschen verschwenden große Teile ihrer Energie, um originell und individuell, also anders als andere zu sein oder zu erscheinen. Diese Heteromanie beruht biologisch u. a. auf dem territorialaggressiven Wunsch, sich von anderen Gruppen abzusetzen, auf jugendlicher (manchmal flegelhafter) Innovationsappetenz, Rangordnungsverhalten und auf Raromanie. Aus kultureller Sicht ist die wichtigste Ursache die Bekämpfung der lustmindernden Wirkung des Gewöhnungslernens (Habituation s. u.). Gleiche Reize, die immer wieder wahrgenommen werden, lösen meistens allmählich immer weniger Gefühle aus. Einige Frauen würden am liebsten nur mit Kleidern in die Öffentlichkeit gehen, die es nur einmal gibt (Unikatomanie).
Aus psychologischen Gründen trägt die Partydame „mit“ Herz dazu brillantenbesetzte Masken, die undelikate Beobachtungen verhungernder Kinder in der Dritten Welt verhindern.
Einige Männer müssen jedes Jahr mit einem neuen Auto angeben. Am liebsten sind ihnen Geländewagen, da man mit diesen voller „Mit“gefühl (Extrempädophilie?) besonders erfolgreich einige der besagten Kinder durch Plattfahren von ihrem schweren Schicksal befreien kann.


Die Beeinflussung von Gefühlen durch Lernen
Alle Gefühle mit primär angeborenen Grundlagen oder Motivationen und Empfindungsfähigkeiten können bei allen Säugetieren (Wirbeltieren) und Menschen durch Konditionierungslernen, Imitationslernen und Einsicht vermindert oder verstärkt werden. Dieser Vorgang heißt allgemein, besonders wenn er von äußeren Reizen (Lehrer, Gefahren, Landschaften usw.) ausgeht, Sozialisation (s. o.) und, soweit er bei Kindern überwiegend bewusst und gezielt eingesetzt wird, Erziehung.
Einige allgemeine Prinzipien
Das Kontrastphänomen
Es wird häufig so getan, als würden alle angenehmen Gefühle nur intensiv erlebt, wenn unangenehme Gefühle vorausgegangen sind (s. o.). Dies trifft aber nur z. T. tatsächlich zu. Menschen, die langfristig in einer 18° warmen Wohnung leben müssen, empfinden diese Temperatur i. d. R. als unangenehm (zu kalt) oder haben überhaupt keine Wärmeempfindungen. Jemand, der aus sibirischer Kälte in diese Wohnung tritt, empfindet die gleiche Temperatur als angenehm warm (Kontrastphänomen). Bei den meisten Gefühlen (Essen, Spielen, Zärtlichkeit und so weiter) stärkt der Verzicht auf Befriedigungen die Intensität der Empfindungen mehr oder weniger. In einer räumlich und zeitlich veränderlichen Welt ist es überlebenswichtig, sich mit Veränderungen auseinanderzusetzen. (Die gesamte tierische und menschliche Emotionalität beruht größtenteils auf Reaktionen auf Veränderungen).
Es gibt aber auch gegenteilige Effekte und Gefühle, die sich wenig oder gar nicht durch Verzicht beeinflussen lassen. Das gilt z. B. für viele unangenehme Gefühle, wie Angst vor unmittelbar einwirkenden Gefahren. In diesem und in vielen anderen Fällen liegt die Hauptursache im Gewöhnungslernen, dass wir an anderer Stelle näher besprochen haben. In anderen Fällen, wie z. B. bei der oben beschriebenen paradoxen Wärmeempfindung liegt ein Kontrastphänomen vor, das der Arterhaltung dient. Würden angenehme Temperaturen usw. ständig Gefühle auslösen, könnte man sich weniger gut auf andere Reize (insbesondere Gefahren) konzentrieren. Würde man umgekehrt plötzliche Temperaturänderungen nicht angemessen wahrnehmen, drohte Gefahr durch Erfrieren oder Überhitzen.
Veränderungen
Offenbar reagieren Menschen und Tiere ganz allgemein besonders auf Veränderungen. Der Grund liegt darin, dass Menschen und ihre Vorfahren nur dadurch in ihren stets veränderlichen Umwelten überleben konnten und können. In einer räumlich und zeitlich veränderlichen Welt ist es überlebenswichtig, ebenfalls mit Veränderungen, z. B. Selbstveränderungen und emotionalen Anpassungen, zu reagieren.
Die gesamte tierische und menschliche Emotionalität beruht größtenteils auf Reaktionen auf Veränderungen. Wer fließend Wasser seit Jahrzehnten zur Verfügung hat, genießt es fast überhaupt nicht mehr. Wer es verliert, erlebt unangenehme Gefühle. Wer es erstmalig oder wieder bekommt, genießt dies eine Zeit lang intensiv. Dass Menschen generell vielmehr auf Änderungen in ihrer Umwelt mit Gefühlen reagieren als auf dauerhaft angenehme Zustände, haben wir an anderer Stelle näher erläutert.
Kommen wir jetzt zu den wichtigsten gegenteiligen Fällen, die Förderung der Empfindungsfähigkeit durch Erfahrungen (emotionales Training).
Langzeitkonditionierung und konstruktive Sozialisation
Die Fähigkeit, angenehme Gefühle zu empfinden, entsteht z. B. ganz wesentlich durch das Erleben einer glücklichen Kindheit und muss immer wieder trainiert werden. Jede psychische Fähigkeit verfällt, wie Muskelkraft, wenn sie nicht gebraucht wird. Das heißt im Umkehrschluss, Frustrationen (jeglicher Verzicht auf Befriedigungen) können, besonders wenn sie langfristig wirken, im Durchschnitt die Fähigkeit, angenehme Gefühle zu erleben, verschlechtern, also antihedonisch wirken. Gleichzeitig fördern Langzeitfrustrationen die Fähigkeit unangenehme Gefühle (intensiv) zu empfinden.
Ein an anderer Stelle bereits beschriebener Sonderfall liegt im Falle der männlichen Sexualität vor. Die sexuelle Empfindungsfähigkeit wird durch Testosteron positiv beeinflusst. Dieses Sexualhormon wird in den Hoden gerade dann besonders gebildet und freigesetzt, wenn sexuelle Aktivität erlebt wird. Es kann also die paradoxe Situation eintreten, das ein Mann, der längere Zeit auf Sexualität verzichtet hat, wegen des Antriebsstaus starke sexuelle Wünsche (Lust), gleichzeitig aber wegen des niedrigen Testosteronspiegels schwache Potenz, entwickelt. Auch im weiblichen Geschlecht spielt Testosteron eine lustfördernde Rolle. Dasselbe gilt für Östrogene im männlichen Geschlecht.

Die Beeinflussung von Gefühlen durch operantes Konditionieren
Die größte Bedeutung für die Veränderung der Empfindungsfähigkeit hat das operante Konditionieren (Lernen durch Belohnung und Bestrafen). Es kann Gefühle (Motivationen) auf natürliche Weise verstärken oder schwächen und dadurch Verhalten ändern. Künstlich bewirken Drogen, Medikamente, Strahlung usw. meist zerstörerisch Ähnliches.
Das Konditionierungslernen (das „Konditioniertwerdenkönnen“) ist ein auf angeborenen Grundlagen beruhendes Verhalten. Lernen-Können ist z. T. angeboren! Es wird durch Lernen und Reifung weiterentwickelt. Eine vereinfachte Definition für Konditionierungslernen:
Ein Verhalten wird meistens häufiger, wenn man es mit einem angenehmen Gefühl koppelt. Ein Verhalten wird meistens seltener, wenn man es mit einem unangenehmen Gefühl koppelt. Das bewusste Konditionieren (Lehren) von Tieren nennt man Dressur. Dies ist vielen Menschen bekannt und wird häufig als primitiv und mechanisch empfunden. Wegen ihrer Arroganz gegenüber Tieren und der Abwertung scheinbar rein mechanischer Vorgänge leugnen viele Menschen, dass ihre eigene Persönlichkeit ganz wesentlich durch Konditionierungslernen bestimmt wird und veränderbar ist.
Zum Glück schmieren ihnen Wissenschaftler in konstruktiven Medien (TV usw.) diese Wahrheit im 21. Jahrhundert hin und wieder aufs Brot, während allerdings leider manche Lehrer ihnen bis heute lieber Eine schmieren. Dies ist natürlich auch eine Konditionierung, die sogar motivierend wirkt, z. b. zu Flucht und Aggression oder auch und vor allem demotivierend, z. B. gegenüber Schularbeit.
In der Realität (Kindererziehung, Dressur, soziale Interaktion usw.) werden beim Konditionieren häufig Gefühlskombinationen verwendet. Durch Konditionierungslernen können deshalb nahezu beliebige neue Gefühlskombinationen hergestellt und mit Reizen kombiniert werden, die ursprünglich nichts mit den Gefühlskombinationen zu tun hatten. Beispiele: Hunde machen Männchen, wenn sie die Worte  „Mach Männchen!“ hören, weil sie früher mehrfach angenehme Gefühle (Fressen, Körperpflege, verbales Lob usw.) im Zusammenhang (=Kontiguität) mit Männchen-Machen - und der akustischen Aufforderung dazu - erlebt haben. Die Erwartung und Reaktivierung dieser Gefühle nennt man Motivation, beim Menschen z. B. Urlaubsstimmung (im erzieherisch ungünstigeren Fall: Ballermanieren). Das angenehme Gefühl, welches das Tier beim Männchenmachen erlebt, ist daher eine Mischung aus allen Gefühlen, die das Tier im Zusammenhang mit dieser Aktivität erlebt hat. Dasselbe gilt für alle vergleichbaren Emotionen (Motivationen) des Menschen. Die Freude (oder Unlust) an Sport, Autofahren, Lesen, Kunstgenüssen, optischen Genüssen (Natur, Mitmenschen, Kaminfeuer) usw. ist immer eine Mischung aus allen Gefühlen, die im Zusammenhang mit der Wahrnehmung ähnlicher Reize erlebt worden sind (vgl. Intuition Kap X ). Alle scheinbar rein menschlichen Gefühlskombinationen wie Ehrgefühl, Ehrgeiz, Neid, Glückseligkeit, Stolz usw. entstehen u. a. durch die gerade beschriebenen kombinatorischen Konditionierungen. Mit diesen Mitteln kann leider auch Kindern die Freude an permanentem Latein-Lernen, Klingeltonladen, Kriegsspielzeug usw. ankonditioniert werden, obwohl die Freude am Pädagogik-, Psychologie-, Medizin-Lernen, Handwerkeln usw. wesentlich produktiver wäre (vgl. Kap X Infoverbr.).
Durch operantes Konditionieren können auch nahezu beliebige Kombinationen unangenehmer Gefühle und Kopplungen dieser Gefühle mit neutralen oder eigentlich angenehmen Reizen erzeugt werden. Extremfälle dieser Art nennt man Neurosen, z. B. Phobien wie Arachnophobie =(Angst vor Spinnen) oder Klaustrophobie =(Angst vor kleinen Räumen). Besonders intensive Neurosen können entstehen, wenn sehr junge Menschen sehr unangenehme Erlebnisse (traumatische Reize) haben. Die an der Konditionierung beteiligten Bereiche des jungen Gehirns können die traumatischen Erlebnisse meistens nicht so gut mit Hilfe von Informationen aus der Großhirnrinde relativieren und neutralisieren, wie das Erwachsenengehirn.
Wenn ein Verhalten -bzw. die zugehörige Motivation- durch traumatische Reize unterdrückt wurde, ist dieses Verhalten viel schwieriger durch angenehme Reize (wieder) zu aktivieren (Gegenkonditionierung, Psychotherapie), als ohne dieses Bestrafungslernen. Der Grund liegt darin, dass hier eine Motivation nicht einfach neu geschaffen, sondern gegen den Widerstand der gegenteiligen Motivation aufgebaut werden muss. Dabei müssen u. a. Synapsen mit gegenteiligen Wirkungen (gegensätzliche elektrische Ladungen) (de)aktiviert bzw. verändert werden (Vgl. Kap. X).
Die Gegenkonditionierung (Verbindungen des angstbesetzten Verhaltens mit angenehmen Gefühlen) ist die einzige wirklich deutlich wirksame natürliche (nichtmedikamentöse) Möglichkeit, Menschen und Tiere bewusst therapeutisch durch Außeneinflüsse emotional umzustrukturieren.
Alle Psychotherapeuten, die glauben, sie hätten einen Menschen oder ein Tier primär auf andere natürliche Weise emotional umstrukturiert (≈geheilt), irren sich wahrscheinlich. Sie haben alle operant konditioniert, auch wenn sie dies nicht gemerkt haben und sogar ablehnen, weil ihnen das Konditionierungslernen allzu mechanisch, fremd oder nur Tieren würdig erscheint. Sie konditionieren zum Beispiel schon durch netten Umgang mit ihren Klienten.
Es kommt hinzu, dass ein großer Teil psychotherapeutischer Heilungserfolge auf innere z. T. unverstandene Selbstheilungsprozesse, z. B. Erfolgserlebnisse, Reifung, hormonelle Veränderungen, Vergessenseffekte, Verdrängung, Veränderungen von Neurotransmitterkonzentrationen, Wechseljahre usw., zurückgeht.
Die Empfindungsfähigkeit eines Menschen (Tieres) zu einem bestimmten Zeitpunkt hängt von der Summe aller vorhergehenden emotionalen Erfahrungen, den genetischen Voraussetzungen und der jeweiligen zufälligen Stimmung (emotionale Gesamtlage) ab. Menschen, die sehr viel Leid erleben, können sehr leidensfähig (depressiv) werden. Menschen, die viel Freude erlebt haben, können besonders glücksfähig  (≈heiter, lebhaft, sanguinisch) werden. Langzeitkonditionierungen verbessern und trainieren also die jeweilige Empfindungsfähigkeit.
Die Intensität von Empfindungen und die Konditionierbarkeit werden außerdem durch rationale Analysen und Bewertungen beeinflusst. Eine bisher vernachlässigte und unterschätzte Ursache für individuell unterschiedliche Empfindungsfähigkeit liegt in genetischen Unterschieden.
Bei Mäusen sind dagegen Gene, die z. B. Angst mitverursachen, bereits bekannt und auch ausschaltbar, was therapeutisch auswertbar ist.
Das Anspruchsniveau
Ein besonders interessantes Wechselspiel zwischen Emotionen und Verstand liegt bei der Erfüllung des Anspruchsniveaus vor. Die Intensität von Gefühlen hängt davon ab, welche Gefühle und Gefühlsintensitäten erwartet werden. Ein Schüler zum Beispiel, der in einer Arbeit eine Eins erwartet, ärgert sich über eine Zwei. Ein anderer Schüler, der eine Fünf erwartet, freut sich über eine Vier.
Bei dieser halb bewusst rationalen, halb intuitiven vergleichenden Verrechnung von Gefühlen spielt der Überraschungseffekt eine wichtige Rolle. Konditionierungen und Gedächtnisleistungen sind immer dann besonders erfolgreich, wenn die mit ihnen verbundenen Gefühle besonders intensiv sind. Erinnerungen, die mit extrem unangenehmen Gefühlen verbunden sind, werden allerdings manchmal vergessen (verdrängt).
Beim Konditionieren sind Gefühle besonders intensiv, wenn man sie nicht - oder sogar das gegenteilige Gefühl – erwartet (Kontrastphänomen [s. o.]).
Intermittierende Verstärkung
Konditionieren (Dressur) ist dann besonders erfolgreich, wenn angenehme Reize nicht bei jedem Lernvorgang gegeben (erlebt) werden
. Wenn bei jedem Verhalten angenehme Reize gegeben werden, erwartet der (die, das) Lernende die Verstärkung (den angenehmen Reiz), wird nicht überrascht und fühlt also i. d. R. weniger intensiv.
Wenn bei Konditionierungen die Reize nicht immer, sondern z. B. nach dem Zufallsprinzip gegeben werden, spricht man von intermittierender Verstärkung. Diese Form der Verstärkung macht das Lernen wirkungsvoller. Je stärker der Lernende das Gegenteil des angenehmen Gefühls, das man ihm durch einen Reiz verschaffen wird, erwartet, desto intensiver wirkt der Überraschungseffekt (Kontrastphänomen), also auch der Konditionierungsvorgang. Beispiel aus der Werbung: Eine Frau ruft ihren Freund an und sagt ihm, dass sie nicht zu der Verabredung in zwei Minuten kommen wird, auf die beide sich freuen. Während des Gesprächs klingelt es an der Tür des Freundes und die Frau steht mit ihrem Handy vor der Tür. Oft ist die Freude über ein solches Zusammentreffen größer als bei üblichen Verabredungen.
Auf die gleiche Weise werden die Zuschaltquoten der Sendung „Vorsicht Kamera“ erhöht.
Bei, humorlosen Spießern aus der Familie der Korinthenkacker sollte man mit derlei Überraschungen allerdings vorsichtig sein.
Das etwas ver-, aber wenig ge- und beachtete, operante Konditionieren ist interessanterweise das Fundament des heißgeliebten emotionalen Entscheidens (der Intuition).   

Eine dritte Form der Erzeugung angenehmer Gefühle ist der direkte chemische oder physikalische Zugang. Gefühle (und Denken) beruhen vor allem auf spezifischen Vernetzungen von Hirnzellen und auf elektrischen und chemischen Informationstransporten. Gefühle und alle psychischen Aktivitäten können also durch
-elektrische Ströme,
-Veränderungen von Nervennetzwerken und
-Veränderungen der Konzentrationen chemischer Substanzen beeinflusst werden.
Genetische Veränderungen wirken auf allen drei Ebenen. Deshalb haben alle Menschen -außer eineiigen Mehrlingen- deutlich unterschiedliche psychische Ausgangsbedingungen. Diese sind nur zum Teil ausgleichbar. Die Konzentrationen chemischer Botenstoffe (Neurotransmitter) im Gehirn z. B. in bestimmten Gehirnbereichen können als Folge genetischer Veränderungen bei Psychosen (Schizophrenie und Manisch-Depressiv-Sein) extrem von der Norm abweichen.
Die Bildung des Nervennetzwerks  (=neuronales Netzwerk) kann außerdem chemisch und durch Lernen beeinflusst werden (vgl. Langzeitkonditionierung im Kapitel Irrationale Informationsverbreitung und oben). Diese Erscheinung erklärt auch einige psychische Heilungen und die Entstehung zum Teil extremer psychischer Störungen durch Medikamente, Drogen, Schadstoffe usw.
Elektrische Einflüsse:
Elektrische Felder (von Hochspannungsleitungen, Handys usw.) können dieses neuronale Netzwerk beeinflussen, z. B. Neurotransmitterkonzentrationen und elektrische Informationstransporte verändern. Konzentrationsstörungen, Gedächtnisstörungen usw. sind mögliche Folgen.
Direkte elektrische Reizungen aller Hirnbereiche werden manchmal bei menschlichen Hirnoperationen und in Tierexperimenten durchgeführt. Dabei wird ein feiner stromdurchflossener Draht (Elektrode) in verschiedene Hirnbereiche gesteckt. Es können vorher nie erlebte Gefühle erzeugt werden, Muskeln aktiviert werden, völlig vergessene Erinnerungen geweckt werden usw.
Für die menschliche Lebensqualität viel bedeutsamer ist folgende Erkenntnis aus solchen Experimenten:
Die direkte Erzeugung von Gefühlen durch Elektroden umgeht das Gewöhnungslernen.
Wir erinnern noch einmal: Das Gewöhnungslernen ist ein arterhaltender Schutzmechanismus der bewirkt, dass Reize, die häufig und über längere Zeit gegeben werden, meistens an Wirkung verlieren. Dies gilt z. B. nicht für Schmerz und Flucht, wohl aber für viele andere - besonders für angenehme - Gefühle. Das Gewöhnungslernen greift nicht im Bereich der Gefühle selbst ein, sondern wahrscheinlich auf dem Weg der Information von der Sinneszelle zu Gefühlszentren im Gehirn, wie limbisches System, Stirnhirn und Hypothalamus. Die direkte elektrische Erzeugung von Gefühlen schafft also die grundsätzliche Möglichkeit permanenten, lebenslangen Glücks.
Experimente mit Ratten haben gezeigt, dass durch künstliche Hirnreizungen extrem intensive Gefühle (Motivationen) erzeugt werden können. Ratten, welche die Stromzufuhr zu der Elektrode in ihrem Gehirn (insbesondere zum Hypothalamus) selbst über einen Schalter herstellen konnten, taten dies, wenn man sie nicht daran hinderte, ohne Unterbrechung - selbst ohne Nahrungsaufnahme - bis zu ihrem Tode.
Eine solche elektrische Droge beinhaltet zwar möglicherweise nicht, oder weniger, die Suchtgefahren chemischer Drogen, kann aber ohne entsprechende Kontrolle systemgefährdend wirken. Sie kann zur Vernachlässigung arterhaltender Verhaltensweisen, wie z. B. Nahrungsbeschaffung und altruistischen Verhaltens, führen und dadurch das Überleben der Menschheit gefährden.
Die notwendige Reife für die konstruktive Kontrolle dieser elektrischen Droge weist die Menschheit, wie bei allen Drogen und jeglichem technischen Fortschritt, (noch?) nicht auf.
Menschliche Emotionen treten fast nie in isolierter Reinform auf. Um die beobachtbaren Gefühlsmischungen (s. o.) zu beschreiben, haben die Menschen eine Fülle von Wörtern geschaffen, welche die biologische Entstehung und den Mischungscharakter der menschlichen Emotionalität verschleiern. Um diesen Schleier aufzuheben, wird die Problematik im Folgenden an einigen Beispielen erläutert.

1. Tennisspieler gewinnt Wimbledon
Glücksgefühl, Euphorie, Begeisterung
Mögliche Einzelgefühlskomponenten:
1.1. Primär angeborene Komponenten:
Rangordnungsverhalten, Bewegung, Spiel, sexuelles Imponieren, Aggression, Ökonomisierungslust (optimale Laufwege, Gewandtheit, Nutzung eines Schlägers mit harter Bespannung, Reichwerden mit wenig Aufwand usw.), Imitationserfolg, Erfüllung des Selbstanspruchs (Ziel erreichen, Idol imitieren, inneren Schweinehund überwinden usw.)
1.2. Primär erworbene Gefühlskomponenten
Alle genannten Gefühle werden und wurden natürlich durch Lernen mitentwickelt und beeinflusst. Eine ganz besondere Rolle spielt Lernen bei allen angenehmen Gefühlen, die im Zusammenhang mit Reisen, Villen, sexuellem Erfolg, Schmuck, Mode, Orgien, Partys, (Fress?)gelage, Bedienung durch Personal, Stiftungen für Kinder, Hungernde usw. stehen und die durch Status und Geld erst ermöglicht werden.
Alle angenehmen Gefühle, wie Freude am Geben, Essensgenuss, Angeben, Sexualität usw. können beim Konditionieren erlebt werden und deshalb an der Freude über den Sieg beteiligt sein. Dies gilt für jedes angenehme Gefühl, wie z. B. Liebe, Zärtlichkeit, Sexualität, Kunstgenuss usw. Es gilt mit umgekehrten Vorzeichen natürlich ebenso für unangenehme Gefühle.
Die Wahl der speziellen Sportart zur Befriedigung von Spiel– und Bewegungsmotivationen beruht primär auf Lernprozessen.
Eher in anderen Sportarten können Siegesgefühle und andere Emotionen auch im Zusammenhang mit künstlicher Emotionsauslösung durch Medikamente, Drogen, Dopingmittel, Beruhigungsmittel usw. stehen.

2. Die partnerschaftliche Liebe
Die partnerschaftliche Liebe ist eine Mischung aus Einzelgefühlskomponenten. Sie entsteht, wenn die Intensität dieser Komponenten einen bestimmten Schwellenwert überschreitet. Die wichtigsten möglichen beteiligten Gefühlskomponenten sind:
Verliebtheit, Sexualität, Altruismus, Rangordnungsverhalten, Spiel, Bewegung, Neugier, Essgenuss usw. Alle angenehmen Einzelgefühlskomponenten können aber zur Gesamtmischung beitragen. Dabei sind auch verschiedene Neurotransmitter (=Botenstoffe im Nervengewebe) beteiligt, vor allem Dopamin, Serotonin, Oxytocin und Endorphine. Partnerschaftliche Liebe kann in erheblichem Maße durch Konditionierungen entstehen. Meistens konditionieren sich die beiden Partner unwissentlich in einem positiven Rückkopplungsprozess (≈Aufschaukeln). Das heißt, jeder angenehme Reiz, den ein Partner dem anderen gibt, wird mit einem stärkeren angenehmen Reiz beantwortet. Grund dafür ist die mit den Reizen zunehmende Motivation (Liebe).
Liebe kommt in allen denkbaren stufenlosen Übergängen und spezifischen Erscheinungsformen vor. Wenn die altruistische Komponente im Vordergrund und die sexuelle im Hintergrund stehen, spricht man von brüderlicher Liebe oder Freundschaft.
Diese Form der Liebe hypertrophiert manchmal zum so genannten Helfersyndrom. Dabei entsteht durch Imitations- und Konditionierungslernen, mangelhafte kritische Selbstkontrolle und Kompensation von Schuldgefühlen eine Sucht zu helfen beziehungsweise starkes Unwohlsein beim Unterlassen von Hilfe, Auch genetische Ursachen sind denkbar. Dieses Syndrom wird
häufig parasitär ausgenutzt, trägt aber auch zu konstruktiven Hilfsmaßnahmen bei. Es wäre interessant nicht nur die Biographien, sondern auch die Gene von Priestern, Spitzenmanagern, Rechtsanwälten, Krankenschwestern usw. einmal zu vergleichen. Besonders interessant wären Vergleiche zwischen Friedrich Merz, Bill Gates, Josef Ackermann, Al Capone und bestimmten Menschen wie Albert Schweitzer, Mutter Theresa, Karl-Heinz Böhm usw.

Partnerschaftliche Liebe kann in erheblichem Maße durch Konditionierungen entstehen. Meistens konditionieren sich die beiden Partner unwissentlich in einem positiven Rückkopplungsprozess (≈Aufschaukeln). Das heißt, jeder angenehme Reiz, den ein Partner dem anderen gibt, wird mit einem stärkeren angenehmen Reiz beantwortet. Grund dafür ist die mit den Reizen zunehmende Motivation (Liebe).

3. Tierliebe
Tierliebe (und Ablehnung) beruht hauptsächlich auf zwei Ursachen:
1. Anthropomorphe Übertragungen: Das Tier wird anthropomorph, also wie ein menschliches Gruppenmitglied, behandelt und wahrgenommen. Kamele wirken hochnäsig, Affengesichter wie hässliche Verzerrungen menschlicher Gesichter, Delphine, als ob sie lächeln, Fell attraktiv, Tiergesichter mit Kindchenschemastruktur (≈Babygesicht) Brutpflegeverhalten auslösend usw. In entsprechender Weise liebt ein Hund sein Herrchen wie ein Gruppenmitglied.
2. Menschen haben angeborene Anlagen zur Liebe (und Ablehnung) zur vielfältigen Pflanzen– und Tierwelt, besonders zu seltenen Exemplaren, weil diese oft arterhaltend wirk(t)en. Das neugierige Erforschen der Umwelt verschafft(e) Kenntnisse, die bei Flucht, Nahrungssuche, Fortpflanzung usw. nützlich sein können. Gefühle der Ablehnung können zum Beispiel gegenüber Tieren entstehen, die wie verzerrte Abbilder von Menschen aussehen (Affen und so weiter). Menschen, die wie verzerrte Abbilder von Menschen aussehen, sich anhören, sich bewegen (Behinderte) wurden über Millionen Jahre ausgestoßen, weil sie die Arterhaltung gefährden konnten. Bis heute wirken angeborene Anlagen in „kultivierten“ Menschen, die dazu führen, dass z. B. manchmal Sprachen, Akzente und Dialekte, welche sich wie Verzerrungen der eigenen Sprache anhören viel stärker abgelehnt werden als völlig fremde Sprachen.
Diese Ablehnungen waren ursprünglich biologisch überwiegend konstruktiv, sind aber in heutigen Kulturen eher (häufig tödlich wirkende) Neurosen.
4. Eifersucht
ist eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft.
Beteiligte Gefühlskomponenten:
Rangordnungsverhalten, Aggression, sexuelle Eifersucht, frustrierte Liebe, Freundschaft usw.
Alle angenehmen Gefühle, die der untreue Partner auslöste, werden frustriert vermisst. Die Erwartung des Verlustes all dieser Gefühle stimmt depressiv, aggressiv und unruhig. Veränderte Serotoninausschüttung bewirkt, wie beim Verliebtsein und beim Verlust eines wertvollen, geliebten Menschen oder Gegenstandes, ständige innere Beschäftigung und Auseinandersetzung mit dem Problem. (Serotonin ist ein chemischer Botenstoff im Nervengewebe, vor allem im Gehirn.). Diese permanente Unruhe war wegen der geringen Leistungsfähigkeit des Gehirns des Urmenschen notwendig. Um Probleme, wie z. B. das Auftauchen eines Nebenbuhlers oder das Verschwinden eines Kindes, zu lösen, bedurfte es oft langer Zeit, sowohl geistig eine Lösung zu finden, als auch mechanisch - die Suche erfolgreich abzuschließen. Diese permanente Unruhe befällt den Menschen heute noch immer in gleichem Umfang, obwohl sie nicht mehr konstruktiv ist, wenn intelligentere Menschen schnell eine Lösung finden beziehungsweise alles Menschenmögliche zur Lösung des Problems bereits getan haben.
Konkrete, menschliche Eifersucht besteht meistens aus vier Hauptanteilen:
1. sexuelle Eifersucht
2. Frustration durch Vertrauensverlust (Betrug)
3. Blamage vor den anderen Gruppenmitgliedern ≈Abstieg in der Rangordnung
4. Frustration wegen des möglichen Verlustes aller angenehmen Wirkungen des Partners
Die Ursachen der Eifersucht sind im Kap. Sex. erläutert.



THERAPIE   LÖSUNGS- UND VERBESSERUNGSVORSCHLÄGE
Nachdem wir nun die traurige real existierende menschliche Selbststeuerung und eine konstruktivere rationale Ethik kennen gelernt haben, können wir uns detaillierter als bisher Verbesserungsvorschlägen widmen. Da auch zu diesem Thema oben schon einiges gesagt wurde und ein ganzes Kapitel (Der Weg aus der Krise) vorliegt, beschränken wir uns im Folgenden auf eine Zusammenfassung der zentralen Gedanken und einige Beispiele.
Aus der Krise des ethischen Chaos führen u. a. folgende Maßnahmen:
-rationale Zielbestimmung und Verwissenschaftlichung,
-Einführung spezifischer Feinsteuerungen,
konstruktive Gewichtung und Regulation von Freiheit, Anonymität, Heterogenität, Isomanie, Humanomanie, Mystomanie, Visiomanie, Brüderlichkeit, Ehrlichkeit usw.
-Aufgabe der scheinbaren (teilweise irrationalen) Fremdsteuerung durch selbstgeschaffene Götter zu Gunsten prohedonischer Selbststeuerung
Wir verdeutlichen diese allgemeinen Prinzipien an einigen konkreteren Beispielen:
Beginnen wir mit der Volksseuche Hyperliberalität:
Es gibt zur Zeit viele Menschen, die sich ohne emotionale Zwänge und Ängste nicht selbst ausreichend vernünftig steuern können. Das gilt zum Beispiel für die gesamte Sexualität, Drogenkonsum, Verhalten im Straßenverkehr usw. Die Regulation all dieser Problematiken ist eine schwierige Gratwanderung, bei der Menschen immer wieder neue prohedonische Wege suchen und ausprobieren müss(t)en, aber die Extreme bevorzugen. Alle Versuche auf diesen Gebieten ohne Kontrolle und Zwänge auszukommen sind ebenso kläglich gescheitert wie völlige Freigaben (vgl. Schmusepädagogik und –sozialisation, Vergebungsneurose usw.)
Der neueste Trend im Bereich Freiheitswahn ist eine höchst originelle Form von Leichenschmaus, gegenüber dem der oben angesprochene Kannibalismus als Geburtshilfe durchgehen würde. Wir „bewundern“ zurzeit einen tödlichen Untergang der Preisstabilität selbst bei Lebensmitteln durch freien Börsenhandel =Böresenterrorismus =Profitgierbefriedigung mittels Menschenleben und -quälen. Millionen westlich „zivilisierte“ Geländewagenfahrer dürfen seit einiger Zeit kaum noch Kinder direkt ins Himmelreich befördern. Man hat ihnen die geliebten Gestänge (Abweiser, Platzhirschersatzhörner, Kinderkiller) vor ihren Renomierkisten verboten. Jetzt befördern sie die hundertfache Zahl an Kindern gen Himmel, indem sie für ihre Spritztouren Benzin tanken, das aus dem Weizen gemacht wurde, den sich die Kinder nun nicht mehr leisten können. Hier liegt eine hocheffektive Form von politisch verordnetem Umweltschutz durch Massenmord vor. Einige amerikanische „Wissenschaftler“ haben schon die genaue Verringerung des CO–ausstoßes berechnet, die erreicht werden konnte, weil die verhungernden Kinder endlich ihr „lästiges“ Ausatmen aufgegeben haben. Das hat das Gewissen zahlloser Millionäre (insbesondere der spitzenManager) dermaßen beruhigt, dass sie sich sogleich wieder CO2-intensive Flüge nach Brasilien, Thailand, Hawaii usw. genehmigt haben, obwohl sie und diverse blasierte Freundinnen dort voller Freude in ebenso freudigen Häusern ins Pusten kommen. 
  
Das Tötungstabu
Falsch: Du sollst nie töten!
Richtig: Du sollst nur in genau zu regelnden – der Lebensqualität dienenden – Ausnahmefällen töten (mögliche Ausnahmen: Sterbehilfe, Abtreibungen, Notwehr, Ermordungsversuch Hitlers durch Stauffenberg usw.).
Und, wenn wir schon mal bei Geboten sind, wollen wir gleich ein paar konstruktive aufstellen:
Mystik und Inkonsistenz
Du sollst nicht scheinbar rationale Argumente, wie Missbrauchsgefahr, vorschieben, um von deinen wahren undurchdachten, mystischen, religiösen
Gründen abzulenken. Freiheitlich lasche Verfolgung von Morden, Zwangsprostitution, fehlerhafte ärztliche Todeserklärungen, rassistische Hetze, absichtliche oder fahrlässige Verbreitung von Infektionskrankheiten und so weiter werden von den gleichen Menschen toleriert, die konstruktive Abtreibungen, Sterbehilfe und so weiter bekämpfen.
Unterlassene Hilfeleistung

Du sollst des Weiteren nicht glauben, dass dein Nichtstun, wenn du z. B. die Organspende, Sterbehilfe usw. verweigerst, kein Verbrechen (Folter) ist.
Ein Nachweis dafür, dass Gott irgendwelche Dinge für dich regelt, wurde niemals erbracht.

Die Selbststabilisierung des Chaos
Eine kritische Betrachtung der menschlichen Geschichte zeigt (korrekt), dass fast alle Ideologien und deren Unterströmungen, auch wenn sie sich noch so sehr selbst verherrlich(t)en und verabsolutier(t)en, hedonisch mehr oder weniger gescheitert sind. Dies gilt z. B. für alle Religionen, Sozialdarwinismus, Imperialismus, Kommunismus, Rassismus, Nationalismus, Idealismus, Anarchismus, Demokratismus, Kapitalismus, Absolutismus, Nihilismus usw.
Daraus wurde von fast allen (Schein)intellektuellen der falsche Schluss = (irrationale Generalisierung) gezogen, dass es eine inhaltlich und formal richtige -oder wenigstens bestmögliche- Ethik (Ideologie) nicht geben könne, also auch nicht nach ihr gesucht werden müsse (vgl. Relativismus, Pluralismusneurose, Kritischer Rationalismus).
Diese – für Menschen sehr typische - Art der (kollektiven) Schlussfolgerung hat das Niveau von Konditionierungslernen bei Tieren und Aberglauben bei Menschen. Zebras, die einmal eine sehr schlechte Erfahrung mit Krokodilen an einer Wasserstelle gemacht haben, entwickeln unspezifisch im Zusammenhang mit allen Wasserstellen und allen Krokodilen Angst. Vernünftige Wissenschaftler würden viele Wasserstellen ohne Krokodile und kleine Krokodile nicht fürchten. Manche Männer lehnen alle Frauen ab, nachdem sie mit drei Frauen schlechte Erfahrungen gemacht haben. So entstehen Vorurteile und Stereotype. Ein solches Vorurteil ist der Glaube an die Unmöglichkeit der bestmöglichen Ethik bzw. der extrem merkwürdige Glaube an die absolute Relativität.
Es fehlt an wissenschaftlicher, spezifischer Feinregulation in allen menschlichen Selbststeuerungsprogrammen.
Wir wissen, dass es eine optimale, unveränderliche, universelle Ethik tatsächlich nicht gibt, da es unmöglich ist alle Informationen über ein System zu erlangen und zu verarbeiten, da völlige Gleichheit von Menschen und Normen in veränderlichen Umwelten antihedonisch und systemgefährdend ist und da sich verändernde Systeme auch sich verändernde Ethiken erfordern. Aber die eine unter den jeweiligen bekannten Gegenwartsbedingungen beste Ethik und bestmögliche ethische Entscheidung gibt es!!
Erläuterungen:
Jede wissenschaftliche Erkenntnis, Messung oder Entscheidung ist probabilistisch (≈„wahrscheinlichkeitshaft“)(s. Popper, Schrödinger). D. h., der Aufenthaltsort eines Teilchens und die Richtigkeit einer Aussage können von menschlichen Beobachtern immer nur mit einer messbaren Wahrscheinlichkeit angegeben werden, weil jeder Mensch in der Zukunft in unzählbar viele Kopien, die in unzählbar viele Dimensionen gelangen, aufgespalten wird. Keine Gegenwartskopie weiß dabei, welche seiner Zukunftskopien sie bewusst erleben wird. Sie weiß ebenso nicht, welche Kopien der sie umgebenden Gegenstände sie in der Zukunft wahrnehmen wird. Auch im Makrokosmos ist menschlichen Gehirnen die Zukunft unbekannt. Außerdem aber reicht ihre Intelligenz i. d. R.  nicht, um die komplexen Gegenwartsbedingungen zu durchschauen, und zutreffende Voraussagen zu machen, und prohedonische Entscheidungen zu fällen.
Diese Erscheinung  nennen Menschen im Makrokosmos Schicksal oder Indeterminiertheit und im Mikrokosmos Unbestimmtheitsrelation (Erläuterungen im Kapitel X 11).
Selbstverständlich hat auch jede ethische Aussage oder Entscheidung nur  Wahrscheinlichkeitscharakter, denn Ethik ist in gleicher Weise ein Teil der Welt, wie jedes andere physikalische oder ideelle System.
Ob eine ethische Entscheidung ihr Ziel erreicht, hängt von zukünftigen Entwicklungen und gegenwärtigen Bedingungen ab. Beide können Menschen niemals in vollem Umfang bekannt sein. Es kann deshalb beispielsweise geschehen, dass ein Wiederholungsmörder lebenslang ins Gefängnis gesteckt wird, obwohl er in Freiheit niemanden mehr getötet hätte, aber viele Menschenleben gerettet hätte. Umgekehrt kann eine absolut konstruktiv erscheinende Person zum Präsidenten gewählt werden, die in der Zukunft einen absolut destruktiven oder zumindest äußerst fragwürdigen Krieg verursacht (Friedrich II.?).
Es ist und bleibt dennoch das Recht und die Pflicht jedes Menschen, die wahrscheinlich richtigste ethische Handlung und Konzeption auszuführen und zu verbreiten und nicht die Verantwortung auf irgendwelche möglicherweise nicht vorhandene Götter abzuwälzen. Dazu gehört die Pflicht, möglichst alle prohedonische Information aufzunehmen und zu verbreiten.
Dass all dies nicht oder zu wenig geschieht kann man als eine der größten Sünden der Menschheit oder besser als unterlassene Hilfeleistung bezeichnen. Erläutern wir dies an einigen Beispielen:
Die genetische Selbstzerstörung (vgl. Kapitel 7), die aus (Schein)humanität gegenüber optisch unmittelbar wahrnehmbaren Mitmenschen durchgeführt wird, verringert die Lebensqualität von Milliarden Menschen zukünftiger Generationen.
Nicht gegebene Sterbehilfe oder produktive Entwicklungshilfe usw. Schmusepädagogik, Umweltverschmutzung, nicht bekämpfte Kriminalität, das Völkerrecht usw. sind Beispiele dafür, dass Menschen Passivität für ethisch gut oder korrekt halten (Fatalismus). Diese Perversion tritt vor allen Dingen bei Handlungen auf, die schöpferische Selbststeuerung betreffen.
Ein Beispiel aus der Gegenwart ist der Umgang mit zusammengewachsenen Zwillingen. Ärzte sagen mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit voraus, dass beide Kinder sterben werden, wenn sie nicht chirurgisch getrennt werden. Die religiösen Eltern weigern sich, die Trennung durchführen zu lassen, da ein Kind dabei getötet werden muss. Es liegt u. a. nur ein gemeinsames Herz vor. Wir bezeichnen das Verhalten der Eltern als schicksalsgläubige versuchte Tötung an beiden Kindern durch unterlassene Hilfeleistung.
Es spricht für eine gewisse Reife der Menschheit, dass in diesem konkreten Fall Gerichte die Trennung der Kinder gegen den Willen der Eltern durchgesetzt haben. In diesem Fall hat die Vernunft, also die Entscheidung für Leben und Lebensqualität, über das naiv generalisierte Tötungstabus und das Tabu, dem Schöpfer ins Handwerk zu pfuschen, gesiegt.
Ein wichtiger Reifungsprozess der Menschheit wäre die Generalisierung solcher Verhaltensweisen.
Dass die fatalistischen Motive der angesprochenen Eltern nur ein relativ unbedeutender Einzelfall sind zeigt sich besonders deutlich in den herausragend liberomanen und religiös schicksalorientierten USA. Hier blüh(t)en Sekten, Nationalisten, Rassismus, Sexualfeindlichkeit, Waffenfreundlichkeit, Korruption usw. besonders.
2008 kam es in einer Sekte zu einem interessanten Eklat. Diese Sekte betrieb, ganz im Sinne ihrer Überzeugungen, Zwangsvermählungen und Sex schon für Kinder. Damit trafen sie den amerikanischen Nerv an der phallischen Wurzel. Hätte die Sekte sich Waffen gekauft (die Wirtschaft angekurbelt) und gegenseitig umgebracht oder wenigstens guantanamotisch gefoltert, hätte man sie in Ruhe lassen können. Aber Sex mit Kindern?! NO! Man nahm den bösen? Eltern die Kinder einfach weg. Dabei fragte man wenig nach den Tränen der Eltern und Kinder. Noch weniger fragte man (wie global üblich) danach, ob die Kinder bei ihren Vermählungen und in ihren Hochzeitsnächten in irgendeinerweise gelitten hatten. Das wird und wurde stets selbstverständlich vorausgesetzt. Man hatte ja auch vorher kaum danach gefragt, ob die Kinder in ihrer Gemeinschaft mehr Schaden genommen hatten als die anderen in der herrlichen freien Welt der Drogen, Fremdenvergewaltigung, Arbeitslosigkeit, Rassendiskriminierung usw. Grundsätzliche Zwänge und Verbote gegen solche (häufig wirklich destruktiven Sekten, Zwangsehen usw.) zu schaffen und durchzusetzen, kommt nun dem Amerikaner kaum in den Sinn. Man würde Arbeitsplätze für Psychologen, Polizisten, Totengräber, Journalisten usw. verlieren, die Sensationslust würde leiden, Freiheit mit Füßen getreten und die Regelung der Menschheitsentwicklung würde illegal dem Schöpfer aus den Händen gerissen werden.
Das Tabu, dem Schöpfer ins Handwerk zu pfuschen, wirkt selbst in den Köpfen vieler radikaler Atheisten mit unbewusster höchster Intensität. Deshalb werden auch prohedonische Tötungen, Raumfahrten, genetische Reparaturen und Selbststeuerungen, künstliche Befruchtungen, Eingriffe in die Natur usw. von Milliarden abgelehnt. Man beachte, dass die genetische Reparatur in der Regel die Wiederherstellung des „göttlichen Werkes“, also der ursprünglichen Erbinformation, ist.
Interessanterweise verherrlichen Menschen bei Wildtieren und vielen Haus- und Nutztieren die gegenteilige Vorgehensweise. Sie geben und wünschen diesen, wenn nötig, den Gnadentod und einen schmerzlosen Tod unabhängig davon, ob der Tod aufgrund genetischer Defekte oder erworbener Probleme wünschenswert scheint. Dies ist meistens zutiefst konstruktiv und human. Es verbessert unmittelbar die Lebensqualität der Tiere. Es verbessert darüber hinaus mittelbar die Lebensqualität der Art, indem es dazu beiträgt, die ursprüngliche Erbinformation der Tiere zu erhalten und zu verbreiten. Ursprüngliche Erbinformationen dienen i. d. R. nicht nur der Arterhaltung, sondern auch der Lebensqualität. Sie können z. B. Migräne, Krankheitsanfälligkeit, Misserfolge bei Jagden (Verhungern) und bei Rangordnungskämpfen ([sexuelle] Frustration) usw. verhindern.
All diesen unangenehmen Behinderungen (beim Menschen!) haben Millionen, meist religiöse, Erdenbürger im letzten Jahrhundert einen besonders erstrebenswerten Heiligenstatus verliehen. Dies geht soweit, dass Wissenschaftler, die genetische Veränderungen, die zu Behinderungen führen, als Fehler (Defekte) bezeichnen, Anfeindungen erleben. Der Heiligenstatus beruht einerseits darauf, dass Behinderungen (teilweise fatalistisch) als gottgewollte (oder gar gottgefällige) Erscheinungen gedeutet werden. Andererseits liegt auch hier wieder eine übertriebene Gegenreaktion auf Jahrhunderttausende miesester Diskriminierung von Behinderten aller Art vor. Statt sich aber damit zu begnügen, alle Behinderten anständig (prohedonisch, human, hilfsbereit usw.) zu behandeln, streben offenbar manche Hyperhuman(isch)e einen Zustand an, in dem es nur noch Schwerbehinderte gibt. Manchmal entsteht der Eindruck, dass diese Humanomanischen die defekten Gene noch mehr lieben als die behinderten, oft wirklich liebenswerten, Genträger. Das Leid, was die Behinderten natürlich trotz aller Beschönigungen und Augenwischereien erleben, interessiert die Altmoralisten genauso viel, wie das Leid der Sterbenskranken, denen er die Sterbehilfe verweigert oder das der kondomfreien Aids-Todeskandidaten.
Das verwundert nicht sehr, da die Verherrlichung des Leidens der Schafe altreligiöse Tradition ist. Das Gleiche gilt für den Umstand, dass Hirten glauben ihre Normen allen (auch Heiden, Atheisten usw.) aufzwingen zu dürfen.
Wir wollen die angesprochene Liebe zu Gendefekten an einem authentischen Beispiel verdeutlichen, welches gleichzeitig nochmals die Widersprüchlichkeit, Hyperheterogenität und das Chaos der menschlichen Ethik verdeutlicht.
In England gab es 2008 Ärger zwischen einem gehörlosen Elternpaar und dem Staat (der Gemeinschaft). Es ging um die Auswahl der Embryonen bei Befruchtungen im Reagenzglas (=in-vitro-Fertilisation =IVF). Der Staat will per Gesetz erzwingen, dass Embryonen mir deutlichen Gendefekten (auch für Gehörlosigkeit) verworfen werden. Die Eltern fühlen sich diskriminiert und wollen ein Recht auf die Auswahl der Gehörlosigkeitsgene. Sie halten die Auflagen des Staates für einen Verstoß gegen die Menschenrechte, insbesondere gegen (individuelle) Freiheit und Gleichheit. Natürlich spielen auch persönliche Authentizität und Abwehr von Diskriminierung eine Rolle. Ob dies wirklich bis zur Verherrlichung von Gendefekten reicht, ist allerdings unklar. Die Eltern, Tomato Lichy und Paula Garfield, bezeichnen die (mögliche) staatliche Bevormundung als Eugenik, die an Nazis erinnert. Ihre eigene Wahl gegen einen hörfähigen Embryo empfinden sie nicht als Eugenik, obwohl sie doch offensichtlich ihre Gehörlosigkeit ähnlich aufwerten, wie ihre Gegner die Hörfähigkeit. Tatsächlich muss man ihnen zu Gute? halten, dass sie die deutsche IVK-freie Welt, in der allein der Zufall (Gott?) allmählich die Zahl der Gendefekte erhöhen darf, bevorzugen. Dass heute kein Mensch und kein Wirbeltier leben würde, wenn nicht Milliarden Gehörlose während mindestens 1 Milliarde Jahre wenig oder keine Nachkommen gehabt hätten interessiert genauso wenig, wie die entsprechenden Zukunftsaussichten.
Dennoch muss man berücksichtigen, dass die Lebensqualität, nach der wie üblich bei dieser Debatte wenig gefragt wird, in dieser Familie nicht deutlich verringert ist. Man unterhält sich per Gebärdensprache und schreibt und liest viel. Die Erhaltung dieser Lebensqualität (des gehörlosen Lebens) ist zwar ohne die Hilfe der Gesellschaft nicht möglich, doch ist der Aufwand bei dieser Behinderung nicht besonders groß. Das gilt zwar nur solange die Zahl der Gehörlosen (jeglicher Behinderter) gering ist, doch spielt dies für die Beurteilung dieses Einzelfalles keine große Rolle, weil sich in (ferner?) Zukunft die Ethik und Selbststeuerung der Menschheit so von der heutigen unterscheiden werden, wie die heutigen von der zu Christi Geburt. Man wird schon in wenigen Jahrhunderten genetische Reparaturen vornehmen und die heute gefürchteten Designer- und Elitebabys (künstlich) (er)zeugen. Vielleicht wird man wie heute all diese Fortschritte und Entwicklungen zum Guten wie zum Schlechten nutzen, aber die heute übliche und verherrlichte genetische Selbstauflösung wird man beenden (oder sterben).
Wir halten zusammenfassend fest: Im Falle der IVF will sich der englische Staat das Recht nehmen, eugenische Zwänge auszuüben. Bei normalen Befruchtungen übrigens nicht. Der deutsche Staat lässt unter dem Eindruck des dritten Reiches schon die IVF überhaupt nicht zu.
Alle westlichen Staaten verherrlichen Gleichheit und Freiheit, auch die des Gehörlosenpaares. Die meisten Engländer halten das Paar für leicht meschugge, einige für pervers andere für mutig und reinen (katholischen?) Herzens (heterogenes Chaos).
Dieses Chaos wollen wir nun genauer beleuchten.
Fast alle natürlich gezeugten Menschen haben ein Recht auf Leben. Bei einigen künstlich gezeugten entscheidet jeder Staat für sich. Wenn inzestuöse Befruchtungen vorliegen, wird die drohende Behinderung wieder (wie früher) zu etwas Bösem. Hier verbieten die meisten Staaten schon die Befruchtungsversuche, ja sogar kondomatische Kontakte. Man spricht den inzestfreudigen Paaren die Fähigkeit, Befruchtungen zu verhindern (nicht immer, aber immer öfter mit Recht) ab. Natürlich ist eigentlich nur die spezifische Bekämpfung der Zeugung behinderter Kinder bekämpfenswert. Sex zwischen nahen Verwandten ist ohne Befruchtungen ziemlich unkritisch (vgl. allerdings „sexuelle Prägung“ im Kap. Sexualität). Nichts liegt jedoch den verantwortlichen Politikern und religiösen Ethikern ferner, als hier spezifische Regelungen zu treffen. Das lässt sich auch mit dem ethischen Brei, der hier den Begründungshintergrund bildet gar nicht vereinbaren. Würde man den nahen Verwandten Sex ohne Befruchtung erlauben, so würde man die  gerade heilig gesprochene Behinderung wieder zum eigentlichen Belzebub machen –unmöglich, aber noch nicht so übel wie der folgende Gedanke: Wenn Inzest und Sex sich treffen, liegt die nahezu höchste und reinste Form von Belzebubismus vor. Satan persönlich würde bei soviel Boshaftigkeit und Unmoral die Flucht ergreifen. So etwas zu legalisieren, käme einer Heiligsprechung des Teufels gleich und wurde unseres Wissens bisher niemals auch nur angedacht.
Wir vermuten trotz all unserer (berechtigten?) Polemik, dass das rigorose Inzesttabu zurzeit ethisch korrekt sein könnte. Wir vermuten nämlich, dass bei einer Freigabe trotz aller Gegenmaßnahmen und Beteuerungen die Zahl der behinderten Kinder merklich ansteigen würde. Hier tun die Inzestgegner vermutlich etwas unter derzeitigen Gesellschaftsbedingungen Richtiges. Dass ihre Argumentation richtig ist, vermuten wir allerdings dennoch nicht.

Auch bei Wildtieren unterdrücken Menschen i. d. R. Inzest.
Anders bei verschiedenen Haustieren. Hier werden aus Bastarden durch mehrere Kreuzungen mit sich selbst himmlische, teure, reinrassige Tiere. Auch bei Nutztieren erscheinen inzestuöse Quälmaßnahmen, die nur dem Nutzer nützen, nützlich.
Doch erreicht man so zuviel Chaos. Deshalb hat man ein neofatalistisches Gleichschaltungsprogramm aufgelegt:
In jüngster Zeit mühen sich viele Menschen redlich, auch die Erbinformationen und damit die Lebensqualität möglichst aller Haus- und Nutztiere (durch paradiesische Domestikation) auf das schon erreichte (un?)menschliche Niveau zu reduzieren (Selbstdomestikation s. K. Lorenz). Hier packen alle fleißig mit an, Überbehüter, Hirnrisszüchter, „humane“ Tierärzte (wie tierische Menschenärzte) usw.
Erst wenn der letzte 25-jährige, wohlfrisierte, brilliantenbesetzte, lahme, arthrotische, opiumbeladene, suizidgefährdete, blinde Blindenhund im Rollstuhl von einem Roboter im Hundealtenheim auf die Hundetoilette getragen werden wird, werdet ihr merken, dass unkontrollierte Scheinparadiese tödliche Folterkammern sind.

Eine der wichtigsten Voraussetzungen für konstruktive menschliche Selbststeuerung ist das Studium und die Förderung aller angeborenen (und erworbenen) Anlagen, die unter den jeweiligen gegenwärtigen Gesellschaftsbedingungen noch konstruktiv sind.
Die Menschheit wird mit Sicherheit untergehen, wenn sie ihren Heimatplaneten nicht verlässt, ihre genetische Selbstzerstörung weiterführt und bei ihrer jetzigen ethischen Selbststeuerung bleibt.


Die emotionale Bilanz in Natur und Kultur ist eindeutig negativ. Das heißt, Menschen und Tiere erleben im Schnitt mehr unangenehme als angenehme Gefühle (vgl. Kapitel 3 Irrationale Konventionen). Wir erinnern noch einmal an die 4 Hauptursachen:
1. Gefühle sind entstanden, weil sie Tierarten einen Überlebens- und Konkurrenzvorteil verschaffen, nicht, damit sie glücklich sind.
2. Unangenehme Gefühle werden im Schnitt intensiver empfunden als angenehme.
3. Die bewusste hedonische Regulation ist, wie dieser Bericht beweist, auf diesem Planeten miserabel und masochistenwürdig.
4. Gewöhnungslernen
Da die meisten Menschen glauben, dass die Natur von Gott geschaffen ist, halten Sie diese für gut, so, wie sie ist und menschliche Eingriffe für schlecht (Schicksalsglaube, Fatalismus). Paradoxer Erfolg: Dies förderte systematisch das destruktive Leiden in der Tierwelt und die weitgehende Zerstörung der Natur durch profitgierige Minderheiten.
So wird es mit grausamer Gelassenheit -oder sogar befürwortend- hingenommen (und auch selbst bewirkt), dass Billiarden von Tieren unter intensivstem Leid an Hunger, Krankheiten, Erfrieren, Ertrinken, Ersticken, Altersschwäche, Verletzungen usw. sterben. Andere Formen des tierischen Leidens, wie Depressionen, Eifersucht, Angst usw., werden von Menschen noch lieber ignoriert, am liebsten aber für nicht existent gehalten.
Es gilt allerdings zu beachten, dass Eingriffe in die Emotionalität von Tieren sehr kritisch sind. Sie führen, wie beim Menschen, zu negativen genetischen Veränderungen. Die Menschheit ist zurzeit bei der Regulation der tierischen Emotionalität wissenschaftlich und technisch noch stärker überfordert als bei der eigenen.

DIE EVOLUTION DER SELBSTSTEUERUNG (VON ETHIKEN, RELIGIONEN, IDEOLOGIEN)
Im Folgenden werfen wir einen Blick auf die Entwicklung der Ethik.
Dabei betrachten wir:
1. Die chronologische Entwicklung und Entstehung der Ethik aus physikalischen,
    chemischen und biologischen Vorformen der Selbstorganisation
2. Die Verwandtschaft mit moralanalogem Verhalten bei Tieren
3. Einen Vergleich biologischer und kultureller Entwicklungsprinzipien, die
    Ideologien hervorbringen und beeinflussen

1. Ethik ist der wichtigste Teilbereich der menschlichen Selbstorganisation.
Die Entwicklung aller Selbstorganisationen wird in den Kapiteln Entwicklungsprinzipien und politische Selbststeuerung genau besprochen. Wir fassen deshalb im Folgenden nur die wesentlichen Aspekte noch einmal zusammen:
Selbststeuerungen gehören zum Wesen der vierdimensionalen Welt (=Entwicklung des Kosmos). Die Gründe für die Existenz dieser Selbststeuerungen sind weitgehend unverstanden. Wir wissen aber, dass alle Selbststeuerungen u. a. zur Systemerhaltung dienen. Bei Lebewesen wird die Systemerhaltung als Arterhaltung bezeichnet. Auch bei diesen Erhaltungsprinzipien sind die Gründe für ihre Existenz nicht ganz klar. Wir wollen aber im folgenden Abschnitt eine Vermutung zu ihrer Entstehung äußern. Zunächst machen wir uns klar, was das Wesen der Systemerhaltung ist: Systemerhaltung führt zur Alterung, also großer Ausdehnung in der vierten Dimension (=Zeit).
Menschen sind vierdimensionale Körper (Systeme, Weltlinien), die sich selbst üblicher Weise als fast nur in der Dimension, die sie selbst als „Zeit“ bezeichnen, ausgedehnt empfinden. Menschen sind z. B. ca. 1,70 Meter in der Höhe und ca. 70 Lichtjahre in der Zeit ausgedehnt. (Üblicherweise beschreiben sie diesen Umstand allerdings mit der Aussage: Menschen werden im Durchschnitt ca. 70 Jahre alt. Weil sie das, was sie waren, und das was sie sein werden, nicht sehen können, glauben fast alle irrtümlich, es existiere nicht. Wir haben diese Problematik an anderer Stelle genau erläutert). Menschen begegnen jedenfalls statistisch am häufigsten solchen Systemen, die ebenfalls in der Dimension ausgedehnt sind, die Menschen als die Zeit bezeichnen. Vereinfacht gesagt bedeutet das, dass Menschen im Kosmos nicht alles mit gleicher Wahrscheinlichkeit und objektiv wahrnehmen, sondern vor allem das, was ihnen ähnlich, nahe und erkennbar ist. Dadurch begegnen sie vor allem zeitlich stabilen Systemen. Viele davon erreichen große vierdimensionale Ausdehnung, weil sie Hilfsmittel (= arterhaltende Kräfte, Selbststeuerungen) für lange zeitliche Ausdehnungen aufweisen.
Aus dem oben Gesagten folgt, dass alle bekannten (systemerhaltenden) Kräfte und Körper nicht unbedingt typisch für die Welt sind, sondern für den Weltausschnitt, den Menschen wahrnehmen können.
Wir können resümieren: Ethiken (Selbststeuerungsprogramme) wurden, genau wie genetische- und elektronische Programme, primär geschaffen, um der Systemerhaltung zu dienen. Die meisten dieser Pogramme hatten und haben aber auch Gefühle (Lebensqualität) als Ursache und Ziel. Diese Gefühle wurden allerdings auch wieder zur Systemerhaltung geschaffen.
Wir weisen an dieser Stelle noch einmal darauf hin, dass die typischen Ethiken des 20. Jahrhunderts nur schlecht der Systemerhaltung und noch schlechter der Lebensqualität dien(t)en.
Selbstorganisationen und Ethik
Die menschliche Ethik ist aus einer Kette von verwandten Selbstorganisationssystemen entstanden. Die wichtigsten Glieder dieser Kette sind Urknall, Staubwolken, die zu Planetensystemen werden, chemische Vorstufen von Lebewesen, DNA, Gehirne, Gefühlszentren, Verstand (s. Kapitel Entwicklungsprinzipien). Später folgten noch elektronische Steuersysteme, die ein Produkt biologischer Antriebe und ethischer Selbststeuerung sind. Alle Entwicklungen dieser Systeme und allen Lebens werden vor allem durch folgende Faktoren verursacht: Rekombination =jede Form der Neukombination von Informationspaketen ≈Dialektik), Mutation (=Veränderung, Innovation), Selektion, Konkurrenz, Parasitismus, Räuber-Beute-Beziehungen, Zufall.
Für das Verständnis der Ethik sind die Steuerungssysteme DNA, Gefühle und Verstand am wichtigsten. Die DNA schuf Zentralnervensysteme mit Gefühlen, Selbstbewusstsein und rationaler Selbststeuerungsfähigkeit, weil dies ihrer Selbsterhaltung diente. Der Konkurrenzkampf und der Kampf gegen alle Gefahren, wie Parasitismus, klimatische Veränderungen usw. zwangen alle Steuerungssysteme wie DNAs, bzw. die zugehörigen Individuen, zur Steigerung ihrer Leistungsfähigkeit. Diese Steigerung bestand vor allem in einer immer besseren Abbildung und Beeinflussung der Außenwelt.
Bildung und Steuerung von Gruppen
Ein wichtiges Mittel zur Steigerung der Leistungsfähigkeit waren auch Vereinigungen (Verbände, Scharen, Horden, Rudel und so weiter). Gruppen sind bei allen Kämpfen (Konfliktbewältigungen) im Durchschnitt erfolgreicher als Individuen. Dazu bedürfen Gruppen aber auch der inneren Regulation.
Diese innere Regulation entstand schon, als die ersten Moleküle, sowie später Zellen und Lebewesen, Verbände bildeten. Zur leistungssteigernden Regulation gehören wechselseitige Hilfe durch Gruppenmitglieder (Symbiose, Altruismus, Solidarität), Kommunikation, Konkurrenz und Kämpfe und kollektive Bewältigung äußerer Gefahren. Diese Regulation (Selbstorganisation) ist die Mutter der menschlichen Ethik. Mit zunehmender Komplexität der Verbände und der Lebewesen wurde auch die Ethik immer komplexer. Bei Heringen gibt es wahrscheinlich nur eine wesentliche Gruppennorm, nämlich: Bleibe möglichst immer im Verband. Bei Wölfen, Gorillas usw. gibt es z. B. persönliche Freundschaften, Verwandtschaft, Feindschaften und Neutralität und u. a. dadurch Zwänge zu komplexerer Regulation.

2. Ethik und moralanaloges Verhalten bei Tieren
Die meisten Menschen, besonders Religionsstifter, glauben, dass ihre Werte, Ziele und Normen aus ihrer Vernunft geboren oder von Göttern geschaffen seien. Wir wollen im Folgenden zeigen, dass insbesondere Grundwerte eher und überwiegend emotionale und biologische Wurzeln haben.

Wölfe, Schimpansen, Delphine usw. verfügen im Gegensatz zu Fischen schon über Verhaltensvorschriften, die einfachen menschlichen Sitten und Bräuchen entsprechen. In Schimpansengruppen gibt es z. B. sowohl die Freude am, als auch den Zwang zum, altruistischen Verhalten. Diese Tiere besitzen auch die Fähigkeit, ihre Verhaltensvorschriften zu verbreiten, zu verändern und die Einhaltung zu erzwingen. Dazu verwenden sie Kommunikationsformen, die die Menschen nur zum Teil verstehen. Deshalb glaubten selbst menschliche Wissenschaftler jahrhundertelang, Schimpansen seien dumm und hätten nicht einmal Vorformen von Ethik. Wenn z. B. ein Schimpanse dafür bestraft wird, dass er nicht wie üblich Nahrung geteilt hat, halten (hielten) Menschen die entstehenden Streitereien i. d. R. für blödsinniges Gezänk.
Kulturanalogie bei Tieren
Wissenschaftliche Untersuchungen haben inzwischen gezeigt, dass verschiedene Gruppen höherer Säugetiere (z. B. Schimpansen, Delphine, Bonobos usw.) kulturanaloge Entwicklungen aufweisen. D. h., verschiedene Gruppen dieser Arten unterscheiden sich auf einfacher Ebene wie menschliche Kulturen. Das liegt daran, dass das Verhalten dieser Arten relativ stark durch Lernen und unterschiedliche Umwelteinflüsse bestimmt wird. So entstehen Gruppen mit unterschiedlichen Verhaltensvorschriften, Gewohnheiten und Fähigkeiten.
Die meisten Menschen besitzen so „viel“ Verstand, dass sie die Intelligenz und Emotionalität der Tiere ohne Probleme ignorieren können. Deshalb halten sie hochintelligente Papageien usw. in Minikäfigen und ignorieren ihr Leid. So etwas würden Gorillas wahrscheinlich nicht übers Herz bringen, doch verbietet es bekanntlich die heute dominierende Norm, dass wir hier Vergleiche anstellen.
Wir verzichten deshalb aus humanitären Gründen auf Vergleiche charakterlicher Eigenschaften von Mensch und anständigen Wesen (so genannte Bestien).
Fast alle menschlichen ethischen und politischen Normen und Steuerungen lassen sich in ihren Grundzügen auf angeborene Verhaltensprogramme und erworbene Verhaltensvorschriften bei Schimpansen, bzw. genauer bei schimpansenähnlichen menschlichen Vorfahren, zurückführen. Ein paar Beispiele:
„Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“, also die Nächstenliebe, aber auch die Verteufelung von Diebstahl, entstand u. a. aus altruistischem Verhalten und Brutpflegeverhalten menschlicher Vorfahren.
Die äffischen Vorfahren des Menschen kannten sich persönlich und bildeten deshalb auch persönliche Freundschaften. Dadurch entstanden, verstärkt durch gemeinsame Feinde und Gefahren, enge zuverlässige Gruppen. Diese persönlichen Freundschaften sind ebenfalls Grundlage für die Nächstenliebe aber auch für menschliches Verantwortungsgefühl, für Gemeinschaftsgefühle, Freundschaft und Solidarität.
Alle Formen der Liebe, des Zusammenhalts und Hilfsbereitschaft beruhen u. a. auf dem Herdentrieb, also auf der Freude am Gruppenleben, bzw. der Angst vor dem Alleinsein.
Gehorsam, Unterwürfigkeit und Pflichtbewusstsein, Dominanz und Machtbedürfnis entstammen primär dem Rangordnungsverhalten. Machtstreben beruht u. a. ebenfalls auf Rangordnungsverhalten, aber auch auf Territorialverhalten (Revierverteidigung und -eroberung).
„Du sollst nicht töten“ und Mitleid entstammen z. T. angeborenen Tötungshemmungen gegenüber Artgenossen. Entsprechende Barrieren finden sich bei fast allen vergleichbaren Säugetieren.

„Gehet hin und mehret euch!“ entstammt u. a. dem Sexualverhalten und der Territorialaggression.
Alle Grundregeln der Höflichkeit und die meisten Regeln der Etikette entstammen Beschwichtigungsgesten und –ritualen, die der Regulation des Gruppenverhaltens, insbesondere der Kontrolle von Aggressionen, dienten und dienen. Die wichtigsten Motivationen in diesem Bereich entstammen dem Bereich „Rangordnungsverhalten“.
Das Selbstmordtabu beruht u. a. auf angeborenen Selbsttötungshemmungen. Es spielen aber auch Gruppenzwänge (Zwang zu gruppenförderndem Verhalten) eine Rolle. Wer sich tötet entzieht sich oft dieser Pflichten. Das wirkt sich i. d. R. artschädigend aus. Deshalb haben Gruppen, die den Selbstmord tabuierten im Durchschnitt erfolgreicher überlebt als andere.
Wir haben nun einige Normen und Ziele, die der Arterhaltung dienen, also biologischer Natur sind, kennen gelernt. Viele dieser Normen werden in der Kultur von Machthabern (Parasiten) missbraucht, um persönliche (emotionale) Vorteile zu gewinnen. Z. B. rufen religiöse (ideologische) Führer nicht, weil sie den Menschen wunderschöne sexuelle Lust wünschen und gönnen, zur Vermehrung auf. Ihre wichtigsten Motive sind die Verbreitung ihres Glaubens, die Bekämpfung anderer Religionen (Ideologien), die Stärkung ihrer Macht und die Füllung ihrer Geldbeutel. Ähnliche Motive finden sich, wenn es um Altruismus (Spenden usw.), Gehorsam, Kriegshetze, Lustverzicht usw. ging oder geht. Dass Kriegshetze ein eher destruktives Mittel der Selbstorganisation ist, haben einige Religionen inzwischen von den unzureichend bekämpften Vertretern der Aufklärung gelernt. Es gibt sogar Päpste, die erfreulich gegen solche Kriege hetzen, die ihre kreuzzugigen Vorgänger angezettelt haben.    
Ethik und Emotionalität

Die meisten menschlichen Ziele, Normen und Zwecke aller Ethiken bestehen im Erleben bestimmter Gefühle. Die meisten dieser Gefühle, wie Liebe, Sehnsucht, Leidenschaft, Ehrgeiz, Hass usw. sind Mischungen aus oben genannten Gefühlen, deren biologische Abstammung und Funktion klar erkennbar ist.
Alle bekannten biologisch bedeutsamen Gefühle haben wir an anderer Stelle genauer beleuchtet.
Es ist sehr wichtig, sich klarzumachen, dass mit Ausnahme von Reflexen, Automatismen und psychischen (emotionalen) Störungen beim Menschen alle Verhaltensursachen (Antriebe, Motive), Gefühle bzw. Gefühlsmischungen sind. Diese treten übrigens schon bei Schimpansen in ganz ähnlichen Erscheinungsformen auf. Die Kardinaltugenden der christlichen Religionen: Liebe, Glaube, Hoffnung und alle Motive und Ziele religiöser Führer enthalten z. B. Mischungen aus verschiedenen uralten Gefühlen mit biologischen arterhaltenden Funktionen und angeborenen Anlagen. Deshalb kann es keine Ethik geben, die nicht in ihrem Wesen hedonisch ist. (Die meisten Wunschvorstellungen bzgl. des Lebens in einem (religiösen) Paradiese sind sehr hedonistisch.). Verschiedene Ethiken unterscheiden sich vor allem durch die Auswahl und Zusammenstellungen der biologisch begründeten (=entstandenen) Gefühle, die sie zu ihren Normen und Zielen machen. In vielen religiösen Ethiken finden sich zudem -im Gegensatz zu rein hedonistischen Ethiken- relativ viele unangenehme Gefühle in den gewünschten Zielen und Motivationsprogrammen. Die Übersicht wird zudem dadurch schwierig, dass viele Menschen für die verschiedenen Gefühlskombinationen immer wieder neue Namen erfinden, um sich von tierischen Verwandten abzuheben. Außerdem überschätzen sie die Bedeutung ihrer vernünftigen Selbststeuerungsfähigkeit so stark, dass sie die Bedeutung der häufig unbewusst wirkenden Gefühle ([animalischen] Antriebe) stark unterschätzen.
Religionen
Einen wirklichen entscheidenden Unterschied zwischen Mensch und Tier wollen wir jedoch im Folgenden nochmals genauer betrachten, weil er der Humus ist, auf dem Religionen entstanden sind. Es ist die Einsicht in die eigene Vergänglichkeit (den Tod) bei gleichzeitig weitgehend erhaltenem starkem Lebenswillen. Die wichtigste Ursache für die Entstehung von Religionen ist der Versuch, den Konflikt zwischen Leben-Wollen und Sterben-Müssen zu bewältigen, bzw. Gefahren aller Art durch Magie, Gebete, Opfer usw. zu beeinflussen. Der womöglich irrtümliche Glaube an ein Weiterleben nach dem Tode verschwindet deshalb, umso mehr, je mehr der biologische (natürliche) Tod und Gefahren kontrolliert und gesteuert werden können.
Die Menschen, die Götter, ein Leben nach dem Tode und eine beseelte Welt schufen, um die angesprochenen Konflikte zu bewältigen, nahmen sich auch das Recht, die grundsätzlichen Verhaltensregeln für Menschen zu schaffen, zu verändern und durchzusetzen. Sie bildeten zunächst nur mündlich, später auf schriftlich, Ideologien, die sich meistens Religionen nannten und Gläubigkeit und Anspruch auf absolute Wahrheit forderten und erhoben. Mit der Entstehung und Entwicklung dieser Religionen wollen wir uns im Folgenden näher befassen, weil sie am meisten ethische Konzepte entwickelt haben. Wir behalten aber im Hinterkopf, dass Selbststeuerungen immer schon zunächst von Genen, später auch von politischen Kräften (Anführern, Häuptlingen, Königen usw.) ausgingen. In den letzten Jahrtausenden arbeiteten auch Philosophen z. T. rationale Selbststeuerungsprogramme aus und in den letzten Jahrhunderten beteiligten sich zum Glück auch Naturwissenschaftler, z. B. Mediziner, Biologen und Psychologen daran.

Die Evolution von Religionen und die biologische Evolution
Die menschlichen Religionen und ihre ethischen Konzeptionen sind vielfältig, weisen jedoch auch erhebliche Gemeinsamkeiten auf. Das müssen wir erklären! Eine Erklärungsmöglichkeit (die Cuvier gefallen hätte) wäre:

Sie sind von jeweils verschiedenen Göttern, mit teilweise ähnlichen Konzeptionen, geschaffen worden.

Eine zweite Erklärungsmöglichkeit, die Darwin gefallen hätte, wäre:
Alle Religionen (Ideologien) sind miteinander verwandt. Sie stammen von gemeinsamen Urreligionen ab, die in Afrika – der Wiege der Menschheit – entstanden sind.

Unter ähnlichen Umwelt- und Selektionsbedingungen entwickeln sich ähnliche ethische (ideologische) Konzeptionen.

Die Richtigkeit der zweiten Erklärungsmöglichkeit wollen wir im Folgenden zu belegen versuchen.
Biologische Prinzipien der Evolution von Religionen und Ideologien
Religionen sind, wie alle Ideologien, Informationssysteme, die eine kulturelle Evolution durchlaufen und dabei einen ideologischen Stammbaum bilden, wie das Leben einen Stammbaum der Lebewesen. Auch das Wesen des Lebens gleicht  ja  einem selbstorganisierenden Informationssystem. DNAs (=Träger von Erbinformationen) sind, genauso wie Zentralnervensysteme und ideologische Systeme, veränderbare lernfähige Informationssysteme. Mit anderen Worten: Ideologien entwickeln sich nach den gleichen Entwicklungsprinzipien wie Lebewesen (biologische Arten oder Stämme). Es gelten also grundsätzlich die Gesetzmäßigkeiten der biologischen Evolution. Wir betrachten daher zwecks tieferen Verständnisses, wie und ob Öko- und Evolutionsfaktoren (Selektion, Gendrift,  Rekombination, Isolation, Separation, Mutation, Nidation, Konkurrenz, Vermehrungsraten, Parasitismus, Symbiose, Räuber-Beute-Beziehungen und alle anderen Ökofaktoren) die Entwicklung der Kultur bestimmen. Einige Beispiele haben wir oben und in anderen Kapiteln bereits angesprochen. Wir beginnen nun mit einer etwas genaueren Analyse der besonders wichtigen (Evolutions)faktoren „Mutation“, „Selektion“ und „Vermehrungsraten“.
[Für alle Feinde der Übertragung biologischer Erkenntnisse auf kulturelle erinnern wir noch einmal: Charles Darwin hat die biologischen Evolutionsfaktoren zu ganz wesentlichen Teilen gerade deshalb erkannt, weil er wirtschaftswissenschaftliche, kulturelle Begriffe (z. B. „Konkurrenz“ und „Auslese“) aus der Kultur in die Biologie übertragen hat.].  

Vermehrungsraten, Mutation, Selektion, Rekombination, Konkurrenz
Biologische Arten können langfristig nur überleben, wenn sie ausgeklügelte Strategien besitzen, die ihre Fortpflanzung und ein günstiges Maß an genetischer Variabilität (=Verschiedenheit der Erbinformationen) sichern. Ursachen für die Verschiedenheit sind Mutation und Rekombination. Für ein günstiges Maß sorgt die biologische Auslese (Selektion). Die Gesetzmäßigkeiten der Bioevolution haben wir an anderer Stelle genauer erläutert.
Betrachten wir nun, wie die angesprochenen Prinzipien auch die Entwicklung von Religionen (Ideologien) bestimmen etwas genauer:
Fortpflanzungsfähigkeit = (Selbstreproduktion)
Religionen rufen ihre Mitglieder zur Vermehrung auf, missionieren oder vernichten konkurrierende Religionen und Ideologien und bilden Variationen (=Mutationen, Rekombinationen), die sie Sekten, Bekenntnisse, Heiden, Ungläubige usw. nennen, und meistens umso stärker bekämpfen, je ähnlicher sie ihnen sind, genau wie es auch biologische Arten tun (Beispiele s. u. und in anderen Kapiteln). Christentum, Judentum und Islam sind Töchter (ideologische Stammbaumäste) einer gemeinsamen Urreligion und haben sich auf Grund sündhaftester Motive ihrer Führer über Jahrtausende bis heute aufs Widerlichste bekämpft. Sekten entsprechen grob Rassen, Religionen entsprechen biologischen Arten (Gattungen, Familien) und Ideologien entsprechen biologisch (Ordnungen, Klassen, Stämmen), Weltbilder entsprechen Reichen.
Religionen, die ihre Mitglieder zur Muße und zu sinnlichem Genuss aufriefen, wurden von anderen lustfeindlicheren, leistungsorientierten Kulturen und Religionen ausgerottet oder überwuchert (Selektion in Form von Konkurrenz, Parasitismus).
Genauso ging und geht es auch biologischen Arten, die z. B. auf Inseln Jahrmillionen in himmlischer Bequemlichkeit herumfaulenzen konnten. Sie bauen Nester auf dem Boden statt in Bäumen, können nicht mehr fliegen, sich warnen, schnell laufen, gut wahrnehmen usw. Konfrontiert man sie mit leistungsfähigen durchtrainierten Konkurrenten (Ratten, Kaninchen, Schlingpflanzen, Caulerpa usw.) so werden sie in der Regel ausgerottet.
Die meisten religiösen Konzeptionen und Ideologien, die den häufigen Wechsel von Sexualpartnern akzeptierten oder befürworteten, verloren viele Mitglieder durch Infektionskrankheiten.
Die Azteken und ihre Abschlachtungsreligion gingen unter, weil sie technisch weniger weit entwickelt waren als Hernán Cortes und seine christlichen Massakriergenossen. Die Azteken vernichteten sich (intraspezifische Selektion) aber auch, indem sie unterworfene Indianerstämme (wie üblich) extrem brutal ausbeuteten und unterdrückten. Das bewirkte, dass diese Stämme Cortes (in der irrtümlichen Hoffnung, es könne ihnen unter so genannten Christen besser gehen) gegen die Azteken unterstützten.
Alle religiös motivierten Kriege (also die meisten?) wurden z. T. aus Konkurrenzvernichtungsgründen geführt (vgl. Konkurrenzausschlussprinzip in der Biologie).

Selektion von Symbiose und Altruismus
Der religiöse Altruismus ist aus biologischem Altruismus entstanden. Er wird auch ganz ähnlich ausselektiert. Religionen, die Menschlichkeit, soziales Verhalten, Gerechtigkeit usw. verherrlichen und versprechen, werden von potentiellen Gläubigen bevorzugt. Das Christentum konnte sich u. a. wegen seiner Überlegenheit in diesen Bereichen z. B. gegenüber griechischen, römischen und germanischen Religionen durchsetzen. Leider waren diese Religionen im Durchschnitt auch demokratischer, prohedonischer sowie weniger wissenschaftsfeindlich und geringfügig weniger rassistisch und frauenfeindlich.
Deshalb bewertet mancher den viel gepriesenen Sieg des Christentums über die Kulturen der Antike ähnlich, wie einen viel geschmähten möglichen Sieg des heutigen Islam über die westliche Welt. 

Aggressivität, Verwissenschaftlichung und Technisierung
Während Jahrzehntausende währender blutiger Kämpfe zwischen Religionen wurden solche ausselektiert, die trotz aller Innovationsfeindlichkeit in gewissem Maße intellektuelle und technische Höherentwicklungen zuließen und militärisch aktiv waren. („Macht euch die Erde untertan!“) Der Sieg der Wissenschaft über die Religion in Europa ist allerdings eher als Gegenreaktion auf allzu intensive Unterdrückung und Ausbeutung (unablässigen Ablass) zurückzuführen als auf einer besonderen Toleranz des Katholizismus. Dieser Sieg verdankt sich sogar ganz wesentlich der Tatsache, dass Wissenschaft sich in der Antike (vor der Ausbreitung des Christentums) entwickeln konnte. Allerdings waren die meisten Wissenschaftler und Philosophen nach Descartes und Galilei Christen, viele (z. B. Mendel und Darwin) sogar Mönche oder Theologen. Das hat viel damit zutun, dass fast jeder Christ war und sehr wenig damit, dass die Religion zur Einsicht kam, wie es Peter Scholl Latur behaupten würde. Religiöse Menschen (vor allem Mönche), haben zu dem allmählichen Untergang der Religion, von dem auch wir gerade einen kleinen Ausschnitt erleben, beigetragen. Auch das geschah nicht, weil Mönche auf den rechten Weg der Naturwissenschaften gefunden hatten, sondern ganz wesentlich, weil fast nur sie schrieben, vor allem, weil sie antike Texte abschrieben. Vernunft und Wissenschaft blühten nicht wegen und mit, sondern gegen und trotz der Religion auf!

Religiöse Entwicklungen
Abschließend wollen wir die Entwicklung von Religionen (Ideologien) noch ein wenig konkreter und etwas historisch orientiert betrachten:
Wir hatten gesagt, dass der Wunsch nach Kontrolle von Gefahren (insbesondere des biologischen Todes) der wichtigste Ursprung aller Religionen war.
Urhordenmenschen schufen (liebe) Götter, Geister, Höllen, Paradiese usw., die mindestens 100 000 Jahre lang immer wieder bedarfsspezifisch umgemodelt wurden. Besonders das Leben nach dem Tode gefiel fast allen Menschen und wurde zum Dauerbrenner (besonders für Hexen, Juden, Heiden und Wissenschaftler).
Aufgrund dieser Ideen und Erfindungen fühlten sich die Menschen, trotz ihres Lebenswillens und ihrer Ängste, wieder halbwegs wohl.


Aus Dankbarkeit machten sie nun die Erfinder ihres neuen Zukunftsparadieses zu Spezialhäuptlingen und nannten sie zunächst Zauberer oder Schamanen später dann Druiden, Gurus, idealistische Philosophen, Priester, Prediger, Messias, Papst usw. Neben ihren Häuptling fürs Grobe und Materielle, z. B. für Krieg, Blödheitsbewahrung und öffentliche Ausbeutung, stellten sie religiöse Führer (z. B. Innozenz den III. und IV. sowie Leo den X.) für unbeherrschbare ideelle Sonderfälle, aber auch für profane (a)soziale Aktivitäten z. B. kriegerisches Hetzen, merkwürdige z. T. masomäßige Selbststeuerungsbefehle und gut getarnte Ausbeutung. Diese erste Einführung einer Doppelspitze beruhigte zwar die Nerven, wie im 19. Jahrhundert Opium, später dann Kokain, führte aber auch zu Eigentoren. Leider blieb nämlich nicht nur der Anteil an altruistischen Menschen sondern auch an leicht unrealistischen und machtorientierten unter den (religiösen) Führern immer relativ hoch. So kam es, dass sie die verrücktesten Ideen (göttliche Bräuche) ausprobierten. Z. B. schlachteten sie hin und wieder die süßesten Kinder, um sie ihren „göttlichen“ Erfindungen zu opfern, erklärten sich für unfehlbar oder nutzten ihre Macht genau wie die Standardhäuptlinge, um die anderen Gruppenmitglieder auszubeuten und sich gegenseitig zu verprügeln (Religionskriege, Kreuzzüge, Terror). Außerdem wirkten ihre Beeinflussungsversuche der Natur nur manchmal und die Geschichte mit dem Leben nach dem Tode konnte in keinem Fall bewiesen werden. So kam es immer wieder zu Protesten, Aufständen und zu Veränderungen durch neues, manchmal etwas weniger blindes Herumprobieren (Jesus, Mohammed, Buddha, Calvin).
Alle diese Veränderer der menschlichen Selbststeuerungsprogramme hatten aus der Geschichte gelernt und die Geschichte lernte von ihnen. Sie warfen z. T. echt abgefahrene neue Software auf den (neuen) Markt, die einigen von ihnen zunächst aus der Hand gerissen, später um die Ohren geschmissen wurde. Immer bemühte sich auch die „old economy“ (z. B. in Rom), die neuen Ideen feurig niederzutreten. Das Chaos wurde dadurch zusätzlich perfektioniert, dass es häufig mehrere Gruppenführer gab, z. B. gleichzeitig in Rom und Avignon. Führer hatten sich schon seit Jahrmillionen durch Intrigen, Bündnisse, Gewaltanwendung usw. gegenseitig um die besten Jobs gerissen.
(Nicht nur Schimpansengruppen erleben häufig ein großes Führungschaos, wenn sie sich nach dem Tod eines großen Führers nicht einig werden können.). Immer versuchten auch die Häuptlingheinis canossisch
(von Canossa über Rom und Bagdad bis Teheran), die Zauberer zu beherrschen und die Zauberer die Häuptlinge. Diese seltsamen Sitten und ihre Ursachen haben sich in der Menschheit bis heute aufs Wundersamste erhalten. Das liegt daran, dass die Ursachen (Statuswahn, territoriale Aggression, Bequemlichkeit usw.) für menschliches Handeln unverändert blieben. Zur Erinnerung: Die wichtigste Ursache aller menschlichen (Fehl)Entwicklungen sind ihre Motivationen (Triebe, Gefühle), die sie bis heute mit Schimpansen gemeinsam haben und ziemlich dilettantisch regulieren. Menschen regulieren ihre eigene Entwicklung mit mehr Verstand (Denken) und weniger Vernunft (Überleben und Glück) als Schimpansen. In den letzten Jahrzehnten hat die Vernunft in menschlichen Kulturen allerdings einen bemerkenswerten Schub erhalten.

Wenn es um Religionen geht, gilt Nietzsche als einer der größten Schieber.
Er sagte (verfrüht) Gott ist tot. Heute wissen wir, dass alle Religionen auf diesem Planeten seit Jahrhunderten systematisch an ihrem Selbstmord arbeiten und noch Jahrhunderte arbeiten werden. Zum Glück? wird dieser Selbstmord von der um sich greifenden Erkenntnis gefördert, dass alle Götter mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit schöne Illusionen und Wunschträume mit teilweise sehr unschönen Folgen sind. Die Verhaltensregeln der Religionen (Ethik, Moral) sind dagegen die realen, verfeinerten, (manipulierten), teilweise bewusstgemachten Prinzipien der Gruppenregulation äffischer Vorfahren des Menschen. Es sind diese (religiösen) Selbststeuerungsprogramme, die den Menschen den Lebensspaß zugleich z. T. bewahren und zu größeren Teilen verderben. Der Glaube an ein Leben nach dem Tode bringt dagegen eindeutig mehr emotionale Gewinne als Verluste.
Aus dem Gesagten wird deutlich, dass Götter ursächlich mit den antihedonischen Anteilen in religiösen Ethiken nichts zu tun haben. Man erkennt dies schon daran, dass die verschiedenen Ethiken aller Religionen und der meisten Philosophen sich in ihrer Fehlerrate nur wenig unterscheiden. Dies ist auch ein Hinweis darauf, dass Götter bei der Konzeption menschlicher Ethiken nie beteiligt waren, sondern ausschließlich schimpansenähnliche Menschen. Fehler in ethischen Konzeptionen beruhen auf der menschlichen Natur (Intelligenzmängel, emotionale Störungen usw.). Sie werden durch Religionen oft verstärkt und selten verhindert, aber es ist primär die biologische Natur (Ehrgeiz, Egoismus, Machtstreben, Altruismus) der religiösen Führer, die solche Fehler bewirkt, nicht die Religion an sich. Die meisten Religionsstifter haben das, was sie für die Lebensqualität ihrer Schäfchen hielten, in den Mittelpunkt ihrer Zielvorstellungen gestellt. Viele Religionsverwalter (Päpste, Sektenführer usw.) haben (ähnlich, aber weniger, als andere Verwalter von Gemeinwesen) ihre eigene Lebensqualität in den Mittelpunkt gestellt. Der größte Fehler aller Religionsstifter und auch aller Entwickler politischer Konzeptionen (Solon, Perikles, Platon, Hobbes, Locke, Marx usw.) ist, dass ihre Konzepte derartigen Machtmissbrauch (jeglichen Parasitismus) zu wenig verhindern konnten und können. Die wichtigste Ursache für die Irrationalität vieler (nicht nur religiöser) menschlicher Selbststeuerungsprogramme liegt neben unvermeidlichen Informationsmängeln in der (vermeidbaren!) Bekämpfung der Verwissenschaftlichung der Kultur durch konservative Kräfte aller Art (s. o.).


Kulturelle Konvergenz

Lebewesen können unter ähnlichen Umweltbedingungen ähnlich werden (=Analogie, Konvergenz, z. B. Körperform von Fisch und Wal) oder aufgrund von Verwandtschaft Ähnlichkeiten und Gemeinsamkeiten aufweisen (=Homologie), z. B. Vorderflossen von Walen und Arme von Menschen.
Lebewesen werden durch zufällige Mutationen und Verschiedenheit der Umwelten verschieden. Entsprechendes gilt für die kulturelle Evolution von Ideologien und von anderen Informationssystemen.

Betrachten wir zuerst die Homologie: Werte, Normen und Vorstellungen die fast alle Religionen(Ideologien) gemeinsam haben stammen wahrscheinlich überwiegend von den ersten Urreligionen(Urideologien) ab. Diese dienen der Bewältigung global gültiger grundsätzlicher Probleme. Diese sind

1. die Regulation des Zusammenlebens

2. Bewältigung des Todes

3. die Beeinflussung von elementaren Gefahren.

Zu Punkt 1 haben alle Religionen Verhaltensgrundsätze (z. B. Tötungstabus und Altruismus) entwickelt, zu Punkt 2 irgendwelche Formen des Weiterlebens nach dem Tode und zu Punkt 3 Gebete, Beschwörungen, Menschenopfer und so weiter.

Betrachten wir nun die Analogie:
Verschiedene seefahrende Völker erfanden z. T. unabhängig voneinander Meeres– und Windgötter, Bergvölker Berggötter. Unter Halbwüstenbedingungen wurden auf dem gesamten Globus Regengötter erfunden. Die verschiedenen Regen-, Wind-, Meeresgötter usw. verschiedener Kulturen sind also i. d. R. unabhängig voneinander entstanden (=analoge Entwicklungen). Dennoch können sie auch homolog sein, wenn sie aus gemeinsamen Vorfahren (Allgemeingöttern) hervorgegangen sind.
Die ersten Landwirbeltiere haben Beine nicht völlig neu erfunden und irgendwo aus dem Körper wachsen lassen. Sie haben bestimmte Flossen in Hände und Beine (später Arme) umgewandelt. Entsprechend haben Menschen vorhandene Götter bedarfsspezifisch umgemodelt oder mit Kindern versehen. Als Windgott eignen sich z. B. Ableger eines Donnergottes ausgezeichnet.
Tiere entwickeln, statt erfundener, weitgehend wirkungsloser neuer Regengötter, mit Hilfe ihrer Erbinformationen, wenn ihr Lebensraum trockener wird, wesentlich konstruktivere Austrocknungsschutzmechanismen usw. Wenn sie dann ins Wasser zurückkehren (manche Schildkrötengattungen sind mehrfach vom Land zum Wasserleben und zurück übergegangen), legen sie ihre Schutzmechanismen wieder ab und entwickeln flossenartige Beine usw.
Wenn Völker die Halbwüsten verlassen, geben sie Ihre Regengötter auf, und erfinden Donnergötter.
In der gleichen Situation verändert sich die Erbinformation von Tieren so, dass sie Gewässer bewohnen können, indem sie z. B. Fell oder Federn zum Schutz gegen Wasser einfetten. Die Gene wasserlebender Säugetiere sorgen für glatte und schleimige Oberflächen usw. So können die Tiere ohne große schweißtreibende Anstrengung durch den Widerstand des Wassers gleiten.
Menschen neigen dagegen beim Umgang miteinander zum Schleimen. So können sie ohne große schweißtreibende Anstrengung durch Widerstände des Massas gleiten.

Die gerade beschriebenen speziellen Formen der Selektion heißen in der Biologie „transformierende Selektion“ und „stabilisierende Selektion“. Weil auch sie die kulturelle und die biologische Evolutionen mitbestimmen, wollen wir beide Begriffe genauer erläutern. Zunächst zur Biologie: Wenn die Umweltbedingungen sich ändern, werden solche Mutanten (genetisch veränderte Individuen) ausgelesen (bevorzugt), die von der bisher günstigen Norm abweichen. Man spricht, von transformierender Selektion. In der Regel  verändern sich die genetischen Informationen vieler Individuen, wenn nicht sogar die der Gesamtpopulation, der gesamte Genpool. Der transformierende Selektionsdruck entspricht dem Selektionsdruck, der in der Kultur Erneuerungen, Innovationen und Fortschritt bewirken kann (Beispiele oben). Wenn die Umwelt sich nicht verändert, werden die Mutanten bevorzugt, die die alten, bewährten Gene (Mutationen) aufweisen. Man spricht von stabilisierender Selektion. Dieser Selektionstyp entspricht den Kräften, welche in der Kultur bestehende Verhältnisse bewahren, den konservativen. Je veränderlicher nun in Natur und Kultur die Umweltbedingungen sind, desto transformierender muss eine produktive Selektion wirken.
Dass konservative Kräfte trotz immer schnellerer Veränderungen der Kultur überkommene Ideologien bewahren und Transformationen (=Erneuerungen) (manchmal brutal) bekämpfen, ist einer der Kardinalfehler der Menschheit.
Beide Selektionstypen geraten nun in Kultur und Natur in interessante Wettkämpfe miteinander und vor allem mit den zugehörigen Mutationen (Erneuerungen). Miteinander geraten die Selektionstypen aneinander, weil i. d. R. weder klar unveränderliche noch extrem veränderliche Umweltbedingungen vorliegen. Mit Mutationen dagegen geraten beide stets radikal aneinander. Die stabilisierende Selektion bekämpft brutal päpstlich konservativ alle Abweichungen (Mutationen) von der vorherrschenden Norm. Es ist so als ob der Papst alle Nudisten bei 38°C in Bademäntel zwingen und dann bei 200°C auf dem Scheiterhaufen versengen würde.
Die transformierende Selektion bekämpft ebenso brutal stalinistisch alle Nichtabweichler. Es ist als ob die Nudisten dem Papst nicht nur die Lederhose ausziehen und ihn dann im Eismeer versenken würden.
Die beschriebenen Selektionskämpfe entsprechen z. T. auch dem schon häufig erwähnten Kampf zwischen Erneuerung und Bewahrung, auf den wir unten Dogmatismus und so weiter noch einmal eingehen.
Die angesprochenen Selektionstypen und die bewahrenden und verändernden Kräfte in der Kultur haben auch auf der Ebene eines Organismus Institutionen (Systeme) die ihnen entsprechen.
Den konservativen Kräften entsprechen Reparaturmechanismen für Gene, den verändernden Kräften entsprechen u. a. die Mechanismen, die für Rekombinationen sorgen (z. B. cross over oder die humorale Immunabwehr). Auch auf diese gehen wir unten genauer ein. Wir betrachten jetzt noch einige Beispiele für unsere Selektionstypen in der Kultur.
Wenn Menschen in Gebiete mit Geschlechtskrankheiten (Selektionsdruck) geraten, entwickeln sich in ihren Ethiken Sexualtabus, die – leider langsam und nur teilweise - wieder verschwinden (Transformation), wenn Kleinpopulationen andere Gebiete, wie Südseeinseln oder die Arktis, besiedel(t)en (kulturelle und biologische Gendrift). Dies geschah und geschieht vor allem dann, wenn (zufällig) die Krankheitserreger die kleine Auswanderungspopulation nicht befallen haben oder nicht krank mach(t)en. Im letzten Jahrhundert geschah es weltweit, weil (trotz hartnäckiger religiöser Gegenwehr) Mittel (Medikamente, Kondom, Kenntnisse) gegen Infektionskrankheiten entwickelt wurden (vgl. Kap. X). 
Viele ideologische Prinzipien sind unverändert geblieben oder wieder ähnlich geworden, weil die betroffenen Kulturen stets unter gleichen (globalen) Bedingungen lebten (stabilisierende Selektion) oder nachdem verschiedene Gruppen wieder unter ähnliche Lebensbedingungen gerieten.
Weitgehend interkontinentale ideologische Prinzipien:
Glaube an ein Leben nach dem Tode, da bis heute alle Menschen sterblich geblieben sind.
Nahezu globale Sexualfeindlichkeit unter anderem, weil Infektionskrankheiten durch Sexualität nahezu global übertragen wurden und (noch mehr) werden (vgl. Kap. X). Wanderungen und hohe Bevölkerungsdichten erhöhen die Infektionshäufigkeit.
Verherrlichung von Altruismus, Treue, Ehrlichkeit, Brüderlichkeit, Gleichheit, Vertrauen, Zuverlässigkeit, Tötungstabus, Diebstahltabus, Betrugstabus, Heterosexualität, Rassismus, weil fast alle Menschen in Gruppen leben und Altruismus, Parasitismusbekämpfung usw. konkurrierenden Gruppen Überlebensvorteile verschaffen können.
Der Stabilität solcher ideologischer Prinzipien (Werte) entspricht in der Natur zum Beispiel die Erhaltung der Wahrnehmungsfähigkeit, Körperbedeckung, grundlegender Stoffwechselprozesse usw. Andere Beispiele für genetische Stabilität finden sich überall da, wo sich Umweltbedingungen wenig ändern, z. B. in der Tiefsee. Deshalb haben sich viele Einzeller, Quallen, Quastenflosser, Pfeilschwanzkrebse usw. im Laufe von Millionen oder sogar Milliarden Jahren nur relativ wenig verändert.
Beispiele kultureller Äquivalente zu Mutationen sind:
1. konstruktive Mutationsäquivalente
den konstruktiven Erbänderungen in der Natur entsprechen in der Kultur: konstruktive Gedanken und Personen wie Gorbatschow, Galileo, Einstein, Darwin, Nobel, Euklid, Gauß, Mendel, Epikur, Popper, Lorenz, Kant, Kolumbus, Watt, Koch, Curie, Riemann, Watson und Crick, die Entdeckung von Penicillin, Helicobacter pylori, Jesus bzgl. Altruismus usw. und viele Millionen Unbekannte bzw. deren Tod.
2. destruktive Mutationsäquivalente
den destruktiven Erbänderungen (=Erbschäden) in der Natur entsprechen in der Kultur: 
große Teile aller vorherrschenden Ethiken und Ideologien, Hitler, Stalin, viele Päpste, Napoleon, Nero, Idi Amin, F. Marcos, Wilhelm Reich, Hegel, Hussein und viele Millionen Unbekannte bzw. der Tod von Millionen anderen Unbekannten.
Diese Aufzählung ist allerdings vereinfachend und idealisierend. Alle genannten Mutationsäquivalente haben sowohl konstruktive als auf schädliche Folgen. Fast alle genannten Personen, auch Stalin, Hitler, Milosevic und so weiter, glaubten, ethisch richtig und gut zu handeln. Manche ihrer Aktivitäten hatten auch tatsächlich konstruktive Folgen. Während die Natur nämlich aus ihren Fehlern (genetische Defekte) nur wenig lernt, übertreibt es der Mensch oft sogar mit dem Gegenteil. So hat Hitlers kranker Rassismus der Entwicklung (manchmal übertriebener [s. o.]) antirassistischer Strömungen mehr gedient, als tausende vernunftorientierter Diskussionen. Hitler hat der Menschheit bekanntlich den größten Lernerfolg aller Zeiten verpasst. Hoffentlich lernt sie daraus, dass sie nie wieder einen Hitler braucht. Umgekehrt haben konstruktiv erscheinende Mutationsäquivalente manchmal erhebliche schädliche Folgen. Der medizinische (jeder technische) Erfolg zerstört z. B. allmählich die menschliche Erbinformation.
Die wahrscheinlich konstruktivsten Mutationen in der Natur sind die, die Altruismus, symbiotische Tendenzen im allgemeinen und die Fähigkeit, angenehme Gefühle zu empfinden, hervorgebracht haben. Destruktive Mutationen verursachen Erbkrankheiten oder vermindern die Wirkung konstruktiver Mutationen. Diese Mutationen nehmen übrigens alle direkt und indirekt Einfluss auf alle ideologischen Werte.

Die Entwicklung von Altruismus und Parasitismus in Natur und Kultur
In der Natur kommt es zwischen Parasiten und Wirten langfristig zu einem meistens mehr oder weniger ausgeglichenen Wettkampf (Gleichgewicht des Schreckens), bei dem häufig beide Lebensformen überleben und leiden. Ganz ähnlich verhält es sich mit dem Altruismus z. B. in Schimpansengruppen. (Parasitäres) Nehmen und altruistisches Geben geraten langfristig in ein (allerdings zeitlich schwankendes) Gleichgewicht, welches am besten der Arterhaltung dient. Gleichgewicht bedeutet hier nur Stabilität, nicht gleichstarke Kräfte. Die parasitären Kräfte besitzen stärkere innere Selbsterhaltungskräfte und Wachstumsenergien. Dass darin der vielleicht wichtigste Grund für die menschliche Unmenschlichkeit („Homo homini lupus.“) liegt, haben wir an anderer Stelle genau erläutert. Diese Gleichgewichte geraten bei entsprechenden kulturellen Entwicklungen in den letzten Jahrhunderten ins Schwanken, weil durch die Geschwindigkeit der Selbstveränderung (ständige Erneuerungen) Gleichgewichte i. d. R. verhindert werden. Wir beobachten aber die folgenden typischen Entwicklungstendenzen in expandierenden Gruppen.
In sich selbst entwickeln sich alle menschlichen Gemeinschaften, wie Kirchen (Religionen), politische Systeme, Unternehmen, karitative Verbände, Vereine usw. in folgender Weise. Mit zunehmender Größe und Zeit wächst der parasitäre Egoismus (Korruption usw.) auf dem Humus der selbstgeschaffenen Freiheit und Anonymität (vgl. Georg Orwell, „Farm der Tiere“). Dabei verändern sich die (ideologischen) Regeln kaum. Man hält sich nur immer weniger an humanitäre Gebote. Dabei gewinnt man (wie viele moderne Rechtsanwälte) das Geld, verliert aber die Achtung der Schäfchen. Sogar manche religiösen „Schweine“ wurden allmählich ähnlich gleicher, wie politische „Schweine“. Diese Entwicklungen sind wiederum der Humus, der ja bekanntlich viel Kot (Sklaverei, Pharisäerparasitismus, Ablassbriefe usw.) enthält, auf den Locke, Rousseau usw. die Demokratie, Jesus das Christentum und Luther, Calvin usw. den Protestantismus erfolgreich pflanzten. All diese Entwicklungen führten übrigens dazu, dass der Parasitismus in den meisten Religionen während der letzten Jahrhunderte erfreulich nachließ. Weltliche perverse Manager- oder Künstlergehälter (Mähdorne im eigenen Auge und Bohlen vor dem Kopf) gibt es in Kirchen (Religionen) wenig. Ja es gibt sogar eine Menge teilweise altruistische Unterstützung der Ärmsten (potentiellen neuen Schäfchen).
Die Fehler der heutigen Religionen liegen viel mehr im Bewahren antihedonischer Normen (Scheidungs-, Kondomtabu, Frauenfeindlichkeit usw.).
Wir verdeutlichen an einem konkreteren Beispiel:
Heutige Päpste leben bedeutend anspruchsvoller (sonniger) als Ludwig XIV. Allerdings geht ein Teil dieses Zusatzkomforts auf spätere technisch-wissenschaftliche Entwicklungen zurück, die inquisitorische Bemühungen trotz großer Anstrengungen nicht verhindern konnten. Heutige Päpste werden von den Ärzten behandelt, deren Vorgänger von den Vorgängern der Päpste umgebracht wurden.

REPARATUR VON GENDEFEKTEN    INNOVATIONSSCHUTZ   ORTHODOXIE  DOGMATISMUS  INDOKTRINIERTHEIT
Auf biologisch-genetischer Ebene werden viele schädliche „verrückte“ Mutationen bzw. Mutanten (=Organismen mit Erbänderungen) durch Reparaturenzyme und Reparaturmechanismen rückgängig gemacht oder durch den Tod der Betroffenen ausgemerzt. Es wird der alte, erprobte Zustand wiederhergestellt (s. o.).
Entsprechende Mechanismen gibt es auch in der Kultur. Sie werden hier Konservatismus, Indoktriniertheit, Dogmatismus, Innovationsfeindlichkeit oder Orthodoxie genannt.
In Gruppen lebende Säugetiere verfügen über Schutzmechanismen, die verhindern, dass ältere Tiere verrückte, destruktive neue Ideen von jungen Tieren übernehmen. Entsprechendes gilt auch für Ethiken, Religionen und die meisten älteren Menschen.
Diese Mechanismen wirken leider auch bei konstruktiven Innovationen (≈Erneuerungen). So übernahmen ältere Makaken (eine asiatische Affenart) nicht den konstruktiven, neuen Brauch
der Jungtiere, Reiskörner oder Süßkartoffeln im Salzwasser zu waschen, obwohl sie dabei vom Sand befreit und schmackhafter werden (vgl. Kap „irrationale Konventionen“).
Religionen und Menschen, die sich entsprechend verhalten, nennt man dogmatisch, orthodox, verkalkt oder spießig. Religionen liberalisieren z. B. nicht ohne Zwang Sexualität, wenn die Gefahren von Infektionen deutlich sinken. Manche gestatten auch nicht das Essen von Schweinefleisch, wenn die Gefahren durch Krankheitserreger, z. B. Trichinenbefall, nicht mehr bestehen (vgl. ebenfalls: Kapitel 3 „Irrationale Konventionen“).
Viele ältere Menschen meiden oder mieden Innovationen wie Flugzeuge, Autos, exotische Gerichte, Auslandsbesuche, Computer, Internet usw., auch wenn deren Nutzung produktiv ist oder war.
Die genannten konservativen Verhaltensweisen, Denkmuster, Motivationen und so weiter entsprechen in ihrer Funktion und Wirkung der stabilisierenden Selektion (siehe oben).
Wenn dagegen z. B. Unternehmen innovative Produkte (Flachbildschirme, DVD-Player und so weiter) anbieten und aufzwingen und/oder Kunden diese bevorzugt kaufen, haben wir es mit Vorgängen tun, die teilweise der transformierenden Selektion entsprechen. Die wichtigsten kulturellen Motive für derartige Entwicklungen sind Ökonomisierungslust, Statusdenken Raromanie und Selbstetikettierungsneurosen.
Selbstetikettierungsneurosen
Ein besonders destruktiver Teil der Veränderungen von Religionen, Ideologien und Konventionen geht auf ein Phänomen zurück, das man in moderner Sprache als Gruppenabstoßung und Selbstetikettierungsneurose bezeichnen könnte. Dieser Erscheinung liegt ein angeborener Mechanismus zugrunde. Menschen lebten über Jahrmillionen in Gruppen (Urhorden). Diese konnten nur überleben, wenn sie sich aggressiv abstießen und dadurch ausbreiteten. Bei örtlichen Katastrophen (Überschwemmungen, Bränden, Epidemien, Erdbeben usw.) sterben Tier- und Pflanzenarten, die solche Mechanismen nicht aufweisen, häufig aus, da sie auf relativ kleinen Flächen leben.
Gruppen (auch Untergruppen) müssen sich markieren, um sich erkennen, beziehungsweise von anderen Gruppen unterscheiden zu können. Die Etiketten, die sie dabei wählen, dürfen keine schon vergebenen Bedeutungen haben. Dies würde zu Missverständnissen und Verwechslungen führen. Deshalb wählen sie bis heute neutrale, sinnvolle, schädliche oder sinnlose Etiketten in bunter Mischung aus (Piercing, Uniformen, Tätowierungen, Haarlänge, Flaggen, Brutalität, Jugendsprachen, Musikstile usw.). Solche zum Teil antihedonischen Auswahlen charakterisieren und etikettieren auch die Entwicklung von Ideologien. Beispiele sind Kannibalismus, Menschenopfer, Priestergewänder, viele Zeremonien, Verteufelung von Verliebtheit usw. In allen Fällen kann in modernen Kulturen das ursprünglich oft konstruktive Bewahren der gruppenetikettierenden Formen, Zeichen und Normen destruktiv wirken.
Um Verwechslungen zu vermeiden werden diese Etiketten (wie [z. B.] religiöse Dogmen) so gut wie nie verändert. Hakenkreuz bleibt Hakenkreuz. Gammler bleibt Gammler.
Bei den Kannibalen dagegen galt für alte gammelnde Gruppenmitglieder und Fremdlinge noch: Liebe geht durch den Magen. Dieser „geschmackvolle“ ökonomische Brauch wurde zum Vorbild für moderne zivilisierte Kulturen: Hier wird das Gammelfleisch durch „liebevolles“ umetikettieren der gesamten Bevölkerung zugänglich gemacht. Allerdings droht den verantwortlichen (oder besser verantwortlosen) Politikern hier ein heiliges Dön(n)erwetter(n) seitens der Bevölkerung. Doch nun kommt der GauGag: Leider ist der GaG (der größte anzunehmende Gammelanteil oder auch Gammelerwartung, oder GaU mit U, wie Umetikettierung, oder auch GaK mit K wie Korruptionserwartung) in den verschiedenen Parteien derartig ähnlich, dass selbst manche Grüne sich schwarz ärgern, oder blau, gelb und rot anlaufen. Ganz beuteltierische, radikale grüne gerissene Trommelfäller verpass(t)en sogar ihrem (schamlosen?) Cheffischer rote Ohren.

DIE EVOLUTION DER EMOTIONALITÄT
Wie wir an anderer Stelle näher erläutert haben, stehen Gefühle im Mittelpunkt aller Ethiken. Wir widmen uns deshalb der Emotionalität im Folgenden genauer.
Bis vor ca. 2.000.000 Jahren entwickelte sich wahrscheinlich die menschliche Emotionalität, wie die der Wildtiere bis heute, überwiegend höher. Ähnliches gilt für alle psychischen und körperlichen Leistungsfähigkeiten. Die Hauptursache – biologische Auslese (=Selektion) – wurde von Menschen und deren Vorfahren schon seit ca. 5 Millionen Jahren zunächst ganz langsam, doch heute exponentiell zunehmend vermindert. Der menschliche Geist konnte entstehen, weil über Milliarden Jahre menschliche Vorfahren mit zunehmend der Wirklichkeit entsprechender (=realitätskonformer) Wahrnehmung (vgl. Evolutionäre Erkenntnistheorie von G. Vollmer), mit realitätskonformer Informationsverarbeitung (≈Intelligenz) und  arterhaltender Emotionalität (≈emotionale Ausgeglichenheit) mehr Fortpflanzungserfolg hatten als Vorfahren mit weniger guten Leistungen in diesen Bereichen. Einfacher gesagt konnte menschliche Intelligenz und Emotionalität entstehen, weil Individuen und Gruppen, die in diesen Bereichen artschädigend verändert waren, relativ geringe Fortpflanzungserfolge hatten als andere. Menschen können zum Beispiel sterben bzw. sich wenig effektiv fortpflanzen, wenn sie im Bereich Mut, Aggressivität, Sexualität, Nahrungsaufnahme usw. extrem nach oben oder unten von den arterhaltenden Normen abweichen. Das Gleiche gilt auch für konkurrierende Gruppen. Gruppen mit starker Aggression können sich ausbreiten, indem sie andere Gruppen unterwerfen oder vernichten. Gruppen mit extremer Aggression sind manchmal weniger erfolgreich, weil z. B. Individuen innerhalb der eigenen Gruppe aggressiv angreifen, die (perfiden) Vorteile einer gemäßigten Sklaverei nicht nutzen, sondern töten oder durch ihren Sadismus den Zusammenschluss wütender, konkurrierender Gruppen oder Sklaven bewirken, die nun ihrerseits erfolgreich zurückschlagen.
Ebenso wurde im Laufe der Jahrmilliarden die Spezifität der Emotionen durch Selektion verbessert. Beispiele: Der Fortpflanzungserfolg ist höher, wenn kluge, genotypisch und phänotypisch gesunde, altruistische, andersgeschlechtliche Lebewesen der eigenen Art als Sexualsignal besonders wirksam sind (Phänotyp =äußeres Erscheinungsbild,  Genotyp = ein oder mehrere ganz bestimmte Gene (Allele) eines Lebewesens bzw. die zugehörige Erbinformation).  Entsprechend wird ebenfalls im Sinne der Arterhaltung die Wahl von Nahrungsmitteln, Wegen, Spielpartnern, Nebenbuhlern usw. reguliert. Es werden z. B. giftige Pflanzen und gefährliche Wege erkannt und von ungiftigen bzw. ungefährlichen unterschieden.
Nach diesem kurzen Blick auf die Entwicklung der Emotionalität wollen wir nun die Entstehung der menschlichen Ethik aus emotionalen Wurzeln etwas näher betrachten.
 
Die vorherrschenden menschlichen Chaosethiken sind aus drei Hauptkomponenten entstanden.
1. Angeborene Dispositionen (=Anlagen)                                                            
Grundsätzlich beruhen alle ethischen Konzeptionen des Menschen auf moralähnlichem Verhalten bei tierischen Vorfahren. Dieses moralanaloge Verhalten nutzt Gefühle, um Überlebensvorteile zu schaffen. Es dient primär der Arterhaltung, nicht dem Glück. Auch in den meisten vorherrschenden Ethiken (Religionen) hat das Überleben der Menschen (der eigenen Gruppe!) einen höheren Stellenwert, als das glückliche Leben.
Dennoch stehen auch in menschlichen Ethiken Gefühle als Ziele im Mittelpunkt. Es wäre also die vielleicht wichtigste Aufgabe der Menschheit, ihre Selbststeuerung auf das Ziel höchstmögliche Lebensqualität umzustellen. Stattdessen nutzen die meisten Menschen mit großen Erfolgen ihre geistige Freiheit, um ihr System zu gefährden und ihre Lebensqualität zu verringern. Mit diesen Problemen wollen wir uns im Folgenden näher beschäftigen.

Alle angeborenen Anlagen zu Motivationen von Tier und Mensch sind bei der Definition der Lebensqualität vorgestellt worden (s. o.). Sie spielen zwar für die gesamte Verhaltenssteuerung des Menschen - also Ethik im weiteren Sinne - alle eine Rolle, im Folgenden werden aber nur die noch einmal angesprochen, mit denen Menschen besonders antihedonisch umgehen. Zunächst verdeutlichen wir an einigen Beispielen, dass und wie scheinbar rein menschliche Motivationen, Werte und Verhaltensweisen aus biologischen Anlagen, die Mensch und einige Säugetiere überwiegend gemeinsam haben, entstanden sind.
Angeborene Anlagen für Altruismus, Tötungshemmung, Brutpflegeverhalten, kollektive Verteidigung, Rangordnungsverhalten und Jagd sind der Ursprung von Freundschaft, Nächstenliebe, Hilfsbereitschaft, Selbstlosigkeit, Fairness, Edelmut, Kavaliersverhalten, Behütung, Verwöhnen usw.
Starker Altruismus macht und machte Gruppen konkurrenzfähiger als Gruppen mit wenig Altruismus. Fast alle in Gruppen lebenden Säugetiere haben Mechanismen, die bei Rangkämpfen (Kommentkämpfe) faires Verhalten erzeugen und das Töten des Gegners verhindern (Tötungshemmung, Fairness, Edelmut).
Gemeinsame Feinde – egal ob Raubfeinde oder Artgenossen – und Probleme zwingen zum Zusammenhalt und sind deshalb eine wichtige Ursache für Freundschaft, Nächstenliebe, Altruismus usw. Wenn diese Einflüsse (Selektionsdruck) sich verringern, schwindet auch der Altruismus (das Gute im Menschen), während der Parasitismus sich, auch ohne zusätzlichen Druck, selbst stabilisiert.
Brutpflegeverhalten ist eine der Grundlagen für Kinderliebe, Behütung, Verwöhnen usw.
Sexuelle Lust, Rangordnungsverhalten, Gewöhnungslernen usw. bewirken gemeinsam den Wunsch nach Partnerwechsel (bei Moralisten Ehebruch genannt). Der Erfolg bei Geschlechtspartnern beinhaltet häufig auch einen Ranggewinn (höheres Selbstwertgefühl).
Das biologische Ziel der häufig starken Wünsche nach Partnerwechsel liegt in der Steigerung der genetischen Variabilität, ohne die alle höheren Lebensformen auf dem Planeten weder entstanden wären noch überleben könnten (vgl. Kapitel 4).

2. Vorwissenschaftliche Veränderungen der angeborenen Moralprogramme durch Erfahrung
(Parawissenschaftliche empirische Modifikationen)
Die oben vorgestellten angeborenen moralanalogen Grundmotivationen waren und sind schon im Tierreich unspezifisch und ungenau und deshalb manchmal antihedonisch. Menschen und Tiere helfen z. B. manchmal Artgenossen, obwohl dabei ein viel größerer Schaden entsteht, als ohne die Hilfe. Die Menschheit hat die moralanalogen Regeln durch unwissenschaftlich ausgewertete Erfahrungen in den vergangenen Jahrmillionen verändert und dabei im Durchschnitt verschlechtert. Dadurch wurden Sadismus, Massenmord, Aderlass usw. möglich. Solche destruktiven Handlungen und Motivationen kennt das Tierreich kaum. Aberglaube, Magie und Mystik gehörten zu den Veränderungsmethoden, -mitteln und -motiven, nicht wirklich geoffenbarte, göttliche Wahrheiten. Weitere Beispiele für solche Veränderungen sind Menschenopfer, Kannibalismus, (Religions)kriege, Rassismus, abergläubische Verhaltenssteuerung, übertriebene Sensationslust usw. Die Mechanismen dieser Veränderungen sind oben (Evolution von Ideologien, insbesondere Religionen) erläutert.

3. Die halbwissenschaftlichen ethischen Veränderungen =(Modifikationen) der letzten Jahrhunderte
3.1. Gesetze, Rechtsprechung
Die Gesetze sind häufig gut durchdacht, weniger in sich widersprüchlich und gerechter als die meisten religiösen (ideologischen) Grundnormen. Da sie zum größten Teil auf diesen religiösen Grundaussagen (=Axiomen) beruhen, bleiben sie dennoch, vor allem inhaltlich, häufig antihedonisch. Beispiel:
Zwei Menschen, die in unterschiedlich verwerflicher Weise Sterbehilfe geleistet haben, bekommen bezüglich des Strafmaßes extrem gerechte (der jeweiligen Schwere des „Verbrechens“ formal korrekt angemessene) Strafen. Die Strafen sind aber aus hedonistischer Sicht grundsätzlich völlig ungerechtfertigt, wenn der Helfer prohedonisch gehandelt hat, indem er z. B. der berechtigten Bitte des Sterbenden um Tötung nachgegeben hat.

Wie widersprüchlich die ethischen Fundamente der Menschheit und wie unbelegbar ihre Richtigkeit sind, zeigt sich in ihrer häufig zusätzlich destruktiv wirkenden Heterogenität. Wir betrachten einige Beispiele für die weite Bandbreite mit teilweise gegensätzlichen Ausprägungen gesetzlicher Regelungen in vielen Bereichen Anfang des dritten Jahrtausends:
-gesetzliche Abtreibungsverbote und Ehebruch in Deutschland und Iran,           -Sterbehilferegulierung z. B. in den Niederlanden und der Schweiz im Vergleich zu  Resteuropa,
-Regelung des Sexualverhaltens z. B. in Skandinavien und USA,
-Bestrafung von parasitärer Kriminalität in Russland und Schweden usw.
Häufig kommen jedoch auch korrekte Gesetze nicht oder nur zum Teil zum Tragen, weil Korruption, Faulheit, Dummheit, Schlamperei usw. nicht immer kontrolliert und beseitigt werden. Politiker, Unternehmer, Mafiosi usw. untergraben häufig den Rechtsstaat durch Korruption (≈Bestechlichkeit). Dies ist besonders erfolgreich und gefährlich, wenn sie, wie Aids, die Abwehr (Polizei) selbst direkt angreifen oder sonst wie schwächen. Die Mafia ist oft besonders erfolgreich, weil sie die polizeilichen Verteidigungsorgane, wie der Aids-Virus die Immunabwehr, direkt angreift oder manipuliert. In ähnlicher Weise entziehen sich Politiker (auch in Demokratien!) häufig gerechtfertigten Strafen, indem sie zuständige Kriminalbeamte, Staatsanwälte usw. bedrohen, bestechen, erpressen oder entlassen.
Darüber hinaus wirken sich ganz allgemein Bekanntheitsgrad, Filz, Bestechung, Attraktivität und Geschlecht der Angeklagten (manchmal ohne dass Richter dies bemerken und beabsichtigen) auf das Strafmaß aus.

3.2. Aufklärerische, z. T. vernunftorientierte, kritische Neu– und Selbstbestimmung mit antikonventionellen, alternativen, meist nicht restlos durchdachten neuen Regeln
führten zu folgenden positiven Veränderungen:
Abschaffung oder Verminderung von Menschenopfern, Inquisition, Infektionsgefahren, kaltem Krieg, Umweltverschmutzung, sozialer Ungerechtigkeit usw.
und zu teilweise negativen Veränderungen: Verschiedenheitswahn (=Heteromanie), Freiheitswahn (=Liberomanie, Hyperliberalität), Gleichheitswahn (=Isomanie) usw. (siehe alle Kap X).

3.3. Wissenschaftlich-technische und wirtschaftliche Verhaltensregeln (Verkehrsregeln, Regulation von Transporten, medizinische Verhaltensregeln usw.)
In diesem Bereich ist das menschliche Verhalten am besten geregelt. Einige wenige Nationen (vor allem in Skandinavien) praktizieren weitgehend gerechte kontrollierte freie Marktwirtschaft.
Es gibt, wenn auch nicht weltweit, z. B. Regeln für das Führen von Fahrzeugen, Flugzeugen usw., für das Verhalten in Notfällen, Katastrophen, Bränden usw., Schulpflicht, Patentanmeldungen usw.
Bei Mondflügen, Flugzeugwartungen usw. benutzt niemand Esoterikbücher, den Koran oder die Bibel als Handbuch. Dennoch fehlt es auch hier an vollständiger erfolgreicher Überwachung von Korruption, Fahrlässigkeit, Ausbildung usw., so dass Katastrophen an der Tagesordnung sind. Zum „Ausgleich“ wird das naturwissenschaftliche Denken weltweit immer noch mehr unterdrückt als gefördert.
Die naturwissenschaftliche Erkenntnisgewinnung erfolgt weitgehend nach vernünftigen Regeln. Man verlässt sich z. B. auf die Mathematik, die Logik, wiederholbare Experimente, Sinneswahrnehmung usw. Dennoch herrschen auch in diesem Bereich manchmal Dogmatismus und Indoktriniertheit (vgl. Kap. X).

Ganz in diesem Sinne hat ein ethisches Grundprinzip sich in der Menschheitsgeschichte nur geringfügig positiv gewandelt:
Menschen neigen zum passiven, unkritischen, opportunistischen Mitschwimmen im schleimigen Hauptstrom schwammiger, undurchdachter, inkonsistenter Konventionen (s. Kapitel IRRATIONALITÄT).


VERGLEICH RATIONALER ETHIK UND MENSCHLICHER ETHIK  (PLURALISTISCHER CHAOSETHIKEN)

Der christliche Gott existiert so, wie er in der Bibel beschrieben ist, mit absoluter Sicherheit nicht. Er existiert so sicher, wie ein einfarbiges Haus, das zugleich grün und rot ist. Die Tatsache, dass Gott die Menschen gleichzeitig liebt und allmächtig ist, ist mit dem Leid, das er auf Erden zulässt, unvereinbar. Kirchenfürsten haben dieses Problem immer gelöst, indem sie Logik und Vernunft auf Scheiterhaufen verbrannten. Die Wege des Herrn sind unergründlich. Ein allmächtiges sadistisches Wesen, das die Menschheit verachtet, müsste auf Erden nicht viel verändern, um mit seinem Werk zufrieden und glücklich sein zu können. Deshalb ist es nicht das Recht, sondern die Pflicht des Menschen, sein Schicksal selbst konstruktiv zu steuern. Konstruktiv heißt: unter Verwendung des konstruktiven Hedonismus. Konstruktiv heißt auch: nicht unter Verwendung der vorherrschenden Ethiken!