KAPITEL
3
PARTNERSCHAFTEN
UND SOZIALE INTERAKTION
Wir
haben in allen Kapiteln gesehen, dass und wie die menschliche
Selbststeuerung mit beträchtlichem Erfolg in vielen Bereichen
Lebensqualität unnötig zerstört.
Dem
wichtigsten Bereich (der sozialen Interaktion) wollen wir ein eigenes
Kapitel widmen. Dieser Bereich ist besonders bedeutsam, weil die
Menschen beim Umgang miteinander die meisten und intensivsten
angenehmen und unangenehmen Gefühle erleben.
Dieses
Kapitel behandelt die Thematik nicht vollständig, sondern
konzentriert sich auf einige besonders wichtige und/oder besonders
wenig beachtete Probleme.
GLIEDERUNG
UND ÜBERSICHT
1.
Prolog aus dem All
2. Istzustand
3. Sollzustand
4.
Entstehung sozialer Systeme und Interaktionen
5. Ursachen
sozialer Probleme
6. Behebung sozialer Probleme
1.
PROLOG AUS DEM ALL
Partnerqual
statt Partnerwahl
Als
nicht immer ganz ernsten Einstieg betrachten wir, wie typische
menschliche Vorgehensweisen bei der Partnerwahl auf einen
unvoreingenommenen Hedonier wirken:
“Die
meisten Menschen sind mit
einem Partner glücklicher als ohne. Man könnte deshalb
erwarten, dass Menschen aktiv nach Partnern suchen und dies zur
Erhöhung der Erfolgschancen auch nach außen deutlich
machen. Sie könnten sich z. B. mit einem Armband oder speziellen
Namensgebungen wie Fräulein oder Herrlein kennzeichnen.
Merkwürdigerweise tun viele genau das Gegenteil. Da es ihnen
peinlich ist, keinen Partner zu haben, tun sie so als hätten sie
einen, oder brauchten, oder wollten gar keinen. Dieser Betrug klappt
nach außen hin meistens recht gut, aber beim Selbstbetrug
gibt es häufig Probleme. Hier wird nachgeholfen. Man stürzt
sich in die Arbeit, Kinderbetreuung, Hobbys usw. (Sublimation,
Verdrängung, Kompensation [s. u.]). Wenn man morgens traurig
aufwacht, führt man die gelegentlich feuchten Kopfkissen (mit
Recht!) auf einen Dachschaden zurück, den man aber zu hoch oben
vermutet.
Einige Menschen haben nun das seltene „Glück?“,
dass ihnen trotz aller Tarnungsmaßnahmen am Arbeitsplatz, bei
Freunden, im Urlaub oder beim Einkaufen zufällig ein meistens
nicht besonders gut passender Partner über den Weg läuft.
Die (i. d. R. große) Zeitspanne, die sie brauchen, um zu
merken, dass der Partner nicht besonders oder gar nicht zu ihnen
passt, unterscheidet sich in der Regel wenig von der Zeitspanne, die
sie trotzdem noch mit ihm zusammen bleiben.
Die meisten
Menschen haben während der letzten Jahrtausende hart daran
gearbeitet, die Menschheit so heterogen zu machen, dass es ungeheuer
schwer ist, einen passenden Partner zu finden. Um sich aber wirklich
fast immer in Menschen zu verlieben, mit denen sie nicht glücklich
werden können, haben sie noch zusätzliche „bewundernswerte“
Tricks entwickelt. Einer ist besonders raffiniert:
Bezüglich
ihrer Sexualität, insbesondere ihrer Vorlieben, quantitativen
Bedürfnisse und Veränderungsbereitschaft, informieren sich
Menschen vorzugsweise erst, wenn sie sich schon länger kennen
und verliebt sind. Wenn sie dann feststellen, wie wenig sie sexuell
harmonieren und wie viel sie sich sexuell frustrieren, „genießen“
sie oft diesen „paradiesischen Zustand“ noch lange, weil
wegen der Liebe, der Kinder, der finanziellen Versorgung, der
Bedeutungslosigkeit von schnödem Sex usw. eine Trennung nicht
möglich oder nötig erscheint. Ungeheuer „bedeutsame“
blaue Augen und sympathische Stimmen reichen oft aus, um sich zu
verlieben. „Unwichtige“ harmonische Sexualität
erhält oft überhaupt nicht die Chance dazu, zum Verlieben
beizutragen. Oder: Ein wenig
sympathisches Gesicht reicht aus, eine konstruktive Beziehung nicht
zustande kommen zu lassen. Disharmonien im Alltagsleben oder in der
Sexualität sind i. d. R. wesentlich bedeutsamer, bekommen aber
oft viel weniger Chancen, eine antihedonische Verbindung zu
verhindern.
Um dem oben angesprochenen
Tarnungsproblem und seinen negativen Folgen zu entgehen, haben einige
Menschen nun spezielle Strategien und Bräuche erfunden: Sie
versammeln sich auf so genannten Partys oder in Tanzlokalen, Kneipen
usw. Die meisten Besucher aller Begegnungsstätten tun meistens
so, als hätten sie ganz andere
Versammlungsgründe als die Partnersuche (z. B. Trinken, Reden
und Körperschütteln).
Auch den zweitwichtigsten Grund
für ihre Treffen verschweigen und verleugnen sie übrigens
gerne: ihre chronische Angebesucht (Rangordnungsverhalten). Während
dieses perfiden –pardon „perfekten“- Tarnmanövers
geben Millionen bis zum Erbrechen mit großartigen Leistungen
aller Art an, besonders gern mit ihrer extremen
Bescheidenheit.
Einige nehmen Tabletten oder schütten und
spritzen Flüssigkeiten in sich hinein, die Hemmungen abbauen,
die Laune aufbessern oder vergesslich machen. Andere setzen sich
zusammen und unterhalten sich über jegliches belangloses Zeug,
nur nicht darüber, dass sie sich gegenseitig sehr gefallen (z.
B. erotisch anziehen oder ausziehen) oder auch missfallen.
Männergehirne werden von Genen und Umwelt meist so
manipuliert, dass sie spontane Sexualität gut finden. Bei Frauen
läuft das meist umgekehrt. Das verschafft beiden Not, die
erfinderisch macht. Um trotz der masochistenwürdigen Gegensätze
ein sexuelles Abenteuer (oder auch eine Partnerschaft) zu erreichen,
hat Man(n) bestimmte Rituale entwickelt. Zunächst spricht man
über Sexualität wenig oder gar nicht (s. o.). Als nächstes
distanziert man sich ausdrücklich von sexuellen Abenteuern
(One-Night-Stands). Auf diese Weise wird das bedrohliche Playboy-
bzw. Flittchenimage oder -verdacht zu 50 Prozent beseitigt und der
Kopulationserfolg (Sexualakt) rückt näher. Um die
restlichen 50 Prozent zu beseitigen, werden meistens die oben
erwähnten flüssigen Betäubungsmittel spendiert, die
sowohl irrationale Hemmungen, als auch rationales Denken weitgehend
ausschalten. Diese lassen sich auch durch Schönheit oder
Berühmtheit ausschalten, wahrscheinlich weil damit in der Regel
auch das Infektionsrisiko steigt. So kommt es gelegentlich, besonders
bei Betriebsfesten, bei Kegelausflügen, zu Weihnachten (z. B. in
Schweden) und zu Karneval (überall, wo es ihn gibt), zu
„grandiosen“ Kopulationserfolgen. Diese werden allerdings
oft am nächsten Tag, seltener beim nächsten Aids-Test und
gelegentlich nach neun Monaten bedauert.
Einige stellen sich
auf ebene Flächen und zappeln, hüpfen, verrenken ihre
Körper und schleudern ihre Extremitäten durch die Gegend.
Diese körperliche Ertüchtigung wird als Tanzen bezeichnet.
Sie wäre eigentlich sehr wünschenswert und gesund.
Bedauerlicherweise füllen jedoch Menschen fast alle oben
genannten Versammlungsräume freiwillig mit Giftgasen, die sie
genüsslich einatmen. Für das Brennmaterial (Tabak usw.)
geben Menschen sogar ihr Liebstes (Geld und Gesundheit) ohne großes
Murren gerne her, obwohl völlig überhöhte Preise
üblich sind.
Viele Regierungen (legalisierte Parasiten?)
beteiligen sich erheblich durch Steuern an den Gewinnen beim Handel
mit diversen Selbstvergiftungsmitteln und bekämpf(t)en Alkohol
sowie Zigarettenrauch nur schwach und unwillig. Alle
Regierungsmitglieder (nicht nur Meineids-Zimmermänner) haben
übrigens bei ihrem Regierungsantritt geschworen, Unheil vom
Volke abzuwenden. Das Heil des heiligen regierenden
Volksteils scheint aber allen (nicht nur den Unheilbaren, die
beim Wort „Heil“ den rechten Arm heben), wichtiger als
ein heiles Volk. Doch
zurück zu den Traumtänzern:
Sie synchronisieren ihre
Bewegungen und erhöhen ihren Spaß durch zahlreiche
interessante Formen von akustischer Energie. Diese Darbietungen
nennen sie Musik und viele bewerten sie selbst dann
(oder sogar gerade dann) noch positiv, wenn sie wegen der Lautstärke
ihre Gehörorgane teilweise zerstört. Auch
brechreizauslösende Texte und verblödungsstimulierende
„techno(kra)tische“ Monotonie werden vielfach
widerspruchslos akzeptiert oder sogar genossen, selbst wenn
Intelligenzminderungen kaum noch möglich sind. Die wachsende
Blödheit ist extrem bizarr, ein unschönes Wort. Deshalb,
aber auch wegen des warmen südeuropäischen Klangs, sagt man
lieber „pisar“, statt „bizarr“. Damit wird
auch der Grund deutlich, aus dem Musik oft so laut dargeboten wird,
dass eine akustische Verständigung unmöglich wird: Die
akustische Innenohrabtötungsdröhnung macht es möglich,
die gelegentlich auftretende Unfähigkeit zu sinnvollen
Gesprächen gegenüber anderen zu tarnen. Gegenüber sich
selbst tarnen sie dieses Unvermögen mit den erwähnten
Drogen, vor allem mit so genanntem Alkohol. Dadurch verändert
sich ihr Gehirn so, dass es ihnen nichts ausmacht, immer wieder
dasselbe zu erleben. Am meisten deja bu-Erlebnisse hatte, einer
russischen Präsidentschaft würdig, ein gewisser Harald
Juhnke. Durch seine Berliner Stammlokale konnte man ihn in aller
ReJelzin sehen.
Die allgemeine Volksverblödung hat
allerdings auch Vorteile: Während Magersüchtige und
Intellektuelle früher mühselig Finger in den Hals stecken
oder der Rede eines Skinhead(ver)führers lauschen mussten, um
unerwünschte Speisen wieder los zu werden, genügt es heute
oft einige durchschnittliche Gesprächsbrocken in
Nachmittagstalkshows, Bussen, U-Bahnen oder Hauptschulen zu
erheroinen, Pardon „erhoeren“ oder besser erhaschen.
Zurück zum Tanzen: Einige Menschen haben es immerhin
soweit gebracht, dass sie sich bei den oben beschriebenen
Bewegungszeremonien, meistens zu zweit, anfassen und um ihre
Längsachsen drehen. Eine Minderheit von Paaren nimmt sich bei
dieser Übung richtig in die Arme, küsst, schmust, drückt
und streichelt sich. Obwohl die meisten Menschen erfreulicherweise
derartige Aktivitäten lieben, müssen sie bedauerlicherweise
vielerorts in der Öffentlichkeit sogar versteckt werden.
Öffentliche sexuelle
Aktivitäten sind fast gänzlich verpönt, obwohl sie
sich über viele Hundertmillionen Jahre – z. B. zur
Nachahmung (und das zeitweise sogar bei Menschen)- als nützlich
erwiesen haben. Dieses sexuelle Tabu gehört zum Seltsamsten und
Künstlichsten, was Menschen hervorgebracht haben.
„Deshalb“ gab man ihm den „überaus treffenden“
Namen „natürliches Schamgefühl“ (s. Kap. 9).
Nach
diesem Kurzbericht vergleichen wir zunächst das reale
Zusammenleben der Menschen mit dem optimalen. Der Vergleich wird
zeigen, dass es ziemlich übel aussieht. Das ist ein guter Grund,
nach Ursachen und Möglichkeiten der Beseitigung zu suchen.
2.
DER ISTZUSTAND:
Menschen
fürchten und meiden viele konstruktive Reize und
Verhaltensweisen.
Menschen lieben viele schädliche Reize
und Verhaltensweisen.
Viele
Menschen führen ihre Ehe oder Partnerschaft und auch viele
andere Beziehungen (auch zu Tieren) so gut, wie ein Laie ein Haus
baut.
33-50 Prozent aller Ehen sind geschieden, ca. 33 Prozent
müssten geschieden werden und ca. 33 Prozent sind
zufriedenstellend bis glücklich. Ca. 95 Prozent aller
Partnerbeziehungen (Verlobungen, Freundschaften, Zweckgemeinschaften
usw.) sind beendet.
50 bis 70 Prozent der Menschen mögen
ihre Nachbarn nicht.
Die Zahl von Gerichtsverfahren und
kriminellen Delikten aller Art steigt im Durchschnitt weltweit.
Ca.
30 % aller Frauen wurden vergewaltigt.
Destruktives Leid,
Tötung und Körperverletzung durch Hunger, Verhungern
lassen, Umweltverschmutzung, Drogen, Krieg, Rassismus, parasitären
Egoismus, mangelnde soziale Kompetenz, Mobbing, chronische Nörgelei,
unsachliche, unfruchtbare Diskussionen, Neurosen, Depressionen,
mangelnde Selbstkenntnis, Folter, Intrigen, Gewalt aller Art,
Ausbeutung des weiblichen Geschlechts und von Kindern und Klassen
usw. charakterisieren die Menschheit.
Viele Menschen leiden
nach einer Trennung monate- oder sogar jahrelang und brauchen ebenso
lange, bis sie wieder eine neue Beziehung anfangen können.
Manche gewinnen, nachdem sie betrogen wurden, die Fähigkeit zu
vertrauen nie mehr oder nur noch eingeschränkt zurück.
Viele werden erst durch jahrelange qualvolle eigene Erfahrungen
und/oder Psychotherapien zum mehr oder weniger bindungsfähigen
Menschen mit mehr oder weniger ausgeprägter sozialer Kompetenz.
Manchmal verschlechtern andererseits diese Erfahrungen und sogar
Psychotherapien den Zustand des Klienten.
3.
DER SOLLZUSTAND:
Natürliche,
biologisch ursprüngliche Menschen erleben mit Freunden,
Bekannten, Kollegen, Verwandten usw. intensive angenehme Gefühle
und in Partnerschaften die intensivsten angenehmen Gefühle
(Liebe, Sexualität, Vertrauen, Zärtlichkeit usw.).
In
einer solchen Welt der friedlichen, prohedonischen Interaktion werden
alle konstruktiven Möglichkeiten der Befriedigung von
Bedürfnissen und Antrieben erlebt. Destruktives Leid,
Parasitismus, Verbreitung antihedonischer Falschinformation usw. sind
(fast?) beseitigt. Diese Welt wird gerne als das Paradies auf Erden
bezeichnet. Da Menschen schon oft mit z. T. äußerst
merkwürdigen Methoden vergeblich versucht haben, es
herzustellen, haben viele resigniert und glauben, dass es nicht
herstellbar ist. Wir werden zeigen, warum es tatsächlich nie
erreichbar war und ist. Wir werden aber auch zeigen, wie man sich
dennoch paradiesischen Zuständen erheblich weiter annähern
kann als bisher üblich und wie gefährlich scheinbar völlig
paradiesische Zustände für Menschen (Lebewesen) sein
können.
Wir haben uns nun einen groben Überblick über Traum und Wirklichkeit des menschlichen Zusammenlebens verschafft und widmen uns nun der historischen und prähistorischen Entwicklung und Entstehung der wichtigsten Formen menschlichen Zusammenlebens.
4.
DIE ENTSTEHUNG SOZIALER INTERAKTION UND -SYSTEME
Dieses
Phänomen wird im Kapitel „Entwicklungsprinzipien“
ausführlich behandelt. Wir beschränken uns deshalb auf eine
kurze Zusammenfassung:
Der Zusammenschluss von Systemen
(Elektronen, Protonen, Neutronen – Zellen - Organismen usw.)
trägt häufig zu Systemerhaltung oder Lebensverlängerung
und zur Verbesserung von Lebensqualität bei. Deshalb entstanden
Atome, Moleküle, Lebewesen, Rudel, Horden, Staaten, Kulturen,
Räuber-Beute-Beziehungen, Symbiosen, Wirt-Parasit-Beziehungen
usw. Menschen, die sich wie Löwen, Wölfe, Schimpansen usw.
zu Gruppen zusammenschlossen, hatten und haben dadurch im
Durchschnitt erhöhte Fortpflanzungserfolge. Durch die
Gruppenbildung entstehen zwar Nachteile -wie z. B. die häufigere
Übertragung von Parasiten-, die Vorteile wie gegenseitige
Fellpflege, kollektive Jagd, Verteidigung, Brutpflege, Warnung usw.
überwiegen jedoch im Durchschnitt (Details s. u.). Das
Gruppenleben erwies sich also insgesamt als arterhaltend,
insbesondere als anagenetisch (=höher entwickelnd). Wie üblich
wurde das zugehörige Verhalten deshalb durch Gefühle
beeinflussbar, insbesondere förderbar, gemacht. Für unsere
Betrachtungen in diesem Kapitel und für das Verständnis der
Kultur sind drei der oben angesprochenen Fusionsprinzipien besonders
wichtig: der Zusammenschluss an sich [z. B. von Zellen, Menschen
usw.], der Parasitismus und Symbiosen. Dem Parasitismus haben wir ein
eigenes Kapitel gewidmet, den (symbiotischen) Vereinigungen widmen
wir die nächsten Abschnitte:
Menschliche
Fusionen
Menschen
besitzen angeborene Anlagen, die unter normalen
Sozialisationsbedingungen dazu führen, dass sie Gesellschaft mit
angenehmen Gefühlen verbinden und Alleinsein mit unangenehmen.
Diese Erscheinung wird in der Biologie Herdentrieb
genannt.
Für sich haben die Menschen wie üblich für
diese Erscheinung andere Bezeichnungen erfunden, um sich von Tieren
abzuheben. Der menschliche Herdentrieb unterscheidet sich jedoch
grundsätzlich nur durch seine bessere Mischbarkeit mit anderen
Gefühlen und etwas bessere Beeinflussbarkeit durch Lernen und
Verstand vom Herdentrieb der tierischen Verwandten. Menschen sprechen
jedenfalls in diesem Zusammenhang bei sich selbst von Geselligkeit,
Soziabilität, Gruppenbildung, sozialen Systemen usw. Diese
Begriffe führen uns bereits zu einer weiteren wichtigen
Komponente der Gruppenbildung.
Menschliche
Symbiosen
Menschen
sind nicht nur einfach zusammen, sondern haben auch Motive, sich
gegenseitig zu helfen und ungerechtfertigte Verweigerungen von Hilfe
zu bestrafen. Diese Motive werden mit Begriffen wie Altruismus,
Hilfsbereitschaft, Moral, Selbstlosigkeit, Gerechtigkeitsempfinden,
Gewissen usw. umschrieben. Diese Erscheinungen treten alle, wenn auch
in weniger ausgereiften Formen, schon bei Schimpansen auf.
Weitere
Motivationen, die zum Zusammenhalt von Gruppen beitragen sind:
Brutpflegeverhalten,
Sexualität, Rangordnungsverhalten, Spiel, künstlerische
Genüsse (besonders Musik), Fellpflege (Streicheln,
Zärtlichkeit), der (gemeinsame) Genuss von Nachhall und Echo,
Rauch, Jagd, Ökonomisierungen, Nahrung, Stillen, gestillt
werden,
Imponieren,
Liebe, Neugier, Spiel, Aggression, Rache, Sprache, Lachen, Lächeln.
Diese Aufstellung zeigt, dass die meisten Gefühle auf das
Gruppenverhalten der Menschen Einfluss haben. Es wird nochmals
deutlich, wie sehr der Mensch ein soziales Wesen ist.
Die
Meidungsmotivation (Aversion, Angst)
Es
gibt jedoch auch Kräfte (Motivationen), die bewirken, dass
Menschen andere Menschen meiden. Alleinsein ist in der ursprünglichen
Welt der Menschen langfristig schädlich, meist sogar tödlich.
Deshalb gab und gibt es kaum angeborene Anlagen für menschliche
Menschenmeidung innerhalb einer Gruppe wie der Urhorde (zur Meidung
fremder
Menschen [Territorialaggression, Rassismus usw.] s. u.).
Am
meisten trägt Konditionierungslernen
zu solcher Distanzbildung bei. Alle unangenehmen Erlebnisse
(Bestrafungsreize), die von anderen Menschen ausgehen, tragen zu
deren Meidung (Bildung von Menschenmeidungsmotivation) bei.
Imitationslernen und Einsicht haben in diesem Bereich geringere
Bedeutung.
Wir haben allerdings für jeden Verständnis,
der (auch) aus rationaler Überzeugung die meisten
(vermeintlichen) Mitmenschen meistens mimosenhaft meidet.
Auch
angeborene Anlagen tragen zu Meidungsmotivationen gegenüber
bestimmtem Menschengruppen bei. Insbesondere Territorialverhalten
beziehungsweise der vor allem daraus
entstandene Rassismus können Distanz und Ablehnung bewirken.
Rassismus verhindert vor allem die friedliche Kooperation ethnischer
Gruppen und Untergruppen.
Die grundsätzliche Angst vor
allem Fremden spielt ebenfalls eine Rolle.
Welche Bedeutung
genetische Defekte für soziale Motivationen haben, ist schwer
abzuschätzen. Sicher ist, dass sie einen deutlichen Beitrag
leisten, da Menschen mit entsprechenden Erbfehlern (z. B. defekter
Herdentrieb) sich in der Kultur mit größerem Erfolg
fortgepflanzt haben als in der ursprünglichen Natur.
Wahrscheinlich weisen die angeborenen Anlagen, die in ursächlichem
Zusammenhang mit Verhalten aus dem Bereich Herdentrieb stehen,
weniger Defekte auf als z. B. Gene, die menschliche
Wahrnehmungsfähigkeit oder Altruismus verursachen. Das liegt
daran, dass die Fortpflanzungschancen für isolierte Menschen
auch in der modernen Kultur noch immer schlecht sind, schlechter
jedenfalls als z. B. für seh- oder hörbehinderte und
parasitäre Egoisten.
5.
URSACHEN SOZIALER INTERAKTIONSPROBLEME
Die
grundsätzlichen Ursachen menschlicher Interaktionsprobleme sind
in den verschiedenen Kapiteln zum Teil schon diskutiert worden
(ethisches, psychologisches, pädagogisches, politisches,
bildungspolitisches Versagen, mangelhafte oder (z. T. bewusst)
fehlerhafte Informationsübermittlung, Liberomanie, Heteromanie,
Visiomanie, Isomanie, Dogmatismus, Humanomanie, genetische
Selbstzerstörung usw.). Deshalb werden wir im Folgenden primär
mehr oder weniger konkrete Probleme besonders in Partnerschaften
diskutieren.
5.
1 Gut beeinflussbare Ursachen:
5. 1.1 Fehler bei der Partnerwahl
5. 1.2 Erworbene
emotionale Defizite
5. 1.3
Menschliche Heterogenität
5. 1.4
Soziale Kompetenz
5.
2 Nicht und/oder wenig beeinflussbare Ursachen
5.
2. 1 Angeborene Defekte
5. 2. 2
Gewöhnungslernen
5. 2. 3
Grundsätzliche antihedonische Effekte der Gruppenbildung
5. 2. 4 Informationelle Barrieren
5.
1.1 Fehler bei der Partnerwahl
Zunächst
schauen wir uns einmal an einem etwas überpointierten konkreten
Beispiel an, wie die Partnerwahl beim Menschen typischerweise abgeht.
“Hallo
Elisabeth, stell´ dir vor, ich habe jetzt endlich einen
traumhaften Mann kennen gelernt.“
“Das ist ja prima
Maria, erzähl´genauer!“
“Oh, er sieht gut
aus, ist zärtlich, wohlhabend, intelligent, tolerant,
romantisch, treu, ein großartiger Vater, Liebhaber und Freund
und hat wunderbare braune Augen.“
“Na gratuliere,
dann ist die Zeit des traurigen Alleinseins jetzt ja endlich vorbei
und du beginnst eine glückliche Partnerschaft.“
“Nein,
das geht leider nicht. Er ist 1,5 mm kleiner als ich und Fisch. Zu
mir passen aber nur Steinbock, Jungfrau und Skorpion über 1m80.
Aber vielleicht wäre er ja etwas für dich, du bist nur 1m70
groß und Waage?“
„Also weißt du, ich
werde gerade noch die abgelegten Männer von dir und anderen
auftragen. Nä, nä, ich such mir meine Männer schon
selba aus, da brauch´ ich keine Hilfe. Außerdem kommen
für mich nur blauäugige mit angewachsenen Ohrläppchen
in Frage.“
Wie
(ähnlich) Männer
typischerweise reagieren, wenn potentielle orangenhäutige
Partnerinnen beim Bleistifttest versagen, verrät das
vortreffliche Liedchen „Männer sind Kenner“ von
Sissy Perlinger.
Bestimmte konservative Kreise sorgen
seit Jahrtausenden für bestimmte irrationale Formen der
Partnerwahl.
Zwar hat ein Teil der Menschheit sich in den letzten Jahrhunderten
von Zwangsvermählungen und Klassenschranken mehr oder weniger
befreit, doch trieft auch aus den typischen heutigen menschlichen
Wahlstrategien der antihedonische Schleim irrationaler Spießbürger.
Diesen Schleim wollen wir im Folgenden masochistenwürdig
beschnuppern:
Die Partnerwahl ist und erfolgt oft irrational,
intuitiv, schimpansenhaft, optisch, geruchlich und konfliktfördernd.
Eine der wichtigsten „menschlichen“
Partnerfindungsdevisen lautet: „Folge stets deiner Intuition
und meide rationale (kopflastige), verwissenschaftlichte Such-,
Auswahl und Vermittlungsverfahren.“ Auf
diese Weise kommen Millionen, die aus dem Bauch heraus den Partner
wählen, in den Genuss „herrlichster“ Bauchlandungen
und jahrzehntelanger (Bauch)schmerzen. In Wahrheit sind alle rein
bauchlastigen Leidgenossen auf den Kopf gefallene Leidgenießer,
die schon viel Leid genossen. Ein kluger Kopf formulierte es einmal
wörtlich so: „Ich glaube inzwischen, dass mein Bauch nur
Scheiße im Kopf hat.“
Trotzdem
sind intuitive Entscheidungen manchmal rationalen überlegen.
U.
a. deshalb sind rationale Kriterien und ihre Bedeutung besonders
jungen Menschen oft nicht wichtig und nicht bekannt. Fast alle
Ausbilder geben sich große Mühe, dafür zu sorgen,
dass dies auch so bleibt.
Die Partnerwahl gilt vielfach dann
als akzeptabel, wenn der heilige, mystische Schleier der intuitiven
(noch besser göttlichen) Zufallsauslese nicht gelüftet
wird. Diese Art des Auswählens wird -gewürzt mit einer
manchmal krankhaften Überbetonung optischer Auslesekriterien-
sogar systematisch gefördert und verherrlicht (Gründe s.
u.).
Das
rationale Auswählen
wird häufig bekämpft und abgewertet. Es riecht verdächtig
nach Technik, Statistik, geistiger Anstrengung und Gotteslästerung.
All diese „Übel“ hat man nach jahrhundertelangen
Kämpfen allmählich halbherzig und widerwillig hier und da
teilweise zugelassen, z- B. im Falle von Blinddarmentzündungen,
Weltraumflügen und ähnlichen Problemen. Man begegnet
Krankheiten, den Problemen moderner Verkehrsplanung usw. mit
ursprünglich gotteslästerlicher Technik und Wissenschaft.
„Das scheint zu reichen!“ Die Vorstellung, nun auch noch
-für eine Steigerung der Partnerschaftslebensqualität um
„lumpige“ 30 bis 50%- die heilige Partnerwahl zu
verwissenschaftlichen, erzeugt weltweit grauenhaftes Grauen.
Das
gilt übrigens für jede Form von Lebensqualität und für
große Teile der ethischen Selbststeuerung. Hatte Gott nicht
ausdrücklich verboten, sich ein Bild von ihm zu machen? Er ist
(wie Hegel aufs Befremdendste undeutlich gemacht hat) das Wesen der
Welt, der Weltgeist. „Die Geschehnisse in dieser Welt sind
demnach nichts anderes als die Denkprozesse dieses göttlichen
Geistes. Die menschliche Partnerwahl und die Veränderung
menschlicher Gene sind z. B. solche Denkprozesse. Gott ist überall
und in Allem.“ Damit ist es mehr als klar, dass und warum die
menschliche Partnerwahl (und vieles mehr) in göttlicher
Finsternis zu bleiben hat. Eigentlich müssten alle Denkprozesse
des göttlichen Weltgeistes im Dunklen bleiben, wenn man sich
streng bibelweisungsgemäß verhielte. Stattdessen haben
Menschen eine hochinteressante, bunte Mischung gewählt, die das
Herz jedes Masochaoten himmelhöher schlagen lässt. Diese
Mischung verdient ein intensives Studium, welches wir deshalb in
allen Kapiteln betrieben haben. Um deutlich zu machen, was wir
meinen, erinnern wir exemplarisch noch einmal daran, dass heutige
Päpste sich von Ärzten behandeln lassen, deren Vorgänger
(frühere Ärzte) von ihren Vorgängern (=frühere
Päpste) verbrannt wurden. Viele Menschen pfuschen, stöbern
und werkeln aber auch hochvergnüglich in Gottes Handwerk herum,
wenn es z. B. darum geht, die göttliche ursprüngliche
menschliche Erbinformation zu zerstören. Die Idee, diesen
wunderschönen Schöpfungszustand zu erhalten oder zu
verbessern, verbinden sie dagegen stolz mit ganz besonders starken
Ekelgefühlen (vgl. Kap. X Genetik).
Auch die ungeheure
hedonische Bedeutung der Widersprüchlichkeiten in der
menschlichen Selbststeuerung haben wir an anderer Stelle ausführlich
besprochen. Weil sie bei sozialen Interaktionen besonders viele
antihedonische Wirkungen erzielen, widmen wir ihnen auch hier einige
Zeilen. Wir betrachten zunächst den wechselseitigen Umgang von
Religion
und Medizin
miteinander im Allgemeinen:
Im Anfang waren diese beiden
Erscheinungen praktisch identisch. Der
Zauberer
war ein relativ erfolgloser Medizinmann und Priester in einem. Ein
nicht geringer Teil seiner Erfolge ging überhaupt nicht auf
seine
Aktivitäten zurück, sondern auf den Glauben an seine Kräfte
und auf Selbstheilungskräfte. Deshalb sollte man ihm noch
nachträglich den Titel „Dr. Placebo“ verleihen.
Damit wollen wir nicht sagen, dass Placebo-Effekte für Erfolge
der heutigen Medizin nicht auch eine erhebliche Rolle spielen.
Später
wurden für viele Jahrhunderte viele Mediziner
und andere Naturwissenschaftler
(unter besonders „liebevoller“ Berücksichtigung der
besten) von religiösen Machthabern umgebracht, in letzter Zeit
dagegen konsultiert (s. o.).
Eine
kleine Minderheit? der Mediziner (einschließlich gewisser
pharmazeutischer Freunde), war „schlau“. Sie nutzte die
Gelegenheit, sich nicht nur an den religiösen
Inquisitionsfreunden zu rächen, sondern gleich an allen. (Fast
alle hatten wie üblich bei Verbrennungsorgien mitgemacht,
zugeschaut oder gar gejubelt.). Dazu entwickelten sie (natürlich
nur eine schwarzpelzige Minderheit von Medizinern und Pharmazeuten)
zwei geniale Verfahren.
Zum einen nutzten sie die sozialen
Systeme (vor allem Krankenversicherungen), um zu „großartigen“
finanziellen Ausbeutern zu werden.
Zum anderen begannen sie mit
großen Erfolgen im Namen der Religion systematisch, die
menschliche Erbinformation zu vernichten. Sie verhalfen und verhelfen
Millionen Menschen mit genetischen Defekten zu
Fortpflanzungserfolgen, welche die „böse?“
göttliche? Natur (Selektion) verweigert hätte. Die
Erbkranken entwickelten sich schnell zu einem zweiten finanziellen
Standbein für das gesamte Gesundheitswesen, auf dem man allen
Gesundheitsscheinreförmchen trotzen kann. Bei einigen
Geldquellen, z. B. bei Sehhilfen, sprudelt der größte Teil
der Gewinne sogar bei
weitem überwiegend
aus selbstgebauten genetischen Brunnen. (Das
erinnert an die alten Leute und deren Angehörige), die in
deutschen Krankenhäusern vergeblich um Sterbehilfe bitten. Sind
sie das ideale, wehrlose „Melkvieh“ für skrupellose
Ärzte und die Medizinindustrie?)
Um
von möglichen finanziellen Interessen und wirklichen inneren
Überzeugungen abzulenken, vertreten
öffentlich
fast alle
Gewinnbeteiligten (und auch Außenstehenden) den achtenswerten
Standpunkt, auch Behinderte hätten ein Recht auf Lebensqualität.
Nur ein paar Neonazis mit braungebrannten Gehirnen bekennen sich
offen und ehrlich zum (A)sozialdarwinismus alter Schule.
In
naher Zukunft werden Biologen und Mediziner die Religion sogar
weitgehend auslöschen, indem sie die menschliche Erbinformation
so verändern, dass die biologische Sterblichkeit verschwindet.
Letztere ist nämlich das wichtigste Standbein aller Religionen.
Die genetischen Selbstveränderungen beeinflussen soziale
Interaktionen und die menschliche Lebensqualität in fast allen
Bereichen negativ. Deshalb wollen wir dieses Phänomen an dieser
Stelle noch einmal kurz (vgl. Kap. X) erläutern.
Der
zentrale Begriff (geprägt von einem Nobelpreisträger,
Konrad Lorenz), um den es hier geht, ist die „Selbstdomestikation“.
Der Begriff Domestikation (von domus = das Haus) beschreibt die
(allmähliche) Verwandlung von Wildtieren in Haustiere (z. B. vom
Wolf zum Hund). Dabei verlieren oder verändern die Tiere einen
Teil ihrer ursprünglichen Gene, weil ein Teil der
Selektionsbedingungen unter dem Schutz des Hauses und Hausherren
verschwunden ist. Kälte, Krankheiten, Hunger, Intelligenz- und
Wahrnehmungsschwächen, emotionale Mängel,
Kommunikationsstörungen, usw. wirken nun weniger selektierend
als zuvor. Die Gene, die Fähigkeiten, wie: Immunabwehr,
Schnelligkeit, Geschicklichkeit, aber auch die meisten Merkmale und
damit die gesamte psychische und körperliche Gesundheit
beeinflussen verändern sich im Durchschnitt negativ. Diese
„Verhaustierung“ hat der Mensch (voller Tierliebe?) mit
sich selbst noch viel wirkungsvoller betrieben als mit seinen
Haustieren. Entsprechend
glänzen Menschen mit genetischen Defekten, von denen alle
anderen Lebewesen allenfalls albträumen können. Dabei waren
Medizin, Technik, Intelligenz und Religion die wichtigsten Polier-,
Hilfs- und Treibmittel. All diese Mittel gönnen zivilisierte
tierliebe Menschen der Mehrzahl ihrer Haustiere weniger als sich
selbst. Die Hausherrenrasse belästigt ihre Haustiere mit
Schlaraffenluxus nur ungefähr so stark, wie arme „Neger“:
„Kultivierte“ Herren reichen großzügig einen
„Fress“napf, kümmern sich aber weniger intensiv um
ärztliche Fürsorge, geistige Entwicklung usw.
Manch
einen guten Herren und Gutsherren plagt deshalb das schlechte
Gewissen und sie gönnen wenigstens den Nutztieren besondere
technische „Pflege.“ Diese „Pflege“ erhielt
zum Dank für die Nützlichkeit der Tiere „klangvolle“
Namen: künstliche Befruchtung, Legebatteriehaltung, Schächten,
Züchtung usw. Da man Nutztiere wegen der Gefährdung der
Zuchtziele genetisch nicht ganz so kaputt (z. B. fettleibig,
schwindsüchtig und immunschwach) machen konnte, wie Menschen,
schädigte man sie z. T. nur bezüglich ihrer erworbenen
Eigenschaften. Dennoch konnte das „hehre“ Ziel des
angeblichen tierischen Gleichstellungsbeauftragten für Nutztiere
„Georg Orwell“ dennoch fast erreicht werden: ähnliche
psychische und körperliche Schwächen wie bei vielen
Menschen. Hühner aus Legebatterien bewegen sich nahezu genauso
ängstlich und unbeholfen, wenn man sie plötzlich in die
freie Natur lässt, wie viele Menschen. Noch gleicher (besonders
bezüglich innerer Werte) sind bekanntlich die orwellschen
Schweine.
Am
erfolgreichsten erwiesen sich die menschlichen
Selbstdomestikationsaktivitäten bei dem, was ihnen (heimlich) am
heiligsten war und ist, bei ihrer äußeren Attraktivität.
Diese Selbstverhässlichung wollen wir nun näher
betrachten:
Die
Bedeutung und Problematik der äußeren Attraktivität
Die
starke optische (bzw. allgemein sinnlich-oberflächliche)
Orientierung bei der Partnerwahl hat biologische Wurzeln. Diese
wurden und werden durch teilweise antihedonische? Sozialisation
weltweit kulturell noch zusätzlich verstärkt (Werbung,
Film, Kaffeekränzchen, Stammtische usw.). Edle, kluge Helden
sind, z. B. in Filmen, fast immer groß und attraktiv, Schurken
sind häufig klein, bärtig, glatzköpfig und hässlich
(s. u.). Entsprechend sind die weiblichen Helden und die
beschützenswerten Prinzessinnen meistens attraktiv, gut gebaut,
edel usw.
Der Mensch ist bzgl. seiner Wahrnehmungsfähigkeiten
primär ein Sehwesen.
Optisches Erinnern, Vorstellen, Kreieren und optisch ausgelöstes
Fühlen sind – besonders im männlichen Geschlecht –
stark entwickelt.
Die ursprüngliche Hauptfunktion der
zwischenmenschlichen optischen Auslese war die Auswahl des fittesten
und erfolgversprechendsten Fortpflanzungspartners. (Viele
Zusammenhänge zwischen äußerer Attraktivität und
biologischer Fitness sind bewiesen.). Damit war oft die Bewahrung der
arterhaltenden Erbinformation automatisch verbunden. Das angenehme
Gefühl (Verlieben) beim Anblick eines attraktiven potentiellen
Sexualpartners soll also helfen, das Überleben der möglichen
Kinder (der Art) zu sichern. Beispiele:
Symmetrische
Formen
werden bevorzugt. Gleichlange Beine bewirken gutes Laufvermögen.
Symmetrische Augen und Ohren bewirken gutes Wahrnehmungsvermögen
usw.
Kraft, Größe, breite Schultern, (weite Sprünge,
schnelles Laufen usw.) sind Voraussetzungen für erfolgreiche
Flucht, Jagd, familiäre Verteidigung, Rangordnungskämpfe,
territoriale Verteidigung usw.
Dunkle Haut und Augen und krauses
Haar schützen vor ultravioletter Strahlung.
Das breite
weibliche Becken unterstützt erfolgreiche Geburten.
Primäre
und sekundäre Geschlechtsmerkmale sind Voraussetzung für
Befruchtungsfähigkeit, Stillfähigkeit usw.
Ein altes,
faltiges Gesicht signalisiert die Gefahr des Todes, bevor die Kinder
selbständig sind.
Vor allem in den letzten
Jahrhunderten wurde das Schönheitsempfinden durch Lernen
merklich verändert. Beispiele sind möglichst kleine
Frauenfüße, durch Ringe verlängerte Hälse in
manchen asiatischen Regionen und übergewichtige Frauen u. a. in
manchen afrikanischen Regionen.
Die
übergewichtige Frau wird hier wahrscheinlich frei nach der
folgenden männlichen Hackordnungsdevise missbraucht: „Seht
mal, ich bin der wohlhabendste, tollste Mäster in der Umgebung.
Meine Fettdeponie, pardon Frau,
wird auch schlimme Hungerkatastrophen überleben.“.
Man
muss bei diesen Männern allerdings berücksichtigen, dass
ihnen die Gesundheitsschäden durch Übergewicht weit weniger
bekannt sind als „zivilisierten“ Menschen.
Wir
wollen an dieser Stelle die Frage, warum die Natur so merkwürdige,
z. T. eindeutig antihedonisch wirkende, angeborene Programme, wie
optische Fixierung, in menschlichen Psychen anlegt, noch einmal
genauer beleuchten:
Die primär sinnliche – beim
Menschen primär optische - Auswahl des Fortpflanzungspartners
ist mehr als 300 Millionen Jahre alt. Sie funktioniert in der
Tierwelt zumindest im Sinne der Arterhaltung gut. Die Befreiung des
Menschen von seinen festen angeborenen Verhaltensprogrammen und die
veränderten (kulturellen) Lebensbedingungen führten zu der
teilweise destruktiven Heterogenität (s. o.), die eine
aufwendige Partnerwahl notwendig und eine gute immer schwieriger
machte. In der Tierwelt und ursprünglichen Menschenwelt
existieren extreme Verschiedenheit und mögliche Partner mit den
oben beschriebenen Perversionen (Drogenmissbrauch, parasitärer
Egoismus, Sadismus, Kinderfeindlichkeit usw.) fast gar nicht. In
einer solchen natürlich-ursprünglichen Welt ist eine
überwiegend optische Partnerwahl nicht sehr nachteilhaft. In der
menschlichen Kultur kann sie sich sehr negativ auswirken, weil
attraktive Partner viel häufiger als früher negative
Eigenschaften haben können, deren Nachteile manchmal die
möglichen Vorteile der Attraktivität weit übertreffen.
Menschliches
Schönheitsempfinden und Lernen
Wir
haben nun gesehen, dass menschliches Schönheitsempfinden
erheblich von angeborenen Anlagen abhängt. Um eine objektive
Betrachtung zu gewährleisten, werfen wir nun auch einen Blick
auf Lerneinflüsse. Natürlich spielen Imitationslernen,
Einsicht, Prägung und Konditionieren eine Rolle. Da es hier
primär um Gefühle (Motivationen) geht, ist das (operante)
Konditionieren am wichtigsten. Häufig wird z. B. die angeborene
ästhetische Empfindungsfähigkeit durch dieses Lernen
verstärkt. Wir betrachten zur Verdeutlichung das Prinzip und
einige Beispiele:
Jeder Mensch macht angenehme und unangenehme
Erfahrungen mit Gesichtern, Gerüchen und allen Wahrnehmungen.
Wenn er später ähnliche Reize wahrnimmt, entstehen intuitiv
angenehme oder unangenehme Gefühle (und Bewertungen), je
nachdem, wie ähnlich die vorher wahrgenommenen Reize waren und
welche Gefühle und Gefühlsintensitäten empfunden
worden waren. Unangenehme Gefühle, die jemand gekoppelt an so
genannte hässliche Merkmale erlebt, vermindern seine Fähigkeit,
sich in Menschen mit diesen Merkmalen zu verlieben. Solche Gefühle
können bei Bewertungen von Glatzen (Skinheads), Greisen,
Schwarzen, Frauen, Männern usw. durch andere Menschen, oder
durch persönliche schlechte Erfahrungen im Zusammenhang mit
diesen Merkmalen oder durch entsprechende Bewertungen in Filmen,
Literatur usw. entstehen. Bei angenehmen Gefühlen entstehen
natürlich umgekehrt die Fähigkeit und der Wunsch, sich zu
verlieben. In Märchen, Filmen, Romanen, in der Werbung und auf
Bühnen sind die Guten, Helden, Erfolgreichen und
Bewundernswerten meistens schön oder zumindest attraktiv (Kim
Basinger, B. B., C. C., Clint Eastwood, Brad Pit usw.). Schurken,
Dummköpfe und Loser sind meistens hässlich, alt und
unsportlich (s. o.). Glatze, Bart, Buckel, Hexennase usw. werden
häufig zur Charakterisierung schlechter Menschen missbraucht.
Die
gleichen häufig irrationalen Verknüpfungen stellen auch
Eltern, Geschwister, Nachbarn, Kaffeetanten, Freunde, Lehrer,
Pfarrer, Kindergärtnerinnen, Stammtischbrüder usw.
besonders bei der Sozialisation junger Menschen häufig her.
Öffentlich bekennt man sich allerdings gerne zum Gegenteil, u.
a. da Hässlichkeit einiges mit Behinderung gemeinsam hat.
Die
angesprochenen Wahrnehmungs- und Bewertungsmechanismen sind im
Kapitel X u. a. unter den Begriffen „Sympathie“
und „optische Ähnlichkeitsintuition“ genauer
beschrieben.
Die beschriebenen Lernprozesse führen im
Resultat zu dem, was wir schon oben als „intuitive Partnerwahl“
angesprochen und kritisiert hatten. Wir resümieren:
Eine
starke optische Orientierung, die auf angeborenen Grundlagen und
Intuition beruht für Schönheitsempfindungen
dominiert in allen Kulturen die Partnerwahl. Dabei werden die Mängel
der Intuition, die überschätzte Bedeutung der
Äußerlichkeiten und manche antihedonische Wirkungen
angeborener Anlagen gerne ignoriert.
Schönheit und
psychische Gesundheit
Widmen
wir uns kurz einigen Zusammenhängen zwischen äußerer
Attraktivität und psychischen Eigenschaften etwas genauer.
Grundsätzlich gilt, dass die Gesellschaft schöne und
mächtige Menschen tendenziell bevorzugt und verwöhnt. Das
hat Vor- und Nachteile: Wenn das Verwöhnen (vgl. Kap. X)
übertrieben wird entstehen verschiedene psychische Störungen.
Neben der Unfähigkeit, Befriedigungen [Gratifikationen,
Erfolgserlebnisse usw.]) aufschieben zu können, Belastungen zu
ertragen usw., tritt -besonders bei manchen verwöhnten
Schönheiten- ein weiteres deutliches Problem auf: Sie entwickeln
oft weniger soziale Kompetenz, z. B. Altruismus als andere und (oder)
verhalten sich im Durchschnitt weniger altruistisch, intelligent und
treu als unverwöhnte unattraktive. Attraktive haben oft auch
ohne manche solcher konstruktiven Eigenschaften Erfolg, Unattraktive
oft nur mit und durch altruistisches (konstruktives) Verhalten. Ein
schöner parasitärer Egoist findet meistens, wenn er
aufgrund seines Egoismus verlassen wird, sofort wieder einen
möglicherweise dümmlichen, überverwöhnenden neuen
Partner.
Nichtübertriebenes Verwöhnen wirkt sich
jedoch konstruktiv aus und kann einen Teil dieser Störungen
ausgleichen. Konstruktives
Verwöhnen
ist eine Erziehungsstrategie, die eigentlich jedem Menschen (und
vielen Tieren) zusteht, die aber vielen so genannten Hässlichen
vorenthalten wird. Letzteres verursacht psychische Störungen,
unter denen Attraktive im Durchschnitt weniger leiden. Viele
Verwöhnte, also relativ viele schöne und/oder erfolgreiche,
sind bzgl. angenehmer Gefühle, z. B. sexueller Lust,
empfindungsfähiger (heiter, lebensfroh ≈sanguinisch) als
andere. Solche Menschen verhalten sich in vielen Bereichen auch
häufiger konstruktiv. Sie erleben überdurchschnittlich
viele Erfolge und sonstige angenehme Gefühle im Zusammenhang mit
konstruktivem Verhalten, z. B. im Beruf, im Tanzlokal, im Urlaub, im
Bett usw. Alle positiven Lebenseinstellungen (Empfindungsfähigkeit
in allen angenehmen emotionalen Bereichen) sind bei attraktiven
Menschen im Durchschnitt stärker entwickelt als bei
unattraktiven. Entgegen der Argumentation oben gibt es daher auch
eine Tendenz zu relativ ausgeprägtem altruistischen Verhalten
bei attraktiven Menschen.
Unattraktive sind im Durchschnitt den
Attraktiven bzgl. ihrer Fähigkeit, unangenehme Gefühle
intensiv zu erleben, überlegen. Andererseits entwickeln viele
unattraktive Menschen andere z. T. konstruktive Strategien, durch die
sie Anerkennung und Befriedigungen finden (Kompensation).
Hilfsbereitschaft, Bildung, Fleiß, Zuverlässigkeit usw.
gehören dazu. Aber auch Machtgier, Sadismus, Aggression,
Depression, Angst usw. können sich übertrieben entwickeln.
Unter den Folgen der relativen Benachteiligung aller Unattraktiven
(auch sonstiger Minderheiten) leiden alle Menschen.
Die
Verbissenheit, mit der dennoch Milliarden an Diskriminierungen aller
Art und genetischer Selbstverschlechterung arbeiten, bestätigt
unsere These vom angeborenen Masochismus der Menschen.
Warum
dominieren irrationale Kriterien die menschliche Partnerwahl?
1.
Das Vermarktungstabu
Diese
Frage hatten wir oben schon angeschnitten, wollen sie aber hier noch
einmal vertiefen.
Die
Versachlichung, Verwissenschaftlichung und besonders
„Verwirtschaftswissenschaftlichung“
der Partnerwahl ist, wie die der Sexualität, ein Tabu.
Der
Mensch (insbesondere Liebe und Sexualität) darf nicht zur Ware
werden, die man, wie einen Gegenstand oder ein Tier (Zahnqualität
des Pferdes) auf dem Markt, anpreist und mit der man handelt. Die
religiös-philosophische Arroganz, die den Menschen zur heiligen
Krone der Schöpfung macht -und das Tier und Gegenstände zu
Waren ohne ideellen Wert- spielt auch hier wieder die entscheidende
Rolle. Sie entwickelte sich wahrscheinlich über Jahrmillionen,
nachdem der Mensch -geblendet von der Erkenntnis seiner eigenen
geistigen Fähigkeiten- ein selbstüberschätzendes,
überhebliches, egozentrisches Selbstbild aufzubauen begann. Die
Mehrheit hat dieses Bild bis heute bewahrt, obwohl eine kleine,
häufig missachtete Minderheit („böse“,
„bibelbedrohende“ Biologen) die extremen emotionalen und
die deutlichen intellektuellen Fähigkeiten vieler Wirbeltiere
eindeutig aufgedeckt und bewiesen hat. Humanomane Arroganz ist
besonders stabil gegenüber Veränderungen, weil sie
unmittelbar das Selbstwertgefühl hebt, und weil sie von starren,
mächtigen, (u. a. religiösen) Kräften erhalten wird
(„Gott schuf den Menschen nach seinem [Traum]Bilde“).
Leider wurden auch Albträume berücksichtigt und leider
könnte es auch umgekehrt gewesen sein: Der Mensch schuf Gott
nach seiner fälschlich positiven narzisstischen Einbildung.
Die
meisten Menschen mögen es nicht, wenn andere Menschen in ihre
Partnerwahl eingreifen. Hier wird zusätzlich zu den oben
erwähnten Tabus noch
eine heilige Kuh (besser wäre Ochse), nämlich die
(Hyper)Freiheit mit Füßen getreten und in göttlichen
Vermittlungsvorrechten herumgesaut. Besonders konstruktiv ist die
Vermittlung von Partnern durch Freunde, Verwandte usw. Diese kennen
oft die zu vermittelnden Personen. Diese Art der Vermittlung kommt
auch ausgezeichnet an, wenn sie zufällig geschieht oder nicht
als solche erkannt wird. Wenn sie jedoch bewusst (und, ganz
grauenhaft, öffentlich) herbeigeführt wird, verwandelt sie
sich häufig blitzartig durch wundersame göttliche
Zauberkräfte in Teufelswerk. Sie wurde früher als Kuppelei
bezeichnet und war, wenn Sexualität im Vordergrund stand (oder
gestellt wurde), u. U. sogar strafbar.
2.
Stolz
Sich
selbst als jemanden zu sehen, der einen Partner sucht, wird von den
meisten Menschen schon unbewusst abgelehnt (s. o.). Man bekennt sich
nicht zu seiner Suche, denn dies ist peinlich, mindert das
Selbstwertgefühl und den Status. Viele, besonders weibliche,
Wesen, denen man das Recht zum aktiven Werben um Partner weitgehend
genommen hat (ca. 0-2008 n. Chr.), warten lieber Jahre oder
Jahrzehnte – am liebsten bis 3008 n. Chr. - auf den Zufall, als
sich aktiv bekennend auf die Suche zu begeben.
Attraktive
Menschen haben es, nach landläufiger Meinung, nicht nötig
zu suchen. Attraktive Menschen werden auch tatsächlich viel
häufiger umworben als unattraktive. Suchen heißt,
mangelnde Attraktivität zugeben oder der „heiligen
Pflicht“ zur Eheschließung nicht nachgekommen zu sein.
Unattraktivität ist ein starkes menschliches Tabu. Es
führt auch tatsächlich - oft unberechtigt - zu erheblichen
Benachteiligungen (s. o.). Aufgrund des vor allem religiös
motivierten Partnerlosigkeitstabus und männlicher
Belästigungsbereitschaft gibt es starke z. T. feministische
erfolgreiche Tendenzen, den Begriff „Fräulein“
abzuschaffen. Es wäre besser, die irrationale Peinlichkeit des
Singleseins abzuschaffen, den belästigenden Herren ihre Grenzen
zu zeigen und den Begriff „Herrlein“ einzuführen und
ihn bei Männern als Signal der Ungebundenheit zu nützen.
Viele Menschen können mit Recht auf die Trennung von ihrem
letzten Partner stolz sein.
Obwohl es natürlich meistens
so ist, dass die Liebe zu irgendjemandem nicht erwidert wird,
empfinden es die meisten Menschen als extrem unangenehm und peinlich,
abgewiesen zu werden. Auch dies ist ein zwar z. T. neurotischer, aber
üblicher Grund, sich nicht zur Partnersuche zu bekennen,
insbesondere aber, nicht aktiv zu werben.
3.
Enttäuschungen, Frustrationen, negative Erfolgserwartungen
Die
Wahrscheinlichkeit, dass die Gefühle zweier Menschen zueinander
gleichstark sind, ist niedrig. Das heißt, die meisten
Liebesgefühle werden nicht oder nur wenig erwidert. Die meisten
Liebeswerbungen werden abgewiesen. Auch attraktive Menschen haben
nicht bei jeder Werbung Erfolg. Häufige Misserfolge führen
oft zu Resignation, Misserfolgserwartung und Passivität.
Häufig
werden einzelne schlechte Erfahrungen mit Partnern, oder auch anderen
Menschen, dumm verallgemeinert. Das führt oft zu typischen
Vorurteilen: „Alle Männer sind Schweine, Säufer,
untreu, gewalttätig usw., wollen immer nur das Eine“.
„Alle Frauen sind irrational, zickig, verklemmt, neurotisch
usw.“
Tatsache ist jedoch, dass mindestens ca. 15 % der
Menschen schätzenswert und ebenso viele als Partner akzeptabel
sind.
Die Zahl der Männer, die Liebe und den Wunsch nach
Partnerschaft vortäuschen, um sexuelle
Bedürfnisse
befriedigen zu können, ist tatsächlich relativ hoch.
Für
diesen Betrug muss man einerseits Verständnis haben, denn er
wendet sich gegen ein Unrecht. Der Wunsch nach Sexualität ist
prinzipiell prohedonisch, berechtigt, verständlich und
natürlich. Die teilweise Beseitigung der sexuellen
Befriedigungsmöglichkeiten kann also als Unrecht aufgefasst
werden. Sexualität suchende Männer befinden sich in einer
notwehrähnlichen Situation (vgl. M. Jagger „Satisfaction“).
Andererseits erzeugen Männer durch diesen Betrug
unvorstellbares Leid, wenn Frauen sie lieben, aber nicht
zurückgeliebt werden. Es kommt hinzu, dass es hauptsächlich
Männer, wenn auch meistens ältere oder schon verstorbene,
sind, die diese Situation (unterschiedliche Sexualbedürfnisse
der Geschlechter) verursacht haben.
Männer bestimmen seit
Jahrmillionen hauptsächlich die Grundwerte einer Gesellschaft
(Ethik, Religion). Sie manipulier(t)en weibliche Gehirne
(einschließlich derer von erziehenden Müttern usw.) im
Durchschnitt noch sexualfeindlicher, als männliche. Viele Frauen
können u. a. deshalb Sexualität gar nicht, wenig oder nur
im Verbund mit Liebe genießen. Es gibt zudem noch weitere
Gründe (z. B. genetische) für geringere weibliche sexuelle
Empfindungsfähigkeit, die (wie die gesamte Problematik dieses
Abschnitts) in den Kapiteln „Genetik“ und „Sexualität“
besprochen werden.
Dieses
selbstgeschaffene Problem bewältigen Männer vornehmlich mit
gigageilem Gebrüll, Gewalt, Gehinpuff und Geh weg-Geschrei,
manchmal auch, bei grässlich grausamen Göttergatten, nach
Heinz Erhardt, unter Verwendung gängiger Gewehre mit „Gesäß
getroffen“!
Das
in diesem Abschnitt diskutierte Problem ist ein weiteres Beispiel für
die weitgehend unnötige destruktive Wirkung der üblichen,
mystischen, unwissenschaftlichen, intuitiv entwickelten Ethiken.
4.
Dummheit, Informationsmangel
Rationale
Auswahlkriterien bei der Partnerwahl werden, wie alles
psychologische Wissen, zu wenig bekannt gemacht. Diese Problematik
wollen wir zunächst nochmals am Beispiel der
Ähnlichkeitsintuition
verdeutlichen:
Menschen verlieben sich häufig u. a. deshalb
in eine Person, weil sie Ähnlichkeit mit geliebten anderen
Personen hat. Dass Sympathie (Antipathie) und Verliebtheit (Ekel) auf
Grund dieser Ähnlichkeitsintuition oft unberechtigt und
antihedonisch sind, ist besonders jungen Menschen wenig bekannt (vgl.
Kap. X ). Zur Verdeutlichung der Problematik erinnern wir noch
einmal an das folgende wirkliche Geschehnis:
Eine Frau hatte
während ihrer Kindheit häufig unter einem egoistischen,
fettleibigen Cousin zu leiden. Später traf sie auf einen optisch
sehr ähnlichen Menschen und spürte Ekel, Antipathie und
Abwehr in ihr aufsteigen. Weil sie wusste, dass diese Gefühle
unberechtigt sein konnten, behandelte sie den Jungen freundlich. Es
zeigte sich, dass er einen sehr angenehmen Charakter hatte.
Die
Wahrscheinlichkeit, dass zwei wildfremde Menschen gleichzeitig
äußerlich (optisch) und psychisch ähnlich sind, ist
niedrig. Diese Erfahrung steht im Widerspruch zu der Tatsache, dass
die meisten Menschen sich sicher sind, dass ihre Menschenkenntnis
(Intuition, Gefühl) sich nur sehr selten irrt. (s. o. und unten
und vergl. Kap X i. konv.)
Die
meisten Menschen lernen am eigenen Leibe in langen, frustrierenden
Selbsterfahrungen, dass irrationale Partnerwahlen zu frustrierenden
Beziehungen führen und ändern ihre Strategien langsam und
fehlerhaft.
Wenn
Menschen ohne Führerschein Auto fahren oder ohne medizinische
Ausbildung operieren, schreit die ganze Menschheit protestierend auf.
Wenn Menschen völlig unqualifiziert erziehen, Partner wählen,
Partnerschaften führen, politisch und ethisch wählen und
lenken usw. werden häufig sogar die Menschen bekämpft, die
diese Missstände zu ändern versuchen.
5.
Partnervermittlungsinstitute
vermitteln
häufig nach vernünftigen Kriterien. Sie sind aber ebenso
häufig mehr oder weniger parasitär, überteuert, wenig
leistungsfähig und betrügerisch. Dies schreckt viele
Menschen zusätzlich von der vernünftigen Partnerwahl ab.
Konstruktiv wäre es, stattdessen die meisten
Vermittlungsinstitute zu meiden. Es wäre sinnvoll gewesen, wenn
an dieser Stelle staatliche Institutionen eingegriffen hätten,
indem sie preiswerte, aber finanziell autonome (nichtsubventionierte)
Partnervermittlungsinstitute geschaffen hätten. So etwas gibt es
z. B. für Immobilienvermittlungen in Schweden. Dort sind freie
Makler wesentlich preisgünstiger als in den meisten anderen E.
U.-Ländern, weil sie in Konkurrenz zu den staatlichen Maklern
stehen, welche nur angemessene (ethisch vertretbare) Provisionen
nehmen dürfen. Eine
solche kluge, Mischung aus freier Marktwirtschaft und Planwirtschaft
wird von den vereinigten Mächtigen aller Länder mit Recht
sehr gefürchtet.
Werfen wir in diesem Zusammenhang einen kurzen Blick auf
typisch
menschliche Umgangsformen zwischen größeren
Kollektiven:
Die
angesprochene fehlende sinnvolle Steuerung durch schlummernde
(bestochene) Staatsorgane haben inzwischen in einigen Bereichen
irgendwelche Menschen mit Charakter übernommen. Sie nutzen vor
allem das Internet, um alle Maklerfunktionen zu günstigen
Konditionen auszuüben. U. a. ebenfalls in Schweden werden so bei
„spraydate“ Daten und dates möglicher Partner gratis
versprüht. Aber auch Musik, Software, Arbeitsplätze,
Fahrzeuge, Mietobjekte, Filme, Gebrauchtwaren, Medikamente usw.
werden häufig relativ billig oder gratis angeboten, ausgetauscht
oder was sonst noch (moralisch vertretbar) mit ihnen gemacht werden
kann. Ein herrlicher Schlag gegen alle Formen von Makler- und
Händlerparasitismus (vgl. Kap. 1). Wir warten Ende des 20.
Jahrhunderts allerdings auf den (wahrscheinlich nicht allzu fernen)
Tag, an dem auch diese freundlichen Helfer wieder verboten,
übernommen oder zu Parasiten werden. Auch der ADAC, ryanair, die
SPD usw. waren am Anfang ihrer Entwicklung preiswerte ehrliche
Mitkämpfer
in diversesten Sparten
gegen alteingessene Land- und Luftpiraten
aus der Familie der schwarzbraunen Christdemokraten
insbesondre
der preisstarken Lufthanseaten.
und ganz speziell auch noch
deren Pilaten,
die bis heut vergeblich auf Waschwasser
warten,
um darin ihre schuldlosen Hände zu baten,
nachdem
geldgeil, wie schon Kollegen es taten,
sie streikend um
immermehr Kohle baten,
statt ihre Maschinen wie Menschen
zu starten,
die manche Flüge vom Mund ab sich
sparten.
Inzwischen
(seit ca. 2000) haben die bedrohten Makler und Unternehmer
tatsächlich unter Führung der ausgehungertesten, der
Musikverlage und Apothekerverbände, begonnen erfolgreich
zurückzuschlagen.
Der
größte Nap war der neppische Aufkauf des größten
Neppers namens Napster. Kommentar der bekanntlich unfairgeigenden
Dagobertelsmänner: „Es war zwar ein Schlag ins „Wir
hatten keine anderen Mittelmeerwasser.“, doch wir mussten
diesen Neptun“.
Bei soviel Wasser steht nicht zu „befürchten“, dass
jemals die bertelsmanischen Güter lohen werden. Inzwischen
bieten verschiedene Anbieter (nicht nur Bertelsmann in Gütersloh)
verschiedenste downloads zu z. T. vertretbaren Preisen an. Einige
Irre versuchen es nach wie vor zu Wucherpreisen, bis auch der letzte
torrente bezieht.
6.
Biologische Wurzeln
Die
biologischen Wurzeln des Schönheitsempfindens hatten wir oben
bereits ausführlich angesprochen. Wir betonen noch einmal kurz
das Wichtigste: Viele angeborene Programme des Menschen waren (und
sind) in der afrikanischen Savanne und in Urwäldern arterhaltend
nützlich, aber in der modernen Kultur nicht mehr. Viele waren
niemals im Sinne der Lebensqualität nützlich und
durchdacht. Die Ablehnung einer Glatze auf Spitzbergen, der
ausgesprochene Wunsch nach maximaler Stillfähigkeit
(Spitzenbergen) und Gebärfähigkeit bei Kinderfeinden oder
nach hoher Körpergröße bei Waffenhändlern und
Nobelpreisträgern usw. sind Beispiele für ursprünglich
arterhaltende teilweise angeborene Gefühle und Antriebe, die in
heutigen Kulturen nicht immer konstruktiv, aber vorherrschend, sind.
Menschliche Gene lernen offenbar wesentlich langsamer als menschliche
Gehirne.
Die
Selbstentmenschlichung
Wir
haben nun gesehen, dass, wie und warum Menschen ihre äußere
Attraktivität (übrigens nicht nur bei der Partnerwahl)
überbetonen und missbrauchen. Das klingt wieder einmal voll
masochistenwürdig, doch wollen wir auch in diesem Fall noch
näher auf weitere erstaunliche Steigerungsmöglichkeiten
eingehen: Die „perfektionistischen“ Menschen entwickelten
auch noch extrem raffinierte Verfahren zur Verminderung
der über alles begehrten menschlichen Schönheit (s. o.).
Widmen wir uns kurz einigen dieser
Selbstentmenschlichungsverfahren:
In fast allen früheren Religionen wurden Göttern
Menschenopfer gebracht. Dabei fiel die Wahl gerne auf schöne
-häufig weibliche- Kinder und Jugendliche. Im Christentum war
bis ins 17. Jahrhundert die Verfolgung oder gar Verbrennung oder
Pfählung von Hexen, Ärzten, Juden und Wissenschaftlern ein
beliebter pestialischer
„Volkssport“. Unter diesen Menschen gab es viele mit
innerer und äußerer Schönheit (Intelligenz,
Originalität, Mut, Verantwortungsbewusstsein, äußerer
Attraktivität usw.). Natürlich konnte keine Hexe hexen.
Sonst wären viele Inquisitoren auf Scheiterhaufen gescheitert,
weil sie zum Schaitan gezaubert worden wären, was gescheit
gewesen wäre, aber leider scheiterte. Die meisten Tötungen,
Pfählungen und Folterungen von Menschen beruhten auf Verstößen
gegen religiöse Normen und auf Lügen. Wenn keine Verstöße
vorlagen, wurden sie häufig erfunden. Ein besonders starkes Tabu
war Ehebruch. Für den Ehebruch bevorzugten Männer schon
immer schöne und sexuell empfindungsfähige Frauen.
Unabhängig davon, ob sie dabei Erfolg hatten, war es den
hässlichen, (fetten?) Klatsch- und Tratsch-Tanten manches Dorfes
eine Genugtuung, schon allein die Gefahr zu beseitigen, wenn die
betreffende illegal begehrte Schönheit auch sonst noch missfiel.
Auch bei der Pfählung wurden Begehrenswerte „bevorzugt“.
Bei der Pfählung wurde die Frau mit der Scheide auf einen Pfahl
gesetzt, der dann, um den Zuschauergenuss zu erhöhen, möglichst
langsam ins Innere des Frauenkörpers getrieben wurde. Dieser
sadistische Genuss hatte auch eine erotische Komponente. Die
unterdrückte Sexualität fand hier ein besonders
schlüpfriges Kompensationsventil. Für das optimale
Aufgeilen an Foltern, Pfählungen usw. waren attraktive
Frauen besonders geeignet. Mancher folterfreundliche abgebrochene
Gartenzwerg konnte sich, manchmal mittels kleiner
Zusatzvergewaltigungen, sogar noch dafür rächen, dass er
von Schönheiten stets zurückgewiesen worden war.
Außerdem
ließen sich Neidgefühle und Rachegefühle auch anderer
Art durch die Vernichtung der Beneidenswerten herrlich abbauen
und/oder genießen. Hier begnügte man sich oft mit
Quälorgien aller Art (Folter, Pranger, Lästern), um sich
die Möglichkeit ständiger Wiederholungen zu erhalten.
Die
Verbreitung der Kenntnis dieser „netten“, alten,
religiösen (nicht nur christlichen) Bräuche wird heute (und
wurde früher noch mehr) von bestimmten Kräften systematisch
unterdrückt.
In jüngster Zeit entwickelte die
Menschheit erfolgreich ein weiteres neues Verfahren zur
systematischen genetischen Selbstzerstörung, nicht nur äußerer
Attraktivität: die militärische Auslese. Ca. 2 bis 3
Milliarden Jahre lang kämpften fast alle, vornehmlich
männlichen, Individuen der meisten Tierarten so miteinander,
dass meistens schwächere, dümmere, ungeschicktere usw.
unterlagen und sich weniger erfolgreich fortpflanzten. Während
der letzten Jahrtausende war es häufig so, dass besonders
kräftige, meistens genetisch besonders gesunde, zum Kriegsdienst
gezwungen oder zur Kriegslust manipuliert wurden. Dann machte die
Französische Revolution diesem „herrlichen“
genetischen Selbstvernichtungsbrauch eine Zeit lang einen Strich
durch die Abrechnung. Die allgemeine Wehrpflicht wurde eingeführt.
Dies wurde möglich, weil
1. nach der Revolution Volk und
Staat mehr oder weniger zu einer Einheit verschmolzen. (Dies wurde
den Völkern zumindest eingeredet, wenn Regierungen es, z. B.
militärisch, nutzen konnten.).
2. die Nachbarstaaten
Frankreich militärisch angriffen, um die Gefahr der eigenen
Demokratisierung zu bekämpfen und alten französischen
adligen und kirchlichen Freunden wieder zu ihren Ausbeutungsgenüssen
gegenüber Mensch und Tier zu verhelfen.
Natürlich
bedauerte man es ein wenig, dass man selbst und auch die (kolonialen)
französischen Mitesser bei der tierischen Menschenjagd jeglichen
Anstand verloren. Doch genau dies wollte man ja durch die
geldbörsenorientierte unfreundliche Übernahme wieder gut
machen. Man wollte nämlich den wald-, wild- und gewaltliebenden
westlichen Jagdgenossen bei der unmenschlichen Tierjagd wieder in den
geliebten Anstand verhelfen. Seitdem die österreichisch-preußischen
„Freunde“ „liebevoll“ in Frankreich
einphilen, entwickelte sich weltweit, besonders in Algerien und
Umgebung, eine ähnlich motivierte chronische Franko“philie“.
Ein
bis zwei Jahrhunderte wurde nun fast jeder
männliche Bürger in vielen Staaten zum Kriegsdienst
gezwungen. Dadurch erhielten konstruktive Erbinformationen wieder
etwas bessere Chancen. Aber der Stolz auf diese „großartige“
Leistung wehrte nicht lange. Viele Staaten, allen voran die
Bundesrepublik Deutschland, änderten voller „Humanität“
ihre Gepflogenheiten bei der Auswahl der Kriegstauglichen. Nur ein
Soldat, dessen Gesundheit in jeder Beziehung aufs strengste überprüft
und nachgewiesen ist, wurde und wird für das Sterben in einem
Krieg freigegeben. Seine Fortpflanzungsaufgaben übernahmen z. T.
andere zum Militärdienst nicht geeignete, u. U. genetisch
defekte und sozialisationsgeschädigte Daheimgebliebene, z. B.
brutale , jähzornige Alkoholiker, geistig Unterqualifizierte -
und besonders fleißig – Vergewaltiger und Kinderschänder.
Diese politisch verordneten genetischen Auslesemechanismen haben
gegenüber der natürlichen biologischen Auslese den
ungeheuren „Vorteil“, wesentlich genauer und schneller zu
wirken.
Als
ob die isomane Menschheit die Problematik verstanden hätte, was
aber tatsächlich bis heute fast niemandem gelungen ist, erfanden
sie eine neue Strategie, um wieder jeglicher Erbinformation gleiche
Chancen auf Vernichtung zu gewähren, die
Massenvernichtungswaffen. Voll „Stolz“ können die
Menschen nun darauf verweisen, dass sie auch Frauen, Kinder,
Behinderte, Kranke, Alte und Billiarden von Tieren (natürlich
auch Brücken, Krankenhäuser, Kulturdenkmäler,
[chinesische] Botschaften, UNO-Soldaten usw.) mit Bomben in die Luft
gesprengt haben, sprengen und sprengen werden. Zur Perfektionierung
dieser Lösungsstrategie veranstalteten die genetisch im Schnitt
etwas ursprünglicheren, aber dennoch häufig hirnlich
zurückgebliebenen, Soldaten in Erinnerung an alte Zeiten und
Bräuche weltweit „deftige“
Massenvergewaltigungsorgien unter den Besiegten. „Leider“
versuchen einige erfolgreich geschwängerte vergewaltigte Frauen
die nazistisch wohlgefälligen modernen eugenischen Maßnahmen
durch „miese“ Abtreibungen zu boykottieren. Aber hier
half und hilft die religiöse Ethik. Sie kämpft für die
„heißersehnten“ Kinder gegen den
Schwangerschaftsabbruch, selbst wenn der Vater gar keinen Beweis für
die samenhaft freundliche Übergabe der Gene vorlegen kann, die
seinen rassigen Wahnsinnscharakter verursacht haben. Dass die Mutter
sich schon vor und bei der Geburt des Kindes übelst unfreundlich
übergibt, übersehen die Übergestrigen wie üblich
übergerne. Man
muss allerdings berücksichtigen, dass eine Adoption solcher
Kinder durchaus konstruktiv sein kann.
Damit
haben wir einige „reizvolle“ Methoden der unmenschlichen
Selbstentmenschlichung kennen gelernt. Wir resümieren:
Während
die Menschheit die Verherrlichung des Schönen und die
Abhängigkeit – besonders beim Verlieben und bei Sexualität
– vom Schönheitsideal systematisch fördert,
vernichtet sie gleichzeitig noch systematischer die äußere
und
innere
menschliche Schönheit durch genetische Selbstzerstörung und
antihedonische Sozialisation (vgl.
Kapitel „Genetische Selbstzerstörung“).
Der
große Selbstbetrug
Um
dem entstehenden – schon heute extremen – Dilemma
(Frustrationen) zu entgehen, haben Menschen ein ganzes Arsenal an
Strategien entwickelt, von denen wir uns einige ansehen wollen:
Sehr
beliebt ist es, sich Mitmenschen, Partner und sich selbst schön
zu reden oder
zu saufen.
Mit boshafter Begeisterung wird auch das
Gerücht von der absoluten Relativität
der Schönheit bewahrt und verbreitet, obwohl der
wissenschaftliche Beweis für ca. 80-prozentige interkulturelle
Übereinstimmung bezüglich des menschlichen
Schönheitsempfindens seit Jahrzehnten vorliegt. Selbst Menschen
verschiedener
Rassen zeigen innerhalb der eigenen, aber auch bezogen auf andere
Rassen, ähnliche Schönheitsempfindungen. „Some guys
have all the luck“.
Ein
weiterer neckischer Trick, der hilft, mit der Unerreichbarkeit der
seltenen, verehrten Schönheiten fertig zu werden, ist deren
Abwertung durch öffentliche Bloßstellung, Verteufelung
usw. So bringen es große Privatfernsehsender ohne
Gewissenskonflikte fertig, Jenny Elvers (eine bekannte
Prominentenimitatorin) dafür zu beschimpfen, dass sie
Ultraschallaufnahmen von ihrem Embryo veröffentlicht, während
der Sender gleichzeitig genau diese Aufnahmen zeigt. Hier hätte
man besser den Kirch im Dorf gelassen, doch viele können sich an
derlei Schwachsinn Sat 1a sehen, Verzeihung: „1a Sat sehen“,
wollten wir natürlich schreiben.
Bei
dieser Verteufelung werden Frauen
„bevorzugt“. Die höchste Erfolgsquote bei der
paparazzischen Befriedigung bestialischer Bedürfnisse (Neid,
Missgunst, Sensationslust, Hochmut usw.) erreichten Tausende von
pressenswerten Pressevertretern bei Britney Spears. Ihre Skandälchen
aktivieren skandalösere Reporter, zur Befriedigung
skandalösester Gaffer und Leser.
Der Typ: blond, blöd,
blutiful, blauäugig erfreut sich besonderer Beliebtheit. Obwohl
erfreulicherweise das Hänseln von massiv Behinderten erheblich
nachgelassen hat, genießt die Mehrheit nach wie vor die
Verachtung von und das Lästern über kleine
Behinderungen, wie z. B. Dummheit und emotionale Störungen.
Dabei werden die Ursachen und die eigene Verantwortung für die
Entstehung solcher Dummheit und jeglicher Quotenkotze großzügig
ignoriert. Es gibt aber auch einen modernen Typ von
Prominentenimitatoren, bei dem das Hänseln schon wieder
konstruktiv werden könnte. Dies vor allem dann, wenn es zur
erfolgreichen Bekämpfung dieses neuen Typs führt. Es
handelt sich um Wesen, die trotz oder wegen des Nachweises geistiger
und charakterlicher Minderbemitteltheit zu Berühmtheit gepuscht
und gesponsert (Fachausdruck: „gebohlt“) werden. Hier
nutzen die entsprechenden goldsichtigen Manager, Intendanten,
Redakteure und Sponsoren den Aschenputtel-Effekt, auf den wir an
anderer Stelle näher eingegangen sind. Um Missverständnissen
vorzubeugen: Wenn durch D. Bohlen und viele Casting-Shows viele
talentierte Menschen eine Chance bekommen, halten wir dies für
grundsätzlich konstruktiv. Dennoch gilt:
Weil
viele Millionen sich mit flachen Unterbemittelten bestens
identifizieren können, aschenputteln sie vor Flachbildschirmen,
Röhren und Zeitungskiosken begeistert mit. Da dies zurzeit voll
trendy ist talked man auch quite modern darüber. Zu den
berühmtesten Dilettanten mit merkwürdigem Charakter zählen
die „Größen“ Daniel Küblböck,
Tatjana Gsell und Paris Hilton. Wenn sich manche „krankhaft“
kratzbürstige Kritiker kringelnd über derlei
glänzendste Prominente lustig machen oder reichlich
ranickinisieren, müssen wir uns mit Einwänden
zurückhalten.
Künstliche
Schönheitsreparaturen
Weitere
Wege aus dem Entmenschlichungsdilemma (oder auch hinein) sind
verschiedene künstliche sekundäre
Verschönerungstechniken und -methoden.
Äußere Mittel (Make-up, Kleidung, Zahnspange, Frisuren
usw.), die religiöse Tabus wenig verletzen, sind zum Teil schon
seit Jahrhunderttausenden im Einsatz.
Ein weiteres sehr
wirksames Mittel gegen die zunehmende Selbstverhässlichung ist
die plastische Chirurgie, gemeinhin als Schönheitschirurgie
bekannt. Sie breitet sich wie eine gefährliche? Seuche bei
steigendem Lebensstandard und Anonymität immer mehr aus.
Millionen Menschen (besonders Chirurgen) waren und sind nach
Schönheitsoperation (Nasen, Busen, Falten usw.) erfolgreicher
und glücklicher als vorher. Bei manchen parasitären
Schönheitschirurgen ist allerdings die Geldgier bei weitem
größer als die Qualifikation. Deshalb gehen einige
Operationen (meist für den Operierten, selten für den
Operateur) ziemlich übel aus. Von diesen relativ wenigen
Missgeschicken quellen die menschlichen Medien seit Jahrzehnten
ständig über. Während sie sich über Millionen
gelungener Operationen geflissentlich (gelangweilt? und enttäuscht?!)
ausschweigen. Hier „droht“ unzulässig erworbene
Lebensqualität für die blasphemischen (gotteslästerlichen)
künstlich Verschönerten. So etwas ist der Presse (besonders
einigen so genannten Zeitungen) ein gelegentliches Verhöhnen
prominenter Kunstschönlinge wert, aber auf keinen Fall ein Lob
oder Akzeptanz. Erfolgreiche Schönheitsoperationen widersprechen
darüber hinaus dem allgemeinen masophilen
Selbstquälungsbedürfnis des Durchschnittsbürgers und
erwecken seinen Neid. Deshalb freut er sich über die
interkontinentale Verteufelung und Tabuierung von
Schönheitsoperationen und Schönheitsoperierten, die ihn vor
der Einsamkeit des letzten armen Hässlichen bewahren und das
Glück der reicheren Operationslüstlinge vermindern.
Seit
etwa der Jahrtausendwende beginnt allerdings der
Operationsfeindlichkeitsthron etwas zu wackeln. Das liegt weniger an
besserer Einsicht als an Quoten. Die Zahl der Operierten steigt
ständig. Wenn das nun aber Leser, Zuhörer und Zuschauer
sind, kann man sie nicht mehr ohne Selbstschädigung verhöhnen.
(Auch die meisten Menschen, die ihre Sexualtabus teilweise aufgegeben
haben, haben dies nicht getan, weil sie kritisch nachgedacht hatten,
sondern weil es allmählich trendy wurde.). So gilt hier die
berühmte Indianerweisheit, „Erst
wenn der letzte Bischof, Intendant und Redakteur eine korrigierte
Nase hat, werdet ihr merken, dass Schönheitsoperationen auch
konstruktiv sein können“.
Hinter
vorgehaltener Hand wird allerdings gemunkelt, dass durch diese
Tabuierungen vornehmlich göttliche Bedürfnisse befriedigt
werden sollen. Schönheitsoperationen stellen einen Eingriff in
die schöpferischen Vorrechte der menschlichen Götter dar.
Außerdem steckt in jeder Schönheitsoperation eine
beleidigende, böswillige Kritik an der Arbeit dieser (nicht
nachweisbaren) lieb(los?)en Götter.
Zudem spielt die schon
öfter angesprochene weit verbreitete Authentizitätsneurose
eine erhebliche Rolle. Sie ist u. a als Überreaktion auf
Normierungszwänge von Sklavenhaltern, Kirchenherren, Nazis usw.
zu verstehen. Geachtete Philosophen, wie z. B. Rousseau, mancher
Existenzialist und viele moderne Psychologen haben ihr zum Durchbruch
(zur Existenz) verholfen.
Aus unserer
konstruktiv-hedonistischen Sicht erscheinen die Korrekturen von
Fehlern, die Menschen (betroffene Individuen) nicht zu vertreten
haben, grundsätzlich meistens akzeptabel. Die damit verbundene
Zunahme genetischer Defekte bleibt (und macht) das Ganze fragwürdig
(s. u.).
Sie
kann allerdings über einige Millionen Jahre einige Milliarden
Arbeitsplätze in der Schönheitsindustrie sichern.
Langfristig gesehen besteht sogar die berechtigte Aussicht, alle
Menschen in dieser Branche unterzubringen. So entsteht eine mehr als
(alb)traumhaft Schöne Neue Welt für wunderschöne
Psychopathen, so genannte Politiker,
die natürlich hauptberuflich
als Polichirurgen
ausbeuten werden.
Als besonders kritisch erweist sich die
modernste Form der Diät für die komfortable, unbewegte
gruppenbildende Dame, das Fettabsaugen. Hier wird die ohnehin schon
„hungerleidende“ Diätindustrie verschlankt, wenn ihr
nicht langfristig sogar jegliche Nahrungsgrundlage entzogen wird.
In
diesem und dieser fetten Falle sind sowohl der Erwerb als auch der
Abbau der überflüssigen Pfunde i. d. R. erheblich
willentlich (z. B. sportlich und ernährungsphysiologisch)
beeinflussbar. Und
genau diese „üblen“ Beeinflussungen wissen die
betroffenen Rollmöpse und Fregatten i. d. R. aufs Geschickteste
zu umfahren oder zu umschiffen.
Ein
großer „Vorteil“ der plastischen Chirurgie (und
anderer [medizinischer] Fortschritte) bleibt auf jeden Fall
unumstritten: Sie gibt den Menschen die Möglichkeit jegliche
(nicht nur genetische) Selbstverstümmelung weiter auszubauen,
ohne dass dies allzu sehr auffällt.
Hörgeräte
schenken Menschen z. B. die unschätzbare Freiheit, ihr Gehör
schon in jungen Jahren freiwillig hinzurichten. Ähnliches gilt
für Gebisse, Gehirne, Lebern, Nieren, Lungen, Wirbelsäulen
usw.
Den „hohen“ geistigen Stand und Reife gewisser
Teile der Menschheit erkennt man daran, dass Milliarden diese
„genialen“ Selbstverstümmelungsfreiheiten genüsslich
genutzt haben. Einige (besonders amerikanische) Pflaumen –pardon
Menschen- sind allerdings überreif (angefaulte Gehirne?). Sie
verlangen und erzwingen Milliardenwiedergutmachungen, wenn die
Schädigungen (scheinbar) von dritten ausgehen. So muss die
Zigarettenindustrie hin und wieder eine Menge Dollars an Raucher
zahlen, die angeblich im allgemeinen Durcheinander der
Selbstverstümmelungsverfahren nicht mitgekriegt haben, dass
Rauchen schädlich ist.
Die „hohe“ Reife
menschlicher Kulturen erkennt man auch daran, dass sie das
verhindern, was vor Dreimillionen Jahren zum Nutzen der Menschheit
geschehen wäre: Die parasitären Zigarettenhersteller, die
verlogenen Raucher und die hirnamputierten Gesetzgeber wären von
der (bösen?) Natur und von ihren Mitmenschen ausselektiert
worden.
damit zurück zum Thema „Partnerwahl“:
Die
etwas andere Partnerwahl
Als
nächstes wollen wir überlegen, was geschehen würde,
wenn die Partnerwahl tatsächlich weniger nach äußerlichen
(u. a. optischen) Kriterien erfolgen würde:
Wir haben
gezeigt, dass die optische Auslese zumindest teilweise dazu dient,
Fortpflanzungspartner mit hoher biologischer Fitness auszuwählen.
(Schon kleine Wahrnehmungsstörungen, wie z. B. schielen,
verminderten in der ursprünglichen Natur den
Fortpflanzungserfolg.) Wenn man nun (wie wir oben vorgeschlagen
haben) die biologische (z. B. stark optische) Partnerwahl z. T. durch
rationale Partnerwahl ersetzt, müsste dies zu einer Zunahme
artschädigender Erbänderungen führen. Dies trifft
erfreulicherweise nur teilweise zu. Widmen wir uns kurz diesem
Problem:
1. Intelligenz, Altruismus, sexuelle Harmonie usw. sind
rationale Auswahlkriterien, die ebenfalls z. T. auf angeborenen
Grundlagen basieren und zur biologischen Fitness beitragen können.
Die Menschheit verdankt ihre Existenz u. a. der (intra)spezifischen
Auslese der Intelligenteren und Altruistischeren. D. h., Menschen
wählen ihre Partner mit zunehmender Intelligenz immer häufiger
nicht nur nach Kraft und Größe, sondern auch nach
Klugheit, Güte, Bescheidenheit, Kinderliebe usw. aus.
2.
Die genetische Selbstverstümmelung beruht auf vielen Ursachen
und könnte mit heutigen menschlichen Mitteln nur durch
intraspezifische
Selektion
(≈Selbststeuerung) unter erheblichen Einbußen an
Freiheit, Leben und Lebensqualität während einiger
Jahrhunderte beseitigt werden. Wenn die Erhaltung der ursprünglichen
Erbinformation zum entscheidenden Auslesekriterium gemacht würde,
könnte sich nur ein relativ kleiner Teil der Menschheit heute
völlig unbedenklich fortpflanzen (vgl. Kap X). Anders
ausgedrückt: Ursprüngliche Lebensbedingungen würden
viele heutige Menschen, z. B. „einige“ Neonazis, nicht
lange überleben.
Dieses Problem werden die Menschen nicht
kurzfristig durch teuflische, sozialdarwinistische eugenische
Zuchtzwänge, sondern langfristig durch etwas weniger verachtete
biochemische Reparaturen usw. (genetic engeneering) lösen. Dazu
bedarf es ethischer Bewusstseinsänderungen, die sich, wie die
oben angesprochenen sexuellen, nicht primär aus Einsicht und
selbstkritischen Überlegungen ergeben werden. In diesem Falle
werden der finanzielle Egoismus und vielleicht eine allmählich
zunehmende Verachtung jeglicher Religionen die entscheidenden
Motivationen liefern. Die genetische Selbstzerstörung könnte
sich schon bald (nicht nur medizinisch, auch politisch und
wirtschaftlich) zu einem der größten Kostenfaktoren für
die Menschheit entwickeln. Welche genauen Wirkungen sie heute schon
erzielt, weiß niemand und will fast niemand wissen. Dass aber
einige der ungezählten charakterlosen Politiker, Manager,
minderqualifizierten Arbeitslosen, Kriminellen usw. ihre Störungen
teilweise genetischen Veränderungen verdanken, ist sicher.
3. Ein Teil der optischen Veränderungen –z. B.
viele erworbene– beinhalten keinen Nachteil für das
Überleben in der Kultur –zum Teil sogar auch nicht in der
ursprünglichen Natur.
Gründe:
Die angeborenen optischen Auslesemechanismen funktionieren nicht
optimal, d. h. streng spezifisch. Manchmal entstehen starke Gefühle
für einen potentiellen Fortpflanzungspartner, obwohl seine
äußere Erscheinung nicht mehr zum Fortpflanzungserfolg
beiträgt, als viele andere.
Manche Eigenschaften wie
z. B. Körpergröße, krauses Haar, dunkle Haut usw.
waren in der (afrikanischen) Natur wichtig, sind es aber in
zivilisierten Kulturen, die weit weg vom Äquator leben, nicht
mehr.
An dieser Stelle wollen wir die Problematik der oben
erwähnten Umweltveränderungen für genetische
Veränderungen beispielhaft erläutern:
Die meisten
Menschen haben wahrscheinlich angeborene Anlagen, die dunkle Augen
(dunkle Regenbogenhäute) attraktiver erscheinen lassen als
helle. Diese Behauptung stützt sich u. a. auf folgendes
Experiment: Man hat Versuchspersonen je zwei nahezu gleiche Bilder
eines Menschen vorgelegt. Die Versuchspersonen konnten keinen
Unterschied zwischen den Bildern entdecken. Dennoch fanden die
weitaus meisten die abgebildete Person auf einem der Fotos
attraktiver. Es war das Foto, auf dem die Pupillen der Person etwas
größer waren, das Auge also insgesamt dunkler wirkte. Die
Verherrlichung von Frauen mit dunklen kontrastreichen Augen findet
sich sogar im Koran.
In Afrika, der Wiege der Menschheit,
bedeutet(e) mehr Dunkelheit (=brauner Hautfarbstoff = Melanin) im
Bereich der Regenbogenhaut mehr Schutz des Augeninneren vor
UV-Strahlen, also höhere Lebenserwartung, also höhere
Überlebenschancen für Nachkommen mit dunkeläugigen
Partnern, also bessere Fortpflanzungschancen für Menschen mit
angeborenen (und/oder erworbenen) Anlagen für angenehme Gefühle
beim Anblick dunkelbrauner Augen. Melanin schützt in Äquatornähe
und auf hohen Bergen nicht nur Augen vor UV-Strahlung, sondern die
ganze Haut. Fernab vom Äquator und im Flachland behindert dunkle
Haut jedoch die Bildung von Vitamin D. UV-Strahlung trägt
nämlich zur Bildung dieses Vitamins in der Haut bei. Nimmt
jemand, wie heute üblich, ausreichend Vitamin D zu sich, so
verschwinden die Vorteile der Hellhäutigkeit wieder. Man könnte
also argumentieren, dass Dunkelhäutigkeit auch in gemäßigten
Breiten mehr Vor- als Nachteile bringt. Wie aber wird die Zukunft
aussehen? Wird es immer und überall eine ausreichende Versorgung
mit Vitamin D geben? Kennt man alle Bedeutungen der Hautfarbe und
wird man sie in der Zukunft kennen? Wie wird sich das Ozonloch
entwickeln? All dies zeigt beispielhaft, wie sehr die Richtigkeit
ethischer Entscheidungen von Informationen abhängt, über
die Menschen in der Regel nicht in vollem Umfang verfügen.
Gegen
eine radikale Abwertung der optischen Partnerwahl spricht, dass die
angeborenen angenehmen Empfindungsmöglichkeiten in diesem
Bereich zurzeit kaum verändert werden und prohedonisch genutzt
werden können. Man kann und sollte die Empfindungsfähigkeiten
allerdings durch Lernen zum Teil beeinflussen. Die reale gegenwärtige
menschliche Gesellschaft weist einen nie da gewesen hohen Anteil an
als hässlich empfundenen Menschen auf. Insbesondere deshalb ist
es zurzeit wünschenswert, die Fähigkeit, diese Menschen zu
lieben, zu fördern.
Um Missverständnissen
vorzubeugen: Wenn hier von Hässlichkeit die Rede ist, so reden
wir nicht von einem objektiven Übel oder von unserer Bewertung.
Was wir meinen ist, dass viele Menschen
viele
Menschen hässlich finden, und sie deshalb –nicht nur als
Partner- ausschließen und meiden.
Öffentlich werden
diese Empfindungen meistens verlogen beschönigt und tabuiert.
Dies beruht u. a. darauf, dass Hässlichkeit bekanntlich
deutliche Verwandtschaft zu körperlichen Behinderungen zeigt.
Hinter vorgehaltener Hand macht man sich jedoch über
Hässlichkeit ähnlich häufig lustig wie über
Dummheit. Bei den meisten ist das Mitgefühl für deutlich
Behinderte echter und stärker als für Hässliche und
Dumme, also genetisch nur weniger veränderte Menschen.
Wenn
die äußeren Veränderungen erworben
wurden, gilt in den meisten Bereichen sinngemäß das
Gleiche. Viele Menschen erleiden z. B. Verbrennungen, oder
Verletzungen in Kriegen oder bei Unfällen usw. und stoßen
damit auf ähnliche Ablehnungen wie bei vergleichbaren
angeborenen Veränderungen.
Massive Ablehnungen mit wenig
Rücksicht und Verständnis erfahren Menschen, die aggressive
oder sexuelle Störungen aufweisen. Gleichgültig, ob
jähzornige Väter, tyrannisierende Despoten, Nymphomaninnen
oder aufdringliche Sexualathleten, alle derart Gestörten müssen
mit massiven Anfeindungen rechnen. Natürlich sind die
Betroffenen an ihren Störungen ursächlich nicht nennenswert
mehr beteiligt als Mongoloide oder Querschnittgelähmte an ihren.
Warum also trifft sie der Zorn der Bevölkerung häufig noch
immer so stark, wie früher fast alle unerwünschten
Abweichler (Ketzer, Aussätzige, Mütter unehelicher Kinder,
Behinderte usw.)?
Der erste Grund für diese ungerechte
Inkonsequenz liegt in der besonders negativen Bewertung der
Verhaltensbereiche (Aggression, Sexualität).
Ein weiterer
Grund liegt in der typisch menschlichen visiomanen Beurteilung von
Sachverhalten. Wenn heute ein rücksichtsloser AIDS-infizierter
wissentlich 50 Menschen infiziert oder Polizisten und Politiker
pennen, statt zu arbeiten, bleiben daraus resultierende Tötungen
oft unsichtbar und meistens auch ungesühnt. Wenn dagegen Fotos
von schwerverletzten vietnamesischen oder irakischen Kindern des
Krieges um die Welt gehen, erregen diese die Volksseele (in diesem
Fall zum Glück!) erheblich.
Ein weiterer wichtiger Grund
liegt in der Unterstellung unterschiedlicher
Selbststeuerungsfähigkeiten. Man unterstellt und gewährt
allen stark geistig Behinderten stark verminderte
Selbststeuerungsfähigkeit, während man von allen
geringfügig Behinderten starke Selbststeuerungsfähigkeit
verlangt. Dass diese Erwartung oft nicht ganz berechtigt ist, haben
wir an anderer Stelle bereits ausführlich diskutiert.
Hochinteressant ist eine Betrachtung der menschlichen
Selbstreflexion und Ethik in diesem Problemfeld. Oft sind es
dieselben Menschen, die Behinderungen verursachen und Mitmenschen
wegen dieser erworbenen Verunstaltungen benachteiligen. Sie schaffen
Behinderungen meist unabsichtlich aber dümmlich und fahrlässig,
indem sie schlechte Informationspolitik betreiben, geisteskranke oder
unterinformierte Führer wählen, Sicherheitsvorschriften
missachten, sich zu wenig informieren, Drogen konsumieren usw.
Ein
kurzer Blick in die Zukunft
Die
Beseitigung der, durch Selbstdomestikation entstandenen, genetisch
bedingten, teilweisen, äußeren und inneren Unattraktivität
der Menschen bleibt grundsätzlich prohedonisch und wird in
Zukunft zunehmend durch plastische Chirurgie und (später) auch
durch genetische Selbststeuerung vorgenommen werden.
Gründe:
Der
größte Teil der ursprünglichen angeborenen
Eigenschaften und Merkmale schafft auch in Hochkulturen unmittelbar
Lebensqualität und senkt erheblich z. B. medizinische und
kosmetische Kosten. Es geht um Billionen Euro-Beträge, mit denen
unvorstellbare ideelle Werte geschaffen werden könnten.
Das
angeborene Vermögen, aufgrund optischer Schönheit starke
angenehme Gefühle zu erleben, ist sehr intensiv und auch in
Hochkulturen teilweise konstruktiv. Deshalb werden Menschen so, wie
sie heute das medizinisch-technische Selbstverschönerungstabu
brechen, auch das genetische Selbstverschönerungstabu brechen.
Der starke Wunsch nach Schönheit wird allmählich über
die Angst, in Schöpfungstabus einzugreifen, siegen. Dies wird
dadurch beschleunigt werden, dass die meisten Religionen sich zurzeit
mit himmlischer Hingabe ihr eigenes Grab schaufeln, obwohl sie durch
den technischen, besonders den medizinischen, Fortschritt ohnehin
schon reichlich zugeschaufelt werden.
Die Natur erweist sich in
Bereichen wie der Partnerwahl als dümmlich antiquiert, zu sehr
an Äußerlichkeiten orientiert. Sie interessiert sich
bekanntlich wenig für Lebensqualität, aber viel für
Arterhaltung. In den meisten Menschen lässt sich deshalb
Verliebtheit viel leichter, stärker und dauerhafter durch
äußerliche Schönheit als durch „innere Werte“
auslösen. Die Auslösung starker Liebesgefühle durch
diese inneren
Werte würde die menschliche Lebensqualität erheblich
verbessern helfen. Deshalb wären genetische und kulturelle
Veränderungen prohedonisch, bei der die Wirksamkeit von
Altruismus, Intelligenz, psychischer Gesundheit usw. bei der
Auslösung von Sympathie, Verliebtheit, Liebe usw. stärker
würde. Solche genetischen Selbstveränderungen wird die
Menschheit erst in frühestens 200 Jahren durchzuführen
beginnen. Während der nächsten 200 Jahre wird sie ihre
grundsätzlichen ethischen Vorbehalte gegen jegliche genetischen
Selbststeuerungen schrittweise aufgeben und die
wissenschaftlich-technischen Fähigkeiten dazu entwickeln.
Wahrscheinlich wird man sogar biologische Auslesen durch Züchtung,
die heute absolut verpönt sind, betreiben. Man wird
intelligenten, altruistischen, ausgeglichenen Menschen in viel
größerem Umfang Vermehrungsvorteile verschaffen, als es
die Natur in den letzten Jahrmillionen getan hat. Leider wird man
wahrscheinlich (wie bisher immer) nicht die ethische Reife
entwickeln, um antihedonischen Missbrauch jeglicher genetischer
Steuerungsmöglichkeiten zu verhindern. Wo und solange diese
ethische Reife fehlt, können wir genetische Selbststeuerungen
nicht empfehlen, selbst wenn ein grundsätzlich antihedonisches
Schöpfungstabu das Hauptmotiv für ihre Ablehnung ist.
Kommen wir damit zurück zur realistischen Bewältigung
der gegenwärtigen Problematik:
Die gegenwärtige
Situation (deutliche Abweichungen vom genetischen Ursprung) kann mit
spezifischer Sozialisation angegangen werden. Schöne Menschen
können mit Einschränkungen weiter so sozialisiert werden,
dass ihre Fähigkeit, auf optische menschliche Schönheit
stark emotional zu reagieren, gefördert wird. Sie werden
weiterhin viele Angebote von vielen - auch schönen –
Menschen bekommen. Kritisch wird diese Sozialisation, wenn Schönheit
durch Alter, Krankheit, Unfälle, Verfettung usw. verschwindet.
Dann stehen ursprünglich schöne Menschen vor dem gleichen
dämlich-degoutanten (Diva)Dilemma wie viele hässliche und
mittelmäßige lebenslang. Alle Menschen sollten deshalb so
sozialisiert werden, dass ihre Fähigkeit, sich in intelligente,
altruistische usw. Partner zu verlieben, wächst beziehungsweise
ihre Abhängigkeit von äußerer Attraktivität
sinkt.
Solche Sozialisationsstrategien würden in der
gegenwärtigen Menschheit auf erhebliche Widerstände
treffen. Schönheit ist einer der wichtigsten Faktoren, den
Filmindustrie, Medien, Werbestrategen usw. -z. T. manipulativ-
ausnutzen, um sich zu bereichern. Liberomanie, Mystomanie und
Intuitionsmanie tragen ebenfalls zu Widerständen bei. Diese
Widerstände wären nicht ausschließlich
destruktiv. Die Sozialisation zu größerer Unabhängigkeit
von äußerer Attraktivität würde die angenehmen
Träume und den ideellen Genuss der Schönheit von
Schauspielern, Popstars, Pornodarstellern, Idolen usw. schmälern.
Für viele Menschen erwächst bei der Wahrnehmung (und im
Traum) dieser fiktiven
Reize jedoch mehr Lebensqualität als aus ihrer Realität.
Diese
Überlegungen führen zu folgenden Strategievorschlägen:
1.
In allen
Menschen muss die Abhängigkeit von der Schönheit vermindert
werden, die grundsätzliche Genussfähigkeit aber erhalten
bleiben.
Eine
der größten Künste prohedonischer Selbstorganisation
(=gekonnter Lebensführung) ist die Fähigkeit, in allen
Bereichen nach Verbesserungen zu streben, ohne ständige
Unzufriedenheit mit der gegebenen Realität zu erleben.
2.
Die genetische Selbstverhässlichung sollte gebremst werden.
3.
Die Fähigkeit, aufgrund prohedonischer (=vernünftiger)
Kriterien zu lieben, muss gefördert werden.
4. Menschen
müssen , Literatur, Filme usw. genießen lernen und
produzieren, in denen Altruismus, Intelligenz, konstruktive
Sexualität usw. mehr, Schönheit, Aggressionen usw. weniger
verherrlicht werden.
Das weltweit ignorierte Leid, das
Milliarden Menschen aufgrund ihrer geringen äußerlichen
Attraktivität erleben, ist unvorstellbar groß und
tabuiert. Es sind deutlich über 50% der Menschen, die mit ihrer
äußeren
Attraktivität nicht zufrieden sind. Die innere glauben wir so
ausreichend beleuchtet zu haben, dass wir dem Leser eine Bewertung
überlassen wollen.
Vergleich,
Bewertung und Gewichtung der verschiedenen Auswahlkriterien
Halten
wir noch einmal fest: Alle Partnerwahlkriterien, für die es
angeborene
Grundlagen gibt, wirken, wie alles Angeborene, in ursprünglichen,
natürlichen Umwelten überwiegend arterhaltend. Sie wirken
jedoch keineswegs immer prohedonisch. Ob sie prohedonisch oder
antihedonisch wirken, hängt unter anderem von den jeweiligen
Umwelt- und Gesellschaftsbedingungen ab. Ein Beispiel dazu hatten wir
oben angesprochen: Alle Menschen (auch die Vorfahren weißer
Rassisten) hatten ursprünglich dunkle Haut, die alle verloren,
die aus Afrika in weniger stark sonnenbeschienene Regionen wanderten.
Ein genetischer Verfall, der den Nachteil des schlechteren
UV-Schutzes, aber auch den Vorteil verbesserter Vitamin-D–Bildung
mit sich brachte (s. o.).
Als
ob Industrielle und Politiker dieses Problem erkannt hätten,
haben sie in den letzten Jahrzehnten besonders in kalten Erdgebieten
die UV-Licht behindernde Ozonschicht, allerdings bisher nur
halbherzig und teilweise, vernichtet. Aber nicht verzagen, vielleicht
wird schon in wenigen Jahrzehnten auch der schwärzeste Schwarze
ohne Vitamin-D-Sorgen die Polarregionen besiedeln können. In
Süddeutschland war sogar lange ein Verein zur strahlenden
Förderung aller Schwarzen (insbesondere der FCKW-Produzenten)
aktiv. Sein Werbeslogan: “Komm zu uns, hier Christ´e
satt
Ultraviolett!“
wurde so berühmt, dass man nur noch die Abkürzung der
letzten drei Worte auf die Wahlplakate schmiert(e).
Es
sind noch ansehnliche Mengen von unnötig produzierten und
freigesetzten FCKW auf ihrem langen Weg zur Ozonschicht. Es werden
darüber hinaus (sicherheitshalber?) trotz weltweiter Verbote
weiterhin unnötig FCKW gebildet und freigesetzt.
Doch
zurück zu den arterhaltenden (bzw. systemerhaltenden) Funktionen
von angeborenen Eigenschaften und Merkmalen: Die Begriffe
„systemerhaltend“ und „arterhaltend“ decken
sich weitgehend. Mit „System“ ist die Menschheit mit all
ihren Interaktionen gemeint, also in etwa das, was üblicherweise
als Kultur im weitesten Sinne bezeichnet wird. Man könnte nun
meinen, dass es sinnvoll sei, die arterhaltenden Erbinformationen
vollständig
zu bewahren. Aus vor allem drei Gründen wäre so etwas
jedoch nicht prohedonisch:
1. Der ökonomische Aufwand für
die letzten 2 Prozent Genauigkeit ist möglicherweise größer
als der für die ersten 98 Prozent.
2.
Die höchste Lebensqualität wird erreicht, wenn die Gene den
veränderten (kulturellen)
Lebensbedingungen angepasst werden. Dazu kann der folgende Punkt (3 =
genetische
Variabilität) beitragen.
3. Die Erhaltung der genetischen Variabilität
Diese
Erscheinung haben wir in anderen Kapiteln näher erläutert
und gehen deshalb hier nur kurz auf sie ein. Um sich
Umweltveränderungen anpassen zu können, verfügen alle
Lebewesen über genetische Verschiedenheit. Diese entsteht durch
das Wirken verschiedener Mechanismen (u. a. Mutation, Sexualität
und der natürliche Tod). Verändert sich die Umwelt zum
Nachteil der bisher angepassten Lebewesen, so können in der
neuen Umwelt dennoch einige überleben. Es sind die zufällig
genetisch veränderten Individuen (Mutanten),
die in die veränderte Umwelt passen.
Anpassungen an
Umweltveränderungen leisten auch Menschen. Sie greifen dabei
aber viel weniger als alle anderen Lebewesen auf genetische
Veränderungen zurück. Sie verändern stattdessen mehr
und schneller als alle anderen Lebewesen ihre psychischen und
technischen Informationssysteme und/oder die Umwelt.
Informationssysteme sind z. B. alle von Menschen angefertigten oder
veränderten Strukturen ihrer Umwelt, wie Werkzeuge, Brücken,
Verkehrsmittel usw. und alle Datenspeicher wie Gehirne, Schriften,
Magnetbänder, CDs, Festplatten usw. Wie sich psychische
(mentale) und außerpsychische (=extramentale) Informationen
gegenseitig beeinflussen [z. B. verstärken (=positive
Rückkopplung)], wird im Kap. X näher erläutert.
Die Menschheit befindet sich in einem Entwicklungszustand, in
dem sie auch genetische
Vielfalt noch benötigt, um sich veränderten
Umweltbedingungen anpassen zu können. Dies gilt z. B. für
das Überstehen vieler Infektionskrankheiten. Die Menschheit hat
viele, besonders virale Infektionskrankheiten, wie die Grippe,
überlebt, weil unter Millionen von Infizierten einige waren, die
gegen die Erreger zufällig immun waren. Auch dies beruht auf
genetischer Vielfalt.
Da auch die Nutzung genetischer
Veränderungen in einer zunehmend veränderlichen Kultur
erheblich zur Verbesserung (auch Verschlechterung) menschlicher
Lebensqualität beitragen kann, werden Menschen entsprechende
Fähigkeiten entwickeln. In Zukunft wird die Menschheit
vielleicht andere Planeten besiedeln. Um sich an die
unterschiedlichen Lebensbedingungen anzupassen, wird sie genetische
Variabilität selbst gezielt herstellen (Selbstzüchtung).
Das wird sie unter anderem deshalb tun, weil sie selbst ihre eigenen
Umweltbedingungen so schnell verändern wird, dass die
natürlichen Zuchtwahlmechanismen viel zu langsam wären, um
eine ausreichende Anpassungsgeschwindigkeit zu erzielen.
Auch
wir haben aber dennoch (zufällige) genetische Vielfalt aus
Sicherheitsgründen nicht vollständig durch festgelegte
zielorientierte genetische Programme ersetzt.
Die
äußerliche Verschiedenheit
hat
sowohl, wenn sie angeboren als auch, wenn sie erworben ist, Vor- und
Nachteile. Insgesamt müsste sie verringert, aber nicht beseitigt
werden. Sie dient im Übrigen auch zur einfachen Erkennung und
Unterscheidung von Individuen. Erworbene Variabilität kann
(genauso wie genetische) durch Kombinationen verschiedener
Informationspakete zu konstruktiven Erneuerungen beitragen (s. u.
Dialektik, Rekombination usw.). So haben sich früher die
arabische und die christliche Welt des Öfteren konstruktiv
befruchtet (Ziffern, Wissen der Antike usw.). Bei diesen geistigen
Befruchtungen spielten natürlich auch wirkliche Befruchtungen
eine Rolle. Genau wie heute überwogen aber leider gegenseitige
Vernichtungen.
Menschen haben in Sachen Gleichmachung schon
einiges geleistet. Gleichschaltungen in Sachen Modekonformität,
Übergewichtstoleranz, kulinarische Präferenzen,
Fernsehkonsum usw. werden international angestrebt. Die Erfolge sind
jedoch allenfalls mittelmäßig. Groß sind sie
dagegen, wenn es darum geht, sexuelle Harmonie und Angleichungen
sowie Alltagsharmonie usw. zu bekämpfen. So bleibt das Chaos
erhalten. Dieses Chaos wollen wir ein wenig beleuchten. Dabei
berücksichtigen wir besonders, dass eine sinnvolle Auswahl und
Gewichtung von Kriterien von den jeweiligen Bedingungen und Zielen
einer Partnerschaft abhängt.
(Das meiste oben Gesagte gilt
grundsätzlich nicht nur für Zweierpartnerschaften, sondern
für jede zwischenmenschliche Aktion.).
Partnerwahlkriterien
in Abhängigkeit von Zielen
Wenn
das Ziel einer Partnerschaft eine langfristige, konstruktive,
glückliche Beziehung mit Kindern, Vertrauen, Harmonie und ohne
destruktive Frustration ist, ist äußere Schönheit in
gewissem Maße ein sinnvolles Auswahlkriterium. Dieses Maß
liegt deutlich unter dem Maß, das Menschen im Durchschnitt
anlegen.
Erschwerend kommt hinzu, dass keineswegs mittelmäßige
Attraktivität auch zu mittelmäßig vielen Anträgen
führt. Vielmehr konzentriert sich jegliche Werbung i. d. R. auf
die obersten 10-30% auf der unbewussten Schönheitsskala in den
Gehirnen der Mehrheit (remember: „Some guys have all the
luck.“). Äußere Schönheit löst direkt
angenehme Gefühle aus. Diese verstärken häufig
konstruktives Verhalten wie Toleranz, Altruismus usw. (s. o.)
gegenüber der geliebten Person. Jede Form ästhetischer
Schönheit, die mit konstruktiver Leistungsfähigkeit
gekoppelt ist, ist, besonders wenn Kinder gezeugt werden, ein
sinnvolles Auswahlkriterium.
Hässlichkeit bzw. ästhetische
Mittelmäßigkeit behindern ein glückliches
Zusammenleben jedoch objektiv bei weitem weniger als parasitärer
Egoismus, Dummheit, innere Disharmonien usw. In der realen
menschlichen Gesellschaft muss man allerdings, wie oben näher
besprochen, berücksichtigen, dass attraktive Menschen weltweit
bevorzugt behandelt werden. Dass macht sie im Durchschnitt
selbstbewusster, optimistischer, ausgeglichener usw., hebt also ihre
soziale Kompetenz. Dies alles macht sie auch zu im Durchschnitt
besseren Eltern und angenehmeren Partnern als die unattraktiven oder
sonst wie benachteiligten Konkurrenten.
Die Menschheit
hat durch genetische Selbstzerstörung Teile ihrer ursprünglichen
ästhetischen Schönheit vernichtet. Mindestens so lange
dieser Zustand anhält, müsste der völlig übertriebene
Schönheitswahn durch Lernen reduziert werden. Pragmatisch kommt
in der heutigen Gesellschaft jedoch kein Mensch an der Tatsache
vorbei, dass seine Kinder, wenn sie attraktiv sind, im Durchschnitt
besser behandelt werden als weniger attraktive. Dies ist auch ein
Grund dafür, dass nicht wenige Mütter Kinder haben, die
nicht von ihrem Ziehvater gezeugt wurden.
Der
genetische Abgrund
Wir
wollen an dieser Stelle nochmals kurz vertiefen, wie es der
Menschheit gelingt innerhalb relativ kurzer Zeit die entsprechenden
Erbinformationen zu verändern. Alles, was wir im Folgenden zu
genetischen Veränderungen mit Auswirkungen auf die äußere
Attraktivität sagen, gilt sinngemäß auch für
zahllose andere Mutationen. Viele Menschen haben schon ungezählte
Mengen ihrer ursprünglichen Wildtypmerkmale und –eigenschaften
durch Selbstauslese verloren. Das hat z. B. emotionale- und
Intelligenzmängel zur Folge.
Man sollte erwarten, dass die
Unattraktiven aussterben, wenn alle Menschen nur schöne
Mitmenschen als Fortpflanzungspartner wählen. Genauso geschieht
es ja auch tatsächlich bei fast allen vergleichbaren Wildtieren.
Fast keines hat Kreislaufstörungen, Depressionen, O-Beine,
Sehstörungen usw. Viele sehen sich äußerlich so
ähnlich (dem genetischen Ideal entsprechend), dass Menschen sie
gar nicht unterscheiden können.
Dass die Menschen für
sich und ihre Haus- und Nutztiere den äußeren
Selektionsdruck verringert haben, haben wir schon ausreichend
diskutiert. Wir werfen jetzt einen Blick auf die innere
(intraspezifische Selektion). Fast alle gruppenlebenden Säugetiere
setzen brutal Vermehrungsvorrechte für die fittesten Individuen
durch. Das ist bei den nächsten Verwandten des Menschen schon
etwas weniger ausgeprägt. Dennoch hatten in Urmenschengruppen
die körperlich und geistig fittesten mehr Nachkommen als andere.
Unter dem Einfluss partiell humaner Religionen wurden
Vermehrungsvorrechte allmählich immer mehr eingeschränkt.
So konnte die Zahl der vom Wildtyp abweichenden Mutationen allmählich
ansteigen. Dabei halfen technischer und wissenschaftlicher
Fortschritt natürlich unterstützend mit. Doch richtig rund
ging es erst, als sich auch noch das Gleichheitsprinzip durchzusetzen
begann. Das widerspricht Vermehrungsvorrechten ganz massiv. Nichts
von alledem hat jedoch jemals die Sucht der Menschen nach Schönheit
(genetischer Ursprünglichkeit) wesentlich beeinflussen können.
Auch die Nachfrage nach klugen, emotional ausgeglichenen,
hilfsbereiten, psychisch gesunden Partnern (Mitmenschen) hat sich
recht gut gehalten.
Wie ist es dann möglich, dass so viele
Menschen wörtlich sagen: „Homo homini lupus.“? Diese
hobbelige, altenglische Wolfsbeleidigungsweisheit wird im kleinen
privaten Rahmen sinngemäß folgendermaßen übersetzt:
„Die meisten Menschen sind rücksichtslose Parasiten oder
auch Ars…..“ Bei Egoismus und Parasitismus spielen
Lerneffekte allerdings wahrscheinlich eine größere Rolle
als Gene. Ganz anders (viel genetischer) ist es bei äußerer
Attraktivität. Wir zitieren folgende wörtliche und
authentische Formulierung einer Nichtdeutschen: „Die Deutschen
sind das hässlichste Volk, das mir je vor Augen getreten ist.“
Diese zweifelsfrei nicht ganz falschen Beobachtungen beruhen
vor allem auf einer (statistisch gut beschreibbaren) Entwicklung. In
einem Wolfsrudel oder einer Schimpansengruppe sterben die meisten
Nachkommen mit deutlichen nachteiligen genetischen Veränderungen
schon bevor sie überhaupt fortpflanzungsfähig werden.
Einige dieser und andere (nur mäßig geschädigte)
Individuen schaffen es aber ins Erwachsenenalter. Unter ihnen kommt
es jedoch selten zu Fortpflanzungserfolgen. Das liegt daran, dass sie
mehr oder weniger wie Ausgestoßene behandelt werden, die keiner
als Fortpflanzungspartner haben will, weil man sie z. B. nicht
riechen, hören oder sehen kann und will. Viele soziale
Säugetiere lassen sogar nur die Vermehrung einer winzigen Elite
ihrer Gruppe zu.
Was aber geschieht, wenn, wie beim Menschen,
die Zahl der Ungeliebten allmählich immer mehr zunimmt? Sie
vereinigen sich in allen Ländern, besonders in Industrieländern,
und pflanzen sich vor allem untereinander erheblich fort. Das gelingt
u. a. deshalb recht gut, weil die sich ausbreitende Humanität
verlangt, dass man sie öffentlich in die Gemeinschaft aufnimmt.
In Wahrheit behandelt die Mehrheit sie und viele andere Minderheiten
immer noch prosaisch wie problematisch proliferierende prostituierte
Protestproleten, nämlich ähnlich distanziert, parasitär
und generell antihedonisch, wie vor 100 oder 1000 Jahren. Damals hat
man sie auch öffentlich gemieden, bekämpft, benachteiligt
und als Asoziale, Missgeburten usw. bezeichnet. Allerdings waren die
meisten von ihnen gar nicht asozial, sondern sie wurden von asozialen
Bonzen aller Art ins Scheinasozialantentum gezwungen. Deshalb hat man
sie (leider alle),
besonders im Zuge der 68er „Mach sie alle gleich!-
Reformbewegung“, radikal zwangsvermenschlicht. Inzwischen haben
die Ersten gemerkt, dass die Menschen doch nicht alle gleich sind und
dass manche, selbst wenn man sie schon als Kleinkind in gute
Sozialisationsbedingungen bringt, nur begrenzt heilbar sind.
Es
gibt echte und kaum heilbare Asoziale unter den früher so
genannten Asozialen! (In
so genannten Gefängnissen erweisen sich einige von ihnen sogar
als „nur begrenzt haltbar“.). Man erkennt viele solcher
menschlicher unmenschlich zustoßender Nichtmehrausgestoßener
daran, dass sie vergewaltigen, ihre Frauen und Kinder schlagen oder
verhungern lassen, in bestimmtenTalkshows auftreten, hemmungslos
Drogen konsumieren, einbrechen, Selbstdisziplin ablehnen usw. Manche
Beobachter halten auch Wesen, die man früher nicht so genannt
hat (so genannte nachmerzliche
mitEsserische
Ackermänner) für Asoziale.
Dass
ein Teil der angeblich nicht vorhandenen Unterschichtler deshalb
unten sind und bleiben, weil sie genetische Defekte haben, wird wie
gesagt weltweit mehrheitlich ignoriert. Noch weniger interessiert
sich die Gesellschaft für den Umstand, dass sie sowohl die
genetischen Veränderungen als auch die miesen
Sozialisationsbedingungen, aus denen alle Asozialen (reiche und arme)
entstehen, schafft.
Dass die genetische Selbstzerstörung
aufgrund der oben beschriebenen Bedingungen bald in Richtung einer
1000 Lichtjahre langen Geraden aus der Kurve kommen und ganz brutal
zum Beschleunigen („mundartlich“ „zum
exponentiellen Wachstum“) ansetzen wird, hat ebenfalls fast
niemand bemerkt (Details u. a. im Kap. X „Genetik“).
Vielleicht wird man die beschleunigte genetische Selbstvernichtung
auch nie bemerken, denn sie vernichtet schnell und gern im Gegensatz
zum „bösen“ CERN fast jegliches Gehern.
Damit zurück zu den abenteuerlichen menschlichen
Beziehungen:
Wenn das Ziel menschlicher Kontakte ein sexuelles
Abenteuer, eine Urlaubsromanze, eine Liebschaft oder eine
Dauerbeziehung mit getrennten Wohnungen und gelegentlichen Treffen
ist, ändert sich der Stellenwert der Kriterien mit zunehmendem
zeitlichem und räumlichem Abstand. Ein „One Night Stand“
kann mit einem schönen, dummen, neurotischen Halbegoisten –
besonders, wenn man dies nicht weiß, - genau so schön
sein, wie mit einem ästhetisch mittelmäßigen, klugen,
psychisch gesunden Altruisten. Als Dauerpartner dagegen ist dieser
Halbegoist i. d. R. hedonisch deutlich ungünstiger als der
Altruist.
Genetische Ursprünglichkeit kann sich auch heute
noch konstruktiv für Nachkommen auswirken. Wenn aber Kinder
nicht gezeugt werden können oder sollen, könnte sie auch
bei hartgesottenen Befürwortern ursprünglicher
Erbinformationen als Auswahlkriterium wegfallen.
An dieser
Stelle bietet es sich an, einen Blick auf einige Beispiele für
den typischen Umgang der Menschen mit bestehenden (insbesondere
gerade beginnenden) Beziehungen zu werfen:
Emotionaler
Selbstbetrug
Wenn
partnerschaftliche Liebe in einem mittleren Maße vorliegt,
treten starke Tendenzen zum dogmatischen Selbstbetrug (klare
Entscheidung, Polarisierung) auf. Alte, religiöse Ehepaare sind
eher geneigt, die ausgebrannte, warme, vertrauliche, brüderliche
Halblangeweile (weiterhin?) Liebe zu nennen.
Junge, attraktive,
begehrte Halbverliebte sind eher geneigt, ihre häufig viel
intensiveren Gefühle als Langeweile zu bezeichnen, wenn schon
der nächste, neue, reizvolle Partner sich anbietet.
Diese
dogmatische Polarisierungstendenz (≈ganz oder gar nicht) hat
zwei Hauptursachen. Die erste liegt in religiöser, aber auch
biologischer, Monogamie oder Monogamomanie? =(Einpartnerwahn). Die
zweite beruht auf einem biologischen Schutzmechanismus. Eine
wohlüberlegte oder wohlkorrigierte Partnerwahl ist im Sinne der
erfolgreichen Aufzucht von Kindern äußerst wünschenswert,
bzw. unbedingte Voraussetzung. („Drum prüfe wer sich ewig
bindet, ob sich nicht was Bess´res findet.“)
Es
gibt häufig bei halbherzigen Liebschaften eine immunologoide
(oid = ähnlich) allmählich zunehmende Aversions–
oder Abwehrreaktion, die (biologisch gesehen) verhindern soll, dass
Paare ohne intensive gegenseitige Liebe (Bindung) sich fortpflanzen.
Die Liebe wirkt i. d. R. im Sinne des Überlebens der Kinder und
damit auch der Art (s. o.).
Kommen wir noch kurz auf das
Problem der Monogamie
zu sprechen. Die Natur nutzt bei den meisten Säugetierarten
gleichzeitig monogame und polygame Kräfte. Das führt zwar
zu emotionalen Konflikten, doch die „interessieren“ die
Natur bekanntlich wenig, solange die arterhaltenden Vorteile
überwiegen. Menschen leiden erheblich unter dem Leid, das
entsteht, weil, vor allem Männer, untreu ihre Gene zu verbreiten
versuchen und gleichzeitig treue (arterhaltende) Familienverbände
zu erhalten versuchen. In der heutigen Kultur haben diese
Erscheinungen beide viel von ihrer ursprünglichen Bedeutung und
Notwendigkeit verloren. Dennoch wirken angeborene und erworbene
Mechanismen immer noch intensiv zusammen und bewirken weltweit
massive Verteufelungen von Untreue und Verherrlichungen von Treue.
Diese können als neurotisch (manisch?) bezeichnet werden, wenn
die Gefahren der Untreue (Infektionen usw. [s. u.]) beherrschbar sind
und die prohedonischen Effekte des Partnerwechsels überwiegen.
Da wahrscheinlich jedoch auch angeborene Ursachen für Treue und
Eifersucht existieren, ist der Begriff „Neurose“ hier
nicht unbedingt anwendbar.
Wir haben nun einen (nicht
vollständigen) Blick auf die menschliche Partnerwahl geworfen
und dabei eine stärker vernunftorientierte Wahl favorisiert. Wir
wollen aber im Folgenden auch mögliche Nachteile
einer solchen Wahl diskutieren:
Argumente
gegen die rationale, gezielte, aktive Partnerwahl
Der
Reiz des Unbekannten, die Unkenntnis der Gefühle des anderen,
Überraschungseffekte und das Aufstauen von Emotionen können
Liebesgefühle verstärken. Sie kommen bei der üblichen,
überwiegend intuitiven Partnerwahl – besonders bei jungen
Menschen – stärker zum Tragen als bei überwiegend
rationaler Partnerwahl. Sie beinhalten aber natürlich auch die
große Gefahr, dass starke Gefühle zu einem Partner
entstehen, zu dem man nicht passt und mit dem man sich auch nicht
zusammenraufen kann. Insgesamt überwiegen die Vorteile der
rationalen Partnerwahl eindeutig.
Die meisten Menschen lehnen
dennoch die rationale Partnerwahl intuitiv und emotional überwiegend
ab (Gründe s. o.). Sie wissen nicht genau warum, aber sie
fühlen, dass die Partnerwahl emotional erfolgen muss. Sie
glauben, dass eine rationale Partnerwahl emotionale Nachteile mit
sich bringt. Genau das Gegenteil ist im Durchschnitt richtig! Der
Sinn der rationalen Partnerwahl (jeglicher Vernunft) lag bekanntlich
ursprünglich in der Arterhaltung. Er sollte in menschlichen
Kulturen primär in höchstmöglicher Lebensqualität
liegen.
Die meisten Menschen finden es, wie gesagt, richtig und
wichtig, Partner spontan und emotional zu wählen. Sie irren
sich, wenn sie glauben, ihre Auswahl sei wirklich emotional. Ihre
Auswahl ist intuitiv. Bei dieser Auswahl sind zwar Emotionen
grundsätzlich,
aber nicht entscheidend,
beteiligt. Es handelt sich eher um einen mathematischen
Verrechnungsvorgang. Ein bewusster (rationaler) Verrechnungsvorgang
(vernünftige Partnerwahl) soll(te) und kann intuitive Auswahlen
nicht ersetzen, sondern kontrollieren. Er kann extrem viele
unangenehme destruktive Gefühle vermeiden, helfen. Er kann
nämlich besser kontrolliert und auf Fehler überprüft
werden als der rein intuitive. Dennoch
führen rationale und intuitive Auswahlverfahren gemeinsam
und in der richtigen Mischung zu den besten Ergebnissen.
Menschen,
die starke Vorbehalte und Ängste gegenüber gezielter
rationaler Partnersuche haben, können und sollten diese Ängste
meistens nicht einfach übergehen. Alle können und sollten
aber ihre Fähigkeiten verbessern, einen möglichen Partner,
bei dem es nicht sofort emotional „funkt“, allmählich
kennen und lieben zu lernen.
Die optische Intuition (≈Liebe
auf den ersten Blick) kann sich zwar sehr stark und gefährlich
irren, sie spielt aber für die Entstehung und Erhaltung von
intensiven Gefühlen eine erhebliche Rolle. In welchem Maße
diese teilweise angeborene Gefühlsquelle beim Menschen durch
Lernen beeinflusst werden kann und sollte, ist unklar. Auf jeden Fall
müssen erhebliche z. T. angeborene individuelle Unterschiede
berücksichtigt werden und dieser Problembereich müsste
wissenschaftlich untersucht, statt tabuiert werden (vgl. Prägung
im Kapitel X Irrationale Informationsverbreitung).
5.1.2
Emotionale Defizite
In
der menschlichen Gesellschaft werden durch antihedonische
Sozialisation alle denkbaren emotionalen Defizite erzeugt. Emotionale
Defizite im Bereich soziale Kompetenz (die Fähigkeit, jegliche
Beziehungen konstruktiv zu führen) sind daher die
Regel.
Beispiele:
Mangelnde
Selbstbeherrschung, Cholerik,
Jähzorn, Drogenabhängigkeit, parasitärer Egoismus,
Authentizitätsmanie,
Motivationslosigkeit, Depressivität, Neurotizismus,
Intoleranz, Sadismus, Vergewaltigung, Kinderschändung usw.
Die
Fähigkeit zu realistischer Selbsteinschätzung, sich zu
entschuldigen, Fehler einzugestehen, die Überlegenheit anderer
anzuerkennen, sich in die Lage anderer zu versetzen, freundlich
frühzeitig Kritik und Wünsche zu äußern, in
Diskussionen sachlich zu bleiben, und zu verzeihen (oder auch nicht!)
usw. treten leider in menschlichen Kulturen nicht übertrieben
häufig auf. Das liegt u. a. daran, dass (u. a. dank einer
weltweit „erstklassigen“ Bildungspolitik) schon die
Fähigkeit, diese Fähigkeit zu vermitteln, selten ist
(selten vermittelt wird). Man meidet heute alles Psychologische wie
frühere Päpste Kopernikus und Darwin.
5.1.3
Soziale Kompetenz
Soziale
Kompetenz ist die Fähigkeit, sich und seine Mitmenschen (Tiere)
konstruktiv zu behandeln. Sie setzt sich aus einer emotionalen und
einer rationalen Komponente zusammen. Beide sind oben unter
„Partnerwahl“ bereits teilweise beschrieben.
Die
rationale Komponente ist charakterisiert durch Intelligenz,
Sachlichkeit, die Fähigkeit, Konflikte selbstkritisch,
verständnisvoll und sachlich (z. B. verbal) zu lösen,
Kritikfähigkeit (z. B. Kritik frühzeitig freundlich ohne
aufgestaute Wut mitteilen und annehmen), Selbstkenntnis,
Menschenkenntnis, die Fähigkeit, den passenden Partner
auszuwählen usw.
Die emotionale Komponente ist
charakterisiert durch:
psychische Gesundheit und
Ausgeglichenheit, angemessenes Vertrauen und Selbstvertrauen, Mut,
Toleranz, Verantwortungsbewusstsein,
konstruktiven
(nichtparasitären) Egoismus und Altruismus, Fähigkeit zur
Selbstkritik, emotionale Empfindungsfähigkeit, z. B. Liebe!,
Empathie usw.
Soziale Kompetenz wird – u. a. aufgrund der
relativen Machtlosigkeit der wenigen psychologisch und pädagogisch
gut informierten Menschen - so vermittelt, wie sexuelle Aufklärung
in den fünfziger Jahren (vgl. Kapitel X Irrationale
Informationsverbreitung). Im Falle der sexuellen Kompetenz gab es
allerdings (seit den 60er Jahren [Bravo! Bravo]) bedeutend mehr
Jugendliche, die wenigstens (in umgekehrter Richtung) ihre Eltern
aufklären konnten, als im Falle der sozialen Kompetenz.
5.1.3
Menschliche Heterogenität
Die
Menschheit weist die höchste genetische und kulturelle
Variabilität (=Verschiedenheit) aller Zeiten auf (vgl. Kapitel
X ). Diese Entwicklung hat Vor- und Nachteile. Für menschliche
Interaktionen – besonders für Partnerschaften –
überwiegen die Nachteile. Einen
passenden Partner zu finden, ist bei weit
über 999999999999999999999999999999999999999999999 usw.
Variationsmöglichkeiten (Diese Buch reicht bei weitem nicht aus,
um alle Neune zu treffen. Kind und Kegel sind dabei noch gar nicht
mitberücksichtigt.) schwierig. Ein
gewisses Maß an Übereinstimmung ist aber für eine
gelungene Beziehung unabdingbare Voraussetzung. Beispiele für
destruktive Hyperheterogenität (unterschiedliche Musik-, Mode-,
Möbel-, Sexualgeschmäcker usw.) sind u. a. im Kapitel
„Irrationale Konventionen“ besprochen.
Die
himmlisch verherrlichte heutige Hyperheterogenität, die vor
10000 Jahren einfach gar nicht existierte, ist die Ursache für
wahrscheinlich über 50% aller gegenwärtigen
Beziehungsprobleme.
5.2.
Wenig beeinflussbare Ursachen für Probleme in Beziehungen
5.2.1
Angeborene Defekte
Alle
Grundtypen emotionaler und intellektueller Defizite (starke
Aggressivität, Konzentrationsschwäche usw.) beruhen auf dem
Zusammenwirken erworbener und genetischer Ursachen, die sich
gegenseitig verstärken oder abschwächen können. Manche
angeborenen Defekte können durch Lernen (Therapie) weniger
verändert werden als erworbene. Es ist aber keineswegs richtig
(obwohl häufig vermutet), dass erworbene Eigenschaften und
Merkmale grundsätzlich veränderbar sind, angeborene jedoch
nicht. In manchen Fällen gilt sogar das Gegenteil.
Betrachten wir einige Beispiele:
Erworbene Eigenschaften,
die wenig oder schwer veränderbar sind:
Phobien, die durch
starke traumatische Erlebnisse (Kindesmisshandlungen,
Kriegserlebnisse, Terror, Foltern, Geiselhaft usw.) entstehen,
viele
Verhaltensweisen und Motivationen, die durch Veränderungen der
Hirnstruktur und –funktion durch Drogen, Schlaganfälle,
Verletzungen, Medikamente, Gifte usw. entstehen.
Angeborene
Eigenschaften, die zum größten Teil durch Lernen stark
beeinflusst werden können, sind die meisten menschlichen
Antriebe bzw. die zugehörigen Motivationen und Emotionen.
Angeborene Defekte und Störungen, die sich durch Lernen
nicht oder relativ wenig beeinflussen lassen, sind viele
Erbkrankheiten wie Mongolismus (=Trisomie 21, Down Syndrom),
Kretinismus,
angeborener Schwachsinn, Autismus,
Psychosen, Jähzorn, Körperbehinderungen usw. Fast alle mit
starken Behinderungen verbundenen Erbkrankheiten haben langfristig
keine sehr starken antihedonischen Wirkungen. Erbkranke mit klar
erkennbaren massiven geistigen Mängeln werden nämlich trotz
starker Humanomanie meistens von der Fortpflanzung ausgeschlossen, z.
B. wenn (weil) sie keine ausreichende Erziehungsfähigkeit
aufweisen oder weil sie als Partner gemieden werden. Wir betonen
nochmals: Gefährlich sind vor allem die (scheinbar?) geringfügig
Behinderten. Hätten die Nazis also, statt an massiv Behinderten,
ihre Euthanasiemaßnahmen an sich selbst ausprobiert, hätten
sie das eigentliche Übel wahrscheinlich gut getroffen.
Eines
der – nicht nur für Partnerbeziehungen - größten
Probleme der Menschheit erwächst aus der Zunahme der Zahl von
genetisch Veränderten (=Mutanten), die weniger auffällige
Zwischenformen zwischen Wildtyp (≈ursprüngliches Erbgut)
und Erbkranken darstellen. Vielen Menschen ist kaum bekannt, dass
viele Erbänderungen zu Störungen in vielen Übergangsformen
und Zwischenstufen führen können. Verursacht durch
Sozialisationsunterschiede und
auch
genetische
Unterschiede treten unter Menschen alle denkbaren Übergangsformen
in den Bereichen Intelligenz, Altruismus, rationale Selbststeuerung,
Konditionierbarkeit, Wahrnehmungsfähigkeit, Temperament, alle
körperlichen Merkmale usw. auf. Sowohl die Vielfalt
(Heterogenität) als auch antihedonische Ausprägungsgrade
dieser (aller) Persönlichkeitseigenschaften vermindern deutlich
und unnötig die menschliche Lebensqualität. Zur
Verdeutlichung zählen wir einige Beispiele für Störungen,
Strategien, antihedonische Ausprägungsgrade usw. auf:
Blutrache,
Ehrenmorde im Islam, Wutanfälle, Apathie,
chronische Nörgler, Motivationsschwäche, parasitärer
Egoismus, unattraktives äußeres Erscheinungsbild. Niemand
weiß genau, in welchem Maße genetische Abweichungen von
der Norm die Wirkungen Neros, Nietzsches, Hitlers, Stalins, Husseins
usw. mitbestimmt haben (weitere Beispiele in allen Kapiteln dieses
Berichtes). Von einigen dieser Herren ist bekannt, dass sie eine
grauenhafte Sozialisation hatten. In welchem Maße diese aber
auch auf genetischen Ursachen beruhte, ist nicht einmal zu
untersuchen versucht worden.
Interessanterweise gehen Menschen
bei positiven
Eigenschaften (Genies, auch sportliche und künstlerische) gerne
von besonderen Genen aus. Das liegt natürlich nicht daran, dass
die Natur nur konstruktive Mutationen erzeugt, sondern daran, dass
hier keine sozialdarwinistischen Ideen oder
Behindertendiskriminierungen drohen (verblenden).
Da
konservative Kräfte gerade das Ignorieren der genetischen
Selbstzerstörung über alles verherrlichen und genießen,
führen sie, so gut es geht, all diese Höchstleistungen
sowie Probleme und Problemfiguren auf Sozialisationsfehler zurück.
Entsprechend masochistenwürdig fallen auch die
Problemlösungsversuche -z. B. in misserfolgsgeplagten
(Pisa)-Ausbildungsinstitutionen- aus. Allerdings dürften die
Unterschiede in der Leistungsfähigkeit finnischer und deutscher
Schulen kaum wesentlich auf genetischen Ursachen beruhen. Interessant
sind die unmessbaren Unterschiede der genetischen Anlagen für
jegliche
Leistungsfähigkeit der Menschen der letzten Jahrzehntausende,
insbesondere der letzten Jahrhunderte.
Die Menschheit hat
die Probleme der verschiedenen Korrigierbarkeit verschiedener Defekte
und ihrer allgemeinen Hyperheterogenität kaum erkannt. Vielmehr
hat sie dementsprechende Situationen mit ultraasozialem Engagement
hergestellt:
Soziale Interaktionen (z. B. Partnerschaften, religiöse
Konflikte, Generationskonflikte usw.) zwischen Menschen mit
(unheilbar) gegensätzlichen Eigenschaften und Motivationen
charakterisieren alle modernen Kulturen. Auch der vergebliche
bibelmärchenhafte Glaube daran verkorkste Partner, chronische
Kriminelle, religiöse Fundamentalisten usw. stets wieder
hinkriegen zu können, quält und foltert Menschen
milliardenfach.
5.2.2
Gewöhnungslernen
Die
meisten Reize verlieren, wenn sie sehr lange und häufig
dargeboten werden, an Wirkung. Dieser Erscheinung liegt ein
angeborener, arterhaltender Schutzmechanismus zugrunde. Er schützt
davor, dass Tiere und Menschen irgendwelche Handlungen wesentlich
öfter ausführen als es dem Überleben der Art dienlich
ist.
Hühnerküken fliehen, nachdem sie häufig
ohne Konsequenzen Enten über sich fliegen gesehen haben, nicht
mehr. Taucht jedoch ein Raubvogel auf, fliehen sie. Raubvögel
sind relativ selten. Alle Menschen reagieren entsprechend zum
Beispiel auch auf die Wahrnehmung des immer gleichen Partners,
Essens, Films usw. Liebesgefühle zu Partnern lassen aber zum
Glück wesentlich langsamer nach als diese Fluchtreaktionen
(siehe oben), Das liegt vor allem daran, dass Partner hochkomplexe
sich verändernde Reizmuster darstellen und dass im Falle der
Liebe mehrere verschiedene Emotionstypen aktiv sind. Viele Menschen
glauben und reden sich ein, dass Liebesgefühle „ewig“
währen, weil die Liebe etwas Besonderes, rein Menschliches,
Gottgeschaffenes sei. Das ist ein naiver, idealistischer Irrglaube.
Die Natur fragt nach arterhaltenden Funktionen, nicht nach
menschlichen Wunschträumen und Heilslehren.
Dass auch
Liebesgefühle erheblich nachlassen, wird im Folgenden an zwei
Beispielen deutlich gemacht:
1. Trotz massiver
Zwangsmonogamiesierung (Verteufelung der Abwechslung in den Bereichen
Liebe und Sexualität sowie Verherrlichung der Treue) haben ca.
70 Prozent aller sexuell aktiven Menschen mindestens einen
Seitensprung durchgeführt.
2. Die Messung der
Neurotransmitterkonzentrationen, die mit den von Gewöhnung
betroffenen Gefühlen verbunden sind, ergibt bei fast allen
untersuchten Menschen bestätigende Ergebnisse. Verliebtheit wird
u. a. durch die Neurotransmitter Serotonin, Endorphin und Dopamin
erzeugt und erhalten. Verliebtheit in dieselbe Person dauert bei fast
allen Menschen maximal vier Jahre. Stets nehmen auch die
Neurotransmitterkonzentrationen entsprechend ab.
Gewöhnungslernen
gehört zu den angeborenen Mechanismen, die sich durch Lernen
besonders wenig beeinflussen lassen. Es ist auch durch genetische
Selbstzerstörung bisher wenig reduziert worden, da seine
arterhaltenden Funktionen auch in der modernen menschlichen
Gesellschaft noch stark wirksam sind. Menschen, die einer Tätigkeit
(Essen, Sexualität, Spiel usw.) ständig nachgehen, weil die
Freude daran nach einer Befriedigung nicht oder nur wenig nachlässt,
vernachlässigen andere lebenserhaltende Aktivitäten oder
machen sich oft krank und/oder unattraktiv und mindern damit i. d. R.
ihren Fortpflanzungserfolg.
Gewöhnungslernen
ist einer der stärksten, nicht von Menschen gemachten,
Glücksvernichtungsfaktoren.
Es ist nur durch genetische Selbstveränderung
ausschaltbar. Dies wäre für die Menschheit ein sehr
gefährliches Unterfangen. Sie ist derzeit nicht in der Lage, die
wichtigen arterhaltenden Funktionen des Gewöhnungslernens
ausreichend durch rationale Selbststeuerung zu ersetzen.
Um
Missverständnissen vorzubeugen: Langfristig gesehen ist (oder
war zumindest) Gewöhnungslernen ein Glückserhaltungsfaktor.
Da es nämlich das Überleben der Art sichert, sichert es
auch das Überleben der angenehmen Gefühlsmöglichkeiten
langfristig, allerdings auch der unangenehmen.
Trotzdem kann und wird die Menschheit in Zukunft das
Gewöhnungslernen (unter den üblichen Qualen?) teilweise
(auch genetisch) ausschalten und hoffentlich seine Funktionen durch
rationale und technische Strategien ersetzen. Auf diese Weise können
nämlich äußerst preiswert (ökonomisch) die
Glücksmöglichkeiten erheblich erhöht werden. Dass dies
heute schon durch direkte elektrische Hirnreizung möglich ist,
haben wie an anderer Stelle erläutert.
5.2.3
Grundsätzliche
pro – und antihedonische Effekte der Gruppenbildung
Das
Problem
der Gruppenbildung hatten wir oben schon angesprochen, wollen es aber
im Folgenden noch einmal vertieft betrachten:
Ein Teil der
Konflikte des Zusammenlebens ist auch unter den Bedingungen
vollständiger ideologischer Harmonie, optimaler sozialer
Kompetenz, hoher Intelligenz usw. unvermeidbar.
Beispiel für
Situationen, die zu manchmal unvermeidlichen Konflikten zwischen
mindestens zwei Individuen führen können:
-Schnarchen
-nur
ein(e) Telefon, Fernseher, Toilette, Musikanlage usw.
-Interesse
am selben Partner, Wohnung, Höhle, Arbeitsstelle, Auto,
Urlaubsziel, Fußballspiel, Fähre, Trinkwasser,
Bodenschatz, Grundstück, Nahrung, Prostituierte, Zeitung,
Homepage, Krankenhausbett, Pflegeplatz, Arzt, Kinderspielplatz,
Standplatz, Strandplatz, Geschäftsplatz, Arbeitsplatz,
Sitzplatz, Markusplatz usw.
Bei allen unvermeidbaren und
konstruktiven Konflikten ist ein hohes Maß an Toleranz
wünschenswert. Toleranz ist ein in derzeitigen Kulturen recht
hoch geschätzter Wert. Sie kann aber wie fast jeder Wert
konstruktiv oder antihedonisch wirken. Wer destruktives Verhalten
oder (Reize) toleriert, fördert es und verhält sich zwar
tolerant, aber antihedonisch. Für Toleranz gilt also, was für
jeden Wert gilt: Sie ist immer dann konstruktiv, wenn sie der
Lebensqualität aller Betroffenen dient. Toleranz darf z. B.
grundsätzlich nicht zur Vergrößerung destruktiver
menschlicher Verschiedenheit und Verhaltensweisen beitragen. Toleranz
kann durch genetische Selbstveränderung und Sozialisation
verstärkt werden. Es können z. B. angeborene und erworbene
Anlagen für destruktives Territorialverhalten, Fremdeln usw.
konstruktiv verändert werden. Die Sozialisation zur Toleranz
erfolgt auf diesem Planeten unzureichend und zeitlich wie räumlich
verschieden (im Iran z. B. anders als in Holland, im Mittelalter
anders als im 21. Jahrhundert). Damit zurück zur
Gruppenbildung:
Sie ist Voraussetzung für die Befriedigung vieler
menschlicher Bedürfnisse (sozialer Kontakt, Nahrung,
Rangordnung, Spiel, Sexualität, Neugier, Sicherheit, Wärme,
Altruismus, Ökonomisierungslust usw.). Gruppenbildung ist für
menschliches Glück unverzichtbar.
Gruppenbildung
(≈Fusion, Synthese, Rekombination) ist darüber hinaus ein
Grundprinzip des Kosmos, das i. d. R. hilft, die vierdimensionale
Größe eines Systems zu erhöhen, es also älter
werden zu lassen. In biologischen Gruppen auf der Erde wird dieses
Prinzip durch die arterhaltende Überlegenheit der
gruppenbildenden Individuen gegenüber konkurrierenden solitären
(einzeln lebenden) Lebewesen bzw. schlechteren konkurrierenden
Gruppen verwirklicht. Gruppenbildende Organismen bewältigen
darüber hinaus auch viele andere Probleme (Selektionsfaktoren)
wie Infektionskrankheiten, Temperaturschwankungen, Wassermangel usw.
im Durchschnitt erfolgreicher als solitär lebende Individuen.
Jede
biologische Gruppenbildung beinhaltet aber auch
Nachteile:
Häufigere
Übertragung von Parasiten, (Flöhe, Bakterien, Viren usw.);
höherer Verbrauch von Ressourcen (Nahrung, Baumaterial, Wasser
usw.) in (kleinen) bewohnten Gebieten
Vorteile
der Gruppenbildung: Warnung vor Feinden, gegenseitige Hilfe wie Fell–
und Körperpflege, Transport schwerer Gegenstände, Förderung
der Kreativität u. a. durch Informationsaustausch,
Funktionsteilungen und Spezialisierungen aller Art usw.
Die
partnerschaftliche, altruistische Symbiose ist wahrscheinlich nicht
nur für die Menschheit die bestmögliche Lebensform, sondern
für jedes emotionsfähige System im Universum
(Multiversum).
5.2.4
Informationsdefizite
Es
ist wahrscheinlich grundsätzlich unmöglich, alle
Informationen des Multiversums (der gesamten Welt) in einen Teil des
Multiversums zu spiegeln. Spiegeln kann z. B. Wahrnehmen und
Speichern sein. Ein vierdimensionales
Informationsverarbeitungssystem, wie ein Mensch, kann daher niemals
alle für die konstruktive Selbststeuerung des Lebens relevante
Information besitzen. Alle menschlichen Entscheidungen und
Erkenntnisse sind probabilistisch. Das heißt, die
Richtigkeit einer Entscheidung kann, unabhängig von der Wahl des
Zieles, immer nur mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit angegeben
werden. Alle
menschlichen Urteile und Erkenntnisse sind (Arbeits)hypothesen (vgl.
K. Popper).
Diese
Unsicherheit entbindet Menschen nicht von der Pflicht, die
wahrscheinlich bestmöglichen
Entscheidungen zu suchen und zu treffen.
Dies geschieht jedoch oft (u. a. aus ideologischen (z. B.
religiösen) Gründen oder
auf Grund eines pluralistischen Wahns)
nicht (vgl. Kapitel Ethik).
Menschen sind grundsätzlich nur
über einen winzigen Ausschnitt der Welt (des
Multiversum)
informiert. Bei einer Quizshow ist auf die Frage: „Nennen Sie
ein Land, durch das die Donau fließt!“ die Antwort „
Köln“ wirklich gegeben worden. Räumliche
Informationsdefizite sind extrem aber auch extrem unterschiedlich.
Sie reichen von Anenzephalie (=fehlendes Großhirn) bis Einstein
und Mill.
Die freiwilligen Beiträge der Menschheit zur
Nichtverbreitung relevanter Information sind im Kapitel
Informationsverbreitung behandelt. Die Nichtverbreitung des Wissens,
das prohedonische Interaktion besonders gut ermöglicht
(konstruktive Ethik, Psychologie, Pädagogik, Medizin,
handwerkliches Können usw.), nimmt dabei einen Spitzenplatz ein.
Am stärksten ist jedoch der hypothetische Charakter des
menschlichen Wissens bezüglich aller Dimensionen - bis auf drei.
Der Mensch kann drei Dimensionen, die er Länge, Höhe und
Breite nennt anschaulich wahrnehmen und vorstellen. Von einer vierten
Dimension, die er Zeit nennt, hat er eine gewisse Ahnung, da er eine
Kopie (=winzige Teile der erlebten Vergangenheit) von ihr in seinem
Gehirn anlegt. Dieses Kopiensystem bezieht sich fast nur auf seine
nächste Umgebung. Er nennt es Gedächtnis. Das eigentliche
Wesen der Zeit, sowie aller höheren und tieferen Dimensionen,
haben fast alle Menschen nicht verstanden (vgl. u. a. Kap. X und
Einleitung). Die meisten Menschen sind sich jedoch des hypothetischen
Charakters ihres Wissens über die Zukunft bewusst. Ausnahmen:
Glaube an ein Leben nach dem Tode, kollektiver Selbstmord von Sekten,
Wahrsager, französischer Wetterbericht 1990 usw. (vgl. Kapitel
Irrationale Konventionen).
Das wichtigste, kaum beeinflussbare,
Problem der Menschheit auf dem Weg zur höchstmöglichen
Lebensqualität ist diese Unkenntnis
der Zukunft.
Jede
Form von Informationsmängeln kann sich in Beziehungen, wie z. B.
Partnerschaften, tendenziell antihedonisch auswirken.
Beispiele:
Fast
alle jungen Menschen ignorieren oder verdrängen einen Teil ihrer
für eine Partnerschaft wichtigen zukünftigen psychischen
Entwicklung. Sie werden idealistisch, antihedonisch vorprogrammiert.
Die Folge ist der feste Glaube an ewige Treue, ewige Liebe und die
Einmaligkeit und Unersetzbarkeit des Partners.
Fast alle
erleben dann und dennoch in der Beziehung das Nachlassen der Gefühle
durch unberechtigte Frustrationen und Gewöhnungslernen. Die
meisten erleben zumindest zeitweise sexuelle Unzufriedenheit und
polygame Aktionen (≈Fremdgehen). Viele erleben jahrelanges
intensives Leid nach der Trennung von dem Partner, den sie weiterhin
für den einzig Wahren halten. Fast alle können die aus
diesen Problemen entstehenden Konflikte nicht oder schlecht
bewältigen.
Ein Teil dieser Konflikte würde gar nicht
auftreten, wenn prohedonisch
sozialisiert würde. Prohedonisch ist es z. B., zu erwarten, dass
nach der ersten großen Liebe noch weitere kommen können
und werden.
Weitere zum Teil unvermeidbare und zum Teil
unlösbare Konflikte können durch zeitliche Heterogenität
entstehen. So etwas liegt z. B. dann vor, wenn ein Partner nach
einigen oder vielen Beziehungsmonaten oder –jahren Kinder
(nicht) will, seine sexuellen Tabus abwirft, aus der Gesellschaft
aussteigt, in eine Sekte eintritt, drogensüchtig wird, sich in
einen anderen verliebt, die immer nur gespielte Lust gesteht, schwer
körperbehindert wird, stark neurotisch oder psychotisch wird,
übergewichtig wird usw.
Je älter, entwickelter,
ausdifferenzierter die Partner beim Kennen lernen sind, desto
unwahrscheinlicher ist ihre Ähnlichkeitsharmonie beziehungsweise
deren Entstehung (= Zusammenraufen, Gemeinsamkeiten entwickeln,
Flexibilität).
Abbildung
1
Abb.
2
Jede Abbildung symbolisiert zwei Partner.
Die Wahrscheinlichkeit, dass zwei Menschen harmonieren oder
zusammenwachsen, ist bei wenig ausdifferenzierten Menschen
(symbolisiert in der rechten Abb.) größer, als bei zwei
stark ausdifferenzierten Menschen (links). Das erfolgreiche
Zusammenschieben der beiden Einzelfiguren jeder Abbildung entspricht
der Bildung einer harmonischen Beziehung. Dazu müsste in der
zweiten Abbildung wesentlich mehr verändert werden als in der
ersten. Zu allem Überfluss fällt so etwas jüngeren,
wenig ausdifferenzierten, Menschen i. d. R. auch noch wesentlich
leichter als älteren. Jüngere sind im Durchschnitt
psychisch wesentlich flexibler.
Zu den Problemen, die durch die
extreme
Verschiedenheit
der Menschen entstehen, trägt die derzeitige allgegenwärtige
Verherrlichung von Freiheit, Anonymität, Authentizität und
Individualität (Heterogenität) erheblich bei („Nimm
mich so, wie ich bin- Manie“, statt „Hilf mir das
Bestmögliche zu werden- Gesundheit“).
Viele
Disharmonien lassen sich auch bei größter Liebe, Toleranz
und Anpassungsbereitschaft nicht beseitigen oder kompensieren
(ausgleichen). Obwohl eine neue Beziehung häufig die einzige
konstruktive Lösung ist, verharren Millionen aus Gründen,
wie Monogamomanie,
der Angst vor dem Alleinsein, Misserfolgen bei der Partnersuche usw.
(s. o.) in einer antihedonischen Partnerschaft.
Ein Problem,
das über nachlassende Anpassungsbereitschaft und –vermögen
hinausgeht, ist die Kenntnis des Schönen und Angenehmen. Viele
(junge) Menschen verzichten ohne Frustrationsgefühle manchmal
während ihres ganzen Lebens auf etwas Schönes (z. B. einen
Orgasmus), weil (wenn) sie es nie kennen gelernt haben. Millionen
Frauen glauben sogar fälschlicherweise schon mal einen
(wirklichen!) Orgasmus erlebt zu haben und lernen u. a. deshalb nie
einen wirklich guten Liebhaber kennen.
Ältere,
erfahrenere Menschen meiden oft Partner, die ihnen Altruismus, gute
Sexualität, konstruktive Konfliktlösung usw. nicht bieten,
weil sie diese bei früheren Partnern kennen gelernt haben und
nicht mehr missen möchten.
Die ganze Menschheit wäre
mehr oder weniger unglücklich, wenn sie unsere
Glücksmöglichkeiten
kennen gelernt hätte und jetzt darauf verzichten müsste,
also z. B. ihr ganz normales, bisher zufriedenstellendes Leben wieder
aufnehmen müsste. Ohne die Kenntnis zukünftiger
intensiverer Glücksmöglichkeiten fühlt sich die
Menschheit relativ wohl.
Viele Liebesgefühle, die Menschen
erlebt haben, konnten nur deshalb in ihrer jeweiligen Intensität
entstehen, weil Fehler und Schwächen des geliebten Menschen
(Partner usw.) dem Liebenden nicht bekannt
waren.
Geschlechtsspezifische
Unterschiede
Zwischen
den menschlichen Geschlechtern bestehen teilweise erhebliche
körperliche und psychische Unterschiede. Für die meisten
dieser Unterschiede gibt es angeborene Anlagen, die fast alle durch
Lernen zusätzlich verstärkt werden. Es sind vor allem
Sexualhormone, die nicht nur körperliche, sondern auch
psychische Unterschiede der Geschlechter verursachen. Sie
beeinflussen vor allem die Konzentrationen von Neurotransmittern
(Botenstoffe im Gehirn), welche wiederum Motivationen, also auch
Entscheidungen und Handlungen, entscheidend beeinflussen.
Einer
der markantesten (angeblichen?!) Unterschiede ist, dass Frauen
emotional, unberechenbar und unverstehbar sein sollen. Wir wollen
zeigen, dass dies nicht ganz korrekt ist:
Die
Unberechenbarkeit der Frauen
Ein
junger Mann findet am Strand eine Wunderlampe. Er reibt daran. Ein
Geist tritt heraus und gewährt ihm dankbar die Erfüllung
eines Wunsches. „Ich will nach Amerika.“ „Kein
Problem, wie wäre es per Flugzeug?“ „Nein, ich habe
Angst vorm Fliegen.“ „Dann nehmen wir ein Schiff.“
„Nein, ich bin Nichtschwimmer. Da habe ich auch Angst. Ich will
mit dem Auto fahren.“ „Mit dem Auto durch den Atlantik.
Wie soll das gehen?“ „Bau mir eine Brücke!“
„Eine Brücke, ein paar 1000 Kilometer lang und mit
Rekordtiefe, unmöglich! Wer weiß, ob ich überhaupt
soviel Kies finden kann. Kannst du dir nicht bitte etwas Einfaches,
Erfüllbares wünschen?“ „Mhm, na gut, ich möchte
die Frauen verstehen!“ Der Geist, nach einigen Minuten
schweißgebadet aus einem tiefen Schock erwachend: „Die
Frauen verstehen?! Kommen wir doch noch mal auf deinen ersten Wunsch
zurück, einspurig oder zweispurig?“
Frauen
handeln und entscheiden im Durchschnitt häufiger und stärker
als Männer intuitiv. Handlungen hängen dann oft stärker
von ihrer jeweiligen Stimmung, Laune, Angst usw. ab als von
vernünftigen Überlegungen. Z. B. sind seit Jahrzehnten die
Entbindungsstationen von Krankenhäusern neun Monate nach
Karneval deutlich stärker besucht als zu jeder anderen Zeit,
obwohl viele der Väter
ganzjährig
geil und behämmert genug wären, um unerwünschte Kinder
zu zeugen.
Die intuitiven Entscheidungen werden häufig
fälschlich als emotional bezeichnet (s. o.) und erklären
einen großen Teil der (scheinbaren?) weiblichen
Unverständlichkeit und Irrationalität. Männer erleben
möglicherweise tatsächlich im Durchschnitt weniger Gefühle
als Frauen. Das liegt aber wahrscheinlich nicht (nur?) daran, dass
sie wesentlich geringere Empfindungsfähigkeiten haben, sondern
dass sie häufiger nüchtern Gefühle kontrollieren
(müssen) (und seit Millionen Jahren mussten). Wenn sie nämlich
erfolgreich ihre Aufgaben bei Verteidigungen, Jagden usw. nachkommen
wollten, war ein gewisser Schuss kühle Berechnung äußerst
cool (=arterhaltend).
Alle Menschen fällen bekanntlich fast
alle Entscheidungen gleichzeitig sowohl bewusst rational als auch
unbewusst intuitiv. Bei Männern ist der rationale Anteil im
Durchschnitt etwas höher als bei Frauen. Das ist ein
Grund, weshalb männliche Entscheidungen im Durchschnitt besser
verständlich gemacht und vorausgesagt werden können als
weibliche.
Es ist offensichtlich, dass fast alle Handlungen der
meisten Kinder erklärbar und verstehbar sind und sogar oft von
den handelnden Kindern (auch Mädchen!) selbst verstanden werden.
Frauen haben im Durchschnitt deutlich mehr Verstand und
Selbstverständnis als Kinder. Es ist also unmöglich, dass
sie wirklich häufiger ihr Handeln nicht erklären können.
Wenn Männer Frauen nicht verstehen, muss es dafür primär
andere Gründe geben. (Frauen haben untereinander
deutlich weniger Verständnisprobleme.).
Ein wichtiger
Grund, für tatsächliche widersprüchliche,
unverständliche, irrationale frauentypische Handlungen liegt im
Menstruationszyklus, bzw. in damit verbundenen Veränderungen von
Hormonkonzentrationen. Es kann dadurch vorkommen, dass Frauen in
bestimmten Situationen und unter dem Einfluss besonderer
Neurotransmitterkonzentrationen Motivationen erleben beziehungsweise
Handlungen ausführen, die sie und andere später weder
verstehen noch gutheißen. Nachgewiesen ist z. B., dass bei den
meisten Frauen während der so genannten fruchtbaren Tage die
Bereitschaft zu Sexualakten größer (beziehungsweise
entsprechende Hemmungen geringer) sind als an anderen Tagen im
Menstruationszyklus. Auch Unruhe, Depressionen, Angst usw. können
durch Schwankungen der Konzentrationen verschiedener Hormone und
andere Botenstoffe ausgelöst werden. Experimente mit Männern,
die (z.B. durch die Einnahme von Hormonpräparaten [Pille für
den Mann]) ähnlichen Schwankungen ausgesetzt wurden, zeigen,
dass dadurch charakterliche Veränderungen (Verweiblichung)
ausgelöst werden können. Die betroffenen Männer
erlebten nicht nur Schwankungen ihrer Launen, sondern auch verstärkte
Freude an Plaudereien, Einkaufsbummeln usw.
Wahrscheinlich
bezeichnet man über sechzigjährige und unter zwölfjährige
weibliche Wesen seltener als unberechenbar, weil bei ihnen hormonelle
Schwankungen gering sind.
Ein weiterer gern
vernachlässigter Grund für scheinbare
Irrationalität weiblichen Verhaltens
ist, dass Frauen häufig ihre wahren Motive, besonders Männern,
nicht nennen (wollen
oder dürfen). Häufige Motive für solches Verhalten
sind Angst und Berechnung. Wenn
Männer ihren Partnerinnen etwas Unangenehmes mitteilen, so folgt
oft: einfach ins Gesicht sagen.
Wenn Frauen ihren Partnern etwas Unangenehmes mitteilen, so folgt
oft: einfach ins Gesicht schlagen.
Männer
sind körperlich überlegen und verfügen im Durchschnitt
stärker als Frauen über z. T. übertriebene
Edelmutideale. Während sie ihre Probleme oft mit destruktiver
Gewalt, ehrenhaften Kämpfen oder gar nicht lösen, müssen
Frauen (wie auch manche Tierweibchen) häufiger lügen und
intrigieren oder diplomatisches Geschick entwickeln, um Ziele zu
erreichen. Dies könnte ein Grund dafür sein, dass weibliche
Wesen im Durchschnitt besser lesen und sprechen können als
Männer. Eine Frau, die sich von ihrem Partner trennt, fürchtet
sich zu Recht mehr vor späteren Belästigungen aller Art als
ein Mann in der entsprechenden Situation. Sie nennt deshalb öfter
nicht die wahren Gründe (Vernachlässigung, Brutalität,
neuer Partner usw.) als ein Mann. Männer verhalten sich im
Durchschnitt häufiger aggressiv (werbend) als Frauen.
Beide
Geschlechter fällen oft „emotional“ Entscheidungen,
die sich im Nachhinein für alle Beteiligten als falsch erweisen.
In beiden Geschlechtern werden dann im Nachhinein meistens schlechte
Ausreden und Scheinbegründungen (≈sekundäre
Rationalisierung)
erfunden, welche die Betroffenen unberechenbar und unvernünftig
erscheinen
lassen. Dies tritt aus den genannten Gründen im weiblichen
Geschlecht häufiger auf als im männlichen, ist aber nur z.
T. wirklich geschlechtsspezifisch.
Resümierend lässt
sich also feststellen, dass beide Geschlechter sich häufig
unvernünftig verhalten aber nur selten unverstehbar. Wirklich
unverständliches Verhalten beruht meistens auf psychischen
Krankheiten, wie Neurosen und Psychosen.
Intimzaunängste
Viele
Menschen werden so fehlsozialisiert, dass sie aus emotionalen Gründen
grundsätzlich unfähig sind, Kritik und Wünsche zu
äußern und ihr Inneres offen zu legen (Scheu, Prüderie,
Hemmungen und teilweise berechtigte Angst vor Missbrauch der
Informationen). Diese Ängste sind gegenüber Fremden und
Feinden oft konstruktiv, gegenüber Freunden oft destruktiv. Je
weniger nämlich Menschen voneinander wissen, desto weniger sind
sie in der Lage, sich gegenseitig zu helfen oder gar glücklich
zu machen. Es wimmelt in der Menschheit von irrationalen Ängsten,
wie z. B. falscher Scham, die unnötig wechselseitige Hilfe
verhindern.
Ängste dieser Art müssten allmählich
durch vernünftige Selbststeuerung ersetzt werden. Alle
Übertragungen von Informationen (Lüge oder Wahrheit)
müssten davon abhängig gemacht werden, in welchem Maße
sie der Lebensqualität aller Betroffenen dienen. Die üblichen
verabsolutierten Lügentabus und Wahrheitsidealisierungen wirken
zugleich manchmal pro- und manchmal antihedonisch.
Der
wichtigste Grund für die weltweit verbreiteten Ängste
persönliche Informationen preiszugeben, erkennbar als
Datenschutz, Privatsphäre, Intimität usw., liegt im
möglichen Missbrauch, besonders im politischen (Stasi, Gestapo,
KGB, CIA usw.). Diesen haben Menschen größtenteils in den
letzten Jahrtausenden selbst geschaffen. Ursachen sind ideologische
Gleichschaltungszwänge, (parasitärer) Machtmissbrauch,
destruktive (ethische) Verschiedenheit, Dummheit usw. Diese
eigentlichen Ursachen sind unendlich bekämpfenswerter als
konstruktiver persönlicher Informationsaustausch.
6.
PROPHYLAXE, BESEITIGUNG UND THERAPIE VON
BEZIEHUNGSPROBLEMEN
Allgemeine
Strategien
Beseitigung
antihedonischer Sozialisation und destruktiver genetischer
Selbststeuerung (Details siehe Kapitel X )
6.1
Problemlösungsvorschläge
im Bereich Partnerschaften
Grundsätzlich
müssen alle oben beschriebenen Fehler und Ursachen beseitigt
oder verringert werden. Alle durchschnittlich begabten Menschen
könnten so sozialisiert werden, dass sie folgende Eigenschaften
und Fähigkeiten besitzen:
Partner rational wählen,
Kritik und Wünsche freundlich und frühzeitig äußern,
destruktive
Kritik nicht üben, auf Kritik objektiv prüfend reagieren
können, sich selbst in Frage stellen können, eigene Fehler
erkennen, suchen und sich dazu bekennen können, sich
entschuldigen können, Selbstkenntnis, Menschenkenntnis,
psychologisches, pädagogisches, medizinisches Wissen, die
wichtigsten Partnerschaftsprobleme kennen und lösen können
(s. o.), Informationen nur dann verbreiten, wenn es der
Lebensqualität aller Beteiligten dient (Lügenproblematik s.
u.), die Mechanismen und Ursachen der Entstehung und Erhaltung von
Gefühlen verstehen (s. u.). Ein Problembereich, der den Menschen
besonders viel vermeidbares Leid bereitet, ist die irrationale
Partnerwahl (siehe oben). Wir wollen ihm deshalb noch einige
Abschnitte widmen:
6.1.1
Konstruktive Partnerwahl
Die
wichtigsten prohedonischen Auswahlkriterien im Sinne einer
langfristigen Beziehung, wie zum Beispiel einer ehelichen
Partnerschaft mit Kindern, sind:
1. Charakter
2. Psychische
Gesundheit
3. Intelligenz und Wissen
4. Sexuelle
Übereinstimmung
5. Ideologische Harmonie und
Übereinstimmung im Alltagsleben
Weitere, weniger wichtige,
Kriterien:
6. Freizeitgestaltung, Hobbys
7. Optische,
geruchliche, akustische und haptische (=auf Berührung bezogene)
Attraktivität
6.1.1.1
Charakter
In
diesem Abschnitt wird Charakter im engeren Sinne, d. h., der Bereich
Geben und Nehmen, also die Egoismus-Altruismus-Balance, besprochen.
Charakter im weiteren Sinne folgt unter Punkt 2.
Der
charakterlich ideale Partner ist ein kluger, selbstkontrollierter
Altruist, dem die Lebensqualität seines Partners ähnlich
wichtig ist, wie die eigene. Er ist so klug, dass er seinen
Altruismus nicht von parasitären Egoisten ausbeuten lässt.
Er ist so konditioniert und hat solche genetische Anlagen, dass er
Freude beim Geben empfindet. Er gibt aber auch, weil er weiß,
dass ein symbiotisches Zusammenleben (gegenseitiges Geben) in der
Bilanz für alle Beteiligten am meisten Lebensqualität
hervorbringt, also aufgrund rationaler Selbststeuerung.
Ein
kluger Egoist ist sehr altruistisch.
Dieses
Prinzip gilt nicht nur für Zweierbeziehungen, sondern für
jede Gruppe in der altruistisches Verhalten regelmäßig
auftritt unabhängig von ihrer Größe und
Zusammensetzung. Die Problematik der Anwendung und Mischung von
Altruismus und Egoismus ist von einigen menschlichen Wissenschaftlern
ausreichend verstanden worden (siehe u. a. „Spektrum der
Wissenschaft“ Heft 9. 98, Seite 30).
Das wichtigste
Ergebnis dieses Artikels lautet: Gruppen funktionieren im Sinne ihrer
Selbsterhaltung wie auch im Sinne ihrer Lebensqualität am
besten, wenn alle Mitglieder sich in einem hohen Maße
gegenseitig helfen und nicht parasitieren.
Durch die
Verbreitung dieses Wissens und des altruistischen Verhaltens könnte
die Lebensqualität erheblich gesteigert werden. Das märchenhafte
menschliche Bildungssystem sorgt jedoch dafür, dass solche
relevanten Informationen möglichst geheim bleiben (angewandte
Mystomanie?). Dies beruht u. a. darauf, dass sie religiösen
Konzepten zum Teil widersprechen. Interessanter- und
erfreulicherweise verherrlichen andererseits alle Religionen
Altruismus mehr oder weniger, wenn auch etwas undurchdacht.
6.1.1.2
Psychische Gesundheit
Kriterien
aus dem psychischen Bereich, die tendenziell für die Wahl eines
möglichen Partners sprechen:
Ausgeglichenheit, rationale
Selbststeuerung, Sanguinik
(≈positive
Lebenseinstellung), Natürlichkeit, Toleranz, Empathie (=Ein- und
Mitfühlvermögen), hohe Frustrationstoleranz, emotionale
Bereitschaft und Fähigkeit zu rationaler (meist verbaler)
Konfliktbewältigung, soziale Kompetenz, Mut zum Äußern
und Annehmen konstruktiver Kritik und konstruktiver Wünsche,
sich entschuldigen können, Fehler eingestehen und zugestehen
können, Überlegenheit (auch weibliche!) anerkennen können,
Gerechtigkeitsgefühl und konstruktive Ehrlichkeit,
grundsätzliche Bereitschaft zur Selbstveränderung,
Bereitschaft dazu von anderen Kritik und Hilfe anzunehmen, (statt der
üblichen Authentizitätsneurose
s. o.)
usw.
Kriterien, die tendenziell gegen die Wahl eines
möglichen Partners sprechen:
Neurosen, Indoktriniertheit,
Cholerik, destruktive Aggressivität, chronische Nörgelei,
Intoleranz, niedrige Frustrationstoleranz, Unkontrolliertheit,
übertriebenes Phlegma, Verschlossenheit, Prüderie,
chronische Eifersucht, Drogensucht, Intelligenzmängel, Psychosen
usw.
Zur Klarstellung sei betont, dass alle Menschen, die von
diesen Störungen betroffen (oder auch bedroht) sind, Hilfe,
Verständnis und Schutz verdienen. Psychisch Gestörte sind
aber nicht unbedingt als Partner und meistens noch weniger als Väter
oder Mütter geeignet.
Die Heilungschancen für
Erwachsene mit deutlichen psychischen Störungen werden derzeit
weltweit im Durchschnitt überschätzt. Diese Störungen
entstehen wie gesagt durch genetische Fehler und/oder
Sozialisationsfehler. Beide können von den Betroffenen kaum, von
der Gesellschaft aber stark beeinflusst werden. Insbesondere die
Fähigkeit, sich selbst sinnvoll zu steuern, muss gelernt werden,
wird aber häufig nicht vermittelt. Auch die Fähigkeit, sie
zu vermitteln, ist relativ wenig verbreitet (100 Jahre Arbeit für
10 000 000 Supernannies). Trotzdem erwartet die Mehrheit mit
unglaublicher Selbstverständlichkeit, dass jeder „halbwegs
normale Erwachsene“ Selbstdisziplin besitzt und verwirklicht.
Weitgehend wertneutrale Kriterien:
Extravertierte
Menschen harmonieren eher mit Extravertierten.
Introvertierte
Menschen harmonieren eher mit Introvertierten.
(Extraversion
[extra = nach außen, Version =Wendung] ist gekennzeichnet durch
Geselligkeit, Unternehmungslust usw.)
(Introversion [intro =
nach innen] kennzeichnet Individualisten, die gerne zu Hause und in
sich gekehrt sind).
Auch für die meisten
Freizeitaktivitäten, Berufe, Kunstrichtungspräferenzen usw.
gilt, dass nicht eine objektiv wesentlich wertvoller ist als die
andere. Dennoch führen unterschiedliche Auffassungen oft zu
Konflikten.
6.1.1.3
Intelligenz und Bildung
6.1.1.3.1
Bildung
Konstruktiv
ist ein hohes Maß an Selbst–, Menschen– und
Gesellschaftskenntnis, also vor allem psychologisches, medizinisches,
ethisches, aber auch alltagsrelevantes, technisches, handwerkliches
und naturwissenschaftliches Wissen und Können. Unwesentlich
(minderwertig!) sind oft viele fachliche Detailkenntnisse (und) z. B.
ca. 1/3 des üblichen Schulwissens.
Ohne Selbst–
und Partnerkenntnis ist eine rationale Partnerwahl unmöglich.
Sinnvoll zuordnen kann nur, wer beide
Partner einer Partnerschaft kennt. Das dazu nötige
psychologische Wissen wird in allen menschlichen Gesellschaften wenig
vermittelt. Es wird sogar häufig abgelehnt (tabuiert), weil eine
Verwissenschaftlichung der heiligen, mystischen, zufälligen,
intuitiven, gottbefohlenen Partnerwahl widerspricht (s. o.). Der
Begriff „heilig“ ist hier deshalb besonders angebracht,
weil religiöse Ursprünge am meisten zu diesem Tabu
beitragen.
Technisches (auch handwerkliches) und
naturwissenschaftliches z. B. medizinisches Wissen können im
Allgemeinen mehr zur Lebensqualität des Partners (aller
Menschen) beitragen, als z. B. ästhetisches (Kunst, Musik usw.)
und geisteswissenschaftliches (Philosophie, Sprachen, Religionen
usw.) und höhere Mathematik. Unterrichtet wird jedoch
überwiegend letzteres. Deshalb sind mindestens 40 Prozent des
gymnasialen Lernstoffs für menschliche Lebensqualität,
nicht nur in Partnerschaften, weitgehend nutzlos, ja sogar
destruktiv, da sie die Möglichkeit der Vermittlung konstruktiver
Informationen aus zeitlichen, motivationalen und ideologischen
Gründen mehr oder weniger blockieren und z. T.
Falschinformationen enthalten. Nähere Erläuterungen finden
sich im Kapitel „Irrationale Informationsverbreitung“.
6.1.1.3.2
Intelligenz
Konstruktiv
ist die Fähigkeit und Bereitschaft, Konflikte und ihre Ursachen
zu erkennen oder
zu antizipieren
und die Entstehung destruktiver Konflikte vermeiden zu können,
beziehungsweise Konflikte lösen zu können. Zur
konstruktiven Konfliktlösung bedarf es der Fähigkeit,
sachlich, logisch, konsistent (=widerspruchsfrei), zielgerichtet usw.
zu argumentieren. Besonders wichtig sind die Fähigkeit und
Bereitschaft, die Berechtigung von sich widersprechenden Ansprüchen
der Partner objektiv, also ohne parasitären Egoismus, aber auch
ohne Helfersyndrom oder krankhafte Unterwürfigkeit zu prüfen,
zu vergleichen und zu gewichten.
Weniger wichtig, aber nicht
völlig nutzlos, sind die zusammenhanglosen Einzeldaten
(„Bildung“), die Ausbildungsinstitutionen weltweit mit
Stolz und Präferenz vermitteln. Emotionale Selbstkontrolle und
logisches Denken werden (im Gegensatz zur angeblich logischen
lateinischen Sprache) weniger vermittelt.
So glaubt die
Mehrheit der so genannten Erwachsenen, dass Fehler und Rechtsverstöße
der Anderen eigene Fehler und Verstöße rechtfertigen,
antwortet auf Kritik mit Gegenkritik, statt mit Selbstkritik und
argumentiert häufig völlig unsachlich.
6.1.1.4
Sexuelle Harmonie, Übereinstimmung, Kompatibilität
(=Vereinbarkeit)
Der
ideale Mensch hat keine irrationalen (Sexual)tabus. Rational sind
alle (Sexual)Tabus, die Infektionen und Verletzungen (auch
psychische) verhindern helfen. Der ideale Partner hat die gleichen
Vorlieben und Aversionen wie sein Partner.
In
einer idealen Gesellschaft empfinden alle Menschen alle sexuellen
Verhaltensweisen, die nicht zu Infektionen oder Verletzungen führen,
als angenehm.
Da Appetenzen und Aversionen sich im Laufe der Zeit ändern
können, ist auch eine harmonische Situation im Sexualbereich
kritisch, potentiell instabil und potentiell konfliktbesetzt.
Deutliche Unterschiede zwischen den quantitativen
Sexualbedürfnissen der Partner wirken sich meistens
antihedonisch aus.
Mangelnde psychologische Kenntnisse führen
häufig dazu, dass solche Unterschiede wachsen, da oft das
Sexualbedürfnis des Partners, der weniger sexuelle Lust
empfindet, umso mehr nachlässt, je mehr es gefordert und
überfordert wird. Für diese Mechanismen gibt es
verschiedene Gründe:
Der wichtigste dürfte eine ganz gewöhnliche
Konditionierung sein. Sexuelle Motivation und Aktivität nehmen
ab, weil sie mit unangenehmen Gefühlen und Reizen (Zwang,
Streit, Nörgelei usw.) verbunden werden.
Oft liegt eine
trotzige Gegenreaktion auf Zwänge aller Art vor. Das gilt
besonders in Gesellschaften, in denen Zwänge stark verteufelt
und Freiheit stark verherrlicht wird, also in typischen heutigen
Industriegesellschaften.
Auch Gewöhnungslernen kann eine
Rolle spielen. Menschen neigen dazu, das Seltene zu wollen
(Raromanie) und auf immer wieder dargebotene Reize gelangweilt zu
reagieren.
Auch in anderen Bereichen, wie z. B. Reinlichkeit,
anständiges Benehmen, Verzicht auf Drogen usw., können
ständige Forderungen zu Abwehrreaktionen führen. Die
Fähigkeit zur konstruktiven Dämpfung (nicht nur) dieser
Wachstumsprozesse fehlt vielen Menschen. Deshalb kann es z. B.
passieren, dass Partner sich zunächst nur sexuell, später
dann auch in vielen anderen Bereichen (Generalisierung),
auseinanderleben, nur weil z. B. während und nach einer
Schwangerschaft die sexuelle Motivation einer Frau durch hormonelle
Wirkungen (vorübergehend!) stark nachgelassen hat.
Die
Regulation des menschlichen Sexualverhaltens durch Angst und
Unterdrückung müsste, wie alle Funktionen unangenehmer
Gefühle, (weitgehend?) durch rationale Selbststeuerung ersetzt
werden (vgl. Kapitel Sexualität).
In der Zukunft werden die
quantitative und qualitative sexuelle Ähnlichkeit der Partner
etwas an hedonischer Bedeutung verlieren, da die extreme
Überverherrlichung der Monogamie und die extreme Verteufelung
der Promiskuität abnehmen werden. Man wird diese Bedürfnisse
(so wie heute schon viele andere) dann (ohne schlechtes
[Prostitutions]Gewissen) mit anderen Partnern befriedigen. Ursache
für diese Abnahme sind Gewöhnungslernen, Sexualbedürfnisse,
der Wunsch nach Abwechslung, zunehmende Beherrschung von
Infektionskrankheiten und Empfängnisverhütung sowie
abnehmender Einfluss von Religionen. Religionen werden durch die
Beseitigung des natürlichen Todes und die zunehmende
Beherrschung aller Gefahren allmählich verschwinden.
Diese
Prozesse werden allerdings zurzeit auch verzögert. Ursachen
dafür sind beispielsweise das Abschotten vieler Menschen
gegenüber religionskritischen Informationen und das Aufblühen
von Infektionskrankheiten (z. B. AIDS). Letztere wiederum sind
wichtige Ursachen für sexuelle Unterdrückungen jeder Art
und für die Verbreitung religiöser Werte wie Treue
(Promiskuitätsfeindlichkeit).
6.1.1.5.
Ideologische Harmonie und Harmonie im Alltagsleben
Der
Alltag wird, wie Sexualität, überwiegend unvermeidlich
gemeinsam erlebt. Bei ideologischen Unterschieden und bei
Konventionsunterschieden treten Konflikte und Frustrationen auf.
Diese sind selten langfristig durch anpassende Veränderungen der
Partner oder durch Toleranz vermeidbar bzw. ertragbar.
Beispiele
für starke Polarisierungen (Verschiedenheit, Gegensätzlichkeit),
die sich unter anderem im Alltagsleben antihedonisch auswirken
können:
Partner
1
Partner 2
schlampig
Reinlichkeitsfimmel
Kinder sollen machen,
autoritär
was sie wollen =laisse faire
bohrt
in der Nase, rülpst,
kennt Knigge auswendig
Morgenmuffel, Langschläfer
Frühaufsteher
abends aktiv
um 21:00 im Bett
Rockmusikfan
Klassikfan
“Antivolksmusiker“
Heinofan
faul
leistungsbetont
Grünwähler
CSU-Wähler
Ohnemichel
politisch und ethisch
engagiert
gleichgültig
verantwortungsbewusst
ohne Sexualtabus
sexuell verklemmt
unsportlich
sportlich
Raucher
Antiraucher
“lipophil“ =fettliebend
Schlankheitsfanatiker
Naturwissenschaftler
Geisteswissenschaftler oder
abergläubisch
Wissenschaftler
Prolet oder Esoteriker
Bewegungsmuffel
Tänzer
Kulturbanause
Kunstfreak
Materialist
Idealist
unkonventionell
konventionell
intellektuell
naiv
Stubenhocker
unternehmungslustig
Modefreak
Modemuffel
eifersüchtig, monogam
polygam, untreu, Swinger
Rassist,
Neonazi
antirassistischer Kosmopolit
Mohammedaner
Christ
Atheist
religiös
6.1.1.6.
Freizeitgestaltung, Hobbys
Eine
teilweise Überschneidung von Arbeits– und Freizeitwelt der
Partner verbessert meistens die Qualität der Beziehung. Eine
vollständige Überschneidung kann der Beziehung schaden. Die
Möglichkeit (Freiheit) zum Kontakt mit anderen Menschen wird
meistens als angenehm empfunden und liefert oft konstruktive
Anregungen (Informationen) für beide Partner. Solche Kontakte
entstehen besonders bei mehr oder weniger getrennten Freizeit–
und Arbeitswelten. Ständiges Zusammensein fördert i. d. R.
Gewöhnungslernen, Langeweile, Aggression und Frustration. Das
gilt besonders, wenn das Zusammensein durch Eifersucht erzwungen oder
von Eifersucht begleitet ist.
Es gilt allerdings zu bedenken,
dass Menschen mit der Häufigkeit des Zusammenseins sehr
verschieden gut umgehen können.
Einige Menschen haben auch
in diesem Bereich masochistenwürdige Methoden entwickelt, um
ihre Beziehungen zu zerstören. Sie verbringen eifersüchtig
kontrollierend jede denkbare freie Minute miteinander und wählen
zusätzlich den gleichen Beruf, um in der gemeinsamen Praxis,
Büro, Schule usw. auch beruflich ständig beisammen sein zu
können. Nicht gemeinsame Hobbys verbieten sie sich „voller
Toleranz“ gegenseitig und geben sie auf. Nach einigen Monaten
oder Jahren haben es Gewöhnungslernen und
(Eifersuchts)frustrationen dann hoffentlich gemeinsam geschafft, die
Verbindung aufzulösen.
6.1.1.7.
Äußere Attraktivität
Menschen
schätzen, pflegen, verherrlichen und verbreiten mit Vorliebe
solche Auswahlkriterien bei der Partnerwahl, die oft besonders wenig
konstruktiv wirken:
Augenfarbe, Haarfarbe, Bräunung,
Haarlänge, Fingernagellänge, Nasenform, Make-up,
Tätowierungen, Sternzeichen, Körpergröße,
Geruchlosigkeit (oder ersatzweise auch Duft nach
Hautschädigungsdeos), sprachliche Akzente, Klang der Stimme,
Rasse, Nationalität, Geld, Schönheit, spontane Sympathie
und Antipathie (Ähnlichkeitsintuition) - nettes Auftreten
(kann z. B. gespielt sein) –usw. (therapeutische Hinweise s.
o.).
6.2
EINIGE
TYPISCHE PARTNERSCHAFTSPROBLEME
Die
„Warum liebst du mich nicht (mehr)?-Problematik“:
Vorwürfe, die sich auf mangelnde Liebe beziehen, können
berechtigt sein, wenn sie sich auf mangelndes altruistisches
Verhalten beziehen und wenn Liebesgefühle nie existiert haben,
also betrogen wurde. In allen anderen Fällen, und das sind die
meisten, sind diese Vorwürfe und Forderungen, z. B. in zahllosen
Songs, wie „You`ve lost that loving feeling“, „
Bring back that loving feeling“ , nicht berechtigt.
Begründung:
Gefühle, wie z. B. Liebe,
die jemand (A), z. B. für seinen Partner (B), empfindet, können
von A, auch wenn A es will, fast überhaupt nicht beeinflusst
werden. B (jede [un]geliebte Person) hat dagegen gewisse
Einflussmöglichkeiten auf die Gefühle seines Partners zu
ihm (B). Jeder Mensch kann die Gefühle seines Partners (anderer
Menschen) im Durchschnitt eher und mehr beeinflussen als seine
eigenen. Sympathie, Liebesgefühle usw. können durch
ungerechtfertigte Frustrationen zerstört bzw. vermindert und
durch die Gabe angenehmer Gefühle verstärkt bzw. erzeugt
werden (operantes Konditionieren siehe Kapitel X).
Zwänge
Wenn
Liebesgefühle erzwungen und erwartet werden, entstehen sie oft
nicht. Zwei wichtige Ursachen für diesen Sachverhalt sind die
menschliche Überverherrlichung von Freiheit (Liberomanie) bzw.
Überverteufelung von Zwängen und der Wunsch, gerade das
schwer oder nicht Erreichbare haben zu wollen. Deshalb ist es
manchmal konstruktiv, sich unehrlich
nicht zu seiner Liebeswerbung zu bekennen und sich nicht
aufzudrängen. Übertriebenes Umwerben kann oft sogar zu
Abwehrreaktionen beim Umworbenen führen.
Hier spielt
Frustration, aber auch die gerade angesprochene Raromanie eine
wichtige Rolle. Menschen lieben oft gerade das, was sich entzieht
oder selten und unerreichbar ist. Dies gilt für das
partnerschaftliche Werben und Sexualität besonders. Weibliches
Kokettieren
motiviert viele Männer ganz besonders.
Diese
Verhaltensweisen stammen wahrscheinlich von uralten z. T.
vormenschlichen Balzritualen ab. Diese Rituale hatten wahrscheinlich
vor allem die Funktion, den bestmöglichen Vater auszuwählen
und Sexualakt und weibliche Sexualbereitschaft zu synchronisieren.
Auch der Wunsch (und noch mehr der Erfolg) generell schwierige
Aufgaben zu bewältigen, wirkt (bis heute) oft arterhaltend.
In
anderen selteneren Fällen führt allerdings gerade das
dauerhafte Umwerben zum Erfolg.
Wegen der extremen
Verschiedenheit der Menschen gibt es bzgl. des Umgangs, besonders mit
fremden Menschen, keine allgemeingültigen Patentrezepte.
Was
für das Umwerben eines Fremden gilt, gilt entsprechend für
das langfristige Umsorgen, Verhätscheln
und Verwöhnen
des Partners. Der Partner, der dies tut, macht sich zu etwas immer
Verfügbarem und möglicherweise Aufdringlichen und
Langweiligen. Manche Partner, z. B. viele, auf die das Unerreichbare,
das Mystische und Fremde besonders attraktiv wirken, stößt
dieses Verhalten ab. Andere genießen diese Behandlung
jahrzehntelang. Das ständige Zusammensein und Umsorgen ist in
einer Partnerschaft nur dann konstruktiv, wenn und solange es, wie z.
B. meistens bei Verliebten, von beiden
Partnern gewünscht wird.
Wenn Liebesgefühle eines
Partners nachlassen, so liegt die Ursache (Schuld?) am häufigsten
im Gewöhnungslernen und in ungerechtfertigten Frustrationen
durch den anderen Partner, also bei dem, der Vorwürfe äußert.
Selbstvorwürfe wären möglicherweise angebracht. Wir
halten also nochmals resümierend fest:
Nur
der Partner
hat die Chance, durch dauerhaftes konstruktives Verhalten die
Liebesgefühle in seinem Partner zu erzeugen und langfristig zu
erhalten. Menschen können ihre eigenen Gefühle fast gar
nicht selbst direkt willentlich beeinflussen.
6.2
Gewöhnungslernen,
Promiskuität, Polygamie, Treue, Ehrlichkeit, Neurosen
Ein
weiterer wesentlicher Grund für das Nachlassen von (fast allen)
Gefühlen ist Gewöhnungslernen. Dieses angeborene Nachlassen
der Wirkung fast aller angenehme Gefühle auslösenden Reize
kann nur durch sehr fragwürdige eugenische (≈genetische)
Maßnahmen oder durch Partner- bzw. Reizwechsel bekämpft
werden (s. o.). Besonders in Beziehungen mit Kindern können
Partnerwechsel antihedonisch wirken. Eltern sollten deshalb in der
Regel das Nachlassen der Verliebtheit antizipieren
(≈vorausahnen), akzeptieren und die Vorteile wechselseitiger
Vertrautheit genießen. Stattdessen gaukeln Medien und
Religionen den Menschen Träume von ewiger Liebe vor. Viele
Menschen erwarten daher, intensive Verliebtheitsgefühle noch
nach Jahrzehnten für ihren Partner zu erleben. Wenn dies, wie
fast immer, nicht eintritt, ist die Enttäuschung groß. Der
Ärger wird dann gerne an dem (manchmal völlig unschuldigen)
Partner ausgelassen, statt an („innocentigen“
=“unschuldigen“?), (zölibatären?) Verursachern.
Ein Zusammenleben mit mehreren und wechselnden Partnern (und
Eltern) könnte diesen Problemen entgegenwirken. Es ist auch
keineswegs grundsätzlich unmöglich. Die Großfamilie
bzw. die Großgruppe ist vielmehr das ursprünglich normale
und natürliche Umfeld (allerdings nicht sexuelles Gruppenleben).
Ursprünglich waren viele Mitmenschen an der Erziehung jedes
Kindes beteiligt. Diese Form der Sozialisation ist grundsätzlich
sogar besonders günstig für die Entwicklung von jungen
Menschen. Anders gesagt ist das Aufwachsen in Kleinfamilien,
besonders für Einzelkinder, biologisch betrachtet eine
kulturelle Abnormität, die ohne entsprechende Gegenmaßnahmen
psychische Störungen hervorrufen kann.
Wenn, besonders der
Wechsel von Eltern, aber auch das Zusammenleben in Großgruppen,
meistens sehr problematisch ist, so liegt das hauptsächlich an
der heutigen Verschiedenheit der Menschen (zeitliche Heterogenität,
Generationenkonflikte usw.) und an mangelnder sozialer Kompetenz, z.
B. an Eifersucht und psychischen Störungen. Es gibt Millionen
von Beispielen dafür, dass die Beteiligung von Verwandten und
Bekannten an der Erziehung im letzten Jahrhundert mehr Schaden
angerichtet hat als beim Alleinerziehen entstanden wäre. So
haben z. B. in den 70er und 80er Jahren manche Mütter ihre
Kinder vorübergehend ihren Großeltern anvertraut
(anvertrauen müssen?) und sich später gewundert, dass ihre
Kinder überverwöhnt oder sexuell verängstigter waren
als sie selbst.
In der muslimischen Welt hat manche Mutter nach
solchen „Vertrauensmaßnahmen“ gegenüber ihrer
eigenen Mutter zu ihrem Entsetzen ein klitoral beschnittenes Kind
zurückerhalten. Manchmal werden solche Kinder sogar in Särgen
zurückgegeben. Dann wünscht sich manche Mutter eine
konstruktivere Anwendung altislamischer Bräuche, z. B.
Ehrenmorden oder Schächten für die mörderische Oma
oder besser für die (männlichen) Kräfte in ihrer Welt
die Omas Gehirn manipuliert haben.
Die übliche,
Monogamie verherrlichende, Erziehung verstärkt das Problem des
Nachlassens von Liebesgefühlen, indem sie die Erwartung und
Pflicht ewiger Liebe erzeugt. Je stärker und sicherer die
Dauerhaftigkeit der Liebe (auch der eigenen) erwartet wird, desto
stärker ist auch die Enttäuschung beim Erlebnis vergehender
Liebe.
Die weltweite Verherrlichung der Treue schützt vor
den negativen Folgen exzessiver promiskuitiver Sexualität,
verhindert aber auch das intensive Glück des häufigen
Verliebens und den Genuss der Abwechslung (z. B. der
sexuellen), der in fast allen vergleichbaren Bereichen genutzt wird.
D.h., die
meisten Menschen erleben das Schönste während des größten
Teils ihres Lebens nicht oder mit schlechtem Gewissen.
Wie
verlogen, erfolglos und biologisch unnatürlich die (religiöse)
Zwangsmonogamiesierung ist, erkennt man an folgenden Sachverhalten:
Etwa 10 bis 20 % aller Kinder stammen nicht von ihrem Ziehvater. Etwa
70 bis 80 % aller Menschen haben mindestens einen sexuellen
Seitensprung durchgeführt.
Eine ganze Reihe christlich
konservativer Politiker trat wegen sexueller Affären zurück.
Viele (möglicherweise die meisten) katholischen Priester haben
-trotz Zölibats- sexuelle Kontakte. Einige, besonders
„kinderliebe“ „beglücken“ dabei nicht
nur ihre Schafe, sondern mit Vorliebe ihre Schäfchen (notfalls
auch gegen deren Willen).
Im Tierreich ist die Monogamie
selten. Die meisten Tierarten nutzen den Partnerwechsel, um ihre
genetische Vielfalt zu erhöhen. Nur bei Vögeln und
Säugetieren tritt Monogamie mit ca. 5 bis 20 % etwas häufiger
auf.
Der interkulturelle menschliche Hang, trotz massiver
Verbote und Gewissensbisse immer wieder gegen Polygamietabus zu
verstoßen, erklärt sich u. a. aus dem Wirken angeborener
Anlagen für promiskuitives Verhalten. Gewöhnungslernen ist
dabei gewissermaßen ein Hilfs- und Triebmittel dieser Anlagen.
Natürlich spielt auch der biologisch angelegte Wunsch nach
Freiheit, die Erziehung zur Freiheit, (spätpubertäre)
Trotzreaktionen und sexuell frustrierende Partner eine Rolle.
Die
Erschaffung und Verbreitung von Normen (ethischen Konzeptionen), die
angeborenen Antrieben widersprechen, beschränkt sich nicht auf
Treue und Sexualität. Vielmehr liegt hier ein allgemeines
Prinzip vor (vgl. Abwehrmechanismen u. a. Sublimation, Konflikte
zwischen Es und Über-Ich in der Psychoanalyse). Die entstehenden
Normen, Widersprüche und Konflikte sind teilweise konstruktiv.
Da sie jedoch überwiegend unwissenschaftlich, unflexibel und
unspezifisch entwickelt werden und wirken, führen viele zu
destruktiven Folgen.
Im Folgenden wollen wir
die
Problematik der Aufrechterhaltung oder Auflösung von Beziehungen
ansprechen:
Wenn wir hedonistische Prinzipien zum Maßstab
machen gilt folgendes:
Grundsätzlich
hat die Bildung der besten Beziehung Vorrang vor der Erhaltung jeder
anderen, z. B. einer bereits bestehenden (älteren).
Die Erziehung und die Bindungen von Kindern zu Eltern in bestehenden
Beziehungen sind aber ein wichtiges Argument für den Vorrang
bestehender Beziehungen gegenüber neuen, möglicherweise
(aus unmittelbar rein
egoistischer Sicht der Partner) besseren.
Jeder Partner, der in
einer mittelmäßigen, fragwürdigen oder schlechten
Beziehung lebt, hat i. d. R. nicht nur das Recht, sondern die
Pflicht, einen anderen besseren Partner zu suchen. Dies gilt immer,
wenn er durch dieses Verhalten höhere Lebensqualität für
alle Beteiligten schafft. (Die wichtigsten Beteiligten sind i. d. R.
er selbst, der neue Partner sowie oft auch der bisherige Partner.).
Wenn er dies tut, hat er das Recht und die Pflicht, seinen bisherigen
Partner eine zeitlang über seine Aktivitäten nicht zu
informieren. In diesem Falle wird das leider häufig
unumstößliche Recht auf Wahrheit
und Ehrlichkeit
verletzt, weil Lebensqualität einen höheren Wert darstellt
als jeder andere. Warum gewährt die konstruktive hedonistische
Ethik in diesem Falle ein gewisses Recht auf Unehrlichkeit
(Nichtinformation, Lüge), obwohl auch sie die Ehrlichkeit als
einen hohen Wert ansieht? Nehmen wir an, wir hätten es mit einer
Beziehung zu tun, die man mit mittelmäßig (nicht sehr gut)
bewerten würde. In dieser Situation geht es i. d. R. beiden
Partnern besser, als wenn sie allein leben würden. Deshalb
erscheint es hedonisch sinnvoll, dass beide, während sie noch
zusammen sind, rücksichtsvoll und diskret nach anderen Partnern
suchen. (Das gilt allerdings nur, wenn Aussicht auf den Aufbau
besserer Beziehungen besteht.). Es erscheint unter idealen
Bedingungen sogar besonders sinnvoll, wenn sie sich die Notwendigkeit
und Richtigkeit dieser Suche gegenseitig ein- und zugestehen. In der
menschlichen Realität verhindern jedoch in der Regel Eifersucht,
Missgunst, Treueversprechen, Egoismus usw. eine solche konstruktive
Einigung fast immer. In diesem Falle ist es moralisch vertretbar,
dass jeder eine heimliche Suche beginnt, bzw. Angebote nicht
prinzipiell ablehnt. Heimlich muss diese Suche aus verschiedenen
Gründen sein:
Erstens kann es sein, dass der Partner stark
verletzt wird und konstruktives Vertrauen in der Partnerschaft
zerstört wird. Damit wird die bestehende Beziehung
möglicherweise ganz zerstört. Plötzlich sind beide
Partner völlig allein und stark frustriert. In dieser Situation
kann es dazu kommen, dass die alte Beziehung, jetzt aber unter noch
ungünstigeren Vorzeichen (Misstrauen usw.), wieder aufgenommen
wird.
Menschen lösen diese Problemsituation meisten nicht
pragmatisch, sondern typisch unmenschlich (prinzipiell und
masochistenwürdig), indem sie sich trennen und manchmal unter
dem folgenden Alleinsein sehr leiden. Dann kommt es oft zu mehreren
Wiederversöhnungen und frustrierenden Streitereien. Auch auf
einen weiteren Vorteil verzichtet der tugendhafte
Prinzipienmasochist: In der Situation des Alleinseins werden
Misserfolge bei der Suche nach neuen Partnern viel schwerer
verkraftet, als wenn noch eine halbwegs intakte Beziehung besteht.
Ein weiterer Grund für die Berechtigung der heimlichen
Partnersuche liegt in der Erfolgserwartung. Viele dieser Suchen
führen nicht zum Erfolg. Manche Partner suchen sogar den
gesamten Rest ihres Lebens vergeblich. Wenn sie nun ihren Partner
schon vor oder während der Suche ehrlich darüber informiert
haben, haben sie vor allem destruktive Frustration verbreitet. Um
sich und dem Partner dieses unnötige Leid zu ersparen, ist in
dem zur Diskussion stehenden Fall Unehrlichkeit
zumindest für einige Monate erlaubt, ja sogar gefordert. Diese
Unehrlichkeit erhöht auch die Lebensqualität des
verlassenen Partners. Die Forderung nach Unehrlichkeit bezieht sich
auch auf den möglichen neuen Partner. Er muss nicht unbedingt
sofort über eine bestehende Beziehung informiert werden, wenn es
sicher ist, dass diese zugunsten einer besseren Beziehung aufgelöst
wird. Jeder Mensch hat das Recht und die Pflicht, während einer
Partnersuche, jeden möglichen Partner nicht über jeden
möglichen anderen Partner zu informieren. Dies gilt solange, bis
er sich sicher ist, mit einem der möglichen Partner eine (sehr?)
gute Beziehung führen zu können. Dann wird es (zumindest in
der realen menschlichen Gesellschaft) zu seiner Pflicht, alle anderen
möglichen Partner über die neue Situation zu informieren.
Dadurch wird es möglich, dass diese frei nach anderen,
bestmöglichen Partnern suchen können.
Wer sich
entsprechend dieser Vorschläge (unehrlich) verhält, muss
beachten, dass sie in einer idealen Gesellschaft richtig sind, in der
derzeitigen realen jedoch oft Schaden anrichten. Das liegt vor allem
an der häufig verabsolutierten Ehrlichkeitsmanie.
Jemand, der unehrlich ist, wird i. d. R. benachteiligt oder
verteufelt, oft selbst wenn er konstruktive oder sogar selbstlose
Absichten nachweisen kann. Das Problem der Ehrlichkeit ist ohnehin
eines der schwierigsten ethischen Probleme überhaupt (s.
u.).
Die oben vorgeschlagenen Strategien werden von den meisten
Menschen ebenso öffentlich abgelehnt, wie heimlich, aber oft
chaotisch, genutzt.
Sie gelten auch nur in einer Gesellschaft,
in der alle
Menschen dauerhafte Partnerschaften suchen. Das ist in der
derzeitigen menschlichen Gesellschaft nicht der Fall. Manche Menschen
suchen Dauerpartnerschaften oder materielle Versorgung, andere one
night stands, wieder andere gelegentliche Seitensprünge, manche
gar keine Sexualität usw. Innerhalb jeder dieser Gruppen sind,
wie so oft bei gleichgesinnten Gruppenmitgliedern, konstruktive
Einigungen relativ leicht möglich. Menschen, die sich
gegenseitig sexuelle Freiheit gewähren können, haben in
diesem Bereich weniger Probleme. Schwierig wird es, wenn Vertreter
verschiedener Auffassungen (Ideologien, Wertsysteme) interagieren.
Wir stoßen hier auf eines der größten und
schwierigsten (aber vermeidbaren) ethischen Probleme der heutigen
menschlichen Gesellschaft, auf den Konflikt zwischen unvereinbaren
Grundwerten.
Unvereinbare
Grundwerte
Wir
wollen die Problematik an folgendem nicht ganz seltenen Beispiel
erläutern: In einer Partnerschaft wird von einem oder beiden
Partnern sexuelle Freiheit gerne genommen, aber ungern gewährt
(Andre Weller-Wahn). (Weller ist ein (äußerlich!)
attraktiver Boxer, der sich öffentlich dazu bekannt hat, dass er
fremd geht, seiner Frau dies aber verbietet).
Nehmen wir an, in
einer Partnerschaft steht ein Partner in der traditionellen Moral,
verherrlicht also sexuelle Treue
(unser erster Grundwert). Der andere hat die Ursachen und den Wert
der sexuellen Treue kritisch untersucht und durchdacht und lehnt sie
deshalb ab. (Weshalb er mit dieser Ablehnung eher hedonisch richtig
liegt, ist im Kapitel X „Sexualität“ und X „Ethik“
erläutert.). Beide Partner sind von der Richtigkeit ihrer
Moralvorstellungen und der Berechtigtheit ihrer Forderungen nach
Treue bzw. nach sexueller Freiheit fest überzeugt. Beide Partner
halten natürlich auch viel von Ehrlichkeit
(unserem zweiten Grundwert), da sie ein wichtiges Fundament für
Vertrauen und Liebe ist. Aufgrund der Freiheit und des Rechtes auf
unterschiedliche Moralvorstellungen entsteht ein grauenhafter
Konflikt. Der Partner, der mit Recht Treue ablehnt, könnte nun
auf seine berechtigte Forderung nach sexueller Freiheit verzichten
oder sich die sexuelle Freiheit nehmen und durch Unehrlichkeit
Konflikte vermeiden (oder schaffen?). Da er Unehrlichkeit ablehnt,
führt dies zu unangenehmen Gefühlen, die Menschen als
schlechtes Gewissen bezeichnen. Der Verzicht auf sexuelle Abwechslung
führt zu ähnlich intensiven unangenehmen Frustrationen.
Diese Frustrationen werden zusätzlich dadurch verstärkt,
dass die Forderung nach Treue als unberechtigt empfunden wird.
Ähnliche Konflikte (Eifersucht) entstehen, wenn der andere
Partner auf seine Forderungen nach Treue verzichtet.
Dies ist
ein schönes Beispiel für unlösbare Konflikte und
ungeheures Leid, die durch die selbstverordnete menschliche
Liberomanie und Heteromanie (Wertechaos) entstehen.
Menschen
schlagen i. d. R. in solchen Fällen die Trennung vor. Wörtlich:
„Such dir doch einen, der auch auf Fremdgehn steht!“ Dass
die Seltenheit wechselseitiger starker Liebesgefühle und
schwache Chancen auf das Zusammentreffen mit einem sehr gut
harmonierenden anderen Partner dem im Wege stehen könnten, wird
schon mal ignoriert. Ebenso undenkbar ist es, dass Menschen kritisch
ihre eigenen Werte (ihr Wertechaos) in Frage stellen, korrigieren und
harmonisieren. Einige Menschen, wie Sokrates, Jesus, G. Bruno, J.
Locke, Freud, Oswald Kolle, und so weiter, die so etwas getan haben,
wurden sogar verfolgt, bedroht oder umgebracht.
Verabsolutierte
Ehrlichkeit
Wie
bei jeder Form menschlicher Kommunikation, dient Ehrlichkeit auch in
Partnerschaften nicht immer der Lebensqualität. Da Ehrlichkeit
dennoch oft überverherrlicht wird, entstehen viele vermeidbare
Konflikte und destruktives Leid. Beispiele: Es wird oft Kritik an
Dingen, wie z. B. Körpergröße, geübt, die der
Partner nicht ändern kann. Es werden bedeutungslose
Seitensprünge gestanden, die besonders die sexuelle
Liebesfähigkeit des Betrogenen, manchmal für die gesamte
gemeinsame Zukunft, stören oder zerstören (vgl. Shania
Twain, „Is there life after love“, ein Lied auf ihrer CD,
„The woman in me“, das die Problematik auf schöne
und gekonnte Weise verdeutlicht.). Zu allem chaosorientierten
Überfluss führt die Ehrlichkeit manchmal auch noch dazu,
das Vertrauen wiederhergestellt oder sogar verstärkt wird.
Die
meisten Menschen haben große Schwierigkeiten, mit ihrem Partner
zu schlafen, wenn dieser gerade vorher einmal
sexuell untreu war. Viele haben viel weniger Schwierigkeiten (viel
Spaß), mit jemandem zu schlafen, der 1000-mal mit seinem
Ehepartner oder 100-mal mit 50 verschiedenen bezahlenden Freiern
geschlafen hat und/oder noch schläft. Wenn man bedenkt, wie viel
größer die objektiven (Infektions)Gefahren im zweiten
Beispiel sind, wird die ungeheure „Rationalität“
menschlicher Selbststeuerung wieder einmal aufs Unangenehmste
deutlich. Betrachten wir zwei weitere Beispiele für die
angesprochene „Rationalität“.
1. Fast alle
Menschen schlafen eher mit einem attraktiven Partner als mit einem
unattraktiven. Beim Infektionsrisiko liegen die Dinge jedoch genau
umgekehrt: Attraktive Menschen haben im Durchschnitt deutlich mehr
Sexualkontakte und Partnerwechsel als unattraktive. Deshalb sind sie
auch häufiger Träger von Krankheitserregern und damit ein
erhöhtes
Infektionsrisiko.
2. Menschen arbeiten, wie oben ausführlich
besprochen, seit Jahrhunderttausenden systematisch an ihrer
Selbstverhässlichung.
Dabei
begnügen sie sich nicht mit langatmiger genetischer
Selbstverstümmelung, sondern wenden auch Schnellprogramme an.
Häufig tritt die vielgeliebte, voll verfressene fast
food-Verfettung auf, aber auch Kriegsverletzungen, Seuchen,
Ärztepfusch und so weiter werden „begeistert“
genutzt. Dennoch fühlen sich die meisten Menschen in „Guten
wie in Schlechten Zeiten“ vor allem bei „Reich und Schön“
wohl und heimisch, um nicht zu sagen: „Unter Uns“, manche
fühlen bei derlei Unterhaltung sogar „Rote Rosen“
und „Sturm der Liebe“.
Viele
(wahrscheinlich die weitaus meisten) Menschen träumen dennoch in
der Regel von schönen
Partnern. Das gilt besonders deshalb, weil die meisten keinen solchen
(mehr) haben. Um das „Glück“ dieser Träumer nun
perfekt zu machen, verbieten viele ihrem Partner nicht nur das reale,
sondern auch gleich jegliches fiktives, Fremdgehen. Noch
verpönter ist das halbfiktive Fremdgehen, insbesondere der
Pornographiekonsum, in F(l?)ach- oder (Schwach?)kreisen auch
„Wichsvorlagengenuss“ genannt (vergleiche Kapitel
Sexualität).
Damit
zurück zum Ehrlichkeitsproblem:
Ehrlichkeit kann schaden,
wenn gegensätzliche Meinungen (z. B. sich widersprechende
Ideologien) ehrlich aber schockierend vollständig sofort
mitgeteilt werden, obwohl allmähliche Mitteilungen zu
harmonischen Kompromissen und Annäherungen geführt hätten.
Menschen sind z. B. oft nur dann bereit Meinungen zu ändern,
wenn sie dies allmählich, in Gruppen und selbstbestimmt tun
können. Schockierende Revolutionen haben oft heftige
Gegenreaktionen ausgelöst, selbst wenn sie die besseren
Argumente auf ihrer Seite hatten. Dies geschah u. a. in Teilen der
arabischen Welt als Reaktion auf schnelle Zwangsverwestlichungen
(Frauenfreundlichkeit, Sexualfreundlichkeit, Demokratisierung usw.).
Auch
z. B. in der deutschen Geschichte (und Gegenwart!) finden sich braune
Begegnungen dieser unheimlichen reichen dritten Art.
Der
Umgang mit der Ehrlichkeit gehört, wie gesagt, zu den
schwierigsten ethischen Problemen. In einer idealen Gesellschaft
würde sich bekanntlich jeder Mensch stets so verhalten, dass die
Lebensqualität aller von seinem Verhalten Betroffenen möglichst
hoch wäre. Er würde deshalb manchmal Lügen bzw.
Informationen nicht oder unvollständig verbreiten. Es wäre
allgemein bekannt, dass man nicht immer die Wahrheit erführe.
Jeder hätte tiefes Vertrauen in ein allgemeines prohedonisches
Verhalten, Denken und Fühlen, aber nicht in Ehrlichkeit. In
dieser Hinsicht bestünde also (oder entstünde sogar
zusätzliches?)
Misstrauen. Dies könnte antihedonische Konsequenzen haben. In
diesem Falle müsste man einen Drahtseilkompromiss zwischen einem
gewissen Maß an Ehrlichkeit und unmittelbaren hedonischen
Zielen suchen. Das wird man ohnehin tun müssen, da es zwar
bessere Gesellschaften gibt als die derzeitige menschliche, aber
keine idealen.
Konflikte treten z. B. immer dann auf, wenn
jemand zwar das Beste für sich und seine Mitmenschen anstrebt,
aber nicht erreicht. Das kann daran liegen, dass er zu wenige
Informationen hatte, zu dumm war, die Bedingungen sich
zwischenzeitlich geändert haben usw. Deshalb wird es in realen
Gesellschaften immer wieder Situationen geben, in denen Mitmenschen
sich mehr Informationen (Ehrlichkeit) wünschen oder gewünscht
hätten, weil sie weniger antihedonische Entscheidungen gefällt
hätten als ein Lügner (für sie).
Weitere
Konflikte können immer dann entstehen, wenn es darum geht,
nachzuweisen, dass eine Lüge (das Vorenthalten von Information)
wirklich am besten der Lebensqualität aller Beteiligten und
nicht primär dem Lügner gedient haben. Es sieht so aus, als
laufe der Wettstreit zwischen Ehrlichkeit und Lebensqualität,
wie ihn der konstruktive Hedonismus fordert, auf einen (faulen?)
Kompromiss hinaus.
Wie wir im Kapitel X „Ethik“ und
„konstruktiver Hedonismus“ näher erläutern,
laufen wahrscheinlich alle Konflikte zwischen irgendwelchen
Grundwerten auf Kompromisse hinaus. Sollte man dann die ganze
Diskussion nicht einfach vergessen und bei den heutigen Lösungen
bleiben? Das wäre mit Sicherheit falsch, weil jede
der heutigen prinzipiellen Lösungsstrategien erheblich
verbessert werden kann.
Wir wollen das Ganze am Beispiel des
Ehrlichkeitsproblems nochmals verdeutlichen: Was die heutige
Gesellschaft als Lösung gewählt hat, verdient die
Bezeichnung Chaoskompromiss. Gleichzeitig wird Ehrlichkeit
verherrlicht, Notlügen und konstruktives Lügen akzeptiert
und destruktive Lügen und die Verbreitung jeglicher
Falschinformation häufig durchgeführt und toleriert
(Beispiele siehe oben). Das Resultat ist, wie beim Umgang mit allen
Grundwerten, unnötig verminderte Lebensqualität. Was der
konstruktive Hedonismus will, ist die Reduzierung antihedonischer
Wirkungen (z. B. übertriebene Ehrlichkeit oder Unehrlichkeit)
auf ein möglichst niedriges Maß. Dieses Maß ist
niedriger als jedes Maß, das von heute üblichen
menschlichen Ethiken erreicht wird.
Treue
Zum
Problembereich Treue haben wir oben und im Kapitel „Sexualität“
bereits einiges gesagt. Es ging und geht primär um die sexuelle
Treue, weil sie den Menschen besonders viele Probleme macht. Wir
fassen das wichtigste kurz noch einmal zusammen:
Die sexuelle
Treue bringt Vor- und Nachteile mit sich. Deshalb finden sich im
Tierreich alle denkbaren Formen: Monogamie (selten), eindeutige
Polygamie (häufiger) und unzählige Zwischenformen (am
häufigsten). Damit ist klar, dass es im Sinne der Arterhaltung
keine eindeutig richtige Festlegung gibt. Wir werden natürlich
bei der Diskussion wie immer auch die Lebensqualität als Ziel
berücksichtigen. Einige Vor- und Nachteile der Treue und damit
Ursachen für ihre Existenz:
Treue kann die Verbreitung von
Infektionskrankheiten behindern.
Untreue trägt zur
Verbreitung genetischer Verschiedenheit bei.
Eine
unveränderliche feste Beziehung zwischen Partnern und Kindern
kann die Erziehung vereinfachen und verbessern. Sie vereinfacht(e)
(ökonomisiert) oft auch andere Aktionen in einer menschlichen
Gruppe (Urhorde). So werden in Gruppen mit festen Partnerbeziehungen
weniger Kämpfe, Balzaktionen usw. um Vermehrungsprivilegien
geführt als in promiskuitiven Gruppen. Gleichzeitig beteiligen
sich sehr viel mehr (vor allem männliche) Individuen an der
Vermehrung der Art als es zum Beispiel bei Arten, wie Löwen,
Hirschen, Wölfen und so weiter der Fall ist. Bei diesen Arten
haben nur wenige meistens körperlich besonders leistungsfähige
Männchen (manchmal auch Weibchen) Vermehrungsrechte. Wenn viele
Individuen an der Vermehrung beteiligt sind, entsteht der Vorteil
hoher genetischer Variabilität. Wenn nur eine kleine Elite
beteiligt ist, entsteht der Vorteil hoher (genetischer)
Leistungsfähigkeit (Fitness). Die gleichzeitige Nutzung dieser
beiden Vorteile, dürfte ein Grund dafür sein, dass die
meisten Tiere (einschließlich der Menschen) mit einer Mischung
aus Monogamie und Polygamie
leben. Die Vorteile, die diese Mischung bringt beziehen sich primär
auf die Arterhaltung, im Sinne der Lebensqualität bringt sie
eher Nachteile. Sie führt zu einem der bedeutsamsten Konflikte
in der menschlichen Gesellschaft, der durch den gleichzeitigen Wunsch
nach sexueller Abwechslung und nach sexueller Treue entsteht. In der
menschlichen Kultur wurde, besonders in den letzten Jahrtausenden,
die Monogamie und die Treue weit über das ursprünglich
natürliche Maß hinaus verherrlicht, gefördert und
gefordert. Gleichzeitig wurde die Polygamie (Promiskuität) fast
überall verteufelt. Das lag vor allem daran, dass in den letzten
Jahrtausenden immer mehr Kontakte zwischen Individuen verschiedener
Kulturen stattfanden (Migration, Kolonisierung, Völkerwanderungen
und so weiter). Dadurch wurden (besonders beim Austausch von
Körperflüssigkeiten) Krankheitserreger, die vorher
geographisch isoliert waren, auf dem ganzen Globus verbreitet.
Der
Wunsch nach sexueller Abwechslung ließ sich aber nur teilweise
unterdrücken. Immer, wenn sich die Verbreitungschancen der
Krankheitserreger (wie zum Beispiel auf abgelegenen Inseln oder durch
die Entwicklung von Antibiotika) verschlechterten, verbesserten sich
die Chancen für polygames (für jegliches
sexualfreundliches) Verhalten. Dies stärkte und stärkt den
Konflikt, denn die Zahl unerwünschter Seitensprünge nahm
zu. Wir fragen uns, wie sich ein Mensch, der Treue ablehnt, in dieser
Situation (prohedonisch) verhalten kann und soll. Die Grundsituation
haben wir oben (unter Ehrlichkeit) schon dargestellt. Der Partner,
der Treue fordert, glaubt fast immer im Recht zu sein. Er hat seine
Grundwerte, die er (wie üblich) nicht in Frage stellt.
Merkwürdigerweise glaubt jedoch der, der untreu ist, nicht immer
im Recht zu sein. Dafür gibt es verschiedene Gründe:
Erstens schließt man sich unwissentlich den üblichen
Wertvorstellungen an, nach denen Treue zu Recht gefordert werden
kann. Zweitens verstößt der Untreue in der Regel auch
gegen die üblichen absoluten Ehrlichkeitsversprechungen. Das
schafft Schuldgefühle und schlechtes Gewissen.
Wir gehen
jetzt einmal von dem Fall aus, dass der Untreue von der Richtigkeit
und Berechtigtheit seines Handelns und seiner Werte überzeugt
ist. Er wird sich dann genauso verhalten, wie ein gefolterter Kurde
in einem türkischen Gefängnis. Er wird lügen (seine
Freunde, Freund, Freundin nicht verraten) und dabei kein schlechtes
Gewissen, sondern das Gefühl von Recht und Pflichterfüllung
erleben. Der Eifersüchtige wird seinen untreuen Partner ähnlich
(aber hoffentlich weniger intensiv) quälen, wie ein türkischer
Folterknecht den Kurden.
Alle haben das Gefühl ethisch
korrekt zu handeln. Aus der Sicht des konstruktiven Hedonismus
handeln allerdings nur der Kurde und der Untreue prohedonisch. Der
konstruktive Hedonismus gibt also jedem grundsätzlich das Recht
zur Untreue. Das Recht dabei rücksichtslos Infektionskrankheiten
zu verbreiten, gibt er allerdings nicht.
Wie steht es nun mit
dem Ehrlichkeitsversprechen? So etwas hat der Kurde dem türkischen
Folterliebhaber nicht gegeben, wohl aber tun dies die meisten
Partner. Auch hier gibt der konstruktive Hedonismus ziemlich klare
Antworten: Grundsätzlich spricht er allen Beteiligten ein Recht
auf die Forderung nach absoluter Ehrlichkeit ebenso ab, wie die
Forderung nach absoluter Treue. Dabei spielt es keine Rolle, was die
Mehrheit denkt. Wir erinnern an Galileo, Jesus, Sokrates, Kolle und
so weiter. Allerdings sollten dennoch wie üblich die Gefühle
(auch irrationale) aller Beteiligten bei allen realen Handlungen
berücksichtigt werden.
Sagen wir es noch einmal ganz klar
und deutlich: Grundsätzlich hat jeder Mensch das Recht zur
Untreue. Er hat auch das Recht, in diesem Zusammenhang zu lügen.
Er hat des Weiteren das Recht, vorher ein Ehrlichkeitsversprechen
abzugeben, beziehungsweise eine Partnerschaft einzugehen, bei der er
weiß, dass der Partner Treue fordert. Es ist aber seine
grundsätzliche Pflicht, nach einem Partner zu suchen, der
ebenfalls nicht eifersüchtig ist.
Wie kommt der
konstruktive Hedonismus zu diesen Forderungen, die den meisten Lesern
quer und schwer im Magen liegen? Der wichtigste Grund liegt darin,
dass die Forderung nach Treue vor allem im letzten Jahrhundert
(Antibiotika, sexuelle Aufklärung, Verhütung, schrumpfender
Kinderwunsch und so weiter) allmählich immer weniger konstruktiv
wurde. Das heißt, dass stärker polygames Verhalten und
Toleranz der Menschheit wahrscheinlich langfristig deutlich mehr
Lebensqualität bringen kann (und wird) als die derzeitig
vorherrschende Scheinmonogamie. Sie würden nicht nur den Genuss
der sexuellen Abwechslung erhöhen, sondern auch den jetzt
herrschenden Konflikt (Eifersuchtsdramen) vermindern. Es geht also
nicht nur um gegenwärtige Gefühle, sondern um langfristige
Verbesserungen der Ethik.
Neurosen
Wir
hatten oben erwähnt, dass Partnerschaften mit einem oder zwei
psychisch deutlich gestörten Partnern meist destruktiv
verlaufen. Wie aber geht man sinnvollerweise mit den kleinen Neurosen
um, die fast jeder Partner aufzuweisen hat? Wir betrachten einige
authentische Beispiele:
Die
Löffellutscher
Eine
Frau stört sich ungemein daran, dass ihr Partner den Löffel
mit der Zunge in den Mund führt und ablutscht. Dafür hat
der Partner verständlicherweise wenig Verständnis. Er
könnte es aber haben, denn seine Partnerin ist weder schuld an
ihrer Neurose noch kann sie sie einfach abschütteln. Sie hat
diese Neurose als fünfjährige entwickelt, weil und als ihre
Tante, die sie gehasst hat, diese Löffelübung durchführte.
Der Aufwand, diese Neurose loszuwerden ist i. d. R. ziemlich hoch.
Jedenfalls wesentlich höher als der Aufwand des Verzichts auf
die Lutschübung beim Partner.
Etwas schwieriger ist der
folgende Fall: Sie ist „allergisch“ gegen Kaugummi
kauen
(Schmatzen,
Schlürfen
usw. sind häufiger, aber ähnlich gelagert.) Wir zitieren
sie wörtlich: „Mein Mann hat weiter gekaut und gesagt,
ebenso gut könnte er fordern, dass ich mich an das Kauen
gewöhne, wie ich, dass er auf das Kauen verzichte“. Eine
Diskussion über die Berechtigung der Ansprüche, sowie über
die Möglichkeit und den Aufwand möglicher
Verhaltensänderungen erfolgte nicht.
Richtig
schwierig wird es, wenn Ansprüche aufeinander stoßen, die
für beide schwer zu ändern bzw. schwer verzichtbar sind.
Beispiele: Sie hört Musik, Radio, Fernseher usw. stets
ungewöhnlich leise und stört sich auch sehr an normalen
(für sie zu lauten) Lautstärken. Er mag nicht nur laute
Musik, sondern bekommt auch Verstehensprobleme, wenn der Fernseherton
zu leise ist.
Üblich sind bei diesen Problemen meckernde
Toleranzüberforderungen. Besser sind technische Hilfsmittel
(Kopfhörer, Zweitfernseher usw.).
Die größten
Probleme treten auf, wenn sich starke Wünsche diametral
widersprechen. Das liegt häufig bei deutlich unterschiedlich
intensiven Liebesgefühlen und bei sexuellen Ängsten vor.
Hier hilft oft am besten die Trennung (Näheres s. u. a. im Kap.
„Sexualität“). Manchmal erscheint eine Trennung
jedoch nicht angezeigt. Wir wollen uns deshalb kurz mit der
Bewältigung von Konflikten beschäftigen, die durch
Ungleichheit von Gefühlen entstehen.
6.3
Ungleichheit der Gefühle
Ungleiche
Gefühlsintensitäten der Partner füreinander sind die
Regel und können zu Konflikten führen. Selbst geringste
Gefühlsunterschiede können durch falsches Verhalten, z. B.
Fordern, erheblich vergrößert werden (s. o.). Das
wichtigste Mittel gegen diese Probleme ist die Anwendung des
Minimalprinzips.
Partner sollten so viel miteinander unternehmen (Zusammensein,
Hobbys, Sexualität usw.), wie der möchte, der weniger
möchte. Es sei denn, er gibt freiwillig und gerne -ohne
deutliche Nachteile für beide- mehr.
Grundsätzliche
menschliche Behandlung steht über der Anwendung dieses
Minimalprinzips. Nörgelndes Fordern („ Ich will aber mit
dir
ins Konzert!“ „Wann kommst du endlich ins Bett?“
„Nie hast du Zeit für mich wegen deiner blöden Skat-
und Fußballabende, bzw. Kaffeekränzchen usw.“)
verstärken und vergrößern Ablehnungen und
Gefühlsunterschiede. Um Missverständnissen vorzubeugen: das
Minimalprinzip rechtfertigt keinerlei parasitären Egoismus
(entbindet nicht von dem Zwang zur Lebensqualität des Partners
beizutragen).
6.4
Die
Entstehung und Erhaltung von Gefühlen
Um
Beziehungen konstruktiv führen zu können, muss man sich
darüber klar werden, was Liebe ist, wie sie entsteht und wie man
sie erhalten kann.
Liebe ist ein Gemisch aus folgenden
Gefühlskomponenten:
1. Liebe im engeren Sinne ursprünglich
zwischen Menschen verschiedenen Geschlechtes
Zweck:
Stabilisierung von Bindungen, vor allem zur Sicherung des Überlebens
von Kindern und Partnern
Ob Liebe im engeren Sinne eigenständig
ist oder nur durch die Mischung aller oder einiger der folgenden
Gefühlskomponenten entsteht, ist unklar.
2. Sexuelle Lust
stabilisiert Beziehungen, kann, im Gegensatz zu Verliebtheit, über
Jahrzehnte intensiv bleiben
3. Rangordnungsverhalten,
Angeben (Renommieren) mit attraktiven, reichen, intelligenten,
schönen usw. Partnern
4. Altruismus
5. Gefühle
aus der Mutter-Kind-Beziehung (Brutpflegeverhalten)
6.
Vertrauen, Schutz, Betreuung, Sicherheit
7. Sozialer Kontakt
(Herdentrieb)
8. Körperpflege (Zärtlichkeit)
9.
Spontanes Verlieben = spontanes Verrechnen aller Gefühle, die
früher durch ähnliche Reize erzeugt wurden
10.
Selbstbestätigung, Freude beim Erfüllen oder Übererfüllen
des eigenen Anspruchsniveaus
hier
fehlt???????????? was vergl altversion!!!!!!!!!!!!!!!
durch
ähnliche Reize erzeugt wurden
11. Das Gefühl von Liebe
und Verliebtheit kann, wie die meisten angenehmen Gefühle, aus
allen angenehmen Gefühlskomponenten aufgebaut werden und sein,
da es zu
wesentlichen
Teilen durch Konditionierungslernen entsteht. Jede
Motivation,
und Liebe ist eine Motivation, kann durch Kopplung mit
jedem
angenehmen Reiz oder Gefühl entstehen. Diese Erscheinung, die im
Übrigen viel mit Intuition gemeinsam hat, wurde schon
angesprochen, deshalb wollen wir sie hier nur kurz beleuchten:
Wenn
ein Mensch (oder [Wirbel?]tier) ein Reizmuster zum ersten Mal
wahrnimmt, vergleichen sie es
intuitiv (nicht emotional) mit allen ähnlichen Reizen, die sie
früher wahrgenommen haben. Durch die Verrechnung (Addition und
Subtraktion) aller angenehmen und unangenehmen Gefühle, die
ähnliche Reize ausgelöst hatten, entsteht ein neues Gefühl,
das jetzt dem neuen gegenwärtigen Reizmuster zugeordnet wird.
Dabei werden die hedonische Tönung, der Ähnlichkeitsgrad
und die Intensität der früheren Gefühle
berücksichtigt. Mit hedonischer Tönung ist die
grundsätzliche emotionale Qualität, also angenehm oder
unangenehm gemeint. Angenehme Gefühle schwächen unangenehme
Gesamtwirkungen und umgekehrt. Das wahrgenommene Reizmuster kann ein
Gesicht, Geruch, Stimme, Meinung usw. sein. I. d. R. liegen
Kombinationen aus vielen Reiztypen und Reizqualitäten vor. Es
können Gefühle wie Sympathie, Antipathie, Verliebtheit,
Ekel, sexuelle Lust usw. entstehen. Diese Ähnlichkeitsintuition
irrt häufig (s. o.). Wenn sie irgendwelche extremen
Eigenschaften unterstellt, irrt sie fast immer. Die
Wahrscheinlichkeit, dass ein Mensch den gleichen, z. B. sehr guten
oder sehr schlechten Charakter hat, wie ein anderer sehr ähnlich
riechender, aussehender, klingender nichtverwandter Mensch, ist sehr
niedrig. Auf Grund fehlerhafter Bewertungen von Menschen durch
fehlerhaft arbeitende Ähnlichkeitsintuition verlieben sich viele
Menschen in Menschen, die diese Liebe möglicherweise nicht
verdient haben. Madonna, Picasso, die Beatles, Sean Connery usw.
werden durch die mit ihnen verbundene Musik, Kunstwerke,
Filmhandlungen usw. nicht wesentlich besser oder schlechter und ihnen
ähnliche Menschen schon gar nicht.
Spontan und intuitiv
entstehen Gefühle oft auch noch nach Wochen, wenn neue Reize am
Partner entdeckt werden. Die Intensität dieser Gefühle
nimmt im Durchschnitt allmählich ab. Das spontane, intuitive
Verlieben wird allmählich vom Konditionierungslieben abgelöst.
Alle Gefühle, die man im Zusammenhang mit dem Partner in den
nächsten Wochen, Monaten und Jahren erlebt, werden unterbewusst
gespeichert und ebenfalls verrechnet. Das Ergebnis ist ein
dynamisches Gesamtgefühl, das zwischen Liebe, Neutralität
und Hass liegen bzw. schwanken kann. Die einzelnen Gefühle
(Altruismus, Sexualität, Sicherheit, Verliebtheit usw.)
entstehen z. T. in verschiedenen Bereichen des Gehirns. Durch
Konditionierung erworbene Gefühle werden z. B. u. a. im
limbischen System, (männliche!) sexuelle dagegen zu wesentlichen
Teilen im Hypothalamus gebildet. Das Gesamtgefühl wird also
durch das Zusammenwirken verschiedener Gehirnbereiche überhaupt
erst möglich.
6.5
Positive
Rückkopplung
Intensive
Liebe entsteht besonders, wenn es zu positiver Rückkopplung
(≈Aufschaukeln) angenehmer Gefühle kommt. Die angenehmen
Reize, die ein Partner aussendet, schaffen angenehme Gefühle,
die bewirken, dass der andere Partner ebenfalls angenehme Reize
sendet (schenkt). Diese lösen im ersten Partner Freude aus, die
zum Aussenden weiterer (stärkerer) Reize führt. Dies
erzeugt im zweiten Partner noch stärkere Gefühle. Er sendet
deshalb noch stärkere angenehme Reize aus usw. Dieses
Aufschaukeln kann, auch ohne dass beide Partner (absichtlich) aktiv
werden, ablaufen. Es genügt z. B., wenn ein potentieller Partner
(Schwarm, Idol) immer neue angenehme Reize aussendet. Jeder neue Reiz
trifft dann auf einen besseren Nährboden (Verliebtheit,
Schwärmerei, Stimmung) und erzielt dadurch mehr Wirkung als die
vorherigen.
Solche positiven Rückkopplungsketten werden in
der Realität immer durch mehr oder weniger starke negative
Rückkopplungen
(=Dämpfungen) gestört. Wenn z. B. ein Partner den anderen
ungerechtfertigt frustriert, also unangenehme Gefühle erzeugt,
wird meistens die Stärke der angenehmen Gefühle vermindert
bzw. Aversionen (=Abwehrgefühle), wie Hass, Verachtung, Ekel,
Angst usw., erzeugt.
Leider verringern sich in vielen Menschen
starke Liebesgefühle kaum, wenn der geliebte Partner sie
unberechtigt frustriert, z. B. gelegentlich verprügelt oder
ausnutzt. Dies hat wenig beeinflussbare z. T. angeborene Ursachen. Es
hängt z. B. von teilweise durch angeborene Anlagen bestimmten
Neurotransmitterkonzentrationen ab. Es wird aber auch erlernt.
Besonders die monogamistische „Du, du, du allein“-
Programmierung menschlicher Gehirne trägt zu den negativen
Folgen der Unfähigkeit, Emotionalität konstruktiv zu
regulieren, bei.
Auch die Stärke und Wirkung unangenehmer
Gefühle kann in positiven Rückkopplungsprozessen zunehmen.
Dies fördert: Nachbarschaftsstreit, Religionskonflikte, Kriege,
Blutrache, die Entstehung von Ehestreit usw. Jeder Schaden, den eine
Partei der anderen zufügt, wird aus emotionalen Gründen mit
einem größeren Gegenschaden beantwortet. Beispiele für
Vorgänge dieser Art zwischen Individuen finden sich täglich
z. B. in bestimmten Zeitungen, besonders in einer, die nicht genannt
werden muss. Derartige Lügenzeitungen gibt es leider weltweit.
Beispiele für die Beantwortung von Gewalt
mit stärkerer Gegengewalt
zwischen Gruppen liefern der Nordirlandkonflikt, der Kosovokonflikt
und der Konflikt zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarn.
U.
a. wegen dieser positiven Rückkopplungen (hauptsächlich
wegen der direkten Traumatisierungen durch unzählige Kriege und
sonstigen Gewaltmissbrauch) lehnen viele Menschen jegliche
Gewaltanwendungen ab. Natürlich spielt dabei auch religiöses
(vor allem christliches) Denken eine Rolle. Dies ist ein weiteres
Beispiel für unzulässige Verallgemeinerungen.
Gewalt
kann nur dann Gegengewalt erzeugen, wenn jemand sie ausüben
kann. Hätten die europäischen Einwanderer die Indianer
Nordamerikas nicht aufs Widerlichste weitgehend ausgerottet, gäbe
es heute möglicherweise in Nordamerika ähnliche
rassistische Auseinandersetzungen wie im Baskenland, in von Kurden
bewohnten Gebieten, in Palästina, zwischen arabischem
Fundamentalismus und westlichen Ideologien, Ruanda, Kenia usw. In
Mexiko und Südamerika traten und treten solche Konflikte
zwischen arroganten, parasitären Eroberern und Ureinwohnern seit
ca. 1494 immer wieder auf. Die Gegengewalt entsteht durch die Wut und
Rache der von unberechtigter Gewalt verschonten Freunde und
Verwandten der getöteten Angegriffenen.
Auch die meisten
Verbrecher reagieren nicht mit Gewalt gegen Richter und Polizei, wenn
sie ihr Verbrechen als Unrecht erkennen, sondern mit raffinierteren
Ausübungen ihrer Verbrechen.
Gewalt erzeugt also primär
Gegengewalt, wenn sie als ungerechtfertigt empfunden wird. Sie
erzeugt sogar gar keine Gegengewalt, wenn alle emotional Betroffenen
getötet werden. An diese „Weisheit“ haben sich viele
Herscherterroristen, wie Hitler, Stalin, Pizarro, Cortes usw. aufs
Perfideste gehalten. Dies ist, neben einigen biblischen Aussagen, ein
wichtiger Grund für die heutige generelle und absolute
Antigewaltmanie.
Gewalt ist (wie jede Aktivität) immer
dann konstruktiv, wenn durch ihre Anwendung mehr Lebensqualität
geschaffen wird als ohne. Der Beweis diese Forderung erfüllt zu
haben, ist aber leider oft nicht zu erbringen. Trotzdem sollte man
sich auch in diesem Konfliktfall für die pragmatische
wahrscheinlich richtige Lösung entscheiden und nicht für
irgendwelche Prinzipien (Dogmen).
Folgen
von positiven Rückkopplungen in Partnerschaften
Werfen
wir nun noch einen Blick auf negative Folgen von positiven
Rückkopplungen in Partnerschaften (Beziehungen). Genauso, wie
angenehme Gefühle sich wechselseitig verstärken können,
können es auch unangenehme.
Betrachten wir ein Beispiel:
Wir nehmen ein Paar. Beide sind berufstätig. Er überlässt
aber traditionsbewusst trotzdem ihr den lästigen Haushalt. Sie
ist etwas emanzipiert und reagiert zuerst mit Bitten dann mit
Nörgeln, dann mit handfesten Gegenmaßnahmen. Sie holt ihn
z. B. nicht mehr aus der Kneipe ab, wenn er zuviel gesoffen hat.
Darauf reagiert er mit Meckern und häufigerem
Saufen. Darauf vergeht ihr die sexuelle Lust. Worauf er mit Schlagen
und ständigem
Saufen reagiert (usw.).
Im besten Falle kommt es zur Scheidung.
„Unglücklicherweise“ ist ein Teil dieser
positiven Rückkopplungsprozesse unvermeidbar und „noch
schlimmer?“ einige werden durch negative Rückkopplungen
gebremst. Es gibt z. B. Ausnahmeerscheinungen, die sich
entschuldigen, kritisch über sich nachdenken und Fehlverhalten
(Denkmuster) aufgeben. Um diesen „Übeln“ vorzubeugen
haben Menschen Zusatzverfahren entwickelt, um die Selbstquälung
zu perfektionieren. Extrem beliebt sind alte Schimpansenhausmittel
wie Stolz
und Trotz.
Man verweigert sich z. B. gerne mal trotzig sexuell, nur um den
Partner zu piesacken. Man unterstellt ihm mit Vorliebe extreme
Positionen, wenn er mittlere einnimmt. Man reagiert auf berechtigte
Vorwürfe mit unberechtigten Gegenvorwürfen, meidet aus
Stolz Entschuldigungen usw. Dass fremdes Unrecht niemals eigenes
Unrecht rechtfertigt, ist, auch unter so genannten Erwachsenen, wenig
bekannt. Viele Privatfernsehsender bieten täglich ein ganzes
Arsenal an typisch unmenschlichen Interaktionsverfahren auf dem Stolz
und Trotz (oder Kotz?)-Niveau in Nachmittagstalkshows, Seifenopern
usw.
Ein weiterer sehr beliebter Schmerzverstärkungstrick
liegt im Bereich „Verschweigen,
Verdrängen, Scham“.
Diese Motivationen nutzen Milliarden von „Vernunftwesen“,
um ihrem Partner (oder sonstigen Mitmenschen) Kritik und Wünsche
gar nicht erst mitzuteilen. Das macht man besonders gerne bei
besonders wichtigen und/oder intimen Problemen. Da man diese nicht
anzusprechen wagt, nörgelt man stattdessen über nicht
zugedrehte Zahnpastatuben, zuhause rumliegende
Unterhosen usw., auch wenn es um den nur
zuhause rumhängenden
Inhalt
der Hosen geht.
Frustrierende positive Rückkopplungen
treten häufig auf, wenn die ersten starken Liebesgefühle
nachlassen. Man verhält sich dann in der Regel ehrlicher. Man
verzichtet weniger bereitwillig auf seine Ansprüche und gibt
denen des Partners weniger gerne nach. Gründe dafür können
sein: erfahrene Frustrationen, Gewöhnungslernen, das sichere
Gefühl, den Partner zu besitzen usw. Besonders betrachtenswert
sind nachlassende Gefühle:
Verliebtheitsgefühle
lassen bei fast allen Menschen nach maximal vier Jahren deutlich nach
(s. o.). Die Natur (menschliche Gene) schaltet die starke
Verliebtheit ab, indem sie u. a. bestimmte
Neurotransmitterkonzentrationen im Gehirn verändert.
Kurzfristige Verliebtheit ist biologisch erwünscht. Sie
motiviert zusätzlich zur sexuellen Motivation zur Fortpflanzung
und festigt die Bindung. Dauernde Verliebtheit wirkt (ursprünglich)
artschädigend. Sie kann z. B. bewirken, dass Eltern sich wenig
um ihre Kinder, Nahrung, Verteidigung usw. kümmer(te)n und
stattdessen ständig rumturteln und weitere Kinder zeugen, die
sie vielleicht gar nicht mehr ernähren können.
Wie
irrational und verlogen die meisten Menschen mit dem Nachlassen der
Verliebtheit bei der Gestaltung der Dauer von Beziehungen umgehen,
haben wir oben angesprochen. Jetzt widmen wir uns noch zwei anderen
Täuschungsmanövern in diesem Zusammenhang:
Blinder
Frischhaltealtruismus und sichtbarer Verfallsdatumegoismus
Frisch
verliebte Partner sind häufig sehr nett, hilfsbereit,
zuvorkommend zueinander und blind gegenüber den Fehlern des
Liebesobjekts. In diesem Zusammenhang kommen Jürgen folgende
Worte von der Lippe: „Liebe macht taub, Liebe macht stumm,
Liebe macht blind, Liebe macht duu.., duu.., duu.., duu, du, du, du,
dumm.“
Fangen wir mit der Blindheit
an. Dummerweise ist auch
sie biologisch erwünscht. Eine vollkommene hochintensive Bindung
(Vertrauen, Hilfsbereitschaft usw.) war in einer (Ur)horde für
die erfolgreiche Aufzucht von Jungen (Kindern) meistens sehr
nützlich. Es gab auch nur selten psychisch gestörte
Extremegoisten (z. B. mit Managerkrankheit =Ackermanie), die
vollkommenes Vertrauen nicht verdienten. In der heutigen
Menschenwelt, in der die Zahl der charakterlichen Arschlöcher
ihren (bisherigen!) Hochpunkt erreicht hat, ist Liebesblindheit oft
destruktiv. Der heutige Mensch sollte also seine (teilweise
angeborene) Bereitschaft zu Vertrauen mit einer gehörigen
Portion an Kontrolle und Bereitschaft zur Korrektur koppeln.
Kommen
wir nun zur zweiten Liebestäuschung, der
(Schein?)hilfsbereitschaft.
Diese grundsätzlich i. d. R. konstruktive Motivation kann
verschiedene Ursachen haben: z. B. wirklicher Altruismus,
Verliebtheitsgefühle, egoistische (Heiratsschwindler)Berechnung
usw. Fast immer liegt eine Mischung aus diesen Motivationen vor.
Wichtig ist es nun, dieses Mischungsverhältnis bei seinem
Partner möglichst schnell zu erkennen und auch mögliche
schlechte Mischungen zu antizipieren und evtl. zur Trennung zu
nutzen. (Die mögliche schlechte Mischung ist übrigens ein
[Neben]grund, für die abwartende (hinhaltende) Haltung vieler
Frauen (auch Tierweibchen) gegenüber Freiern aller Art.
Wahrscheinlich ahnt schon die Erbinformation etwas von den Gefahren
[Artschädigung] die von miesen, egoistischen Partnern und Vätern
ausgehen können.). Natürlich wird der dumme parasitäre
Egoist, wenn die Liebesgefühle des Partners nachlassen,
allmählich seinen wahren Charakter zeigen. Dann ist aber das
Kind häufig schon in den Brunnen gefallen, oder noch schlimmer
aus der Gebärmutter geschlüpft und in psychiatrischer
Behandlung.
Kommen wir also zur Früherkennung:
Ein ziemlich sicheres Verfahren ist die Beobachtung des Verhaltens
gegenüber Dritten. Hier sind die meisten Menschen im
Durchschnitt viel ehrlicher. Man kann auch dritte befragen oder
anhören. Rüdiger Hoffman z. B. hat bekanntlich auf
besonders „nette“ Art die beiden Freundinnen seines
Mitbewohners über ihre Zahl (2 statt 1) informiert.
Abschließend betrachten wir noch ein weiteres
Zuspäterkennungsverfahren: Wenn die Gefühle und das
altruistische Verhalten eines Partners nachlassen, weil sich der
andere
als Charakterschwein erweist, kommt dieses Charakterschwein häufig
nicht auf die Idee, sich selbst als solches zu erkennen und zu
betrachten, geschweige denn, sich zu ändern. In solchen
Situationen ist meist die Trennung die einzige prohedonische
Problemlösung. Werfen wir in diesem Zusammenhang einen kurzen
Blick auf seltsame Vorgänge bei Trennungen:
Bewältigung
von Trennungen
Trennungen
führen bekanntlich weltweit, selbst wenn sie vernünftig
erscheinen, oft zu extrem unangenehmen Gefühlen.
Evolutionsbiologisch erklärt sich dies daraus, dass selbst bei
einer ziemlich verkorksten Beziehung deren Reparatur für das
Überleben der Kinder in der Regel günstiger ist als die
Trennung. Psychologisch und biochemisch werden diese Gefühle
(auch die Verliebtheit) vor allem durch Veränderungen der
Konzentrationen von Serotonin, Dopamin und Endorphinen verursacht.
Tatsächlich wird durch diese Veränderungen u. a. das
Belohnungszentrum im Gehirn von Verliebten bei Trennungen ähnlich
malträtiert, wie bei Süchtigen bei Drogenentzug. Deshalb
sind auch die Gefühle oft ähnlich.
(Für das
Glück der Unzertrennlichen ist ihr Zusammenbleiben allerdings
oft äußerst schädlich).
Noch seltsamer erscheint
folgende Beobachtung:
Wenn (verkorkste) Partnerschaften zwischen
Partnern, die sich geliebt haben, von einem Partner aufgekündigt
werden, erwachen oft intensiv im anderen „eingeschlafene“
Liebesgefühle für diesen Partner erneut. Reflexartig werden
die muntermachenden Botenstoffe im Hypothalamus und Umgebung wieder
ausgeschüttet. Dieser Mechanismus funktioniert auch umgekehrt
(beim Tausch der Partneraktivitäten) und sogar mehrfach. Er
funktioniert darüber hinaus ebenfalls interkulturell (≈überall).
Dies ist fast immer ein Zeichen für angeborene Grundlagen und
damit auch für arterhaltende Funktionen. Der Grund muss also
wieder in der Verbesserung der Überlebenschancen der Nachkommen
liegen und das Ganze muss in vorkulturellen Zeiten entstanden sein.
Meistens verringerten sich die Überlebenschancen der
Nachkommen, wenn ein Elter sie verließ. Das Wiedererwachen der
Gefühle ist also wahrscheinlich ein
Beziehungsreparaturmechanismus, der ursprünglich die Kinder
retten sollte.
Das Wiedererwachen der Gefühle beschränkt
sich meistens auf den verlassenen
Partner. Dies erklärt sich daraus, dass in der Regel er
destruktives Verhalten gezeigt hat. Seine starken neuen Gefühle
sollen in ihm Motivationen zur Verhaltensänderung und
Selbstkritik erzeugen, was leider manchem modernen Drogenkonsumenten
nicht gelingt.
Unter heutigen Gesellschaftsbedingungen hängt
das Überleben der Kinder nur noch äußerst selten von
den angesprochenen Wiederversöhnungen ab. Deshalb ist es in den
meisten Fällen und viel häufiger als früher sinnvoll,
schlechte alte Beziehungen aufzugeben und nach neuen prohedonischeren
zu suchen.
6.6
Vor-
und Nachteile verschiedener Lebensgemeinschaften
Single
Die
Zahl der Singles hat in den letzten Jahrhunderten extrem zugenommen.
Wir betrachten die wichtigsten Gründe, die technische
Entwicklung, Heterogenisierung, genetischer Verfall, Schutz vor
verschiedensten Gefahren, finanzielle und soziale Absicherung,
Änderungen von ethischen Werten und so weiter. Diese Faktoren
haben Isolierung von einzelnen Menschen ermöglicht und
gefördert. (Früher (in [oder besser außerhalb] der
Urhorde) war ein isolierter Mensch langfristig nicht
überlebensfähig.). Wir betrachten einige konkrete
Einzelursachen: Die Verschiedenheit der Menschen, destruktiver
Egoismus, mangelnde soziale Kompetenz und so weiter) fördern
Konflikte in Partnerschaften.
Genetische Selbstveränderungen,
die zum Beispiel zu psychischen Störungen oder äußerer
Unattraktivität führen, zerstören Partnerschaften oder
verhindern ihre Entstehung.
Circa 30% aller Frauen geben an,
kaum sexuelle Motivationen (ein wichtiger Grund für die Bildung
von Partnerschaften) zu haben.
Die ethische Abwertung von
Menschen ohne Partner hat ebenso abgenommen, wie die Abwertung der
Selbstbefriedigung.
Wie bewerten wir nun das
Singlephänomen?
Grundsätzlich gilt, wie bei fast allen komplexen Phänomenen,
dass es gute und schlechte Seiten hat.
Wir gehen wie immer von
hedonistischen Prinzipien aus: In diesem speziellen Falle geht es um
emotionale Werte von besonderer Bedeutung. In Beziehungen können
Liebe, Sexualität, Zärtlichkeit, Geborgenheit, familiäre
Kontakte und so weiter besonders intensiv erlebt werden. Darin
stecken bekanntlich emotionale Qualitäten, die die meisten
Menschen als besonders intensiv, angenehm und erhaltenswert
bezeichnen und empfinden. Wir werden also alle Ursachen und Wirkungen
des Singledaseins, die diese Qualitäten fördern
grundsätzlich positiv bewerten, die anderen tendenziell
ablehnen.
Genetische Selbstzerstörung, sexuelle
Unterdrückung, psychische Störungen und so weiter (s. o.)
mindern im Durchschnitt menschliche Lebensqualität. Sie sind
deshalb sowohl grundsätzlich als auch als spezielle Ursachen für
das Alleinleben antihedonisch. Gibt es denn dann überhaupt auch
positive Effekte des Singlelebens? Wir wollen zwei beleuchten:
1.
In der modernen Gesellschaft treten immer häufiger Situationen
auf, in denen Menschen, die gut allein sein können, gebraucht
werden. Diese (Leuchtturmwärter)Problematik haben wir an anderer
Stelle näher diskutiert.
2. Die moderne Gesellschaft
schafft antihedonische Situationen, denen man sich dank der
Anonymität des Singledaseins entziehen kann.
Ein Beispiel
ist der Treuezwang. Jemand, der im Bereich Liebe, Zärtlichkeit
und Sexualität die Abwechslung besonders schätzt, kann sie
als Single mit viel weniger Benachteiligungen genießen als in
fast allen festen Beziehungen.
Natürlich kann man sich
auch allen möglichen (weiteren?) Neurosen (Klammern, Nörgeln,
konventionellen Zwängen und so weiter) erfolgreicher entziehen.
(Umgekehrt tut es den Mitmenschen gut, wenn Neurotiker sich als
Single abschotten.).
Es gibt Millionen Menschen, die die
freiheitlichen Vorteile des Singledaseins mit der Erhaltung der oben
beschriebenen emotionalen Werte (Liebe, Zärtlichkeit und so
weiter) verbinden können. Sie haben eine Lebensform gewählt,
die ebenso konstruktiv sein kann, wie eine glückliche
Partnerschaft.
Es gibt auch Paare (Partner), denen es gelungen
ist, ihre Eifersucht weitgehend abzubauen und sich wechselseitig
sexuelle Freiheit zu gewähren. Sie haben einen der hedonistisch
günstigsten (und deshalb besonders verteufelten?) Wege gewählt.
Noch günstiger, aber nahezu überhaupt nicht
vorhanden, ist eine Lebensform, bei der Abwechslung auch bezüglich
Liebe, Zärtlichkeit und so weiter gewährt wird.
Sinnvollerweise könnten Menschen Gruppen von circa drei bis zehn
Personen (ohne Kinder) bilden, in denen mehrere Mitglieder mehrere
andere in jeder Weise lieben. Eine ähnliche Gruppenbildung haben
Bonobos (Zwergschimpansen) erfolgreich entwickelt. Sie beweisen, dass
eine solche Lebensweise grundsätzlich möglich ist.
Unter
heutigen Menschen ist sie kaum zu verwirklichen. Das liegt an
verschiedenen irrationalen Tabus, Ängsten, Egoismen,
Heterogenität und Neurosen, vor allem an hochgezüchteter
Eifersucht und so weiter, die viele Konflikte schaffen. Aufgrund
dieser Erscheinungen gelingt es den meisten Menschen ja nicht einmal,
auch nur mit einem einzigen Partner (oder in sexuell neutralen
Wohngemeinschaften) langfristig glücklich zusammenzuleben. Die
Wahrscheinlichkeit, dass dies mit zwei (oder mehr) Partnern gelingt,
ist jedoch nicht halb so groß, sondern wesentlich geringer. Bei
diesen Kombinationen müssen die Wahrscheinlichkeiten nämlich
multipliziert und nicht addiert werden.
Sollten
die rationalen Anteile der menschlichen Selbststeuerung in Zukunft
weiter zunehmen, so werden die oben angesprochenen Formen des
Gruppenzusammenlebens sich stärker verbreiten. Dabei werden auch
alle Formen der Bi- und Homosexualität, denen wir uns im
Folgenden widmen wollen, einfließen. Auch die Toleranz
gegenüber solchen Lebensformen und –gemeinschaften wird
(wie heute die Toleranz gegenüber Homosexualität)
allmählich entstehen bzw. zunehmen.
6.6.1
Bisexualität und Homosexualität
Unter
biologisch ursprünglichen Bedingungen war die typische zumindest
zeitweise feste heterosexuelle Beziehung insbesondere im Sinne der
Arterhaltung eindeutig am konstruktivsten. Sie sicherte den
Fortpflanzungserfolg und entsprach den angeborenen Bedürfnissen
fast aller Gruppenmitglieder. Außerdem sicherte die Auslese
(intraspezifische Selektion = Auswahl [des Partners] innerhalb der
Art) die Erhaltung und Verbesserung der biologischen Fitness,
beziehungsweise der zugehörigen Gene.
In der heutigen
Kultur haben sich die Bedingungen geändert: Vermehrung wurde
zumindest regional und zu bestimmten Zeiten sogar potentiell
schädlich. Die Zahl homosexuell empfindender Menschen hat sowohl
durch genetische Selbstveränderungen als auch durch
Veränderungen der Sozialisation zugenommen. Die Ziele haben sich
stark von reiner Arterhaltung zur Lebensqualität hin verschoben.
Unter
diesen Gesellschaftsbedingungen dürfte die Bisexualität
die konstruktivste sexuelle Lebensform sein. Dabei erscheint eine
stärkere Gewichtung der Heterosexualität gegenüber der
Homosexualität angezeigt. Dies begründet sich dadurch, dass
zwar die Gleichheit der Geschlechter zu starker prohedonischer
Harmonie (Verständnis, Kenntnis usw.) führt, andererseits
aber die angeborenen Dispositionen bei genetisch ursprünglichen
Menschen besonders starke heterosexuelle
Empfindungsfähigkeit herbeiführen.
Eine konstruktive
Sozialisation in diesem Bereich beinhaltet in jedem Falle eine
stärkere Erziehung (Konditionierung, positive Bewertung) zur
Liebe zu beiden Geschlechtern und zum oben angesprochenen Leben in
Kleingruppen. Letzteres wird verstärkt möglich werden, wenn
die Menschen ihre heutige Hyperheterogenität verringern werden.
Es funktioniert z. B. bei Bonobos (Zwergschimpansen) u. a. deshalb
ausgezeichnet, weil dort die Heterogenität gering ist.
Die
meisten konservativen Kräfte in allen Kulturen fassen (wie
üblich) ihre ethischen Werte, wie z. B. die reine
Heterosexualität, nicht als Produkte verändernswerter
Erfahrungen aus den letzten Jahrhunderttausenden, sondern als
geoffenbarte unveränderliche Wahrheiten auf. Deshalb erlebt die
Menschheit seit Jahrtausenden weltweit Konflikte zwischen
Homosexuellen (Alternativen) und ihren Gegnern.
Allerdings muss
man berücksichtigen, dass z. B. die Möglichkeit, Aids zu
verbreiten, (insbesondere homo-
und bisexuelle)
Polygamie zurzeit zu einer beträchtlichen Gefahr gemacht hat.
Dies wiederum beruht jedoch weniger auf der Unbeherrschbarkeit
der Seuche als auf mangelnder Aufklärung und Selbstkontrolle.
Man fördert weiterhin lieber generelle Sexualtabus als spezielle
Kondomnutzung. Man fördert weiterhin lieber generelle Freiheit
als spezifische Kontrolle rücksichtsloser Infizierter.
6.7
Die
Problematik der Kleinfamilie und des Alleinerziehens
Diese
umfangreiche Problematik können wir im Folgenden nur kurz
anreißen, nicht ausdiskutieren.
Wie wir an anderer Stelle
bereits angesprochen haben ist es biologisch natürlich, wenn
Kinder von größeren Gruppen
(Großfamilien, Horden, Sippen) erzogen bzw. sozialisiert
werden. Außerdem könnte es prohedonisch wirken, wenn
zwischen mehreren Mitgliedern einer Gruppe Liebesbeziehungen jeder
Art erlebt werden können.
Schon die Kleinfamilie ist somit
ein unnatürliches (möglicherweise nachteiliges) Lebens- und
Erziehungsumfeld. Eine Einzelperson könnte letzteres noch mehr
sein.
Um die verschiedenen Erziehungsumfelder vergleichend
bewerten zu können muss also geklärt werden, welche Vor-
und Nachteile sie mit sich bringen und ob insbesondere eine
Kleingruppenerziehung möglich ist, bei der auf die (zu
vermutenden) Vorteile der ursprünglichen Gruppenerziehung nicht
verzichtet werden muss.
Bei diesen Überlegungen gehen wir
(wie immer) grundsätzlich davon aus, dass nicht alles, was in
der ursprünglichen Natur konstruktiv war, es auch heute in
modernen Kulturen noch ist.
Die wichtigsten Vorteile der
Erziehung durch Gruppen:
1. Verschiedene Eigenschaften
verschiedener Menschen (Vorbilder) können übernommen
werden.
2. Beim Ausfall eines Erziehers (Vater, Mutter) kann das
betroffene Kind durch die Fürsorge der Restgruppe besser weiter
versorgt werden (überleben). Das Trauma von Verlusten ist
geringer und kann durch die Hilfe anderer Gruppenmitglieder besser
bewältigt werden.
3. Nachteilige Eigenschaften und
Verhaltensweisen der Eltern (Jähzorn, Vernachlässigung,
Brutalität usw.) können durch die Gruppe z. T. ausgeglichen
oder verhindert werden.
(Diese Effekte gelten natürlich
alle auch für erwachsene Gruppenmitglieder.).
Diese
Funktionen werden alle bei Alleinerziehenden in modernen Kulturen
teilweise von der Gesellschaft (Kindergarten, Nachbarn, Polizei,
Freunde, Schule, Heime usw.) übernommen. Insbesondere bei
Kleinkindern versagt jedoch das anonyme Regulativ „Gesellschaft“
öfter als die Sippe vor Jahr(hundert)tausenden. Je kleiner und
anonymer die Zahl der Erziehungspersonen ist desto mehr werden
Missbrauch, Vernachlässigung, Mord, Lerndefizite, Fehlprägungen
und jegliche Sozialisationsschäden möglich. Dies alles gilt
besonders, wenn die Eltern (der Elter) selbst schon
Sozialisationsschäden aufweisen. Genau solche Elter werden
bevorzugt von ihrem Partner verlassen. Solche Eltern gehören oft
der Unterschicht an. Deshalb treten dort die genannten Störungen
relativ häufig auf. Um diese Zustände zu schaffen und zu
stabilisieren, sorgen die meisten Bildungspolitiker dafür, dass
pädagogische Informationen allen Menschen mit niedriger
Schulbildung nahezu perfekt vorenthalten werden.
6.7.1
Die Entstehung der Kleinfamilie
Nun
fragt man sich, wie und warum die Kleinfamilie bei so vielen
Nachteilen überhaupt entstehen konnte.
Ein Grund
(Voraussetzung) ist die zunehmende Flexibilität angeborener
menschlicher Verhaltensweisen. Menschenväter können z. B.
eher und vollständiger die Aufgaben von Menschenmüttern
übernehmen, als das bei Wölfen der Fall ist.
Ein
weiterer Grund liegt im technischen Fortschritt: Früher, als man
noch weniger hipp war, (auch Milupa, Alete usw.) hatten Männer
z. B. erhebliche Probleme beim Füttern (Stillen) von Säuglingen.
(Der Schaden, der durch den Verzicht auf das Stillen (die
Muttermilch) im Säugling entsteht, ist an anderer Stelle näher
besprochen.).
Auch die Emanzipation der Frau spielt eine
erhebliche Rolle.
Die wichtigste direkte Ursache dürfte
jedoch der Konflikt zwischen den Generationen (Hyperheterogenität)
gewesen sein. Insbesondere Mitte bis Ende des 20. Jahrhunderts waren
die Unterschiede in vielen (ethischen) Auffassungen zwischen Eltern
und älteren Verwandten oft so groß, dass viele Eltern ihre
Kinder vor deren Großeltern beschützen wollten und
mussten. Das spießige, sexualfeindliche, autoritäre,
religiöse Denken seiner Eltern erschien manchem 68er als Gefahr
für seine Kinder. In solchen Fällen dürfte sich die
Reduktion der Erziehung oft (zumindest teilweise) konstruktiv auf die
Kinder ausgewirkt haben (vgl. oben).
Im Ganzen dürfte der
hedonische Erziehungserfolg von Einzelpersonen jedoch unter sonst
gleichen Bedingungen im Durchschnitt geringer als bei
verschiedengeschlechtlichen Eltern oder bei Vielpersonenerziehung
sein.
Die wichtigste Aufgabe aller Einzel- und Zweiererzieher
bleibt daher, die konstruktiven Funktionen der Großgruppe
bewusst zu ersetzen. D. h. konkreter: Es müssen prohedonische
Kontakte zwischen Kind und anderen Personen hergestellt werden. Diese
Personen können konstruktive Verhaltensweisen (Eigenschaften)
vorleben (vermitteln), die die Einzelpersonen nicht oder zu wenig
aufweisen.
Bei Alleinerziehenden können zum Beispiel
Probleme im Bereich sexuelle Prägung oder Imitation mehr oder
weniger geschlechtsspezifischer Verhaltensweisen auftreten.
Mütter
leben oft typisch männliche Verhaltensweisen ([Über]Mut,
Ehrgeiz, Risikobereitschaft, [sexuelles] Imponieren, Sport
einschließlich Saufgelagen, Aggressivität, räumliche
Intelligenz, handwerkliche
Aktivität, geisteskrankes Autofahren, faire Kommentkämpfe
usw.) nicht oder weniger vor als Väter.
Väter leben
entsprechend Zärtlichkeit, Kaffeekränzchenplaudereien,
Klatschzeremonien, „stunden“langes Einparken?,
Kerzenscheinromantik, geschicktes Intrigieren, sprachliche
Kommunikationsfähigkeit usw. im Durchschnitt seltener oder
geringer vor als Frauen. Ähnlich liegt die Problematik in
abgeschwächter Form, wenn zwei homosexuelle Frauen oder Männer
erziehen.
Nun fragt man sich, wie es denn dann möglich ist,
dass oft Kinder alleinerziehender Eltern besonders fit und
leistungsfähig sind. Dafür gibt es einen Hauptgrund: Viele
Alleinerziehende schalten den wichtigsten Grund für
Erziehungsfehler in modernen Kulturen (meist unwissentlich) aus: Sie
können relativ schlecht überverwöhnen. Viele haben
weniger Zeit und Geld, um ihre Kinder (wie „normale“
Eltern einschließlich Oma, Opa, Freundin usw.) bis zum
Erbrechen zu verhätscheln. Dadurch zwingen sie ihre Kinder,
teilweise Konflikte und Probleme selbst erfolgreich zu lösen. So
etwas trägt bekanntlich zu psychischer Gesundheit,
Selbstzufriedenheit und Leistungsfähigkeit bei und wird deshalb
von vielen Menschen nach weihwässrig-teuflischem Vorbild
gemieden.
Resümee
Menschen
leben unter komplexen und veränderlichen Lebensbedingungen. Sie
geben z. B. biologisch ursprüngliche Lebensweisen, deren
Bedeutungen und Funktionen sie in der Regel nur teilweise kennen,
auf. Das gilt u. a. für das Problem des Hospitalismus, die
Abschaffung der Großfamilie sowie des Stillens und für die
Tiermehlverfütterung an Rinder, Schweine usw. Das wichtigste
Ziel jeder Erziehung muss es daher sein, junge Menschen auf angenehme
Weise mit möglichst vielen Aspekten und Problemen ihrer Umwelt
zu konfrontieren und sie erfolgreich und selbstständig Probleme
lösen zu lassen. Momentan ist es halbwissenschaftliche,
freiheitlich-tolerante Mode, zu glauben, dass es keinen Unterschied
macht, ob größere Gruppen, die üblichen Eltern oder
Alleinerziehende ein Kind großziehen. Sicher ist jedoch, dass
der natürliche Kontakt zu fehlenden Elternteilen und/oder
anderen Gruppenmitgliedern ersetzt werden muss. Dabei können
übrigens auch Medien und Anregungen, die von anderen nicht
menschlichen Objekten (Tiere, Pflanzen, technische Umwelt usw.)
ausgehen, hilfreich sein. Menschen
müssen locker flockig unter die Knute (natürlich nur im
Nürnberger- und Eis-Bärliner Zoo).
Sicher
ist auch, dass, wenn die gerade genannten Anregungen beachtet werden,
jede der Erziehungskonstellationen (Alleinerzieher usw. s. o.) [auch
Adoptiveltern und ihre Kinder] erfolgreich sein kann. Anders
ausgedrückt: Die Nachteile, die durch biologisch unnatürliche
Erziehungssituationen entstehen können, werden von Nachteilen,
die durch die oben beschriebenen Fehler bei der Sozialisation und
durch genetischen Verfall entstehen, um ein Vielfaches übertroffen.